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Hirschzinken [19] gefunden bei der Thermalwasserleitung im alten Todtenhof, eine Schale des Unio sinuatus [282], jener bei uns ausgestorbenen, aber noch in der Römerzeit zu Schmuckstücken verarbeiteten Süsswassermuschel, sowie ein Stecher aus Knochen [85], beide im hiesigen Römercastell gefunden, sind hier zu nennen, zugleich mit einem halbcylindrischen Steinmeissel [90], gefunden im Ringwall der Weisler Höhe und einem Beil aus Schalstein [91], gefunden in einem Brunnen in Berndroth, welche beide schönen Stücke wir dem Herrn Apotheker C. Caesar in Catzenelnbogen danken. Von Herrn Grafen zu Eltz empfingen wir, gleichfalls aus einem Ringwall herrührend, einige sehr urthümliche Thonarbeiten [92-96] eine Henkeltasse, einen Schalenfuss, zwei Spinnwirtel und ein Webergewicht. Der Ringwall, aus dem sie herstammen, heisst Gradac und liegt in der Herrschaft des Herrn Geschenk gebers in Sirmien.

Der Thonindustrie, und zwar einer weit über die Römerzeit hinauf reichenden, gehören die eigenthümlichen Töpfe. [98-112] an, welche in Gesellschaft mit einem Feuersteinmesser und den Knochen von Hausthieren beim Bau des neuen Archivgebäudes in runden Gruben gefunden wurden. Einen ausführlicheren Bericht werden Sie im XV. Annalenband empfangen. Einen nicht minder alterthümlichen Charakter tragen die Bruchstücke [120, 121] eines leider nicht wieder herstellbaren Gefässes, welches sich in dem von dem Verein untersuchten Grabhügel in den Sonnenberger Fichten gefunden hat.

Neueren, wenngleich noch vorrömischen Ursprungs, sind die Töpfereien, welche sich in den Hügelgräbern „im Gärtchen" auf der Höhe der Fuchsenhöhle gefunden haben [114-120]; merkwürdiger als sie sind die Beigaben von Bronzeschmuck, insbesondere ein Halsring von Eisen mit Bronzeblech überzogen. Sie werden hierüber, sowie über die Bronzefunde [141-143] bei Struth im XV. Annalenband gleichfalls einen ausführlicheren Bericht finden.

Aus der römischen Thonindustrie haben wir von einem auf dem Heidenberg bei Wiesbaden gefundenen Ziegel der 22. Legion mit dem Namen des Zieglermeisters AVGNIARI (?) [283] zu melden. Von Herrn Baumeister Bogler empfingen wir ein nach der Gesellschaft, in der es im Schützenhof betroffen, römisches Vogelnäpfchen (?) [1]. Von dem oben erwähnten Galgenberg wurde uns ausser einer grauen, fränkischen Urne mit gewaffelten Eindrücken [17] ein schönes, schwarzes Töpfchen [18] mit einer Jagd in Relief verziert gebracht. Diese Verzierung gehört zu den „aufgespritzten“, welche Herr A. Röder vortrefflich nachzuahmen versteht und welche Sie in unseren diesjährigen Annalen näher besprochen finden werden. Nicht ohne grosse Sprünge gehen wir über zu den weissen und blaugrauen Fussbodenplättchen [158], die wir aus der um 1200 erbauten Basilika des Klosters Brunneburg, deren Trümmer auf die Lahn hinabschauen, mitgebracht haben und zu dem Nassauischen Steingeschirr des XVI. Jahrhunderts, welches in Form, Decoration, Styl, Farbe und Färbung noch immer als mustergültig der neuaufblühenden Industrie des Kannenbäckerlandes zu empfehlen ist. Unter anderen, welche wir erworben und von allen vor 1626 in Grenzau fabrizirten [123–137] heben wir einen Becher mit der Schrift „Tenor ich heb empor 1596" selbst hervor. Von neueren Fabrikaten derart empfingen wir durch den Fabrikanten Görtz aus Zorn drei sehr gut gezeichnete und geblaute Steinkrüge [82], daneben stellen wir jedoch auch einen Krug [156] einer auswärtigen Fabrik, welche unserer nassauischen Industrie einst wirksame Concurrenz machen könnte.

In Ermangelung der in der Geschichte der Thonindustrie eine Rolle spielenden spanisch-maurischen Schüsseln mit Goldlustre, haben wir zwei kleine in dieser Art verzierte Vasen [81] aus Spanien, sowie um die Serie der Belegstücke zu vervollständigen, eine Theebüchse [71] aus rothem Böttger'schen Porzellan erworben. Angeblich aus dem Kloster Tiefenthal stammt ein Majolika- oder FayenceBecken [70]. Ein merkwürdiges Product der Hausindustrie, geeignet zu Ver

gleichen mit ganz ähnlichen antiken empfingen wir von Herrn Grafen zu Eltz: eine trefflich gearbeitete schwarze einhenkliche Amphore [97] von 41 cm Höhe, wie sie in Sirmien noch im Gebrauch sind; einem anderen langjährigen Gönner unseres Museums, Herrn Buschbaum in Hamburg, danken wir drei hübsche Gefässe [64, 65, 66] von glasirtem Thon der schweizerischen Hausindustrie.

Zwei Wedgwood-Kannen [2 und 3] leiten uns zu den Producten der Weilburger Steingutfabrik [154, 155], die wir der Güte des Herrn Landrath Grafen von Schwerin verdanken und welche der Industriegeschichte des Landes ebenso angehören, wie die mit Silber aufgewogenen Producte der berühmten Porzellanfabrik von Höchst. Aus einem Nymphaeum bei Neuss fand sich eine grosse Anzahl kleiner Pflugscharen [Bonner Jahrb. 58, 207], deren eines [122] wir der Güte des Herrn 0. Rautert in Düsseldorf verdanken.

Wir haben noch nachzuholen den Inhalt dreier Kindergräber [23-33] von Bingerbrück, welcher uns wegen der Spielsachen von Thon, dann aber zumal wegen der Schnabelkännchen, welche im XV. Annalenband eine Besprechung finden, von Interesse ist.

Grösseres Interesse als ein hübsches Bronzelämpchen [57], welches wir in Heddernheim erworben, haben die halbcylindrischen Steine, welche wir dort sahen und welche die Zinnenmauer jenes römischen Städtchens deckten und mit ihrer Dicke von 80 cm zugleich die Mauerdicke angeben. Wenn Habel, Annal. I, 1, 66, ihr Material nur als Sandstein und porösen Basalt angibt, so finden wir jetzt auch noch solche aus Brohler Trass [58], wodurch sich also das vielbesprochene Transportgebiet dieses Materials schon zur Römerzeit bis hierher ausdehnt.

Die Schmuckstücke von Bronze aus den Hügelgräbern bei Strüth und von der Fuchsenhöhle haben wir besprochen; einigen wenigen römischen [83, 84] aus dem Fundament des Hauses des Herrn Gas- und Wasserwerkdirectors Winter an der Adolfsallee können wir schöne mit Steinen besetzte Silberfibeln sowohl von Schierstein wie von der Dotzheimerstrasse hier nachfolgen lassen; sie waren begleitet von einer Silbermünze der Familie Titia, von Glas- und Thonperlen, einer Schwefelkieskugel, Bronzeschüsseln, Schnallen, einem Schwert, einer Francisca und sonstigem Kleingeräthe [39-56].

Eine interessante Reconstruction eines fränkischen Rundschildes empfingen wir von einem ebenso gelehrten als kunstverständigen Vereinsmitgliede in Ostpreussen, dem Herrn Rittergutsbesitzer Blell auf Tüngen bei Wormdit.

Sie wissen, dass wir eine schöne Sammlung alter römischer Gewebe und römischer Fussbekleidungen besitzen. In Bezug auf erstere hat Herr Isenbeck mit mir einen antiken Webstuhl [9], oder vielmehr das Modell eines solchen construirt, mittelst dessen jene mannigfaltigen Gewebe hergestellt werden können. Sie finden in unserm vorliegenden Annalenband eine Abhandlung über diese alten Webereien, deren vorzüglichsten Theil wir dem Herrn W. Rath, Director der Webeschule in Mühlheim am Rhein, verdanken. Das antike Schuhwerk aber gab dem Verein selbstständiger Schuhmachermeister, nachdem er dasselbe kunstgerecht besichtigt und geprüft hatte, Veranlassung, dem Museum eine Anzahl durch Alter und schöne Arbeit ausgezeichnete Fussbekleidungen [10-18] zu übergeben, deren Werth von Jahr zu Jahr zunehmen wird. Auch Herr Goldschmied Olson hat uns aus seinem Vaterlande und aus Finnland einige Holz- und Rindeschuhe [161, 162] mitgebracht, welche eine Zierde unserer ethnographischen Sammlung sind. Derselben sind auch vier mit Schnitzwerk bedeckte neuseeländische Ruder [86] einverleibt worden, die wir durch einen günstigen Gelegenheitskauf erworben haben. Auch von Herrn Koopmans erhielten wir wieder sehr dankenswerthe ethnographische Gegenstände aus seinen Pflanzungen auf Sumatra.

Im XIII. Band unserer Annalen haben wir Beiträge zur Geschichte der

Schlosserkunst aus der römischen Zeit geliefert; unsere Sammlung hat sich in dieser Richtung nicht unbedeutend erweitert. Wir danken namentlich Herrn Bickell, dem Conservator der Marburger Alterthumssammlung, ein Thürband [74] aus dem XIV. Jahrhundert und ein im Stil derselben Zeit durch den Schlosser J. Sebinger in Marburg vortrefflich ausgeführtes Schrankschloss [16], und haben durch Ankäufe eine Anzahl schöner und kunstvoller Schlösser, Vorhängeschlösser, Schlüsselbleche, Thürklopfer und Beschläge [280, 281, 282, 13, 78], sowie eine kleine Cassette [69] erworben. Aus dem abgebrannten Schloss von Usingen haben wir von der Königlichen Regierung im vergangenen Jahre verschiedene schöne Schmiedearbeiten empfangen und daraus ein mit dem Nassau-Merenbergischen Wappen geschmücktes Geländer [11475], sowie eine Vorthür [11473] zum Museum aufgestellt; es soll im Laufe des Winters in ähnlicher Weise auch die zweite Museumsthüre einen besseren Verschluss erhalten. Daran reiht sich eine silberne Haarnadel vom Maifeld [153], drei Zinnteller mit den Wappen der Schweizer Cantone [152] und eine angeblich von Limburg stammende Partisane [113] mit dem Wappen des Frankfurter Patriziergeschlechts Neuhauss.

Wir reihen dem an eine kleine leider beschädigte Madonna von Elfenbein vom Prinzen Looz-Cors warem und mehrere christliche Votiv-Bildnisse von Herrn W. Zais.

An die Nachtseiten der Gesellschaft werden wir erinnert durch ein Paar Handschellen [87], durch eine Daumschraube [22], welche uns der Herr Kammerherr von Donop gegeben, und durch ein Richtbeil [138], ein Henkerrad [139] und eine Strafgeige [134], welche bis jetzt im Rathhaus zu Weilburg aufbewahrt worden waren, und für welche wir dem dortigen löblichen Stadtrath sehr dankbar sind.

Man hat es oft bedauert, dass die Nationaltrachten immer mehr schwinden, und befangen von Vorurtheil über die Unbeständigkeit des schönen Geschlechts hat man es oft übersehen, dass gerade die Mädchen auf dem Lande diese Tracht am treuesten bewahren. Wir finden dies bewährt in dem freundlichen Costümbild [20] eines Mädchens aus dem sogenannten Buchfinkenland, der Umgegend von Buchenau, Kreis Biedenkopf, welches wir nächst dem Herrn Landrath Seyberth der Gefälligkeit und Sorgfalt der Frau Präsident Winter in Elmshausen und der Frau Pfarrer Schneider in Buchenau danken.

Annalen f. Nass. Alterthumsk. u. Geschichtsf. XV. Bd.

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Neuere historische das Vereinsgebiet betreffende

Literatur.

Wir beabsichtigen künftig jedem Annalenbande ein Verzeichniss derjenigen neu erschienenen Bücher oder Abhandlungen beizufügen, welche einzelne Theile der Geschichte unseres Vereinsgebietes behandeln oder zu dieser in näherer Beziehung stehen. Seit der Ausgabe des letzten Bandes (1877) sind folgende Werke oder Abhandlungen zu unserer Kenntniss gekommen, die wir in alphabetischer Reihenfolge anführen:

W. Arnold, Deutsche Urzeit. Gotha, 1879.

J. Becker, Zur Urgeschichte von Mainz und Castel. Mainzer Journal Nr. 280 und 281. Mainz, 1877.

A. v. Cohausen und L. Jacobi, Das Römercastell Saalburg. Homburg, 1878.
F. Dahn, Bausteine. 1. Reihe. Berlin, 1879.
A. Duncker, Beiträge zur Erforschung und
unteren Maingebiet und der Wetterau.
Geschichte. N. F. VIII, H. 1 und 2.
A. Freyschmidt in Cassel erschienen.)

Geschichte des Pfahlgrabens im Zeitschr. des Vereins für hessische Cassel, 1879. (Separatausgabe bei

L. Friedländer, Gallien und seine Cultur unter den Römern. Deutsche Rundschau, Decemberheft, 1877.

A. Gauschemann, Geschichte der Stadt Idstein. Idstein, 1879.

A. Hammeran, Die Ringwälle des Taunus. Jahresbericht des Taunusklubs zu Frankfurt a. M. 1879.

F. Hettner, De Jove Dolicheno. Diss. Bonn, 1877.

E. Hübner, Der römische Grenzwall in Deutschland. Bonner Jahrbücher, H. 63, 1878.

Römisches in Deutschland. Deutsche Rundschau, Juliheft 1879.

Der römische Grenzwall in Deutschland. Erster Nachtrag. Bonner Jahrbücher, H. 66, 1879.

A. v. der Linde, Die Handschriften der Königl. Landesbibliothek zu Wiesbaden. Wiesbaden, 1877.

Fr. Otto, Geschichte der Stadt Wiesbaden. Wiesbaden, 1877.

W. Pfannen schmidt, Germanische Erntefeste im heidnischen und christlichen Cultus. Beiträge zur germanischen Alterthumskunde und kirchlichen Archäologie. Hannover, 1878.

F. W. E. Roth, Geschichte des römischen Königs Adolf von Nassau. Nach urkundlicher Quellenforschung. Wiesbaden, 1879.

Otto Wallaus Oberurseler Reimchronik. Ein Zeitbild aus dem XVI., XVII. und XVIII. Jahrhundert. Wiesbaden, 1879.

Nassaus Sagen. Kunden und Sagen aus dem Munde des Volks, der Chronik und deutscher Dichter. Wiesbaden, 1879.

Statistische Beschreibung des Regierungsbezirks Wiesbaden. Herausgegeben von der Königl. Regierung zu Wiesbaden.

Heft III. Die öffentlichen Corporationen im Regierungsbezirk und dessen Belastung mit directen Steuern. Von O. Sartorius. Wiesbaden, 1877.

Heft IV. Die Mineralquellen im Regierungsbezirk Wiesbaden. Bearbeitet von Stein und O. Sartorius. - Der Bergbau und das Hüttenwesen. Bearbeitet von E. Giesler. Anlagen: Eine Uebersichtskarte der Mineralvorkommen und 4 graphische Darstellungen, angefertigt von A. Schneider. Wiesbaden, 1878. L. Stoff, Die Abtei Eberbach im Rheingau. Ein kurzgefasster Führer für die Besucher derselben. Wiesbaden, 1879.

seiner

L. Urlichs, Der Rhein im Alterthum. Bonner Jahrbücher, H. 64, 1878. J. Zaun, Beiträge zur Geschichte des Landcapitels Rheingau und 24 Pfarreien. Mit 6 Tafeln der 24 Kirchen. Wiesbaden, 1879. Geschichte des Orts und der Pfarrei Kiedrich. Nebst 2 Karten. Wiesbaden, 1879.

Eine grosse Reihe von Abhandlungen, kleineren Mittheilungen, Recensionen u. s. w. brachte ausserdem das von E. Wörner redigirte Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine. Jahrgang XXV-XXVII. Darmstadt, 1877-79.

Wiesbaden. L. Schellenberg'sche Hof-Buchdruckerei.

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