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Ganz anders verhält es sich mit den Verzierungen der Gewandstücke, die entweder durch Aufnähen von Zeugstreifen oder durch eine Art Stickerei hergestellt werden. Fig. 22 auf Taf. XVI giebt den Bärenkopf in der typischen Umbildung wieder, die er erleidet, wenn er nach der ersten Methode auf Kleiderstoffen dargestellt wird. Die Augen sind noch recht kenntlich, ebenso die Mundöffnung, die Ohren aber sind in einem blossen geradlinigen Streifen über den Augen verwandelt. Innerhalb der Tuchstreifen erscheint noch als aufgenähte Verzierung jenes kielbogenförmige Ornament, von dem wir oben feststellen konnten, dass es ebenfalls auf den Bärenkopf zurückgeht. Andre Motive als solche, die der ersten Gruppe zugehören oder den zweifelhaften Vorkommnissen des Augenornamentes zuzurechnen sind, habe ich auf Gewandstücken nicht verwendet gefunden.

Ueber die „Ornamentik zweiter Ordnung" ist nur wenig zu bemerken. Wie aus vielen der abgebildeten Figuren erhellt, sind die Umrisse der Ornamente häufig noch mit Strichlagen oder concentrischen krummen Linien ausgefüllt, die sich in ihrer schematischen Wiederholung als echte Ornamente niedern Ranges bewähren. Sie dürften meist auf den Versuch zurückgehen, nicht nur die Umrisse, sondern auch die Körperoberfläche der ursprünglichen Vorbilder wiederzugeben, so namentlich die Schuppen der Fische (Vgl. Taf. XVI, Fig. 19, 20). In andern Fällen ist durch sie der Grund, von dem sich die Ornamente abheben sollen, gewissermassen getönt, sie ersetzen mit andern Worten die Farbe (Vgl. Taf. XV, Fig. 6 u. 7).

Damit wäre die Frage, auf welche Urbilder die Ornamentik der Aino zurückgeht, noch Möglichkeit beantwortet. Aber es knüpfen sich daran noch andre Fragen, die eine kurze Behandlung verlangen.

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Wenn heutzutage versucht wird, das angesammelte ungeheure Material völkerkundlicher Erkenntnis für die Vorgeschichte der Menschheit nutzbar zu machen und, gestützt auf ethnographische Beweisstücke, alte Völkerbeziehungen und -Mischungen nachzuweisen, dann erheben sich sofort Dutzende warnender Stimmen. Es ist immer noch zu früh zu solchen Studien, wird da eingewendet; überall auf der Erde kehren gleichartige Erscheinungen wieder, wie das bei der Aehnlichkeit der menschlichen Entwicklung in den verschiedensten Gebieten ganz natürlich ist, und nur wenn alle diese einzelnen Thatsachen auf's Allergründlichste untersucht sind, dürfen mit der äussersten Vorsicht weitere Schlüsse gezogen werden.

Es ist klar, dass ein Sieg dieser Anschauung zum Stillstand und zur Verknöcherung der Wissenschaft führen müsste; gleichwohl wäre es unrecht, sie völlig zu misachten. Die grosse Gefahr, vor der gewarnt werden muss, liegt in der einseitigen Behandlung der verschiednen Probleme, denn in der That ist es äusserst gewagt, die Verwandschaft zweier Völker, etwa nur aus der Form ihrer Haartracht oder der Aehnlichkeit der Bewaffnung herleiten zu wollen. Und doch werden kleinere Monographieen immer nur Einzelheiten des Kulturbesitzes behandeln können!

Schon an andrer Stelle 1) habe ich auf den meiner Ansicht nach besten Ausweg aus

1) Das Augenornament, S. 93 f.

I. A. f. E. IX.

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dieser Schwierigkeit hingewiesen. Das Provisorische der Anschauung, die aus dem Studium irgend einer Waffe, eines Geräthes oder eines Ornamentes zu gewinnen ist, muss auch in der Darstellung des Endergebnisses zum Ausdruck kommen, und das erreiche ich durch die Einführung der ethnographischen Zone. Alle Gebiete, in denen eine Gruppe bestimmter Kulturmerkmale oder auch nur ein einziges eigenthümliches Geräth auftritt, bilden in diesem Sinne eine gemeinsame Zone, die nun wieder von andern Zonen durchkreuzt oder verstärkt wird. So haben wir in Afrika eine Zone der Tanzmasken, eine der Wurfmesser, Zonen bestimmter Hüttenformen; die Zone der Stäbchenpanzer umfasst die nördlichen Randgebiete des Stillen Oceans und einige Inselgruppen u. s. w. Die Verbreitung der Hausthiere, der Nutzpflanzen, aber auch der Sitten und Bräuche lässt eine solche Darstellung ebenfalls zu.

Fassen wir unsre Ergebnisse in dieser Form zusammen, so erreichen wir den grossen Vortheil, dass jedes vorschnelle Urtheil ganz vermieden und doch die Wichtigkeit der erlangten Erkenntnis scharf und klar vor Augen geführt wird. Denn die Frage, wie die Zonen entstanden sind und was sie uns lehren, bleibt dabei zunächst zurückgestellt, und nur, wenn uns andre Thatsachen zu kühneren Schlüssen ermuthigen, brauchen wir die selbstgezogene Grenze zu überschreiten. So kann sich das zonenweise Auftreten gewisser Dinge einfach aus klimatischen Gründen erklären, indem gleiche Bedürfnisse ähnliche Mittel zu ihrer Befriedigung hervorriefen, in diesem Falle würden sich die klimatischen und die betreffenden ethnographischen Zonen ungefähr decken. In andern Fällen mögen Völkermischungen die Ursache sein, in andern wieder Handel und Verkehr.

Eine Betrachtung der Aino-Ornamentik zwingt uns zur Aufstellung mehrerer Zonen von sehr verschiedner Wichtigkeit oder, wenn man sie auf ein Kartenbild übertragen denkt, von sehr verschiedner Farbenstärke. Eine intensiv gefärbte Zone verbindet das Gebiet der Aino mit dem eigentlichen Japan, die Verwandtschaft der ornamentalen Kunst ist in diesen Gebieten am grössten. Eine bei weitem schwächere Zone zieht von Yeso fast über das ganze nördliche Sibirien hin; sie ist charakterisiert durch einige wenige ornamentale Motive, den Bärenkult u. s. w.. Eine dritte Zone endlich, nur sehr wenig ausgeprägt, knüpft auf Grund geringer ornamentaler Verwandtschaften Yeso an Nordwestamerika. Nur auf die erste von diesen dreien möchte ich mit wenigen Worten näher eingehen.

Die Zone, die Japaner und Aino verbindet, hat ihre Parallelen. Es ist bekannt, dass noch in historischer Zeit im nördlichen Hondo Ainos sassen, und dass man mit gutem Grunde jene Ureinwohner, die „Erdspinnen", mit denen in der ältesten Zeit ihrer Geschichte die Japaner zu kämpfen hatten, als Verwandte der heutigen Ainos ansieht. Die Ortsnamenkunde und die Ergebnisse der praehistorischen Forschung bestätigen diese Ansicht durchaus; auch dass Mischungen zwischen Japanern und Ainos wenigstens im Norden von Hondo vorgekommen und an anthropologischen Merkmalen kenntlich sind, wird zugegeben. Die Aehnlichkeit zwischen den religiösen Anschauungen der Aino und dem Shintoismus ist ebenfalls anerkannt.

Durch den Nachweis nun eines tiefgehenden Zusammenhangs zwischen der Ornamentik der Aino und den einfachsten Formen der japanischen Kunst gelangen wir in unsrer Erkenntnis einen bedeutenden Schritt weiter: Die alte Kultur der Japaner, müssen wir sagen, und die der Aino haben eine gemeinsame Grundlage; die Ainoartige Bevölkerung Altjapans ist nicht einfach verdrängt oder vernichtet, sondern ist ein wichtiger Bestandtheil, des japanischen

Volksthums geworden oder sie hat allermindestens Gelegenheit gefunden, das Wesen der neuen Ankömmlinge entscheidend zu beeinflussen. Soweit vermag uns die Betrachtung der anscheinend so bedeutungslosen Verzierungen zu führen, die der Aino in seine Holzgeräthe einritzt oder in seine Kleiderstoffe einwebt. Weiter zu gehen wäre nur auf Grund viel umfassenderer Kulturstudien möglich; jedenfalls aber öffnet sich uns hier ein Weg, auf dem wir fortschreiten müssen, wenn wir Licht in das Dunkel vieler geheimnisvoller Probleme bringen wollen, die andern Versuchen der Lösung hartnäckig trotzen.

I. NOUVELLES ET CORRESPONDANCE.

LXI. Die Nachrichten der Jesuiten missionäre P. Francisco SANCHEZ, P. LLOVERA und P. PERUGA: Ueber die Negritos von Mindanao oder die Mamanuas.

Die Mamanuas bewohnen das Binnenland der Nordostecke der Insel Mindanao. Man kann sie nicht als völlige Nomaden (im gewöhnlichen Sinne des Wortes) ansehen, denn sie besitzen auch kleine Felder, auf denen sie Camote (eine Convolvulus-Species) anbauen, doch reicht der Ertrag dieser schlecht bestellten Aecker nicht hin sie zu ernähren, weshalb sie hauptsächlich auf die Jagd und den Fischfang angewiesen sind. So halten sie sich nur zur Regenzeit bei ihren Feldern in ihren niedrigen, elenden Hütten auf; wie die Dürre eintritt, wandern sie unstät herum, um in den Flüssen Fische zu fangen und im Walde nach Wild, Honig und Früchten zu suchen. Das Wild fangen sie meist durch Schlingenstellen. Das Aufsuchen der Bienennester ist für sie deshalb von grosser Wichtigkeit, weil sie ihnen das Wachs liefern, das ihr wichtigstes Tauschverkehrmittel im Handel mit den Christen der Küste bildet. Finden sie in einem hohlen Baume einen Bienenstock, so wird der Baum gefällt und dann gespalten. Der Honig und die Larven werden nun aus den Waben herausgequetscht; die Larven mit dem Honig zusammen zerquetschen sie mit den Händen zu einem Brei, den sie mit grossem Behagen verzehren. Finden sie mehr Honig, als sie zu ihrem Lebensunterhalte brauchen, so wird er in Gefässe gesondert und an die Christen verhandelt. Für Honig, Wachs und Matten (ihre einzige Industrie) tauschen sie sich bei den Küstenbewohnern Messer, Lanzenspitzen, Silberschmuck, Baumwollzeuge u. s. w. ein. Geld kennen sie nicht.

An der Spitze ihrer kleinen Horden stehen als Häuptlinge greise Männer (Amá oder Pangolo), diese üben auch die Gerichtsbarkeit über schwere Verbrecher aus; so wird ein Mörder auf Befehl der Amás getödtet.

KLEINE NOTIZEN UND CORRESPONDENZ.

Bei der Geburt eines Kindes wird keine besondere Feier veranstaltet. Den Namen pflegen sie nach der Örtlichkeit, wo das Kind zur Welt kam, zu geben. Will ein junger Mann heirathen, so erscheint er vor den Eltern der Auserwählten und überreicht ihnen Geschenke, die in Kesseln, Messern, Kleiderstoffen und dgl. bestehen. Werden diese Geschenke angenommen, so ist dies ein sicheres Zeichen, dass die Werbung günstig aufgenommen wird. In diesem Falle lässt sich der Häuptling den Brautwerber holen, und stellt ihm vor, dass er seinen künftigen Schwiegereltern und den Verwandten der Braut überhaupt Achtung und Gehorsam zu zollen habe. Hat der Freier dies versprochen, so tritt er in den Dienst seiner Schwiegereltern auf eine Zeit, die vereinbart wird und die gewöhnlich zwei Jahre umfasst. Ist diese Dienstzeit vorüber, so wird der Tag des kali paide oder des Hochzeitsfestes bestimmt, welches darin besteht, dass die beiderseitigen Verwandten mit Schweine- und Hühnerbraten und mit einem von der Nipa-Palme gewonnenen Schnapse bewirthet werden. Auch Tänze werden aufgeführt, bei welchem aber die Geschlechter gesondert von einander tanzen. Während dieser Festlichkeiten, wird jene Ceremonie vorgenommen, welche unserer Trauung entspricht. Sie besteht darin, dass Braut und Bräutigam sich wechselseitig ein mit gekochtem Reis gefülltes Gefäss reichen, dadurch sind sie Mann und Weib geworden. Wird der Mann untreu, so wird er durchgeprügelt, mitunter sogar getödtet. Ueber die Bestrafung eines ungetreuen Weibes wird nichts erwähnt.

Stirbt ein Mamanua, so stimmen sie zunächst den Trauergesang Túdum an, es lautet:

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Durch 24 Stunden hindurch wird Leichen wache gehalten, und während dieser Zeit der Túdum wiederholt angestimmt. Dann wird der Todte, angekleidet mit dem Kampúpuy (kurzen Hosen), in ein Grab bestattet und mit ihm zugleich die Lanze, das grosse Wald- und ein kleineres Messer eingegraben. Ist das Grab verschüttet, so findet ein ähnliches Fest mit Schmaus und Tanz statt, wie bei der Hochzeit, nur dass hier von Zeit zu Zeit wieder der Túdum angestimmt wird. Den Schluss der Todtenfeierlichkeit bildet das Aufhäufen von gekochtem Reis über der Grabstätte.

Raub und Diebstahl werden dadurch gestraft, dass der Verbrecher entweder das entwendete Gut dem rechtlichen Besitzer zurückerstatten muss, oder ihm einen Schadenersatz zu leisten hat.

Ueber ihre Religion ist man noch vielfach im Unklaren. Wenn sie auf die Wildschweinjagd oder auf Honigsuche ausgehen, so stecken sie drei ein Meter lange Zweige oder Stäbe, in Form einer Triangel zusammengestellt, in die Erde. In den so eingeschlossenen Raum legen sie ein Gefäss mit Speise, meist Honig. Dadurch erhoffen sie gute Jagd oder reichliche Honigernte zu erhalten. Idole besitzen sie nicht. Wie für alle Stämme der Insel Mindanao, ist auch für die Mamanuas der Sang der Wildtaube, Phalotreron brevirostris (von ihnen Magbabaya genannt), verhängnissvoll. Erschallt der Gesang im Rücken des Wanderers, so ist es ein glückliches Vorzeichen, sonst bedeutet es Unheil.

P. SANCHEZ ist jetzt beschäftigt einen Katechismus in der Mamanuasprache abzufassen. Folgende Vocabeln kommen in den Missionsberichten der genannten Jesuiten-Sendboten vor:

Sundan, grosses Waldmesser; Ludio, kleines Waldmesser; Tamón, Kleidung, Kleidungsstoff; Pangolo, Häuptling; Amá, der Greis, Häuptling; Kalipaide, Todtenfest; Túdum, Trauergesang; Kampúpuy, (kurze) Hosen; Bankán, Lanze; Tuba, Schnaps oder Wein, von der Cocos- oder von der Nipa-Palme gewonnen; Húma, Acker; Tálo, Wachs; Dúgos, Honig; Bané, Matte.

FERD. BLUMENTRITT. LXII. Ein Teponaztli im ethnographi schen Museum der Universität Basel. Bei Gelegenheit des Sichtens und der Aufstellung des Oceanischen Theils dieses Museum, die ich einem Wunsche Prof. J. KOLLMANN'S, derzeitigem Vorsitzenden der Museums-Commission, im Frühjahr

dieses Jahres vornahm, machte ich mit Interesse die Entdeckung dass einzelne dieser Stücke, so u. A. Exemplare der bekannten von STOLPE beschriebenen geschnitzten Schaufeln von den Hervey-Inseln, durch Hrn. VISCHER, dem das Museum so reiche Zuwendungen verdankt, an der Westküste Amerika's erworben wurden.

Unter den mexicanischen Stücken erregte

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zumal die von mir photographirte, nebenstehend abgebildete Holzpauke, Teponaztli, meine

Aufmerksamkeit; ich fand selbe nebst einem nicht ornamentirten Schwesterstück auf einem Schrank unter einem Haufen zerbrochener Pfeile und Indianer-Stickereien. Die mittlere der drei Figuren war früher mit Perlmuttereinlagen

verziert.

Das Photographiren derartiger Stücke, sowie mit Reliefs geschmückter

Steinskulpturen

wurde ausgeführt, nachdem die Oberfläche angefeuchtet war. Die Zeichnungen treten dann deutlicher hervor als auf den Originalen selbst. Auch bei langem Exponiren, wobei natürlich einzelne Stellen schneller trocknen, ist sehr zu diesem Verfahren, welches

falls vorsichtig ausgeführt nicht schadet, zu rathen.

Gelegentlich, der ¡Heimkehr der Gebr. SARASIN, von ihrer erfolgreichen Celebes-Reise, legte Prof. KOLLMANN gegen Mitte d. J. sein Amt in deren Hände. Hoffen wir dass unter der Leitung dieser, einer einflussreichen Familie angehörenden Herren, das Museum die Zeit des bevorstehenden Umzugs glücklich überwindet und dass die von Prof. KOLL

MANN eingeleiteten Arbeiten Fortführung erfahren. Inzwischen gebührt Prof. KOLLMANN der Dank der Ethnographen für sein Bemühen, neben seiner umfangreichen Thätigkeit auf anatomischem und anthropologischem Gebiet, dem alten morschen Museumsgerippe neues Leben einzuflössen.

L. FROBENIUS. LXIII. Ueber die Vertheidigungswaffen der Eingebornen Amerikas hat W. HOUGH (Primitive American Armor, im Rep. U. St. Nat. Mus. for 1893. [Washington 1895] pg. 625-651) eine mit guten Abbildungen ausgestattete, interessante Arbeit veröffentlicht. Es kommen hier nur Schilde und Panzer in Betracht, von denen erstere, abgesehen von einigen Stämmen Südamerikas und den Eskimos, über den ganzen Erdtheil ziemlich allgemein verbreitet gewesen zu sein scheinen. Die Panzer theilt H. in sechs Gruppen: 1) solche aus Walrosszahnplatten bei Eskimos und Tschuktschen, 2) solche wo das ebenerwähnte Material durch Holzplatten ersetzt ist (Sitka, Virginien bei den Schasta und Irokesen), 3) Panzer aus runden Holzstäben (Aleuten, Sitka, am Columbia-Fluss, bei den Irokesen, Hupas etc.), 4) aus Streifen von Fell und Haut (Tschuktschen); 5) aus einem Felle verfertigt (weit verbreitet); und 6) aus einer Masse verfertigt, in der thierische Stoffe und Baumwolle eine Rolle spielen (ehemals in Mexico, Peru etc., verbreitet und ausserhalb Amerikas noch in der Mongolei und Korea zu finden). Die ersten vier Gruppen gehören eng zusammen, sie sind jene Formen welche RATZEL in einer früheren Arbeit (Akad. München 1886) „Stäbchenpanzer" genannt hat und für welche sich ausserhalb Amerikas nur noch an wenigen Stellen der Erde (Asien und Oceanien) Parallelen finden. H. nimmt drei verschiedene Verbreitungsgebiete in Amerika an und sucht den Ursprung des Stäbchenpanzers in Japan von wo Spuren seiner Wanderung sich noch bei den Aino und benachbarten Stämmen finden. Beinahe zu demselben Ergebnis gelangte RATZEL, der aber, veranlasst durch das Vorkommen des Panzers in Oceanien, die Erfindung direct von Japan via Oceanien nach Amerika und von dort wieder zu den Tschuktschen wandern lässt.

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Bande (1896) der Mitth. der anthropologischen Gesellschaft in Wien erschienen ist. Der Verfasser kommt auf Grund der Fundergebnisse zu folgenden weiteren Schlüssen: „Aus dem Umstande dass beinahe alle Knochen im Fundergebnis dieser, aus der Bronzezeit datirenden Ansiedlung vertreten sind, lässt sich schliessen dass es sich hier nicht um eine rituelle oder symbolische Anthropophagie gehandelt. hat, bei der nur gewisse Körpertheile genossen werden, sondern um wahre Menschenfresserei aus Leckerei. Dafür, dass nicht Noth der Bewohner die Ursache war, spricht das gleichzeitige Auffinden vieler Knochen von grossen Thieren. Dass Genäsch igkeit im Spiele war, und dass zumal junge Personen und Kinder verspeist wurden, geht aus den gefundenen Knochen hervor. Nicht nur Leichen der Feinde, sondern auch die der Verwandten dürften der Sitte zum Opfer gefallen sein. Zumal scheint das Gehirn und das Mark der Röhrenknochen als Leckerbissen gegolten zu haben; auch das Fleisch des Rumpfes und der Gliedmaassen wurde genossen. Das Fleisch wurde gebraten, vielleicht auch gekocht; die Röhrenknochen über das Feuer gehalten, damit das Mark besser herausgenommen werden könne.

Im Anschluss an seinen Bericht stellt Verfasser alles zusammen was über prähistorische Anthropophagie in Europa bekannt geworden ist und geht schliesslich den Ursachen und dem Ursprung der Sitte nach, wobei die Litteratur ausgiebig benutzt ist. Leider ist für den Neu-Britannia-Archipel auch hier wiederum POWELL'S, an Erfindungen reiches Buch und nicht das auf Thatsachen basırte PARKINSON'S benutzt; vielen der Citate merkt man an dass sie aus andern Arbeiten über denselben Gegenstand ohne weitere Kritik abgeschrieben sind, was uns sehr tadelnswerth erscheint. Im Uebrigen hat der Verfasser mit dem ersten Theil seiner Arbeit unsere Kenntnis des Gegenstandes in dankenswerther Weise gefördert.

LXV. Ueber Menschenopfer in Serbien. in Verband mit dem Köhlerglauben vom vergrabenen Schatze, die selbst bis in die neueste Zeit hinein vorgekommen, berichtet Dr. FR. S. KRAUSS im Urquell VI (1895) pg. 137 ff., nach einer Arbeit von Prof. MILAN R. VERNIE in Belgrad, in eingehender Weise. Das Menschenopfer gilt hier sowohl als Sühnwie als Ablösungsopfer. Blut ist der Gegenwerth für den Schatz, den die Erde birgt und den ein Dämon bewacht. Es muss aber nicht unbedingt Menschenblut sein, wie auch Beispiele von Thieropfern (Katzen, Hühner) beweisen; welches der beiden Opfer, ob das Thier- oder das Menschenopfer primär, lässt sich nicht ohne Weiteres entscheiden.

Auch bei den Germanen wurden Menschen ge

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