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das Alamkaraśāstra, als Rhetorik zu bezeichnen, so ist das eine Mißbenennung, die nicht weiter fortgeschleppt werden sollte1).

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Welche Figuren die Inder aufgestellt haben, darüber wird man sich in den betreffenden Lehrbüchern unterrichten können. Namentlich verweise ich auf meine in ZDMG, LXII erscheinende Uebersetzung des Alamkārasarvasva. Aber aus einigen Beispielen möge man sehen, wie weit die Spezialisierung der Figuren getrieben wurde. Es sei von einem mächtigen Könige die Rede; sagt man „Du bist mächtig wie Indra", so ist das ein Vergleich (Upamā); „der König N. N. ist Indra“, eine Metapher (Rūpaka), „Du bist ein zweiter Indra", eine Hyperbel (Atiśayokti); „Du bist gleichsam ein zweiter Indra", eine Utprekṣa; Bist Du Indra oder der König N. N.", ein Samdeha; Du bist Indra, nicht der König N. N.“, eine Apahnuti; Indra herrscht nur im Himmel, Du über die drei Welten" ein Vyatireka; „Indra herrscht im Himmel, Du regierst die Erde", eine Prativastūpamā etc. Dies sind nur einige der Figuren, denen die Aehnlichkeit zugrunde liegt; sie alle werden scharf von einander unterschieden und von jeder wird gezeigt, was das ihr Eigentümliche ist, wodurch sie sich von allen übrigen unterscheidet. Dem Scharfsinn, den die Poetiker bei diesem Geschäfte entwickelt haben, werden wir unsere Anerkennung nicht versagen können; um so mehr muß es uns aber Wunder nehmen, daß ihre Begriffsbestimmung von poetischer Figur zunächst wenig befriedigend ausfiel. Und dennoch haben sie das Wesen der poetischen Figur richtig erkannt und genau bestimmt, nur daß sie die darauf gegründete Definition nicht da geben, wo es sich darum handelt, den Begriff von alamkara gegenüber andern Elementen der Poesie festzustellen, also nicht im Anfange der Lehre von den Alamkaras, sondern, wie wir sehen werden, gelegentlich bei Untersuchungen über einzelne poetische Figuren.

Die erste Definition von alamkara, welche wir kennen, hat Daṇḍin Kāvyādarśa II 1 gegeben (aufgenommen im Agni Purāņa 341, 27): kāvyaśobhākarān dharmān alaṇkārān pracakṣate. „Poetische Figuren nennt man diejenigen Bestandteile eines Gedichtes, welche ihm Schönheit verleihen". Ich übersetze dharma hier mit „Bestandteil", obgleich es allgemein „Eigenschaft" bedeutet. Denn Dandin hatte I 42 (iti Vaidarbhamārgasya prāṇā daśa Guṇāḥ smṛtāḥ)

1) Untersuchungen über Figuren überhaupt haben die Inder nicht angestellt. Sie haben für diese den Ausdruck vāgvikalpa, glauben aber, daß es ihrer unendlich viele gebe, siehe unten S. 8. Darum kann man bei den Indern nicht von einer Rhetorik weder im weitern Sinne, noch im engeren (als Kunst des Redners) sprechen.

die 10 Gunas oder Vorzüge als die Lebenshauche prāṇāḥ bezeichnet. Die Gunas sind aber auch „Eigenschaften" des Gedichtes; nur müssen sie, darauf weist ihre Vergleichung mit den Lebenshauchen hin, in viel engerer Beziehung zu dem Wesen des Gedichtes stehen, als andere Eigenschaften, die Alamkaras, welche wir daher als „Bestandteile" bezeichnen dürfen.

Denselben Gedanken, daß die Gunas in innigerer, die Alamkārus in loserer Beziehung zum Gedichte stehen, drückt der Ausspruch eines alten Poetikers 1) so aus, daß dies Verhältnis wie einerseits bei den Charaktereigenschaften Tapferkeit etc., anderseits bei Schmucksachen sei, nämlich bei den Gunas Inhärenz (sumavāya), beiden Alamkāras Verbindung (samyoga) sei. Hiergegen richtete sich Udbhața in seinem Bhāmahavivarana 2): wie könne man Verhältnisse sinnlicher Dinge auf geistige übertragen? Bei letzteren, den Gunas und Alamkaras, könne nur von Inhärenz die Rede sein. In der Unterscheidung beider folgten die Schriftsteller blindlings irgend einer Autorität wie Schafe dem Leithammel. Udbhata hat daher die Gunas und Alamkaras, nicht prinzipiell geschieden; sie unterschieden sich nur hinsichtlich ihres Wirkungsgebietes ). Doch in diesem Punkte scheint Udbhata, so groß auch im Uebrigen seine Autorität war, keine anhaltende Nachfolge gehabt zu haben. Aber es verdient bemerkt zu werden, daß auch eine andere ältere Alamkaraschule, nämlich diejenige, welcher das Agni Purāņa und Sarasvatīkaṇṭhabharaṇa folgen, manches zu den Sabdalaṇkāras rechnet, was bei den Uebrigen zu den Gunas gezogen wird.

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An dem prinzipiellen Unterschied zwischen Gunas und Alamkaras wird also festgehalten. Vamana III 1, 1.2 bestimmt ihn folgendermaßen: die Eigenschaften des Gedichtes, welche seine Schönheit bewirken, heißen Gunas; diejenigen aber, welche sie vermehren, Alamkaras)". Die Alamkaras bewirkten nicht ohne die. Gunas die Schönheit des Gedichtes, wohl aber letztere ohne erstere. Aber auch diese Unterscheidung ist nicht stichhaltig, wie Mammaţa zu Kavya Prakāśa VIII 2 mit guten Gründen gezeigt hat. Die definitive Entscheidung brachte der Dhvanyaloka II 7, dem der

1) Vergl. Hemacandra, Kāvyānuśāsana Com. p. 17., Kāvya Prakāśa zu VIII 2 -Kavya Pradipa ib. p. 327.

2) Im Auszug oder referierend ist die Stelle an den in der vorhergehenden Note genannten Oertern mitgeteilt.

3) Ruyyaka Alamkarasarvasva p. 7: Udbhatadibhis tu guṇalamkarāṇām prāyasaḥ sămyam eva súcitam, viṣayamātreṇa bhedap atipādanāt.

4) Karyasobhayaḥ kartāro guṇaḥ, tadatiśayahetavas tv alamkaraḥ.

Kavya Prakāśa VIII 2 und die ganze Schaar seiner Anhänger folgt. Jener Vers lautet:

„Diejenigen (Eigenschaften eines Gedichtes), welche auf diesem Inhalt (nämlich Stimmung, Gefühl etc.) als dem selbständigen Ganzen (angin) beruhen, heißen Gunas; diejenigen aber, welche in dessen Bestandteilen (anga) ihren Sitz haben, gelten als Alamkāras (wie von den Gliedern des Leibes die Schmucksachen) Armbänder etc."

Dies erklärt Anandavardhana folgendermaßen: diejenigen (Eigenschaften), welche auf diesem Inhalt, nämlich Stimmung etc., was das selbständige Ganze ausmacht, beruhen, sind die Gunas, ähnlich wie Tapferkeit etc. Diejenigen aber, welche in den Teilen, nämlich dem Ausgesprochenen und seinem Ausdruck, ihren Sitz haben, gelten als Alamkāras, wie Armbänder etc." Die Guņas beziehen sich also direkt auf die Seele des Gedichtes", die Alamkaras schmücken diese nur mittelbar als Schmuck des Inhaltes oder des Ausdruckes. Man beachte, daß an der Parallele zwischen Gunas und Charaktereigenschaften wie Tapferkeit etc., und zwischen Alamkaras und Geschmeide festgehalten wird; wir sahen ja oben, daß diese Vergleiche von Alters her gebraucht wurden. Aber von Inhärenz und Verbindung ist keine Rede mehr, sondern das Verhältnis wird von dem Kernpunkte des Systems aus beurteilt, nämlich nach der Lehre von dem Unausgesprochenen, speziell von der Stimmung als „der Seele der Poesie". Aber wenn nun der Dichter nicht wegen der Stimmung oder wegen etwas anderm Unausgesprochenen sein Gedicht abfaßte, sondern wenn eine frappante dichterische Konzeption in Gestalt einer poetischen Figur die Hauptsache ist, wie dann? Auch solche Fälle sucht der Dhvanyāloka dem System einzuordnen. Darüber handelt III 37:

„Alle jene ausgesprochenen Figuren, die einen großen Reiz besitzen, wenn sich ihnen ein unausgesprochenes Element beigesellt, erweisen sich zumeist als in das in Rede stehende Gebiet (der Poesie mit subordiniertem Unausgesprochenen) gehörig":

Anandavardhana führt hierzu aus, daß einige Figuren ihrer Natur nach immer auf etwas Unausgesprochenes hinweisen, daß in allen nach Bhamaha eine Hyperbel zu Grunde liege, und daß in gewissen Figuren subordiniert eine andere enthalten sei. Darum gehören alle Figuren, Metapher etc., welche durch Verbindung mit einem unausgesprochenen Elemente hervorragende Schönheit besitzen, zur Poesie mit subordiniertem Unausgesprochenen". Ja, dies ist nach ihm für alle solche Figuren das charakteristische Merkmal. Wenn dies also angegeben wird, dann sind alle diese

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Figuren definiert". Anandavardhana tut, als hätte er eine Definition von alamkara gegeben, da er fortfährt: „wenn aber von jeder einzelnen Figur die spezielle Form ohne Angabe des Genusmerkmals beschrieben wird, so können, gerade als wenn man von einer Strophe die Zeilen besonders rezitierte, die sprachlichen Ausdrücke nicht ihrem Wesen nach erfaßt werden, weil sie an Zahl unendlich sind. Denn zahllos sind die Formen der Rede (vägvihalpa) und die Figuren sind Arten der Redeformen". Aber trotz alledem ist dies keine Definition von alamkara überhaupt, sondern nur von solchen, welche durch Verbindung mit einem unausgesprochenem Elemente hervorragende Schönheit besitzen“. Denn Anandavardhana erkennt auch noch andere Alamkaras als die, von denen eben die Rede war, an. In III 43 wird nämlich von der niedrigsten Art der Poesie, vom sabdacitra und racyacitra, gehandelt. Es ist das nicht eigenliche Poesie, sondern nur eine Nachahmung derselben".,,vacyucitra ist bar jeder Beimischung eines unausgesprochenen Sinnes und besteht nur in dem ausgesprochenen Sinne als Hauptsache, wie z. B eine Utprekṣā etc., wenn in ihr die Stimmung etc. nicht die eigentliche Hauptsache bildet". Und gleich darauf p. 221 präzisiert er diese Erklärung: ..Wennder Dichter selbst ohne eine Stimmung, ein Gefühl etc. zu beabsichtigen eine Laut- oder Sinnfigur schafft, dann betrachtet man den Inhalt eben mit Bezug auf die Absicht des Dichters als der Stimmung etc. bar". Anandavardhana erkennt somit Figuren ohne. anausgesprochenes Element an, die also nicht unter die vorhergegebene Definition fallen. Und wenn er auch dies nicht als eigentliche Poesie gelten lassen will, so ist er damit nicht durchgedrungen; dem nach der gemeinen Ansicht ist es doch Poesie. Was aber solche reine, der Stimmung etc. bare Figuren sind, darüber gibt Anandavardhana keinen Aufschluß und kann es auch wohl nach seinem System nicht tun. Versuchen wir nun selbst, diese Frage in seinem Sinne zu beantworten, so müßten wir sagen: solche Alamkaras sind Redeformen (vagvikalpa). Fragte man weiter, ob denn alle vägvikalpas auch alamkaras seien, so würde er voraussichtlich mit Nein geantwortet haben. Aber wir suchen in seinem Werke vergeblich nach einem Anhalte dafür, wie er die Frage beantwortet haben würde, wodurch ein ragvikalpa zu einem alamkara werde. Diese Frage war eben noch nicht aufgeworfen worden.

Der Kavya Prakasa VIII 2 wiederholt die Definition der Alam' aras nach Dhvanyaloka II 7 dem Sinne nach, wobei er allerdings ihre Allgemeingültigkeit etwas einschränkt:,,Was die

Kāvya Prakāśa VIII 2 und die ganze Schaar seiner Anhänger folgt. Jener Vers lautet:

„Diejenigen (Eigenschaften eines Gedichtes), welche auf diesem Inhalt (nämlich Stimmung, Gefühl etc.) als dem selbständigen Ganzen (angin) beruhen, heißen Gunas; diejenigen aber, welche in dessen Bestandteilen (anga) ihren Sitz haben, gelten als Alamkāras (wie von den Gliedern des Leibes die Schmucksachen) Armbänder etc."

Dies erklärt Anandavardhana folgendermaßen: „diejenigen (Eigenschaften), welche auf diesem Inhalt, nämlich Stimmung etc., was das selbständige Ganze ausmacht, beruhen, sind die Gunas, ähnlich wie Tapferkeit etc. Diejenigen aber, welche in den Teilen, nämlich dem Ausgesprochenen und seinem Ausdruck, ihren Sitz haben, gelten als Alamkaras, wie Armbänder etc." Die Gunas beziehen sich also direkt auf die Seele des Gedichtes", die Alamkaras schmücken diese nur mittelbar als Schmuck des Inhaltes oder des Ausdruckes. Man beachte, daß an der Parallele zwischen Gunas und Charaktereigenschaften wie Tapferkeit etc., und zwischen Alamkaras und Geschmeide festgehalten wird; wir sahen ja oben, daß diese Vergleiche von Alters her gebraucht wurden. Aber von Inhärenz und Verbindung ist keine Rede mehr, sondern das Verhältnis wird von dem Kernpunkte des Systems aus beurteilt, nämlich nach der Lehre von dem Unausgesprochenen, speziell von der Stimmung als der Seele der Poesie". Aber wenn nun der Dichter nicht wegen der Stimmung oder wegen etwas anderm Unausgesprochenen sein Gedicht abfaßte, sondern wenn eine frappante dichterische Konzeption in Gestalt einer poetischen Figur die Hauptsache ist, wie dann? Auch solche Fälle sucht der Dhvanyaloka dem System einzuordnen. Darüber handelt III 37:

„Alle jene ausgesprochenen Figuren, die einen großen Reiz besitzen, wenn sich ihnen ein unausgesprochenes Element beigesellt, erweisen sich zumeist als in das in Rede stehende Gebiet (der Poesie mit subordiniertem Unausgesprochenen) gehörig":

Anandavardhana führt hierzu aus, daß einige Figuren ihrer Natur nach immer auf etwas Unausgesprochenes hinweisen, daß in allen nach Bhamaha eine Hyperbel zu Grunde liege, und daß in gewissen Figuren subordiniert eine andere enthalten sei. „Darum gehören alle Figuren, Metapher etc., welche durch Verbindung mit einem unausgesprochenen Elemente hervorragende Schönheit besitzen, zur Poesie mit subordiniertem Unausgesprochenen". Ja, dies ist nach ihm für alle solche Figuren das charakteristische Merkmal. Wenn dies also angegeben wird, dann sind alle diese

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