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Nationen aufwiegelten und Zwist erregten, der dann Europa mit Blut überschwemmte. Nichts schien mir geeigneter, die Unruhe zu beschwören, als indem ich eine Erzherzogin zur Ehe begehrte. Die glänzenden und hervorragenden Eigenschaften der Erzherzogin Marie Louise, worüber mir umständlich Bericht erstattet wurde, haben es mir ermöglicht, im vollsten Einklange mit meiner Politik zu handeln. Jch freue mich dieses Anlasses, zwei grosse Nationen zu vereinen und der österreichischen Nation und den Bewohnern der Stadt Wien einen Beweis meiner Hochachtung zu geben. Sie werden hinzufügen, dass ich wünsche, ihre Sprache möge dem Bande der Verwandtschaft angemessen sein, welches mich an das Haus Oesterreich knüpft, dass sie aber nichts sagen sollen, was meine intime Allianz mit dem Kaiser von Russland alteriren könnte.'1 Aber schon im Augenblicke, als Napoleon diese Worte dictirte, war es eine Unwahrheit, von einer intimen Allianz' mit Russland zu reden. Sie hatte noch während der Friedensverhandlungen zwischen Oesterreich und Frankreich einen tiefen Riss erhalten,2 und Alexander war wie versteinert, als er von der Verlobung Napoleons mit Marie Louise hörte. Er fühlte es sehr wohl, dass Napoleons Politik eine seinen Interessen immer feindlichere Richtung nehmen müsse. Sollte vielleicht Alexander, zur Hintanhaltung der Gefahr, in Wien seine Zufriedenheit mit der Heirat haben ausdrücken und den Wunsch äussern lassen, dass sich jetzt die drei Kaiser vereinigen mögen, die Ruhe Europas zu erhalten? Wenigstens will der französische Gesandte am Wiener Hofe von einem solchen Schritte Alexanders wissen.4 Damit wäre ein Gedanke des Fürsten Kaunitz realisirt worden, der ja auch die Höfe von Petersburg, Wien und Paris zu gemeinsamer Action vereinigen wollte. Aber wie weit war man jetzt, gerade in Folge der Heirat Napoleons mit Marie Louise, davon entfernt! Schon während seines Aufenthaltes in Paris, kurz nach der Vermählung, konnte Metternich aus seinen

1 Napoleon an Champagny, 26. Februar 1810. Fehlt in der Correspondance. Siehe meinen Artikel in der Neuen Freien Presse vom 27. Juli 1881: ,Ungedruckte Briefe Napoleon I.'

2 Ich denke über diesen Punkt an anderer Stelle einmal ausführlicher zu sprechen.

3 Lefebvre V, p. 18.

4 Graf Otto, 27. März 1810. Ministère d. aff. étr.

Gesprächen mit Napoleon ersehen, dass vom Norden aus das Gewölk aufzog, welches früher oder später den bestehenden Frieden mit Untergang bedrohte. Für Oesterreich, das noch aus so vielen Wunden blutete, war es ein Glück, dass es in Folge der Heirat Napoleons mit Marie Louise in die Lage kam, vorerst sich sammeln zu können, um alsdann, beim Eintritte grösserer Conflicte, ein wenig betheiligter Zuschauer der Ereignisse zu werden. Diese Ruheperiode in der Geschichte Oesterreichs wird für immer mit dem Namen Marie Louisens verbunden bleiben.

1 Metternich, Nachgelassene Papiere I, p. 105.

EIN GEDENKBUCH

DER

ERHEBUNG RAGUSAS

IN DEN JAHREN 1813-1814.

VERÖFFENTLICHT

VON

J. GELCICH,

PROFESSOR UND CONSERVATOR IN RAGUSA.

EINLEITUNG.

Zweimal hatte Oesterreich die Herrschaft über Dalmatien inne. Das erste Occupationszeitalter knüpft sich an die Jahre 1797-1805, im zweiten, das vom Jahre 1814 anhebt, bewegt sich die Gegenwart. Ueber die vorangehende Epoche und die Anfänge der zweiten waltet ziemliches Dunkel.

Das, was in Dalmatien 1797-1815 vorging, stand den Zeitgenossen zu nahe, als dass die Augenzeugen jener bewegten Tage die Geschichtschreiber ihrer Erlebnisse zu werden sich. bestrebt hätten. Allerdings versuchten es Einige, so zunächst Cattalinich in seinem Buche:,Memorie degli avvenimenti in Dalmazia dopo la caduta di Venezia (Spalato, 1814, gedruckt bei Piperata, 280 Seiten, 8"), aber weder diese Memoiren, noch der Schlussband seiner,Storia di Dalmazia' (Zara, 1834, 3 Bde.) gehen eigentlich über die bezüglichen Ereignisse in NordDalmatien hinaus. Und für dieses Gebiet fanden sich doch in unseren Tagen Specialhistoriker; so veröffentlichte Angelo Nani im Jahre 1878 zu Zara das,Diario di quanto è succeduto dai 2 ai 17 Maggio 1797 nella caduta della Veneta repubblica', mit besonderer Rücksichtnahme auf die in Venedig weilenden Dalmatiner, und Gymnasial-Professor Brunelli entnahm einigen handschriftlichen Aufzeichnungen eines Zeitgenossen seine,Storia del blocco di Zara sostenuto nell' anno 1813 dal 25 Ottobre all' 8 Decembre', welche im III. Hefte, Nr. 1-7 der ,Palestra di Zara' erschienen. Es war dies gewissermassen eine Ergänzung seiner Memorie del Nonno', welche er früher in der gleichen Zeitschrift veröffentlicht hatte. Beide diese Arbeiten sind an sachlicher Bedeutung dem überlegen, was sich über den gleichen Gegenstand im I. Bande

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