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Boindin (vgl. Hagenbuch, de Rom. Trib. Parerg. s. Orelli II. p. 28), halten sie für eine von den 8 (s. Vellej. 2. 20) oder 10 (Appian. Bell Civ. I, 49) Tribus die im Bürgerkriege zu den früher vorhandenen hinzugefügt, aber bald wieder aufgelöst wurden. Dr. Th. Mommsen dagegen, der obige Stellen einer genauen Kritik unterzieht (s. die röm. Tribus, Altona, 1844, S. 11) und als übel verstanden nachweist, zählt diese Tribus den 16 ältesten Landtribus bei die aus der Eintheilung in die gentilicischen Gaue (pagi) hervorgingen, wesshalb sie auch sämmtlich gentilicische Endungen zeigen und sich grösstentheils auf patricische Geschlechter zurückführen lassen (s. ebend. S. 7).

2.

D. M
POLLEN

PROCESSAE

COL. POL. LIB
VALERIANVS

SVMMARVM

DISPENSAT

COLLIBERTÆ

RARRISSIMÆ

POSVIT

Ein Cippus, den ein Ökonomieverwalter, ein Freigelassener, seiner Mitfreigelassenen, und zwar einer Freigelassenen der COLonia Polensis (Pietas Julia) setzen liess, wesshalb sie auch den Vornamen Pollentia erhielt. Auf Denkmälern kommen solche Freigelassene einer Colonie oder eines Municipiums, das ist Personen, welche früher in Diensten der Stadt gestanden, alsdann aber, wahrscheinlich ihrer guten Verwendung wegen, freigelassen wurden, häufig vor. Ich erinnere hier nur an Ti. Claudius Favor, Muncipii Celeia e libertus (Grut. CXV. 5. DCI. 6), C. Publicius, Libertus Virunensium (Murat. MMLII. 2), C. Publicius Felix, Libertus reipublicae Tergestinorum (Reines. Cl. XIX. 35), L. Publicius Eutyches, libertus Municipii Tarvisiensis (Treviso; Grut. LXXXIII. 13), Reatinus Sallustianus, Libertus reipublicae Reatinae (Rieti; Fabretti. p. 435), an Freigelassene von Augusta Taurinorum (Grut. XXXVII. 8), Pisaurum (Fabretti, p. 435), Atina (Grut. MCI, 5), Colonia Lingonum (Langres, Grut. DCXVI. 1.) u. a.

IV. Gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg.

Kronburg (Oberinnthalerkreis). 1851. Vor kurzem wurde im Oberinnthale ein interessanter Fund gemacht. Dieser besteht in einem etruskischen (?) Opfermesser aus Bronze, das mit dem Griffe beiläufig die Länge von 11 hat. Die Klinge ist sichelförmig ausgeschweift, jedoch an der convexen Seite geschliffen, spitzig und fast handbreit; der aus dem gleichen Metalle gegossene massive Griff trägt am Ende einen Knopf von durchbrochener Arbeit, welche auf eine ziemlich ausgebildete Technik im Erzgusse schliessen lässt. Griff und Klinge sind durch Bronzestifte an einander genietet. Dieser Fund wurde von Bauern in der Nähe des alten Schlosses Kronburg gemacht. Der häufige Regen hatte nämlich eine Erdschlippe

verursacht und dadurch die Klinge blossgelegt. Die schöne grüne Patina rieb der Finder mit Sand und Kreide ab, weil er glaubte, dass dieses Werkzeug des Götterdienstes unserer Ahnen werthvoller sein werde, wenn es hellen Metallglanz zeige (s. Phönix, Zeitschrift für Literatur, Kunst, Geschichte, Vaterlandskunde, 1852, Nr. 1, vom 3. Jänner 1852, S. 8).

Bregenz (Bregenzerkreis). 1852. Der gefälligen Mittheilung meines verehrten Collegen, des k. Rathes J. Bergmann, verdanke ich folgende Nachricht, die demselben aus seinem Vaterlande zugegangen ist : „Bei der Vertiefung des Hafens im Bodensee zu Bregenz fand man unlängst drei Schuh tief im Schlamme ein eichenes, durch das Alter gänzlich verkohltes sogenanntes Platt- oder Segelschiff, zwischen 60-70 Fuss lang. Die Eichen rühren aus einer Zeit her, die an Urstämme erinnert; die gänzliche Verkohlung gibt einen Begriff von der Entstehung der Steinkohlen und lässt auf ein sehr hohes Alter schliessen, um so mehr, als das Schiff nicht mit eisernen, sondern durchgehends mit hölzernen Nägeln oder Zapfen zusammengefügt war. Ausser dem Holze fand sich nichts vor, was auch nur im entferntesten Aufschluss geben könnte."

V. Königreich Böhmen.

Petersdorf (Königgrätzerkreis). 1851.

Beim Baue der Petersdorfer Fahrstrasse ist, laut einer Anzeige der k. k. Bezirkshauptmannschaft, im Juli 1851 ein Schatz von 51 Stück Goldmünzen gefunden worden, darunter 1 von Maximilian II. 1571, 2 von Rudolf II. 1588, 1 ung. von Matthias 1616, 1 von Gustav Adolf 1632, 3 von Ferdinand II. 1632, 1642 und eine ung. von demselben Jahre, 1 von der Stadt Frankfurt 1639, 1 von Ferdinand III. 1648, 1 von Leopold dem I. 1671; die übrigen sind holländische Ducaten aus den Jahren 1598-1650, nebst einer orientalischen Goldmünze. Die k. k. Kreisregierung zu Jičin hat dieselben dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinete zur Einsicht übermittelt.

Neuhof (Pilsnerkreis). 1850.

Bei Neuhof unweit Pisek wurden im Jahre 1850 an 30 Stück bronzener Anticaglien, als: Messer, Pfeilspitzen, Nadeln, Ringeln, Spangen und andere derartige Kleinigkeiten gefunden (s. Wiener Zeitung vom 6. Juni 1851, Nr. 160, S. 1963).

Ginec (Beraunerkreis). 1826. In der Sitzung der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am 4. December 1850 hielt Herr Secretär Joh. Erasm. W ocel einen freien Vortrag über die Kampfringe der Celten aus Anlass des Fundes zu Ginec (im J. 1826), wo ein grosser, ovaler, massiver Bronzering zum Vorscheine kam. Geleitet durch das Studium der celtischen Münzen, auf denen häufig Krieger abgebildet sind, die in der einen Hand das Schwert oder die Lanze, in der anderen einen, zuweilen offenen, Ring halten, stellt Hr. Wocel die Vermuthung auf, dass dieser Ring keineswegs ein Siegeszeichen, sondern ein den Celten eigenthümlicher Kampfring sei, der dem Krieger zugleich als Schild diente. Dass der erwähnte Bronzering, das einzige bisher bekannte Exemplar dieser Art, zu dem angedeuteten Zwecke gedient haben mochte, wird bei der näheren 10

Archiv IX.

Betrachtung desselben klar, indem sich auf der einen Seite desselben unverkennbare Spuren von Hieben und Schlägen befinden, und überdies die in demselben angebrachten Öffnungen und Löcher deutlich nachweisen, auf welche Weise er an der Hand befestigt wurde. Dieser Kampfring stelle sich somit als ein das Celtenthum charakterisirendes Object dar, und berechtige zur Schlussfolgerung, das sowohl die Ginecer Bronzen, als auch denselben ähnliche Bronzegegenstände in den Hallstätter Gruben (s. d.), Überreste celtischer Völker seien (s. Beilage zum Morgenblatte der Wiener Zeitung vom 1. Februar 1851, Nr. 9).

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Fig. 18.

Muster der merkwürdigen Ringe, die Hr. Wocel zum Gegenstande des erwähnten Vortrages gemacht hat, sind bereits in dessen Grundzügen der böhmischen Alterthumskunde" (Tafel I, n. 14, 16) abgebildet und (S. 9) beschrieben; ich füge eine Copie derselben in verkleinertem Massstabe hier bei (Fig. 18.):

Ähnliche Ringe, die ihrer Structur nach zu dem erwähnten Zwecke vielleicht noch geeigneter sein dürften, besitzt das k. k. Münz- und

1

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Fig. 19.

2

Antiken-Cabinet. Ich gebe hier (Fig. 19, 1.2.) zwei davon in verkleinertem Massstabe. Beide sind von Bronze; der kleinere (1) wiegt 1 Pfund 61⁄4 Loth, der grössere (2) 2 Pfund 103⁄4 Loth, jener hat im Durchmesser 6′′ (innere Lichte 5"), dieser 7"(innere Lichte 53") Auffallend ist es, dass bei dem letzteren (2) die einander gegenüber angebrachten Zwischenräume zwischen den erhöhten Ringen (a, b) genau Handbreite haben, während die Zwischenräume zwischen den übrigen kaum vier Finger fassen. - Derartige Ringe kommen häufig vor; sie sind bei Dr. H. Schreiber, Ta

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b

schenb. für Gesch. und Alterth. II. Jhrg. 1840, S. 67 figg. zusammengestellt; desgleichen, und zwar in vielfachen Varietäten, in Dr. H. Grote's Blättern für Münzkunde, IV. Bd., 1. u. 2. Hft., S. 42, Taf. X.

Dass unter den Alterthümern, die man mit vieler Wahrscheinlichkeit den alten Celten zuschreibt, sich häufig Ringe von dieser Form vorfinden, unterliegt keinem Zweifel, obwohl eben so wenig zu läugnen ist, dass unter den fast in allen Antiquitätensammlungen vorfindigen Ringen von gleicher und ähnlicher Gestalt es gar viele geben mag, die in keiner Beziehung zu den Celten stehen. Das Bedürfniss der Völker in ihrem primitiven Zustande ist allenthalben dasselbe; wie die Zeichnungen von Kinderhand alle einander ähnlich sind, so tragen auch die Erzeugnisse der Naturmenschen unter jeder Zone, ob Werkzeug, Waffe oder Schmuck, ein ähnliches Gepräge, und man kann recht wohl in einem Museum Stein- und Metallmonumente aus dem Leichenfelde zu Hallstatt, wie aus den Wäldern der Rothhäute, aus dem Lande der Rasenen wie von den Küsten der Krimm, aus den Steppen Sibiriens wie aus den Schluchten des Maguragebirges in Ungarn, aus den Liven

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gräbern wie aus den Todtenhügeln von Radiboi in Croatien, aus den Ebenen von Saint-Leu d'Essereins wie aus einem Tumulus unweit Altbreisach u. s. w so stoff- und formverwandt neben einander gestellt sich denken, dass der Beschauer keine Ahnung von der ungeheueren Kluft der Entfernung, der Nationalverschiedenheit und mitunter auch des Zeitraumes hat, welche die einzelnen Gegenstände von einander trennt. Dass übrigens die Ringe von Ginec celtischen Ursprungs seien, ist mehr als wahrscheinlich, da ja die Celten auf ihren Wanderungen diese Gegenden in vielfachen Nachund Rückschüben berührt, und einen ihrer Stämme, die Bojer, sogar für längere Zeit hier abgesetzt haben. Schwerer zu bestimmen mag sein, zu welchem Gebrauche derlei Ringe gedient haben. Bei den nordischen Völkern waren, wie es heisst (s. Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, Kopenhagen, 1837, S. 43, 44), solche Ringe in der heidnischen Zeit bei der Eidesleistung gebräuchlich und hatten eine symbolische Bedeutung. Auch die aus den Livengräbern stammenden Ringe werden als symbolische (heilige) Ringe gedeutet (s. J. K. Bähr, die Gräber der Liven, S. 12). Die Motive, die Hrn. Wocel veranlassten, die Ringe von Ginec für Kampfringe zu halten, sind oben erwähnt. Von sogenannten celtischen Münzen, die in dieser Meinung ihn bestärkt haben mochten, besitzt das k. k. Münzund Antiken-Cabinet folgende:

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(Fig. 20.) Eine rechts schreitende männliche Figur mit einer Kapuze auf dem Kopfe (Bardocucullus. cf. Martial. XIV., 126), in der L. einen Stab, der in eine Lanzenspitze auszulaufen scheint, in der R. einen offenen Ring; alles in einem Kreise.

B. Rechts schreitendes Thier (Bär?), das ein am Boden liegendes kleineres Thier (Hase?) verzehrt; oberhalb eine Schlangenwindung; alles in einem Kreise. A. 5. 60/240 Loth.

(Fig. 21.) Ähnliche Figur mit geschlossenem Ringe.

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Eine dritte ähnliche Münze Æ. 4. 46/240 Loth befindet sich ebenfalls im k. k. Münz- und Antiken-Cabinete.

Schon Montfaucon theilt eine solche Münze mit. Lelewel (Pl. IV, 34. V.6. vgl. Pl. IX, n. 18) schreibt dieselbe den Veromanduern (Veromandui cf. Caes. B. g. II, 4. Plin. IX, n. 18) einem Volksstamm in Gallia Belgica zu, und setzt sie in den Zeitraum von 100-52 v. Chr. Man fand derlei Münzen in grosser Anzahl in der Umgebung von St. Quintin en Vermandois, in den Marais de Flins und in der Umgebung. Rudin g dagegen (Coinage of Britan. Pl. IV, n. 71. V. I, p. 266) vindicirt sie den Britannen und setzt sie in die Periode nach Cäsars zweitem Einfalle, vor Cunobelinus, unter dem bereits die Nachahmung römischer Münzen begann. Vielleicht war es aber doch nur gallo-celtische Münze, die den Weg übers Meer zu einem Volke gefunden, dem Cäsar eigenes Münzgeld noch abspricht. H. Schreiber (Taschenbuch f. Gesch. u. Alterth. II, 1841, S. 403) erklärt sie für Kimri-Münzen; derselbe gibt (III, S. 44, Taf. II, 2, 3.) eine ähnliche Münze, aber mit anderem Revers. (Fig. 22.) Brustbild eines Mannes, von vorn, in der R. einen Ring und ein stabähnliches gewundenes Instrument, in der L. ein gleiches, beide schräg gegen die Schläfe gerichtet; der Leib unverhältnissmässig dünn; alles in einem Reifen.

B. Borstiger Eber mit grossen Fangzähnen; oberhalb eine Schlangenwindung; alles in einem Reifen. Æ (Potin). 412.-50/240 Loth.

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S. Caylus CIV. Conbrouse, 259. Schreiber III, S. 404, Taf. II, 1, mit Abweichungen im Detail. Lelewel. Pl. IX, n. 17. Letzterer schreibt diese Münze ebenfalls den Veromanduern zu und setzt sie in die Jahre 50 bis 27 v. Chr. Duchalais (Revue numism. V. Pl. XVIII, p. 257 weist sie, mit ähnlichen, den Catalaunern (Catalauni) zu, da sie in grosser Anzahl in der alten Champagne, in Lorraine (Lotharingen) und selbst in ganz Nordgallien gefunden wurden; vorzugsweise scheint dieser Typus den nordöstlichen Provinzen anzugehören. Pierquin bringt sie mit Ibruix (Aulerci Eburovices) in Gallia Lugdunensis (vgl. Duchalais p. 122, n. 369) in Verbindung. (Fig. 23.) Rechts sehender behelmter Kopf (Pallas ?), nnierhalb eines Kreises.

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B. ьRVLIыIм. Rechtsschreitende behelmte männliche Gestalt, in langem Gewande; in der R. einen grossen, offenen, an beiden Enden mit einem Knopfe versehenen Ring; innerhalb eines Kreises .A. 3. Loth. S. Eckhel, Cat. Mus. Vind. p. 13. Mionnet, Suppl. I, p. 156, n. 41, (EьVLILIM. B. Figure vêtue de la stola). Conbrouse. 355, 459, 460.

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