Imágenes de páginas
PDF
EPUB

ALTERTHÜMER AUS DER REPUBLIK

SAN SALVADOR

VON

DR. CARL SAPPER, GUATEMALA.

(Mit Tafel I & II.)

Der Reisende, welcher aus dem ruinenreichen Guatemala nach der Republik San Salvador kommt, ist überrascht darüber, wie selten hier Reste altindianischer Ansiedlungen in Form von einzelnen Tumulis oder von ausgedehnteren Anlagen zu finden sind. Ich selbst habe bei der Durchwanderung dieser Republik im Frühjahr 1895 nur drei nennenswerthe Ruinenplätze gesehen, nämlich Cuscatlan, in der Nähe der Hauptstadt San Salvador, Tehuacan in der Nähe von S. Vicente und Zacualpa am See von Güija im äussersten Nordwesten des Landes. Trotz der Seltenheit altindianischer Bauüberreste werden Alterthümer allenthalben in grosser Menge gefunden, sei es bei landwirthschaftlichen Erdarbeiten, beim Brunnengraben oder andern Gelegenheiten Beweis genug dafür, dass diese reichen Gebiete auch früher stark bevölkert waren, wenn auch ihre Bauten der intensiven Bodenbearbeitung und ähnlichen Ursachen allmählich zum Opfer fielen.

[ocr errors]

In der Hauptstadt San Salvador befinden sich einige Sammlungen von Alterthümern des Landes, welche mein Interesse durch die Eigenart, manchmal auch die Schönheit der einzelnen Gegenstände in hohem Grade erweckten. Die umfangreichste dieser Sammlungen ist das staatliche Museo del Salvador", dessen Besuch und Studium mir von dem Direktor, Dr. SANTIAGO J. BARBERENA, in liebenswürdigster Weise gestattet wurde. Man findet hier zahlreiche, sehr gut erhaltene Thongefässe, vielfach durch Malereien oder Reliefverzierungen geschmückt, ausserdem viele Steinsculpturen (Götzenbilder, Räuchergefässe u. a.), welche theils menschliche, theils thierische Gestalten darstellen. Der Werth der Gegenstände wird aber sehr durch den Umstand beeinträchtigt, dass meist kein Fundort angegeben ist; die Gegenstände haben zwar alle eine, manchmal sogar zwei Nummern aufgeklebt, einen dazu gehörigen Katalog giebt es aber nicht. Auch in der Privatsammlung des Herrn GUSTAV D'AUBUISSON befinden sich manche schöne Gegenstände, deren Fundort leider nicht bekannt ist. Man darf aber für bestimmt annehmen, dass alle diese Sachen innerhalb der Republik S. Salvador gefunden worden sind.

Ausser einigen Götzenbildern, steinernen Thierfiguren, Lanzenspitzen u. dgl. enthält die Sammlung D'AUBUISSON einige schön bemalte Thongefässe, auf welche ich später noch zurückzukommen habe, und eine grosse, sehr gut erhaltene Steinsculptur (Fig. 1) welche von meinem verehrten Freunde Dr. BARBERENA in Cara sucia, nahe der Guatemalagrenze im äussersten Südwesten des Landes entdeckt und nach San Salvador geschafft I. A. f. E. IX.

1

worden ist. Es ist eine mächtige runde Steinscheibe von 85 cM. Durchmesser und ansehnlicher Dicke, auf ihrer Vorderfläche befindet sich ein ausgemeisselter Kopf, an der Peripherie beobachtet man an vier diametral einander gegenüberliegenden Punkten einfache mäandrische Figuren (Fig. 1a), während auf der Rückseite eine flache Einwölbung sich befindet, mittelst welcher die Scheibe auf einer säulenförmigen Unterlage ruhte und sich eventuell drehen. liess. Steinskulpturen von ähnlicher Technik, aber viel schlechterem Erhaltungszustand und mit minder interessanten Darstellungen fand Dr. BARBERENA in Ahuachapan und brachte sie nach dem Museo del Salvador.

In der Sammlung von Don JUSTO ARMAS findet man aus der Nähe der Hauptstadt viele steinerne und thönerne, mehr oder minder gut erhaltene Idole, einige prächtige eigenartige Figurenvasen aus gebranntem Thon, etliche Lanzen- und Pfeilspitzen u. dgl. Aus dem Bezirk von Sensuntepeque stammen eigenthümliche plattgedrückte Thonfiguren, welche meist in ziemlich roher Weise menschliche Gestalten darstellen, ausserdem schön geformte Köpfe aus gebranntem Thon mit einer Art Diadem auf dem Haar, grosse Thongefässe mit Mäanderlinien und anderen geometrischen Ornamenten, auch einer Art Hieroglyphen, sowie ein hübscher schmaler Mahlstein mit runder, über die seitlichen Ränder des Steins hinausragender Handwalze und mit mäandrischen Linien, als Schmuck, auf den Seitenflächen. Erwähnung verdient auch ein hübscher Thonstempel (Fig. 2) mit Handgriff von Guayaval. Von Cuscatlan besitzt Herr ARMAS u. a. zwei schwere runde Steinkeulen und eine kleine Kupferaxt, Gegenstände welche mir hier zum ersten Mal aus dem ganzen Gebiet Guatemala-San Salvador zų Gesicht kamen.

Im Allgemeinen erhält man bei Betrachtung der Salvadorischen Alterthümer den Eindruck, als ob sie in der keramischen Technik hinter den Erzeugnissen Guatemalas zurückblieben. Die Höhe künstlerischer Entwicklung welche ich an manchen Alterthümern der Alta Verapaz bewundern lernte, und welche an manchen Gegenständen des südlichen Guatemala, namentlich in der Sammlung des Herrn MANUEL ALVARADO in Antigua, in ähnlicher Weise beobachtet wird, scheint von den alten Bewohnern des Salvador nicht erreicht worden zu sein. Geschmack und rege künstlerische Phantasie findet man aber doch und manche der geometrischen Ornamente dürften noch jetzt der Nachbildung werth sein (z. B. die hübschen, wenn auch einfachen Verzierungen am Grund eines Thontellers von Montepeque [Museo del Salvador No. 54], Fig. 3. Die schönsten figürlichen Malereien beobachtete ich auf zwei Thongefässen, welche sich im Besitz von Herrn D'AUBUISSON befinden. Das eine davon, von unbekannter Herkunft, ist ein glattes Gefäss aus feinem Thon von 30 cM. Höhe und einem Durchmesser von 17 cM. oben, von 16 cM. am Grund. Der Grundton des Gefässes ist ein lichtes Rothbraun, auf welches die Conturen und Schatten der Figuren und Ornamente mit dunklem Braun eingezeichnet sind: eine sitzende Menschenfigur und mächtiger Federschmuck (Fig. 4) wiederholen sich zweimal auf dem Umkreis des Gefässes (das zweite Mal wegen Mangel an Platz etwas verkürzt), und darum herum befinden sich hieroglyphenartige Verzierungen, deren Einzelelemente ich in roher Skizze in Fig. 4a wiedergebe. Ein anderes, mit sorgfältig gemalten Figuren geschmücktes Thongefäss stammt aus Sta Tecla (Nueva San Salvador); es ist oben 18,4, unten 16,5 cM. weit, dabei 15 cM. hoch, glatt, mit gelbrothen, braunen und schwarzen Farben bemalt; die Zeichnung ist aber leider etwas verwischt, das Gefäss theilweise zerbrochen; eine stehende männliche Figur scheint sich mit nicht unwesentlichen Abänderungen (vgl. Fig. 5 u. 5a) neun oder zehnmal auf der Rundung des Gefässes zu wiederholen. Aus Santa Tecla stammt noch ein anderes.

Thongefäss der Sammlung D'AUBUISSON (Fig. 6), auf dessen oberem und unterem Rand eine Hieroglyphenfgur sich mit geringen Unterschieden je fünfmal wiederholt (Fig. 6a und 6b). Fig. 9 stellt die Malerei auf einer guacalförmigen Schale (Museum San Salvador, No. 61) und Fig. 10 eine in Sta Tecla gefundene Steinfigur [Maasse 34 x 30 x 13 cM.] dar.

In ähnlicher Weise findet man auf einem, durch Reliefverzierungen ausgezeichneten, wohl erhaltenem Gefässe des Museo del Salvador am oberen Rande fünf verschiedene Hieroglyphen, deren jede einzelne zwischen zwei kleinere, unter sich ähnliche Hieroglyphenelemente eingeschlossen ist (Fig. 7).

Da ich bei all diesen hieroglyphenartigen Zeichen, sowie bei manchen menschlichen Figuren (namentlich Fig. 8), mit geringen Abänderungen achtmal am Aussenrand eines tellerförmigen Gefässes, gefunden in S. Salvador, Stadt [Sml. ARMAS], wiederholt) eine Aehnlichkeit mit den Maya-Alterthümern erblickte, so wandte ich mich an einen berufenen Kenner derselben, meinen Freund E. P. DIESELDORFF in Coban um Auskunft und erhielt von ihm folgenden brieflichen Bescheid: „Figur 8 u. 6 sind ohne Frage von einem ,,zur Mayagruppe gehörigen Volke angefertigt. Namentlich spricht die Zusammenstellung „der Farben und besonders die rothe Bemalung für die engste Verbindung mit Copan. ,,Figur 7 und die Hieroglyphen auf 5 und 5a erinnern an Mayahieroglyphen, doch ist bei „ihnen der Mayaursprung fraglich; sie könnten auch von den Pipiles herrühren, welche „ihre Schrift sicher durch Anlehnung an Mayahieroglyphen verbesserten; doch möchte ich ,,auch bei 7 und 5 eher an Mayaursprung glauben." - Ich bemerke jedoch, dass diese an Mayacultur erinnernden Alterthümer, soweit ihre Herkunft bekannt ist, aus der Nachbarschaft der Hauptstadt S. Salvador stammen, wo zur Zeit der Spanier zweifellos das Nahuatl-Volk der Pipiles geherrscht hat. Die Alterthümer aus der Gegend von Sensuntepeque tragen einen durchaus verschiedenen, für mich ganz fremdartigen Charakter und aus den östlichen Gebieten der Republik habe ich leider überhaupt keine Alterthümer zu Gesicht bekommen.

Das auffällige Vorkommen von Maya-artigen Kulturüberresten in einem vom Pipil-Volk bewohnten Landstrich lässt sich am einfachsten durch die Annahme erklären, dass ein zur Mayagruppe gehöriges Volk ursprünglich hier gewohnt hätte und später durch die eindringenden Pipiles verdrängt worden wäre; eine Annahme, welche auch durch die historische Ueberlieferung gestützt erscheint. Man könnte allerdings auch annehmen, dass diese Gegenstände als Handelswaare von den benachbarten Maya-Völkern hier eingeführt worden wären; dagegen aber spricht der Umstand, dass auch manche Bautenreste an Maya-Ursprung erinnern. Es hat mir leider die Zeit gemangelt, die Ruinen von Cuscatlan, die man von der Eisenbahn Sta Tecla-S. Salvador aus erblickt, zu untersuchen; dagegen fand ich in den ziemlich ausgedehnten Ruinen von Tehuacan, welche zuerst von SQUIER, dann neuerdings von Don DARIO GONZALEZ 1) beschrieben wurden, Anklänge an die Bauart der Mayavölker.

Allerdings macht sich auch hier, wie bei den meisten indianischen Städteanlagen, ein gewisser Zug selbstständiger Ausgestaltung geltend; insbesondere ist das durch Angrabungen leider stark zerstörte Gebäude B des Planes (Seite 4) ganz eigenartig, mit seinen beiden parallelen Tumulis C und dem schmalen vertieften kleinen Hofraum in der Mitte, zu welchem

1) La Universidad, San Salvador, Tom. III 1892/93, Serie III, Num. 6. pg. 283 ff.

[graphic][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][merged small]
[graphic][subsumed][graphic]
« AnteriorContinuar »