Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Wenn also Plinius auch nur den Spatel Cestrum und das Stocheisen, Glüheisen, Vericulum nennt, so glauben wir, belehrt durch die Töpfertechnik, das oben Gesagte aufrecht erhalten und unser Schnabelkännchen auch für die Encausis anwenden zu können. Und wenn dasselbe auch nicht in allen seinen Formen zu jedem der aufgeführten Zwecke geeignet war, so konnte doch jeder dieser Zwecke mit der einen oder der anderen der dargestellten Formen erreicht werden; sie dienten als Tropfkännchen, als Nährflasche, als Lampe und als Schreib-, Zeichen-, Mal- und Modellirwerkzeug.

XI.

Der römische Mainübergang zwischen Hanau

und Kesselstadt.

(Mit zwei Situationsskizzen im Texte.)

Von

Dr. Albert Duncker,

Oberlehrer am Real-Gymnasium zu Wiesbaden.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Römer während ihrer mehr als zweihundertjährigen Herrschaft im unteren Maingebiete eine Anzahl stationärer Uebergänge auf der über 13 geographische Meilen langen Strecke besassen, welche innerhalb des Decumatenlandes der Main von der Gegend von Miltenberg bis zu seiner Mündung durchfloss. Eine derartige Uebergangsstelle befand sich z. B. nur 500 Schritt westlich des Castells von Gross-Krotzenburg, einer starken Befestigung, mit welcher auf dem rechten Mainufer die von der Wetterau nach Kinzig und Main hinziehende Schutz- und Grenzlinie des Limes. Transrhenanus abschloss 1). Nördlich des heutigen Dorfes KleinKrotzenburg, das auf dem linken Stromufer in südwestlicher Richtung Gross-Krotzenburg gegenüberliegt, stand wohl ein römisches Fährhaus. Noch heutzutage ist jene Stelle des Flusses als Ueberfahrtspunkt in Benutzung. An ein kleines römisches Lager", das der phantasiereiche Steiner, Geschichte des Maingebiets unter den Römern, pag. 167, dorthin versetzt wissen will, ist nicht zu denken, da die sehr geringen bei Klein-Krotzenburg gemachten Funde dafür keinen Anhalt gewähren, auch das gegenüberliegende Cohortencastell von Gross-Krotzenburg den Uebergang schon genügend sicherte. Die Strassenlänge von KleinKrotzenburg nach Seligenstadt, der nächsten grösseren römischen Befestigung auf dem linken Mainufer, beträgt nur 1 Stunde. Von Seligenstadt führten weitere Strassen nach den Maincastellen bei Stockstadt, Obernburg, Miltenberg, und nach Südwesten über Zellhausen in

1) In Betreff der Ueberreste und des Umfangs derselben vgl. meine „Beiträge zur Geschichte und Erforschung des Pfahlgrabens etc," Kassel, 1879, pag. 6—26 und Excurs II, pag. 94-104.

der Richtung auf Dieburg hin. In der Nähe der erstgenannten Orte werden weitere Uebergangsstellen anzunehmen und zu suchen sein. Sie wurden von den römischen Grenztruppen bei Veranstaltung von Recognoscirungen auf den Höhen des Spessarts benutzt, der dort hart an den Strom herantritt. In der verhältnissmässig langen friedlichen Periode, deren sich auch das germanische Grenzland zur Zeit der Antonine, während des II. Jahrhunderts n. Chr., zu erfreuen hatte, dienten jene gut gewählten Fährstellen wohl weit mehr zur Erleichterung des regen Handelsverkehrs gallo-römischer Kaufleute mit den deutschen Stämmen als zu militärischen Zwecken.

[ocr errors]
[ocr errors]

Diesen Uebergangspunkten schlossen sich selbstverständlich nach Westen noch weitere an. Einer derselben ist in neuerer Zeit, im September 1875, durch den Hanauer Geschichtsverein näher untersucht worden. In zwei Aufsätzen der „Hanauer Zeitung" vom 5. und 10. October 1875, betitelt „Die römischen Ausgrabungen des Hanauer Geschichtsvereins auf der Mainspitze vom 27. bis 29. September 1875“ und Zur projectirten Ausgrabung des Darmstädter Geschichtsvereins bei Klein-Steinheim“ gab ich über diese Untersuchung einige Nachrichten. Auch die Bonner Jahrbücher, H. LVIII. (1876), pag. 212 f. thun unter dem Titel „Ausgrabungen an der Mainspitze bei Hanau“ jener Nachforschungen Erwähnung. Zuletzt hat R. Suchier in den Mittheilungen des Hanauer Bezirksvereins für hessische Geschichte und Landeskunde" Nr. 5 (1876), pag. 214 ff. Einzelheiten dieser Ausgrabungen besprochen. Da aber in fast allen genannten Ausführungen die allgemeine Bedeutung jenes Uebergangspunktes weniger hervorgehoben, seitdem auch ein Merian'sches Bild von 1632 bekannt geworden ist, dessen Darstellung meine früheren Vermuthungen über die ehemals insulare Lage der Mainspitze bestätigt, so mag es wohl am Platze sein, wenn in diesen Annalen, die schon so manchen Beitrag zur Geschichte des Maingebiets unter der Römerherrschaft gebracht haben, die Frage nochmals einer Erörterung unterzogen wird. Es wird dabei auf Skizzirung der Oertlichkeit mehr ankommen, als auf Details der Fundergebnisse, die in archäologischer Hinsicht nur geringen Werth besitzen und keine Seltenheit aufzuweisen haben.

Die in der Tagespresse, namentlich in Frankfurter Blättern, von Zeit zu Zeit immer wieder auftauchende Ansicht, dass auf dem Boden der heutigen Stadt Hanau sich eine römische Befestigung befunden habe, auf deren Grundmauern dann die Buchen-Hanauer Dynasten ihre Burg erbaut hätten, ist bis jetzt durch keinerlei Funde bestätigt. Der Boden des nunmehrigen Hanau war bis in die Hohenstaufenzeit ein sumpfiges Terrain, durchzogen von der Kinzig, die sich dort in mehrere

Arme theilte und durch ihre häufigen, selbst heute noch nicht ungefährlichen Ueberschwemmungen eine dauernde Ansiedelung sehr erschwerte. Noch lässt sich die Richtung mancher dieser jetzt ausgetrockneten oder künstlich beseitigten Arme erkennen; andere haben zu Gräben dienen müssen, mit welchen die Herrn von Buchen, wohl in der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts 1), ihre Burg Hagenowe auf der nördlichsten der durch die Kinzig gebildeten Inseln umgaben. Aus dieser Burg erwuchs nachmals das Hanauer Grafenschloss, von dessen mittelalterlichen Resten bei dem heutigen der Renaissancezeit entstammenden „Altstädter Schlosse" nur noch geringe Spuren vorhanden sind. Die Erzählung des „Hanauer Magazins", Bd. I, pag. 244, dass der alte in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts abgebrochene Schlossthurm römischen Ursprungs gewesen sei, schien sogar schon dem gewiss römerfreundlichen Steiner der ganzen Lage der Oertlichkeit halber zweifelhaft 2). Die Nachricht, dass sich bei Abbruch dieses Thurms römische Antiquitäten vorgefunden hätten, ist so unbegründet, dass auch Arnd bei seiner Aufzählung der Römerstätten in der vormals kurhessischen Provinz Hanau ") diese Mythe, und mit vollem Recht, ignoriren zu müssen glaubt. Nur auf dem weit höher gelegenen rechten Ufer der Kinzig, noch niemals auf ihrem linken, d. h. der Niederung, in der die jetzige Stadt liegt, ist man bei Hanau auf römische Anticaglien gestossen.

Dagegen zeigt eine Stelle, etwa 1400 Schritt westlich Hanaus, nördlich der jetzigen Kinzigmündung, unverkennbare Spuren der Anwesenheit der Römer. Es ist der sogenannte Säulingsberg, vom Volke jetzt Salisberg genannt, 1000 Schritt nordnordöstlich des Dorfes Kesselstadt) gelegen, ein flacher Hügel, der sich 106 Meter über den Spiegel der Ostsee, etwa 12 Meter über das nahgelegene Mainbett erhebt 5). Selbst hohe Mainfluthen überströmen seinen Gipfel nicht,

[ocr errors]

') Vgl. Freiherr G. Schenk zu Schweinsberg, „Beiträge zur ältesten Geschichte und Genealogie der nach Hanau benannten Herrengeschlechter" in den Mittheilungen des Han. Bezirksvereins für hess. Gesch. u. Landeskunde, Nr. 5 (1876), pag. 16 u. ö.—2) „Gesch. d. Maingebiets", pag. 224.—3) Sie findet sich in seinem „Pfahlgraben". Frankfurt, 1861, pag. 9 ff. - 4) Nach Steiner, pag. 160, ist dieser Ortsname von Castellum herzuleiten, nach W. Kellner, Ortsnamen des Kreises Hanau, ebdas., 1871, pag. 16, vielleicht von dem Personennamen Kessino oder auch von dem dort früher vom Main abgelagerten Kies, da das Dorf im Volksmund Kestatt heisst. Letztere Deutung von kisil silex scheint Arnold, Ansiedelungen pag. 349, wenigstens nicht ganz zurückweisen zu wollen. Sicher ist, dass von dem so oft schon bei Kesselstadt vermutheten Castellum sich bis jetzt noch keine zuverlässige Spur gefunden hat.) Auch in der Abhandlung „Das Römercastell und das Todtenfeld in der Kinzigniederung bei Rückingen“, Hanau, 1873, wies ich pag. 11 schon auf die Stelle hin. - Der meinem „Pfahlgraben“ beigegebene Carton II (im Massstab von 1:100,000) zeigt die weiterhin besprochenen Oertlichkeiten ebenfalls in verkleinerter Aufnahme.

über welchen sich jetzt der Damm der Frankfurt-Hanauer Eisenbahn hinzieht. (S. Skizze 1.) Schon der Name der Stelle deutet auf Bebauung in römischer Zeit hin. In Kesselstädter Flurbezeichnungen von 1512 heisst die bei der Höhe befindliche Abdachung geradezu das Säulig oder Sauloch. Der Platz war nach der Römerzeit lange eben nichts weiter als ein Weideplatz der Schweineheerden, eine Oertlichkeit, vor deren Anbau man sich trotz ihrer günstigen vor den gefährlichen Hochwassern des Mains und der Kinzig geschützten Lage geradezu scheute. Ist es ja doch bekannt, dass die Stellen, wo sich einst römische Gebäude oder Befestigungen befanden, vom Volke vielfach nach dem Teufel oder dem Schwein benannt werden, wie denn der grosse römische Grenzwall nicht nur in Süddeutschland, sondern auch nördlich des Mains, nur drei Stunden vom Säulingsberge entfernt, zwischen Marköbel und Altenstadt der „Schweinegraben" genannt wird. In welcher Weise sich bei dem Aufkommen dieser Bezeichnung altgermanische Mythologie und christliche Anschauung vermengt haben, ist schon anderwärts mehrfach ausführlich nachgewiesen, soll daher hier nicht weiter berührt werden1).

[graphic]

Skizze 1. (Massstab 1: 30,000.) Mainspitze und Säulingsberg zwischen Hanau und Kesselstadt.

Zahlenerklärung:

1

1. Hanau.-2. Kesselstadt.-3. Schloss Phi-
lippsruhe. 4. Main. 5. Alter Main.
6. Kinzig. 7. Frühere Furt im Main.

8. Mainspitze mit römischen Gebäuderesten.
9. Leipzig-Frankfurter Heerstrasse.
10. Frankfurt-Hanauer Bahn. -- 11. Frank-
furt-Hanau-Bebraer Bahn. 12. Strasse
nach Offenbach, Gross-Steinheim u. Seligen-
stadt. 13. Krebsbach. 14. Säulingsberg.

15. Mainkanal (Hafen).

Als 1845 am Nordabhange des Säulingsberges der Bahnkörper der Frankfurt-Hanauer Eisenbahn gebaut wurde, fand sich daselbst ein ziemlich ausgedehntes römisches Todtenfeld. K. Arnd erwähnt in seiner Geschichte der Provinz Hanau", Hanau 1858, pag. 13, und in der zweiten Ausgabe seines Pfahlgrabens", Frankfurt 1861, pag. 12, nur kurz die damals gemachten Funde. Er wusste über sie nichts

1) Vgl. darüber u. A. J. Grimm, "Deutsche Mythologie", Bd. II, pag. 948 und 974 f.; Felix Dahn, „Altgermanisches Heidenthum in der christl. Teufelssage". „Deutsche Rundschau", Bd. IV, pag. 431 ff., neuerdings wieder abgedruckt in Dahn's "Bausteinen“, Berlin, 1879, Bd. I, pag. 260 ff. S. auch meine Beiträge zur Erforschung und Geschichte des Pfahlgrabens", pag. 52 f.

[ocr errors]
« AnteriorContinuar »