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Herz, sehr selten das Erhängen und der Sprung ins Wasser, vereinzelt das Bauchaufschlitzen. In dem einzigen Falle, der mir bekannt ist, bleibt es übrigens bei der Drohung mit dem Selbstmorde:

- [četiri sluškinje]

zakukaše, banu poletješe:

Kuku bane Rimu pogledanje! Daj ne sjeci Čengić Alibega, ubode se tvoja Biserica. Eno j, bane, nožić povadila pa na pupak, bane, naslonila te se Rimu kune i zakonu: dok poleti s Alibega glava, već je niko poljubiti ne će!

[der Odalisken vier]

zu jammern huben an, zum Ban sie rannten:

O Jammer, Ban, du Trost und Hoffnung Roms!

O lass den Čengić Alibeg nicht tödten;

denn sonst ersticht sich deine Biserica.

Just hat sie, Ban, gezückt ihr Taschenmesser

und ihrem Nabel zugekehrt die Spitze

und sie verschwört sich bei dem römischen Glauben:
sobald da fällt das Haupt vom Alibeg,

den Mund ihr keiner jemals mehr wird küssen!

Mit dem Selbstmord durch Erhängen droht einmal auch eine junge Serbin ihrem Vater, dem serbischen Ban, der sie aus Habsucht ins Kroatenland verkauft, d. h. ausgeheirathet hatte. Die Tochter beklagt sich in einem, mit Blut auf Lindenbast geschriebenem Briefe über ihr Jammerlos unter Kroaten (Rovti), die sie Henker (krvnici) nennt. Sie flucht dem Vater, falls er sie nicht erlösen sollte, und sie schliesst den Brief so:

ja ću s mlada štranjgom obisiti

i moju ću mladost žrtvovati;

ja se voljem mlada obesiti,

nego gadan život proživiti!

mit einem Strang erhäng' ich junges Blut mich

und meine Jugend bring'ich dar zum Opfer.
Ich junges Blut will lieber mich erhängen
als solch ein eckelhaftes Dasein führen!

(Das Lied steht in den Srpske narodne pesme; skupio ih u Sremu Greg. A. NIKOLIĆ, Neusatz 1888. S. 46-48. Nr. 22). Der Selbstmord durch den Strick ist in Süd-Ungarn gewöhnlich. In den echten Guslarenliedern finde ich für eine solche selbstgewählte Todesart keine entsprechende Belegstelle.

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35) Bäuchige Zauk." MUSTAPHA hatte einen dicken Wanst, wie wohl wenig Helden. Die Dickleibigkeit macht man ihm ständig zum Vorwurf, denn der Südslave liebt Fettigkeit nur an Frauen, er findet sie „wunderschön." Von einem anderen, als nur vom Schalknarren TALE, der als Narr vollste Redefreiheit genoss, hätte sich MUJO diese Ansprache nicht gefallen lassen, ohne zumindest mit Schmähworten zu entgegnen. MUJO würdigt ihn aber in seiner unsäglich betrübten Stimmung nicht einmal einer Antwort.

36) Das Einrollen der Fahnen unter gleichzeitiger Einstellung der Musik, so wie das Barhauptgehen war ein Trauerzeichen sowohl bei moslimischen als als auch bei christlichen Edelleuten. In einem dalmatischen Guslarenliede (in den: Narodne pjesme iz usta i rukopisa sakupio pop Baldo Melkov Glavić, Ragusa 1889, S. 60-66.) wird berichtet, das der sterbende Gebieter Sirmiens DESPOTOVIĆ Jovo den Diener MILUTIN ins Küstenland uin die Mutter gesandt habe, um die vor seinem Ableben noch einmal zu sehen. Der Frau war zu melden, dass ihr Sohn einen Kriegzug unternehme (Vers 97 ff.):

Als ins Gefild von Sirmium sie kamen,
da weideten die Renner auf der Wiese,
und ohne Sattel, ohne Decken alle.

Bei diesem Anblick sprach die Mutter Jovo's:
O Milutin, da mein getreuer Diener!
Wenn Jovo sich für einen Kriegzug rüstet,
wie kommt es, dass die Renner auf der Wiese
hier weiden ohne Sattel, ohne Decken?!
Wo sind die Seidenbanner denn geblieben?
wo blieben denn die Trommeln und die Flöten?
Es lügt frisch los der Diener Milutin:

O Edelfrau, du des Johannis Mutter!

Die Renner gab er frei, sich satt zu weiden;
denn einen langen Weg hat er zu wandern.
Es wehten wohl die Seidenbanner auch,
doch blies ein Wind vom Tiša-Hochgebirge
und warf die Seidenbanner hin zu Boden,
und auch das Trommelwirbeln ging vorüber.
Inzwischen kamen aus dem Hof die Diener,
barhäuptig kamen sie und tief betrübt.
Bei diesem Anblick sprach die Mutter Jovos:

Was lügst du mir und redest nicht die Wahrheit! Barhäuptig, sprich, warum die Diener gehen, barhäuptig und das Antlitz tief bekümmert ?

Aus moslimischen Guslarenliedern kann ich dazu vier ausführliche Parallelen beibringen.

ERLÄUTERUNGEN ZUM ZWeiten Lied.

37) Diesen Text veröffentlichte ich schon einmal in der Zeitschrift f. Volkskunde, Leipzig 1888. S. 276281. Die Verdeutschung und die Erläuterungen sind nun verbessert. Der V. 46 war im ersten Druck durch ein Versehen ausgefallen.

38) Das Gespräch mit dem Verstorbenen im Grabe, ein in der lyrischen Dichtung oft benutztes Motiv; vrgl. Sitte u. Brauch d. Sdsl. S. 190.

39) Vlase mit verächtlicher Nebenbedeutung, wie švaba (der Schwabe) für Deutscher bei den Serben, oder bei uns Franzmann für Franzose (DROYSEN verbrach in seiner Aristophanesübersetzung einmal den Wortwitz: Wanzosen). Vlah ist albanesisch der Bruder. Mit Bruder (vlah) reden einander wildfremde Albanesen an, wie Serben mit brate. Dem slavischen Moslim ist der Christ jeder Confession ein Vlah, der Katholik nennt höhnend den Altgläubigen vom griechisch-orientalischen Ritus, der Serbe in Serbien den Rumaenen und der Dalmatiner jeder Confession den Italiener so. Das gehört zum blason populaire.

40) Wäre auch in wörtlicher Verdeutschung ein Unsinn. Dem Guslaren war es bloss um einen kräftigen Innenreim zu thun, darum wagte er die kühne Metapher von den Rücken, die sich nicht (mit Schwertern)

eigentlich die Schulterblätter. Man darf auch bei den Guslaren nicht mehr wollen, als sie besitzen.

hauen können. Pleci sind Verstand suchen und finden 41) Ueber die Anrufung zur Wahlschwesterschaft und Wahlbruderschaft vrgl. Sitte und Brauch d. Sdsl. Cap. XXIX. S. 619-643 und meine „Wahlbrüder im XVI. B. der Mitth. der anthrop. Ges. zu Wien; dazu das Lied in den Monatsber. des Wiss. Club in Wien, vom 10. III. 1887, mein Werkchen: Die verei nigten Königreiche Kroatien und Slavonien, Wien 1889; S. 127 f. TH. VOLKOV: "La fraternisation" in der Mélusine V. 1891. S. 193–203 (GAIDOz führt in der Mélusine eine Umfrage über diesen Gegenstand). Dr. A. H. POST: Grundriss d. ethnolog. Jurisprudenz 1894, S. 93 ff. Derselbe in den Studien zur Entwicklung des Familienrechtes S. 25 ff. (Reiche Literatur). F. v. HELLWALD: Die menschliche Familie nach ihrer Entstehung u. natürl. Entw. 1889, S. 504 ff. GIOVANNI TAMASSIA: L'affratellamento (Adelgozovia). Studio storico-giuridico Torino 1886. p. 1-77. A. N. VESELOVSKIJ (russisch): Hetairismus, Wahlbruderschaft und Gevatterschaft im Kupalo-Brauch (Žurnal min. nar. prosv. St.Pbg. 1894. S. 217-318) M. A. NAČOV (bulgarisch): Von der Wahlbruderschaft (Periodičesko spisanie na blgarskoto knižovno dru žestvo v Šredec. XLIX-L. p. 32-72. P. LI. pg. 375-403).

42) Eski (türk. alt). Kladuša, gegenwärtig an der bosnisch-likaer Grenze, wo der Sitz eines Serdars war. 43) Wie im vorigen Liede (V. 150 f), die gewöhnliche Beschäftigung adeliger Frauen und Mädchen. Auch JANJA, das Burgfräulein von Pressburg (vrgl. meine gleichnamige Publication in den Ethnolog. Mitt. aus Ungarn 1889) stösst in der Ueberraschung das Gestelle so weg, dass es zerfällt. Diese Schilderung stereotyp. Eine musikalische Bildung, die z. B. in der abendländischen Erziehung im Vordergrunde steht, wurde bei den Südslaven so gut wie ganz ausser Acht gelassen, denn auch die Männer hatten für die Musik geringes Verständnis.

44) Des Vaters MUSTAPHA'S und ALILEN'S wird in den Guslarenliedern niemals gedacht; nur deren greisen Mutter, eines heldenmüthigen Weibes sonder gleichen. Vrgl. meine Publikation „Die Burgfrau von Kladuša" (Wie die Alte ihre Söhne MUJO und HALILEN vor dem Tod auf dem Pfahl gerettet hat) im neuen Kosmos, Berlin 1889. I. S. 272-281. Die alte Frau unternimmt mit Erfolg einen Kriegszug ins christliche Küstenland und befreit ihre Söhne vor einem schmählichen Ende. OMER, MUSTAPHAGA'S (einziger) Sohn, tritt in Guslarenliedern oft als frühreifer Heldenjüngling auf, der ausserordentliche Thaten vollbringt. Mit ihm stirbt aber die Heldenfamilie aus.

45) Die Anrufung aller Heiligen Gottes, im Munde einer Moslimin, darf hier nicht auffallen, denn offenbar ist der Guslar des Umstandes eingedenk, das MUSTAPHA zur Frau eine Christin hat, die er durch Raub im Küstenlande für sich gewonnen. Die geraubten Frauen blieben bei den moslimischen Slaven in der Regel ihrem Christenthume treu. Die Ehe war ein civilrechtlicher Vertrag, der durchaus nicht auf die konfessionelle Zugehörigkeit der Eheschliessenden Rücksicht nahm. Ueberdies zeigen sich die slavischen Moslimen von einer weitgehenden Toleranz in religiösen Dingen, namentlich Frauen gegenüber, die ihnen hauptsächlich als begehrenswerthe Genussmittel und Arbeitskräfte erschienen. Darauf nehmen auch mehrere Sprichwörter Bezug, die aber so derb sind, dass ich lieber von einer Wiedergabe absehe, um mir von ganz keuschen Lesern keinen Vorwurf zuzuziehen. Betreffs des 58. Verses ist es übrigens auch nicht unmöglich, dass der Guslar einfach und gedankenlos die stereotype Ausrufung gebraucht, wie man sie Tag für Tag hört, sowohl von Christen als von Moslimen, die sich dabei selten etwas Besonderes zu denken pflegen.

46) Djever, Brautführer. Die Brautführerschaft ist das Vorrecht des jüngeren Bruders. Zur Schwägerin, die ihn nicht mit seinem Namen, sondern nur mit „Brautführer" ansprechen darf, tritt er in das Verhältnis der Wahlverschwisterung. Vrgl. Sitte und Brauch d. Südsl. S. 382 f. u. S. 608.

47) Wie MUJO im I. Liede weint hier HALILE vor Rührung und Ergriffenheit. Der Slave weint viel und ohne Zwang, im Abendlande aber galten bei den Rittern solche Aeusserungen für weibisch. Bei den Südslaven spricht man Mutterthränen magische Fernwirkung zu.

48) Kopile, Bastard, altslav. kopilů und kopelu, bulgar. kopele, rumaen. kopil, ngr. kopeli, ein arges Schimpfwort unter den Südslaven. Wenn sich in Bosnien zwei ihre Meinung ungeschminkt sagen, fliegt herüber und hinüber der Titel: haramzado nijedna, nichtswürdiger Bastard! (arab. haram, ungesetzlich, verboten, pers. zadeh, das Kind). Ueber eheliche und uneheliche Kinder vrgl. A. H. POST, im Grundriss der ethn. Jurispr., 1895 S. 16-23. In einem montenegrischen Guslarenliede, das ich i. J. 1886 im „Naše doba" in Neusatz veröffentlichte, streiten zwei Kämpen über den Angriffsplan gegen die Türken (oder richtiger gegen die türkischen Hammelherden). Der eine, PAUN, ein berüchtigter Bandenführer, beehrt seinen Freund und Waffengefährten VUK, mit der Ansprache:

Kopiljane Trebješanin Vuče,

nit si junak, nit te je rodio,

već nijesi za našije brda!

WOLF übertrumpft ihn mit seiner Antwort:

Hej Paune, piperski vojvoda!

kopiljano a ot kopiljana, kopiljan mu i babo bijaše;

sve družinu svoju prodavaše,

u crvenu vinu ispijaše!

Du Wolf von Trebješije bist ein Bastard,

du bist kein Held, kein Held hat dich gezeugt,

du taugst auch nimmermehr für unsre Berge!

Ei, Paun, du Führer des Piperi-Stammes!

Du bist ein Bastard, stammst von einem Bastard,
und dessen Vater war nicht minder Bastard;
es waren feil ihm alle Pfadgenossen

und den Erlös versoff er stets im Rothwein!

Vrgl. meinen „Smailagić Meho", Ragusa 1895, S. 99 f. und Vers 997. Eine Steigerung des Schimpfwortes ist pasije kopile (Bastard eines Hundes). Die alte Mutter will, dass ihr Sohn HAMZA der Haupt

mann, seine Frau, die ihr zuwider, verstosse. Sie wünscht dem Sohne, seine Frau möge mit einem Hunde sich vergessen: Ein Hund soll deine Eh'frau... Hamza Hauptmann!

pas ti ljubu... Hamza kapetane!

So wahr als mich geboren eine Mutter
und keine Stute, welche Rösser wirft!

Bei der Reinheit ihrer ehelichen Abstammung pflegen die Leute zu schwören: Ah, tako me ne rodila majka, već kobila koja konje ragja! (Wörtlich: Wenn ja, so soll mich keine Mutter, sondern eine Stute geboren haben, d. h. er will ein Bastard gescholten werden, falls seine Angaben für unwahr befunden werden sollten). Südslavische Schimpfwörter stellte ich im Urquell II. S. 111 zusammen.

49) Die Abstammung von einer Mutter wird häufig mit Nachdruck hervorgehoben. Diese Anschauung ist das Survival einer uralten Rechtsanschauung, ein schwaches Ueberlebsel des Mutterrechtes, dessen Vorkommen bei den Serben ich in Sitte u. Brauch der Sdsl. nachgewiesen habe. C. N. STARCKE'S Ausführungen gegen das Bestehen eines Mutterrechtes (Die primitive Familie in ihrer Entstehung und Entwickelung, 1888), der es (S. 259): „lieber die Rhapsodie eines kenntnisreichen Dichters als die Schöpfung eines klaren und ruhigen wissenschaftlichen Geistes" nennt, sind in ihrer Allgemeinheit leicht zu widerlegen. Man darf nur nicht entgegen den ethnologischen Thatsachen die bevorrechtete Stellung der Mutter auf der vorgenossenschaftlich rechtlichen Entwicklungstufe in Abrede stellen. 50) Kurvić bedeutet sowohl den Sohn einer Hure als einen ausschweifenden Menschen, der sich mit feilen Dirnen abgiebt, jedenfalls einen charakterlosen, schändlichen Gesellen.

51) Bulgarenmantel, nach entschwundener Mode, ein bis zum Boden herabreichender, ärmelloser, nach unten sehr weiter Ueberwurf aus grobem, weissen Tuch.

5) Die Vilen sind Baumseelen, fahren aber als Sturmerregerinnen auch mit den Wolken dahin, vrgl. mein Buch „Volksglaube u. religiöser Brauch d. Südsl." 1890. S. 69 ff.

53) Sabor srcu, wörtl.: gieb dem Herzen einen Rathschlag.

54) Junačku sreću tychen andreian, vrgl. meine Sreća, S. 72-76.

55) Ture, Türklein, verächtlich; anklingend an tur, Sitztheil an den Beinkleidern, metaphorisch: der Hintere. Man könnte „Ture" mit „Arschmann" wiedergeben.

56) gjidijo (türk.), Hahnrei (unser Wort ist aus dem französ. HENRI entstanden), einer dem die Gattin Hörner aufsetzt. Diese letztere, den Südslaven unbekannte Redewendung hat die deutsche Sprache der griechischen und lateinischen entlehnt. Nach altem Rechte stand es dem Gatten frei, die ertappte oder überwiesene Ehebrecherin zu tödten. Vrgl. hierüber meine Studie über das Mundschaftrecht bei den Südslaven und die Ausführungen zum Guslarenliede vom PETER GERÉB in den Ethnolog. Mitt. aus Ungarn B. III. sowie mein Referat über BALDŽIEV'S einschlägige Untersuchung, Ebenda B. IV. Heft 2. 1895. 57) (Zw. V. 186-217) Die übliche Eröffnung eines Gottesgerichtes durch Zweikampf. Vrgl. meine Wahlbrüder", Vers 470-584. Erst wenn das Wettrennen und Speerwerfen nicht die Entscheidung brachte, griff man zum Schwert oder Streitkolben und schloss wenn, se nicht anders ging mit einem Ringkampf, bei dem man sich jede List gestattete. Ein dritter, die Sekundanten, durften natürlich nicht mit eingreifen. Das war verboten und galt als unrühmlich für beide Theile. Es heisst im Sprichworte: Dva loša ubise Miloša, zwei geringe Kämpen tödteten MILOŠ (den Helden). Das Abstecken der Wahlstatt und die Ueberwachung des Kampfes lag sonst den Sekundanten (bojnici) ob.

58) bakva erklärt das akadem. Wtb. ungenau mit statio jaculantium saxa. Slavonische Märktefahrer nennen den eisernen Rammstock, mit dem sie die Gruben für die Hüttenstangen höhlen, bakva. Es ist das arab. Wort baka, Dauer, Beständigkeit. Unsere Duellanten rammten oder gruben in beträchtlichem Abstande von einander zwei Pfähle in die Erde ein und steckten damit den Reunplatz für den Kampf ab. Darnach postirten sie sich bei dem einen Pfahl, d. h. der Angegriffene mit einem Vorsprung gegenüber dem Angreifer, und wie es in den „Wahlbrüdern" heisst (V. 566):

„pik" rekoše pa se potekoše

sie sagten „pik"! und drauf begann das Rennen.

Dieser Vorgang wird oft und mit Behagen von Guslaren geschildert. Einmal hatte MUSTALHA'S HALIL mit dem Ban von Zara einen Zweikampf auszukämpfen. Der spielte sich regelrecht so ab:

Ondar bane na noge skočio

sa Gavranom svojim kapetanom
a Halile sa svojim Osmanom
te poljanu s kopljem rasdjeliše
a bojnici koplja zakopaše,
braćo draga, da nije prjevara.
Ja kad njima pike zakopaše,
ondar veli od Zadarja bane:

Čuješ li me Hrnjičin Halile,
al ćeš stati piku na bilješki,
al ćeš meni zajahat malina?

Govori mu Hrnjičin Halile: Ja ću tebi stati na mejdanu, tvoja čika a tvoja zavika, tvoj je mejdan Zadranine bane! Pa što meni Bog i sreća dade!

Hierauf erhob der Ban sich rasch vom Sitze
zugleich mit Gavran, wohl mit seinem Hauptmann,
desgleichen that Alil mit seinem Osman.

Sie theilten das Gefild ab mit dem Speere,
die Sekundanten gruben fest die Speere,

o Brüder lieb, um zu verhüten Trug.
Ja, als die Marken eingegraben waren
da sprach der Ban von Zara dieses Wort:

Vernimm mich wohl Alile Hasenscharte's,
beliebt es dir zu stehen bei der Marke
oder dich auf dein Rösslein aufzuschwingen?
Zur Antwort giebt Alile Hasenscharte's:

Ich stell' mich auf dem Kampfplatz dir zum Ziel,
dein ist die Fordrung, dein ist die Eröffnung,
dein ist die Wahlstatt, o du Ban von Zara!
Und was mir Gott und was das Glück gewährt!

Als Halil in Bedrängnis dem Partner gegenüber geräth:

viknu od Orašca Tale:

O Hrnjico naša poglavico!

hoću 1 bratu pomoći Halilu, da prihvatim bana na poljani?

Nemoj brate od Orašca Tale, sramota je hilu učiniti!

Ida rief von Orašac Herr Tale aus:
O Hasenscharte, unser Oberhauptmann!
soll ich Alilen, deinem Bruder helfen,
indem ich im Gefild den Ban erfasse?

O lass das, Bruder Tale von Orašac,
das wäre schändlich, Listen zu gebrauchen!

vom Ende des Räubers KOLALIJA handelt, erzählt, drei
wären in der Schenke mit Saufen beschäftigt gewesen. Nach

Ein Guslarenlied meiner Sammlung, das Wahlgebrüder, Prinz MARKO, MILOŠ und RELJA, dem Saufen bekamen sie Lust zum Raufen. Sprach Herzog MILOŠ:

Evo ima dvanajs godin dana
kako smo se mladi pobratili,
nijesmo se pobre ogledali,
ko je bolji djetić na junačtvu.
Već ajdemo pret pjanu mejanu,
da junačke bakve zakopamo,
da se nonde pobre ogledamo,

ko je bolji djetić na junačtvu.

Zwölf Jahre sind nun schon seither verflossen,
dass wir uns, junges Blut, verbrüdert haben
und dennoch unsre Kräfte nie gemessen,
wer wohl der beste Kerl im Heldenthume.
Doch geh'n wir jetzo vor die trunkne Schenke,
um einzurammen Heldenmarkenpflöcke,
damit wir, Brüder, uns alldort erproben,
wer wohl der beste Kerl im Heldenthume.

59) Eine Drachme wiegt einen Dukaten. Gold und Silber wog man nach Drachmen.

60) Man hat sich beide Ritter mit Panzerhemden bekleidet vorzustellen. Der türkische Krummsäbel ist eine Hiebwaffe. Nachdem die Säbel an den Panzern ganz schartig und zum Hiebausfall unverwendbar geworden, benützten sie, die Duellanten, sie als Stichwaffen, um sie einander in die Beugefugen des Panzerhemdes unter die Achsel zu stechen.

61) GAVRAN hatte die Absicht gehabt, durch Flucht der Fortsetzung des Zweikampfes sich zu entziehen, HALIL aber holte ihn in der Klamme ein und stellte ihn wieder.

62) Eine oft angewandte List, den Partner zu erschrecken oder seine Vorsicht zu hintergehen, bestand in der Anrufung einer, angeblich in der Nähe befindlichen, hülfsbereiten dritten Person, eines Menschen oder einer Vila, wie hier.

63) Die Vila aus den Wolken. Dazu vergl. mein in den Monatb. des Wiss. Club, Wien 1883, vom 4. April, S. 4 ff. veröffentlichtes Guslarenlied: „Kaiser Konstantin auf der Sonnenburg".

64) Sowie hier HALILE, empfangen auch sonst in moslimischen Guslarenliedern Moslimen schwere Wunden oder erleben Niederlagen, wie in unserem ersten Liede. Der Moslim spricht äusserst selten und nie ohne Grund, seinem christlichen Gegner die ritterlichen Eigenschaften, die er am meisten schätzt: Muth, Tapferkeit, Kraft und Stärke ab, während die Lieder christlicher Guslaren den moslimischen Gegner ständig im ungünstigsten Lichte zu schildern pflegen. Im einmaligen Auf- und Abgehen säbelt z. B. VID ŽERAVICA im Burgfräulein von Pressburg" dreissig Moslimen die Köpfe ab. Freilich tödtet auch IBRAHIM NUKIĆ (in meiner Publikation in den Proceedings of the American Philosophical Society Vol. XXV. Philadelphia 1888, S. 189 ff.) dreissig christliche Hajduken, doch diese dürfen auf ausdrücklichen Befehl ihres Hauptmannes sich zu ihrer Vertheidigung gar nicht rühren. Der Grund des Befehls wurzelt in dem Glauben, dass es einen Räuber für alle Zeit unglücklich mache, den einzigen Sohn einer noch lebenden Mutter zu tödten, und NUKIĆ ist der einzige Sohn. Der Unterschied der moslimischen und der christlichen Guslarenepik lässt sich häufig darauf zurückführen, dass die eine die der Herren, die andere, die der Hörigen ist.

I. NOUVELLES ET CORRESPONDANCE.

I.

Antike südamerikanische Keulen (Mit Taf. II. Fig. 11 & 12). In unserem Aufsatz Antike südamerikanische Waffen etc.", welcher der, dem verstorbenen Prof. VETH gewidmeten Festschrift (Leiden, E. J. BRILL, 1894) einverleibt, haben wir die Meinung ausgesprochen dass sich noch viel einschlägiges Material in Privatbesitz befinde (pg. 289) und den Wunsch, dass solches bald den Museen zu weiterer Verwerthung zugeführt werden möge.

Schon bald hernach fand jener Wunsch eine theilweise Erfüllung indem das ethnographische Reichsmuseum, gelegentlich der Versteigerung einer Privatsammlung ausser einer, heut auch schon zu den Seltenheiten ersten Ranges gehörenden, Keule

KLEINE NOTIZEN UND CORRESPONDENZ.

mit eingesetztem Stein aus Guyana oder Nordbrasilien, zwei weitere, wahrscheinlich aus derselben Provenienz stammende Stücke erwarb, die nicht mit einem Stein bewaffnet sind, aber ihrer reichen Ornamentik halben nicht geringeres Interesse darbieten.

Beide bestehen aus dunkelbraunem glänzendem Holz und bilden ein Produkt ziemlich sorgfältiger Arbeit; die eingeritzten Verzierungen sind bei beiden mit weissem Farbstoff ausgefüllt, wodurch selbe desto kräftiger hervortreten.

Die eine Keule, unsere Figur 12 (Inv. No. 997/7) ist 63 cM. lang bei einer Dicke von ± 2 und einer Breite von 5,2 am oberen, und 8,5 cM. am unteren Ende. Sie ähnelt der in unserer oben erwähnten Arbeit

beschriebenen und unter Fig. 4, resp. der, bei A. B. MEYER: Seltene Waffen aus Asien, Afrika und Amerika, auf Taf. X Fig. 4 abgebildeten. Sie unter scheidet sich von derselben aber in erster Linie durch die Verzierung des Schlagendes und ferner dadurch, dass das obere Ende an den unverzierten Schmalseiten nicht über den darunter folgenden, und als Griff dienenden Theil, der mit einigen an den Breitseiten fransenartig herabhängenden Baumwollschnüren umwickelt ist, hervortritt.

Der Charakter des Ornamentes des Schlagendes ist aus unserer Fig. 12a deutlich ersichtlich, von besonderem Interesse waren uns die zwei, übereinander stehenden, und durch ein Querband mit Zickzacklinien, getrennten Menschenfiguren des eigenthümlich angedeuteten Ohrschmucks und der scheibenförmig aufgerollten Arme und Füsse halben. Letzteres erscheint uns für die Erklärung der Verzierung des folgenden Stückes von besonderem Werth.

Unser zweites Exemplar, Fig. 11 (Inv. No. 997/8) ist 50 cM. lang, und 1,7-3,5 dick; während die Breite am Schlagende 12, am oberen Ende 7,5 und am Grifftheil 7,5 CM. beträgt. Betreffs der Form, sowohl wie durch die Verzierung, zeigt sich dasselbe dem, durch uns 1. c. pg. 284 beschriebenen und Fig. 2, resp. dem bei MEYER, Op. cit. Taf. X Fig. 5 abgebildeten Stücke nahe verwandt; indes ist der Grifftheil minder scharf von dem daran nach oben folgenden getrennt und der erstere selbst nicht mit Baumwollschnüren umwunden. Die Verzierung des oberen Endes ist von der 1. c. besprochenen, nur aus wenigen rohen, einander kreuzenden Linien bestehenden, total verschieden und besteht auf beiden Breitseiten (Fig. 11c) aus zwei nebeneinander stehenden und einander die Hände reichenden Menschenfiguren mit stark gekrümmten Füssen, während der übrige Raum Linienornament, theilweise innerhalb blattförmigen u. a. Flächen, zeigt. Die öbere Fläche dieses Endes besitzt keine Verzierung, dagegen findet sich auf den beiden Schmalseiten solche, aus einem mehrfach hin uud her gebogenem (Zickzack-) Mittelstreifen (Fig. 11b) und übrigens aus Linienornament, innerhalb Flächen die durch ihre Form einigermaassen an das Bild einer Froschlarve erinnern, bestehend. Die Bodenfläche des Schlagendes ist in gleicher Weise verziert, dagegen setzt sich der Schmuck der Breitseiten desselben (Fig. 11a) aus einer grossen Mittelfigur, bestehend aus einem System paralleler, gebogener Linien, einem Maeanderstreif, längs der beiden Enden des verzierten Theiles, und Linienornament derselben Art, wie wir dem eben an den Schmalseiten begegneten, zusammen.

Was nun die eben erwähnte Mittelfigur angeht so zeigt selbe sich auf den ersten Blick der jener

1. c. Fig. 2 abgebildeten Keule nahe verwandt, nur dass bei dem hier in Rede stehenden Exemplar das Kopfende der Figur gegen das untere des Schlagendes gekehrt ist, während dort das Umgekehrte der Fall, was dadurch erklärlich wird, dass der untere Theil der Figur dort der breitere. In unserer Beschreibung jener Keule, 1. c. pg. 284, sagten wir „dass uns die Deutung jener Mittelfigur nicht gelungen sei." Die des uns heut vorliegenden Stückes scheint den Schüssel zur Deutung jener zu bieten; dieselbe dürfte, zumal wenn wir uns der eingerollten Arme und Füsse der Figuren bei der Keule Fig. 12 und der beginnenden Krümmung der Füsse jener des oberen Endes des gegenwärtigen Stückes erinnern, als eine stark stylisirte Menschenfigur aufzufassen sein. Der Rumpf ist noch deutlich erkennbar, der Kopf ist unverhältnissmässig klein, aber doch deutlich angegeben, die emporgehobenen Arme sind gegeneinander gebogen, die Beine sind nach unten vereinigt, mit links gekrümmtem, die Füsse vorstellendem Ende.

Betrachten wir nun an der Hand der hier gegebenen Erläuterung der Mittelfigur unserer Keule Fig. 11, jene der oben erwähnten 1. c. Fig. 2 abgebildeten, so dürfte es sicher annehmbar erscheinen, dieselbe als ein weiteres Stadium der Stylisirung der Menschengestalt, als eine weitere Verkümmerung derselben aufzufassen. Der Kopf ist dort noch einigermassen erkennbar, die Arme sind gänzlich ins Ornament übergegangen und bilden mit dem Rumpf ein, jederseits halbrund hervortretendes Ganzes, die Beine sind übermässig lang, ebenfalls ins Ornament übergegangen, mit einander vereinigt und ihrer ganzen Länge nach gekrümmt mit, nach rechts, gebogenem Ende.

Es dürfte hier der Platz für eine eingehendere Besprechung zweier, in dieser Zeitschrift (Bd. V. pg. 94) schon früher erwähnter, und den oben behandelten verwandter Stücke aus der Gräflich ERBACHschen Sammlung zu Erbach im Odenwald sein. Wir verdanken eine sehr gute Zeichnung der selben der Güte des Herrn J. BICKELHAUPT, Beamter des dortigen gräflichen Rentamtes, die wir hier in verkleinertem Maasstab reproduciren.

Die eine derselben, unsere nebenstehende Figur 1 ist in dem 1868 publicirten Catalog der Sammlung pg. 4 als „Schlagholz aus Eisenholz von Surinam" aufgeführt. Die Provenienzangabe dürfte wohl zweifellos richtig sein, die Keule zeigt die für Surinam typische Form, zwei mit den oberen Enden vereinigte, abgestumpfte Pyramiden, von denen die das Schlagende bildende die grössere. In letzterem ist, mittelst zweimal die Seitenflächen kreuzender Schnurumwindung eine Klinge von grauem Stein befestigt; das Schlagende ist unverziert, das andere zeigt

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