Imágenes de páginas
PDF
EPUB

III.

Zur Charakteristik

des

FREIHERRN GEORG ERASMUS VON TSCHERNEMBL

und zur

Geschichte Österreichs in den Jahren 1608-1610.

Von

Jodok Stülz.

Georg Erasmus Freiherr v. Tscherne mbl auf Windeck und Schwertberg war ein im Anfange des 17. Jahrhunderts in Österreich vielgenannter Name. Sein Einfluss auf die Schicksale und Ereignisse des Landes war gross aber nicht segensreich. Der eigentliche Mittelpunkt der Opposition gegen das Haus Österreich, war er zugleich auch das vorzüglichste Mittelglied zwischen allen dem Herrscherhause feindlichen Elementen in Österreich und der pfälzisch-calvinischen Union im Reiche, deren Streben dahin gerichtet war, in Verbindung mit auswärtigen Mächten alle „katholischen Stände des Reiches zu überwältigen" und sich mit ihren Bundesgenossen in die Beute zu theilen 1). Es lohnte sich allerdings wohl der Mühe und gewährte nicht geringes Interesse, die Persönlichkeit eines solchen Mannes näher kennen zu lernen, welchen Khevenhiller einen „gelehrten, in Historien- und Landsachen erfahrenen, auch arbeitsamen Herren❞ nennt2). Deshalb dürfte auch die Mittheilung seiner Schriften, sofern sie noch ungedruckt sind, nicht unerwünscht sein. Sie sind namentlich bei Tschernembl der getreue Ausdruck seiner Anschauungsart und seiner Grundsätze. Durch den Druck bekannt sind bisher, soweit meine Kenntnisse reichen:

1) Antwort im Namen der österreichischen Stände zu Horn auf die Ermahnungen der ungrischen Stände zur Vergleichung mit K. Matthias am 10. Nov. 1608, in lateinischer Sprache gedruckt bei Kurz, Beiträge IV, 358, wo irrig gesagt wird, dass dieses die Rede sei, welche Tschernembl am 21. October im ungrischen Landtage gehalten hatte 3). 2) Mehrere Reden an K. Matthias im Anfange des Jahres 1609 während der Verhandlungen zwischen ihm und den protestantischen Ständen abgedruckt in „Relation der Vnter- vnd Oberösterreichischen Euangelischen Stände Abgesandten nach Wien etc." Gedruckt im Jahr 1610, 132 Seiten in 4to mit einem: Kurtzen Anhang, 1610 in 4to 64. Diese Relation, deren Verfasser ebenfalls Tschernembl zu sein scheint, erzählt die vorberührten Verhandlungen bis zum Abschlusse der sogenannten Capitulations-Resolution, der Anhang die weitern bis zur Vergleichung mit den katholischen Ständen.

1) Es kann kaum etwas Widerwärtigeres gefunden werden, als das gemeine, heuchlerische Intriguenspiel, welches die „Acta secreta, das ist; Der Vnirten Protestierenden Archif", uns enthüllt,

2) Annal. Ferd. VI, 3151.

3) cf. Raupach, Evang. Österreich IV, 198.

[ocr errors][merged small]

Die Gleichheit in Sprache Darweing ni Anschaung isst uns is den Gutachten der Stände o. d. Eans über den biämischen Krieg. Le 143. denselben Verfasser erkennen.

4) Gutachten an Kinig Ferdinand. we er alen seinen Verlegenheiten enthoben werden könnte. Aus Liu, digeinät L e 240

5, Rithliches Bedenken eines vornehmen isterreichischen Freiherrn 0. d. Enns. wassmassen die in K ́nigreich Bihmen etc. entstandene Unruhen zu accomodiren. An ihre Majestät Ferdinand IL selbsten. 1619. 4. 6) Gegründeter. nothwendiger Bericht. Was bishero nach Absterben des K. Matthia.. wegen der Land-Administration .... dem uralten isterreichischen Herkommen nach firgenommen worden. Linz, bei Johann Blanken, 1619, 41). mit einer Fortsetzung.

7) Consultationes oder vnderschidliche Rathschlig der maisten vnd wichtigisten sachen, welche von Anfang der Bohemischen vnd andern folgenden Aufstånd fürgangen vnnd zu Werek gericht werden oder werden sollen; Von wort zu wort auss dem Original Protocoll, so in der Heidelbergischen Cantzley gefunden worden, gezogen. 1624, 4te: auch Act. publ. III. 183.

In der Vorrede heisst es:.... welches von einer meütmachischen bekandten Hand durchauss geschriben vnnd zwar durch denjenigen, welcher erstlich in Österreich auss den fürnembsten Auffwiglern vnd Achitophel, hernach in Böhmen Kriegsraht, Fae tetum vnd Präsident gewesen. Als aber Prag widerumb eingenommen vnd die Caluinisten die Stat geraumbt, hat er also darvon geeylet, dass jhme nit allein der Staub in die Augen sondern auch das Hertz kommen vnd darob erkranket, desshalben dann auch die alte Churfürstin ein mitleyden mit jm getragen vnnd jhm Schrifftlich haimbgesucht mit vermeiden: Es sey jhr laid, dass jhr Herr Sohn seiner so thewren Räht müsste manglen.”

Dass die bezeichnete „meûtmachische bekandte Hand,” Niemand anderer als Tschernembl sei, erhellt aus: Neuwe Perspectiv vnd Brüllen D Ludovico Camerario, 1626. 4, Vorrede 4-5, wo ihm die Autorschaft ausdrücklich zugeschrieben wird. Ich führe die betreffende Stelle wörtlich an, da sie auch noch andere Lebensumstände Tschernembls angibt: Es ist dieser Tschernembl vom Freiherrn-Stand in Oberösterreich geboren, von scharfsinnigem Verstand aber an Gütern und Reichthum gering und mit der Calvinischen Secte eingenommen. Daher er dann unter dem Gegentheil seiner Wolredenheit halber angenehm, seine Räth und Anschläg wider seinen Obern allzeit gerichtet also, dass er auch in seinen Vorschlägen und spitzigen Reden der kaiserl. Majestät keineswegs verschont und als ein allgemeiner Vorsprech und Gewaltshaber der Ständ sich ge

1) S. meine Geschichte von Wilbering, 226.

brauchen lassen. Endlichen aber, als die Sach im Land o. d. Ens zu unglücklichem Fall gerathen, sich in Böhmen salvirt in Meinung daselbsten dem Pfalzgrafen ebenmässig zu dienen. Darauf er zu Prag dem Kriegsrath vorgesetzt, alles in solchem Amt (darzu er sich vielleicht selbst eingedrungen) mit solchem Fleiss und Eifer verrichtet, dass es wie vor Augen zu solchem Ausgang gerathen; wie er dann, nachdem die Anderen sich in die Flucht gestellet, zu solchem nit der letzt sein wollen und von dannen in die Oberpfalz entwichen, doch daselbsten dem baierischen Luft nicht trauen wollen und von dannen in das Herzogthum Wirtemberg sich begeben 1) und nach ausgestandener Krankheit (wo die Mutter des Pfalzgrafen in einem Trostbriefe an Tschernembl beklagte, dass ihr Sohn seines Rathes entbehren müsse)` zu Heidelberg angelangt, daselbsten er in seiner letzten Flucht sein Buch und Concept der Berathschlagungen oder Consultationen..." zurückliess.

Nach Heidelberg war Tschernembl im Jahre 1622 gekommen, wohin ihn der aus Holland, zurückgekehrte Pfalzgraf mittels Schreibens ddo. Heidelberg am 26. April berufen hatte 2), da er seiner Person benöthige. Der Verfasser sagt, dass derselbige auch in Österreich und Böhmen, ehe er zu dem Pfalzgrafen kommen, der „Redlinsführer vnnd oberste aller Rebellion vnnd Verwirrung" gewesen, albereit unterm Kaiser Matthia dessen kais. Majestät er wenig gescheut, in anderen Namen oftmals sich gar frech vernehmen lassen und also nicht allein dieses gegenwärtigen schrecklichen Kriegs sondern auch anderen Rottirung, Unglücks und Aufruhren oberster Anstifter..."

Seine genaue Verbindung mit der eigentlichen Seele der calvinischpfälzischen Union, dem Fürsten Christian v. Anhalt, erhellt mehrfach aus der Anhalt. Canzlei 1621, 4°, z. B. S. 164 und Appendix ad Acta secret. ed 1628, S. 361.

Von sich selbst rühmt er, dass ihn Kaiser Ferdinand II. öfter mit „grossen Offerten hinab (nach Wien) und seines Rathes begehrt habe" 3).

Ich will hier nur noch bemerken, dass die oft wiederholte Behauptung, dass Tschernembl durch die reformatorischen Massregeln Ferdinands aus seinem Stammlande Krain nach Österreich sei vertrieben worden, nicht auf Wahrheit beruhe. Der Verfasser der „Neuwen Perspectiv und Brüllen" hat ihm richtig Oberösterreich als Geburtsland angewiesen. Der Grossvater des Georg Erasmus Christian von Tschernembl erwarb durch seine Gemahlin Margaretha von Scherfenberg unter K. Ferdinand I.

1) Er kam nach Vaihingen, wo er sich unter dem Namen eines Freiherrn Georg v. Windeck verborgen hielt. Daselbst entdeckte er sich dem J. V. Andreä, welcher ihn „den durch seine Gelehrsamkeit und Scharfsinn berühmten Baron Tschernembl nennt," der an jenen traurigen Auftritten (in Österreich) keinen geringen Antheil hatte. Seybold, Selbstbiographien berühmter Männer, Winterthur, II, 99.

2) Purgirtränklein von der besten Rhabarbara, 1626. 4. S. 135.

3) In seinen Consultationen.

« AnteriorContinuar »