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III. Spitzen aus Bambus.

a.) Lanzetförmig, mittelst eines besondern Stäbchens auf dem Schaft befestigt. Betreffs der Verbindung mit dem Holzstäbchen können selbe in zwei Gruppen, eine wo solches seitlich gegen das Stäbchen geschehen, und eine andere wo die Spitze innerhalb einer Spalte desselben befestigt ist, vertheilt werden. In die erste Gruppe gehören vierzehn der uns vorliegenden Stücke, die betreffs der Spitze selbst nur Unterschiede in der Länge derselben und der Lage der grössten Breite innerhalb dieser zeigen. Gemäss der Natur des Materials ist die äussere Seite immer convex und die innere concav; die Kanten der letzteren sind manchmal in Form eines Randes flach geschnitten, so dass dadurch ein rautenförmiger Raum (No. 108 & 119) umrahmt wird, während erstere unmittelbar vor dem oberen Ende einen kurzen, durch den Rohrknoten gebildeten Widerhaken zeigt (Siehe Taf. VIII Fig. 1, No. 108 und Fig. 16, No. 106). Grössere Verschiedenheiten zeigen sich in der Form des verbindenden Stäbchens, das entweder cylindrisch, kolben- oder umgekehrt kegelförmig ist (Siehe Taf. VIII Fig. 1, 10, 18 und 28, No. 111). Einmal zeigt dasselbe Längsgruben (No. 106), ein anderes Mal ist es gut geglättet (No. 112); noch ein anderes Mal (No. 114), zeigt es an der Mitte einen vorspringenden Rand der die dickere, obere Hälfte von der unteren, dünneren trennt, und bei noch einem andern (N°. 113a) entspringt aus der Mitte des oberen Endes ein besonderes dünneres Stäbchen gegen das die Spitze befestigt ist. Gänzlich abweichende Form zeigen die Verbindungsstäbchen der beiden letzten hier in Betracht kommenden Stücke; das des einen (No. 118, Taf. VIII Fig. 17) ist in der Mitte kugelförmig angeschwollen, aus der Mitte des kugeligen Theils entspringen nach oben und unten die Stäbchen, einerseits zur Befestigung der Spitze, andererseits zur Verbindung mit dem Schachte dienend. Beim zweiten Stück (No. 119, Taf. VII Fig. 17) ist die mittlere Anschwellung eiförmig und von den daraus hervortretenden Stäbchen, durch einen erhabenen Rand geschieden.

Im Anschluss an die vorstehenden sei noch eines Stückes mit im oberen Theil gabelförmigem Stäbchen erwähnt, gegen das zwei Bambusspitzen befestigt sind (No. 120, Taf. VII Fig. 1); der untere Theil zeigt an der einen Seite ein stilisirtes Gesicht, durch wenig hervortretende schiefe und gerade Leistchen und zwei runde Erhabenheiten geformt.

Die zweite Gruppe ist nur durch drei Stücke (N°. 115, 116 und eines der ersten Sendung, Taf. VIII Fig. 2) vertreten; einmal ist das Stäbchen halbrund (115), das zweite Mal cylindrisch (116) und das dritte Mal (Taf. VIII, Fig. 2) unten dünner als oben.

Zur Befestigung gegen, oder im Stäbchen dient eine Umwindung mit Rohrfasern, die bei einigen Stücken durch von Rohrfasern geflochtene Ringe begrenzt wird und manchmal mit rothem Farbstoff, einmal (No. 108) aber mit Harz eingeschmiert ist.

Die Länge dieser Spitzen mit Einschluss des Stäbchens beträgt 36-63 cM.

b) Die Spitze ist in der untern Hälfte cylindrisch und auf ein Stäbchen gesteckt. Von dieser Form liegen fünf Exemplare vor (No. 121–125), auch hier findet sich der, bei der vorigen Form erwähnte, durch einen Theil des Rohrknotens gebildete Widerhaken. Die Spitzen sind einander vollkommen gleich, das Stäbchen mehr oder minder lang und entweder cylindrisch (No. 122-124), oder oval im Durchschnitt (No. 121), kolbenförmig (N°. 125) oder endlich zeigt es Längsgruben (N°. 124. Vergleiche Taf. VIII Fig. 12, No. 122). Einmal findet sich vor dem untern Drittel des Stäbchens ein hervortretender Rand (No. 123). Die Länge bewegt sich zwischen 34-55 CM.

IV. Fischpfeile.

Fünf Exemplare liegen vor (No. 126-130), die Spitzen bestehen aus Palmholz und sind zu zweien, vier oder fünf, in schräger Richtung, und durch geflochtene Ringe zusammengehalten, auf dem Rohrschaft befestigt. Lang 25,2-32,6 CM.

Von den vorstehend charakterisirten Pfeilspitzen erwähnt FINSCH unserer Formen la & d und IIIa, sowie der Fischpfeile (Op. cit., pg. 75 [213]) giebt aber von keiner unserer Formen eine Abbildung; unter den bei EDGE PARTINGTON, Op. c. auf den Tafeln 267-269 & 324 der ersten, sowie Tafel 152-154 der zweiten Serie abgebildeten Pfeilen, die entweder dem Gebiet der Humboldtbai und Nachbarschaft oder dem Südosten und der Torresstrasse angehören, finden wir fast Nichts das den hier behandelten Pfeilen des Gebietes der Astrolabebai verwandt ist.

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Fassen wir nun das vorstehend charakterisirte Material als Ganzes in's Auge, so lassen sich verwandte Formen im Gebiete des Westens (Humboldtbai und Nachbarschaft) nachweisen. Es finden sich z. B. dort Formen der Spitze die den von uns oben beschriebenen verwandt; dies ist z. B. der Fall mit der runden kegelförmigen, der vierseitigen Form und den zwei Formen der Bambusspitze, sowie mit den Fischpfeilen, wofür wir auf die an anderer Stelle gegebene ausführliche Beschreibung der Pfeile aus dem Gebiete von Niederländisch Nord-West Neu-Guinea verweisen 1). Uebrigens finden sich wie wir schon im Eingang dieses Aufsatzes bemerkt, genug der charakteristischen Unterschiede die ein geübtes Auge sofort erkennen lassen, welchem Gebiete die eine oder andere Pfeilform angehört. Eine unserer Form II verwandte Spitze aus Palmholz finden wir bei EDGE PARTINGTON, Op. c. zweite Serie, Taf. 152 Fig. 13 mit der Angabe Redscarbai abgebildet. Sehr interessant ist die unter a am Schluss besprochene Form mit stylisirtem Gesicht und Längsgrube, weil sie gleichsam das Spiegelbild einer der weiter oben beschriebenen Speerformen aus demselben Gebiet bildet. Auf deren entfernte Verwandtschaft mit einer Form aus westlicherem Gebiet haben wir schon oben im Beginn hingewiesen. Einen höchst auffallenden und unseres Wissens sonst nicht vorkommenden Typus bildet unsere Form d; ob die Anschwellung des unteren Endes der Spitze ganz und gar als Artefact aufzufassen ist, oder ob der Eingeborene hier nur bei einem, ihm durch die Natur in dieser Gestalt fertig gelieferten Material, durch Entfernung der rauhen äusseren Theile, Glättung etc. nachgeholfen, bleibt vorerst eine offene Frage, bis durch aufmerksame und geschulte Beobachter hierüber, wie über manche in der Einleitung berührte Frage, genauere Berichte vorliegen. Ist die, manchmal überraschend lange und nadelförmige Spitze, mit der Anschwellung am unteren Ende, aus einem überall gleichmässig dicken Holzstück herausgearbeitet, und bildet letztere nicht das Produkt eines Wurzelknaufs, dann sehen wir in dieser Form einen neuen Beweis der Geschicklichkeit und Ausdauer jener Eingeborenen die sich, wie FINSCH dies mit Recht hervorhebt, in ihren Artefacten so oft kundgiebt. Dieselbe Frage drängt sich uns auf betreffs der Verdickung des mittleren Theiles des Verbindungsstäbchens der Pfeile N°. 118 und 119 am Schluss unserer Form IIIa erwähnt, die gleichfalls aus einem Stück gearbeitet sind.

Bevor wir uns nun der Verzierung des Rohrschaftes, dessen Dicke bei dem vorliegenden Material zwischen 1-1,5 CM. schwankt, zuwenden sei der Befestigung der Spitze, resp. des verbindenden Stäbchens der Bambusspitzen auf demselben gedacht. Um dem oberen Ende des Schaftes, in welches Spitze oder Stäbchen ohne Weiteres hineingesteckt, grössere Festigkeit zu geben ist dasselbe entweder, und zwar in der Mehrzahl der Fälle, mit einem oder mehreren, in Zickzackmuster von Rohrfasern geflochtenen, breiteren oder schmäleren Ringen, oder in andern, seltneren Fällen mit Rohrfaser in einander kreuzenden oder spiralig verlaufenden, dicht aneinander liegenden Gängen umwunden. Nur einmal (No. 85) ist ein roth gefärbter Rotanstreif für die Umwindung verwandt, was bei Lanzen öfter vorkommt. Im vorletzten Falle wird die Umwindung dann noch oft nach beiden, oder nach einem Ende hin durch einen der vorerwähnten, geflochtenen Ringe begrenzt; aus Abbildungen sind die betreffenden Verschiedenheiten zur Genüge ersichtlich.

Eine Einkerbung des unteren Schaftendes beobachteten wir nicht, wie uns solche auch nicht an Pfeilen aus dem Gebiet der Humboldtbai bekannt geworden ist.

1) DE CLERCQ & SCHMELTZ: Op. cit., pg. 17 No. 536 & 571, pg. 125 No. 567 und pg. 127 No. 534, etc.

Wenden wir uns nun der Verzierung des Schaftes zu, so bemerken wir zuvörderst dass, wie schon oben gesagt, eine eigentliche Verzierung, ausser mehr oder minder roh eingekratzten Längslinien, sich nur selten findet. Bei mehr als der Hälfte des von uns hier behandelten Materials finden sich selbst letztere nicht einmal und in einzelnen Fällen (z. B. No. 37, 69, 74, 89, 91, 119 & 120) ist Schaft und Spitze mit einer dicken Lage einer schwarzen Masse, gleich den in unserm früheren Aufsatz (Bd. VIII pg. 242) erwähnten Holzschüsseln, überzogen. Manchmal ist auch die Epidermis aller Schaftglieder ganz oder theilweise abgeschabt. Dazu gesellt sich dann bei unserm Material die eigenthümliche Erscheinung, dass, je complicirter die Form der Spitze, desto öfter eine Verzierung des Schaftes mangelt. Es dürfte der Mühe verlohnen an Material aus gleicher Provenienz in anderen Sammlungen nachzugehen ob diese Beobachtung auch dort eine Bestätigung durch dasselbe findet. In Folgendem sei nun das Resultat der Untersuchung der Ornamentformen, wie wir solche an unserm Material fanden, zusammengestellt.

Wo eine Verzierung sich zeigt, besteht dieselbe in den bei weiten meisten Fällen, wie schon eben gesagt, aus Längslinien die mehr oder minder breit und mehr oder minder zahlreich sich an allen Schaftgliedern der betreffenden Exemplare finden (Siehe Taf. VII Fig. 19a, No. 54). Oft ist indes das oberste Glied nicht verziert (z. B. No. 51, 53) oder eine andere, gleich zu erwähnende Verzierung tritt hier an Stelle der Längslinien auf; nur das erste Glied ist dann reicher verziert und alle übrigen nicht. Manchmal sind auch die Enden der Linien schief- oder rechtwinklig umgebogen (Siehe Taf. VII Fig. 4a & 16b No. 78 & 63). Das oft an Stelle der Linien tretende Ornament des ersten Schaftgliedes lässt sich in zwei Gruppen vertheilen, eine wo selbes ein mehr oder minder breites Band an der Mitte des Gliedes bildet und eine zweite wo die Form desselben eine vielseitig abwechselnde ist. Fassen wir letztere Gruppe zuerst ins Auge so zeigen uns die Fig. 13 & 14 unserer Taf. VIII eine Verzierung die sich bei zwei Pfeilen der früheren Sendung, ans obere Ende des Gliedes gerückt, findet und bei dem einen aus Wellen- und Längslinien, bei dem anderen aber aus schiefen, Quer- und Längslinien zusammengesetzt ist und sich in ähnlicher Weise auch bei zweien der Pfeile dieser Sendung (N°. 39 & 41) findet. Bei zwei andern finden sich Längsstreifen mit umgebogenen Enden (No. 75 & 124) wie vorhin erwähnt, die übrigen Glieder von No. 75 zeigen keinerlei Verzierung. Jene Liniengruppe wird bei einem weitern Stück (No. 40) gekreuzt durch eine Gruppe einander dicht genäherter Linien, die durch einen schiefen Streif wiederum halbirt wird. - Bei zweien findet sich ein Zickzackstreif, an zwei einander gegenüberliegenden Stellen des Gliedes, der einmal (No. 42, Taf. VIII Fig. 22) verdoppelt erscheint und Rauten umschliesst, während er beim zweiten Stück (No. 63 Taf. VII, Fig. 16a) nur einzeln bleibt und, gleich einigen Querstreifen, auf braunem Grunde verläuft. Ein anderes Mal (No. 45) findet sich eine Mittelgruppe von schiefen Linien, oder von Gruppen kurzer Querstreifen und Grübchen zwischen Längslinien (No. 66, Taf. VII Fig. 22b), oder endlich (No. 123, Taf. VIII Fig. 29) von Querbändern, wodurch Gruppen concentrischer Winkellinien begrenzt werden.

Die andere Gruppe von Ornamenten des ersten Gliedes, ist auf ein, in verschiedenerlei Weise modificirtes Band um die Mitte desselben, wie oben gesagt, begründet; elf Exemplare sind hier in Betracht zu ziehen. Beim ersten (No. 72) ist das undeutlich eingekratzte Band gänzlich mit schiefen, Quer- und Längslinien gefüllt; dies bildet die einfachste Form. Bei einem zweiten (No. 60) befinden sich einzelne breite schräge Streifen, innerhalb des, übrigens dicht mit Linien gefüllten Bandes; der übrige Raum des Gliedes ist mit Längslinien verziert; das Band eines dritten (No. 48) enthält einen schwarzen winklig gebogenen Streif, der beiderseits von Schrägstreifen begleitet wird, und übrigens dicht aneinander gedrängte Längslinien, während der übrige Raum des Gliedes wieder jene Linien mit hakenförmigen Enden zeigt. Damit stimmt die Verzierung des fünften und sechsten (No. 77 & 78, Taf. VIII Fig. 4a) überein, nur ist der winklig gebogene, durch Schrägstreifen ersetzt. Auch der folgende (N°. 73 Taf. VII Fig. 14a) ähnelt diesen, der Schrägstreif wird hier durch vier mit Längslinien gefüllte Dreiecke begrenzt; und bei einem andern (No. 79, Taf. VIII Fig. 23b) liegt der Unterschied nur in der Breite des Bandes. Von den übrigen vier stimmen je zwei vollkommen mit einander überein, bei den ersten zwei (No. 92, Taf. VII Fig. 18a und 125, Taf. VII Fig. 25) befindet sich an zwei entgegengesetzten Stellen ein sechsstrahliger Stern, innerhalb des braunen Bandes, während bei den andern zwei (No. 108, Taf. VIII Fig. 1a und 116) das Band zwei breite Schrägstreifen umschliesst, und von einem Querstreif kornährenförmiger Verzierung begrenzt wird.

Schliesslich mögen noch einige, vereinzelt auftretende Verzierungen, die nicht in den vorstehend besprochenen Formenkreis gehören, zur Betrachtung gelangen. Einmal (No. 98) ist die Verzierung mit Längstreifen aller Schaftglieder an der Mitte derselben unterbrochen; bei einem andern Stück (No. 49, Taf. VII Fig. 4a) finden sich an den drei oberen Gliedern ausser den Längslinien mit hakenförmigen Enden nahe den Knoten Querlinien und bei einem dritten (No. 50) zeigen die beiden obersten Glieder Gruppen unregelmässiger schräger und Querlinien. Längslinien und zu Längsreihen geordnete schwarze Flecke bilden die Verzierung des zweiten und dritten Schaftgliedes eines weiteren Stückes (No. 57), während bei einem andern (No. 80) alle Glieder Gruppen von Wellenstreifen zwischen Querstreifen zeigen und letztere die einzige Verzierung der beiden ersten Glieder des letzten hier zu behandelnden Stückes (N°. 118) bilden. Aus der vorstehenden Schilderung der Ornamentik des Pfeilschaftes geht hervor dass dieselbe sich aus Liniensystemen und sogenannten „geometrischen Figuren" zusammensetzt. Dass darunter mehr verborgen liegt, als unser ungeübtes Auge darin sieht, dürfte, nach dem was die neueren Untersuchungen betreffs der Ornamentik der Naturvölker uns gelehrt, auch in diesem Falle kaum zweifelhaft sein. Es dürfte doch kaum ein Spiel des Zufalls sein, dass, wie wir in mehreren Fällen andeuten konnten, sich ein und dasselbe Ornament in gleicher Weise wiederholt. Die Räthsel, welche hier vorliegen, zu lösen bleibt einer ferneren Zeit vorbehalten, in welcher es vielleicht einmal einem Forscher von der Art VON DEN STEINEN's vergönnt sein wird, den Aeusserungen der Volksseele in gleicher gründlicher, fruchtbringender und glücklicher Weise in Neu-Guinea Schritt für Schritt nachzugehen, wie jener dies am Xingu unter den Natur-Völkern Central Brasiliens gethan. Bis dahin gilt es aber auch hier nicht allein Materialsammeln, sondern auch soviel nur möglich unter Beachtung auch der kleinsten Nebenumstände zu publiciren, um es solchergestalt zu allgemeiner Benutzung zugängig zu machen. Vielleicht kommen wir auch auf die Weise, indem es uns gelingt die verbindenden Glieder zu schaffen, einen Schritt weiter auf dem Wege der Erkenntnis!

VII. UEBER GEGENSTÄNDE AUS NIEDERLÄNDISCH NEU-GUINEA.

Mit Tafel IX Fig. 4, 5, 15 & 17.

Vor einiger Zeit erhielt das Ethnographische Reichsmuseum von Herrn J. VAN OLDENBORGH, derzeit Resident von Ternate, worunter auch Niederländisch Neu-Guinea ressortirt, eine Sammlung aus der Humboldtbai und Nachbarschaft zum Geschenke, die der Hauptsache nach Bogen und Pfeile, neben diesen aber noch einige andere Gegenstände, so u. A. prächtigen Brustkampfschmuck und einige geschnitzte Holzfiguren enthält. Bestätigen erstere wieder neuerdings in erwünschtester Weise Dr. FINSCH'S, auch oben erwähnte Voraussetzung betreffs des Gebietes dem die verzierte Bogen- und die complicirtere und reicher verzierte Pfeilform angehören, so finden sich unter den letzteren einzelne, die betreffs der Form etc. unser Interesse beanspruchen und zu näherer Betrachtung und einem Vergleich mit schon bekanntem Material einladen.

FINSCH Sagt 1) dass die Stiele der Sagoklopfer manchmal mit Schnitzwerk verziert sind, giebt aber selbst kein Beispiel eines solchen verzierten Stiels dieses, mehrfach abgebildeten und beschriebenen Geräthes 2). Auch uns kommt in der vorliegenden Sammlung

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1) Ethnol. Erf. pg. 61 [199]. 2) DE CLERCQ & SCHMELTZ: Ethn. Beschr. van de W. & N. Küst v. Nederl. Nieuw Guinea, pg. 64 No. 309 & PI. XVII Fig. 6.

neben einem unverzierten, ein solcher zum ersten Mal vor Augen (Inv. No. 1052/6) den wir auf Taf. IX Fig. 4 abbilden. Wie die Abbildung zeigt, ähnelt der vordere, durchbohrte Theil des Stiels einem Thier-(Krokodil-)Kopf; die beiden Seiten stimmen völlig mit einander überein, die obere Fläche ist in gleicher Weise verziert, die runde (Augen-)Fläche wird hier durch das Loch für das Futter der Klinge ersetzt. Uebrigens stimmt dies Exemplar völlig betreffs der Form etc. mit den anderweit beschriebenen überein; als Herkunftsort ist die Humboldtbai aufgegeben.

Brustkampfschmuck ist in dieser Sammlung in vier Exemplaren (Inv. No. 1052/ 1-4) von der von uns früher 1) beschriebenen und auch von FINSCH (Op. cit. pg. 107 [244] gut charakterisirten, mehr oder minder herzförmigen, für das Gebiet der Humboldtbai und den östlich daran grenzenden Theil von Deutsch Neu-Guinea typischen, Art vorhanden. Bezüglich des von Rotanstreifen geflochtenen Gerippes, der Vertheilung der Aussenseite in eine Anzahl, durch Reihen von Muschelplatten (Nassa) umsäumter und mit in Harz gedrückter Früchte (Abrus) gefüllter Felder, sowie des Schnurbehanges des Randes stimmen selbe mit den eben erwähnten Stücken überein. Zwei (N°. 1-2) zeigen aber, abweichend von den andern beiden und auch von den übrigen uns bekannten Stücken, in der Bekleidung der Aussenseite auch einzelne grosse kugelförmige hellblaue Glasperlen und das eine (No. 1) ausserdem eine Reihe von drei grünen Glasringen mit rautenförmigen Eindrücken. Am Schnurbehang dieses selben Stückes sind einige Vogelknochen, deren einer in Blätter gehüllt, wie auch FINSCH solche erwähnt, und eine grosse, grüne Glasperle; an dem eines andern (No. 4) ein Stückchen Vogelhaut und einige Papageifederen befestigt. Diese Stücke stammen ebenfalls aus der Humboldtbai.

Was die Pfeile und Bogen dieser Sammlung betrifft, so liegen solche in zwei Partien vor; für die eine ist die Humboldtbai, für die andere der Kampong Ansus, auf der weiter westlich in der Geelvinkbai liegenden Insel Jappen, als Provenienz aufgegeben. Nun bietet sich hier die Erscheinung dass alle Pfeile ersterer Provenienz eine viel einfacher bearbeitete, nur mit wenigen einzelnen, oder zu Reihen, resp. Gruppen vereinigten Widerhaken bewehrte und rothbraun gefärbte Spitze zeigen, während auch die Verzierung des Schaftes, wo eine solche vorhanden, nur auf wenige ringförmig oder spiralig sich um den Schaft hinziehende Liniensysteme, neben einzelnen in der Längsrichtung verlaufenden Schlangenlinien, beschränkt ist. Dagegen zeigen sich bei dem als von Ansus stammend eingeliefertem Material nicht allein alle die vielgestaltigen Formen der Spitze, wie wir selbe aus dem westlicheren Theil der Nordküste von Neu-Guinea kennen, sondern auch die reiche Verzierung des ersten, und in sehr vielen Fällen auch des zweiten und in noch anderen selbst mehrerer Glieder des Schaftes mit Liniensystemen, fisch- oder eidechsenförmigen Figuren, etc. etc. Würde die hier vorliegende Herkunftaufgabe einwandfrei erscheinen, so wäre das vorliegende Material von ungemeinem Interesse, indem sich dann die einfacheren Pfeilformen der Humboldtbai sehr gut jenen anschliessen würden, die wir aus östlicher gelegenen Kulturen kennen gelernt. Allein dem steht gegenüber dass erstens in der Sammlung selbst neben einem, mit einer durch uns beschriebenen Form aus DE CLERCQ'S Sammlung von Wasior, im Gebiet der Geelvinkbai 2) fast völlig übereinstimmendem Bambusbogen, auch ein Holzbogen mit der Angabe Humboldtbai vorliegt, wie deren

1) DE CLERCQ & SCHMELTZ: Op cit. pg. 39 No. 187, 196 & 197.

*) Ibid., pg. 139 No. 622 & Pl. XXX Fig. 16.

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