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Figuren definiert". Anandavardhana tut, als hätte er eine Definition von alamkara gegeben, da er fortfährt: wenn aber von jeder einzelnen Figur die spezielle Form ohne Angabe des Genusmerkmals beschrieben wird, so können, gerade als wenn man von einer Strophe die Zeilen besonders rezitierte, die sprachlichen Ausdrücke nicht ihrem Wesen nach erfaßt werden, weil sie an Zahl unendlich sind. Denn zahllos sind die Formen der Rede (vāgvikalpa) und die Figuren sind Arten der Redeformen". Aber trotz alledem ist dies keine Definition von alamkara überhaupt, sondern nur von solchen, welche durch Verbindung mit einem unausgesprochenem Elemente hervorragende Schönheit besitzen". Denn Anandavardhana erkennt auch noch andere Alamkaras als die, von denen eben die Rede war, an. In III 43 wird nämlich von der niedrigsten Art der Poesie, vom sabducitra und racyacitra, gehandelt. Es ist das nicht eigenliche Poesie, sondern nur eine Nachahmung derselben". „,vacyacitra ist bar jeder Beimischung eines unausgesprochenen Sinnes und besteht nur in dem ausgesprochenen Sinne als Hauptsache, wie z. B eine Utprekṣā etc., wenn in ihr die Stimmung etc. nicht die eigentliche Hauptsache bildet". Und gleich darauf p. 221 präzisiert er diese Erklärung: Wennder Dichter selbst ohne eine Stimmung, ein Gefühl etc. zu beabsichtigen eine Laut- oder Sinnfigur schafft, dann betrachtet man den Inhalt eben mit Bezug auf die Absicht des Dichters als der Stimmung etc. bar". Anandavardhana erkennt somit Figuren ohne unausgesprochenes Element an, die also nicht unter die vorhergegebene Definition fallen. Und wenn er auch dies nicht als eigentliche Poesie gelten lassen will, so ist er damit nicht durchgedrungen; dem nach der gemeinen Ansicht ist es doch Poesie. Was aber solche reine, der Stimmung etc. bare Figuren sind, darüber gibt Anandavardhana keinen Aufschluß und kann es auch. wohl nach seinem System nicht tun. Versuchen wir nun selbst, diese Frage in seinem Sinne zu beantworten, so müßten wir sagen: solche Alamkaras sind Redeformen (vagvikalpa). Fragte man weiter, ob denn alle vägvikalpas auch alamkaras seien, so würde er voraussichtlich mit Nein geantwortet haben. Aber wir suchen in seinem Werke vergeblich nach einem Anhalte dafür, wie er die Frage beantwortet haben würde, wodurch ein ragvikalpa zu einem alamkara werde. Diese Frage war eben noch nicht aufgeworfen worden.

Der Kavya Prakasa VIII 2 wiederholt die Definition der Alamkaras nach Dhvanyaloka II 7 dem Sinne nach, wobei er allerdings ihre Allgemeingültigkeit etwas einschränkt: ,,Was die

Stimmung etc., wenn vorhanden, indirekt durch die Bestandteile (des Gedichtes) gemeiniglich schmückt nach Analogie von Halsketten etc., das sind die Figuren: Aliteration etc., und Vergleich etc." Mammața bemerkt noch, daß die Alamkaras da wo keine Stimmung vorhanden ist, nur „Buntheit des Ausdrucks, uktivaicitrya, bewirken könnten 1)".

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Hier begegnet uns das Wort vaicitrya in technischer Bedeutung, das bei der Begriffsbestimmung von alamkāra eine wichtige Rolle spielt. Wir finden es bei Ruyyaka p. 94, wo er vom Parikara spricht: er wird hier behandelt, weil vom viseṣaṇa-vai citry a die Rede ist. Vorher p. 84 hatte er gesagt: „jetzt werden zwei Figuren besprochen in Hinsicht auf riseṣaṇa-vicchitti. Es sind also vaicitrya und vicchitti 2) synonym. Ebenso gebraucht Jagannātha vaicitrya-viseṣa, Rasagangadhara 387, und vicchitti-viseșa p. 388 als synonym, und p. 470 erklärt er vicchittiviśeşa mit vaicitryatman. Als ein drittes Synonym erscheint bhaniti; denn Rasag. p. 442 wird in genau entsprechender Weise gesagt: alaṇkārāṇām bhaṇitiviseṣamatrarupatvāt.

Die Bedeutung dieser Wörter, deren genauen Begriff wir nachher bestimmen wollen, ergibt sich aus folgendem. Jayaratha sagt in der Vimarsinī p. 94 über den Parikara: „so kommt durch Anbringung mehrerer derartiger Attribute ein vaicitryātiśaya zustande, und das macht ihn zu einem alamkāra (ity asyā 'laṇkāratram); und p. 144 sagt er: kavipratibhātmakasya vicchittiviseṣatmakasyā 'lamkāratveno 'ktatrat, und p. 149 f.: tasya (i. e. alaṇkāratvasga) kavipratibhātmakavicchittiviśeṣatveno 'ktatvād. Der vicchittiviseṣa3), der in einem Akt der Einbildungskraft des Dichters besteht, ist das charakteristische Merkmal der poetischen Figuren". Man ersieht hieraus, daß eine Redewendung oder Ausdrucksweise zu einer poetischen Figur wird, wenn die produktive Einbildungskraft des

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1) yatra tu nāsti rasas, tatro 'ktivaicitryamātraparyavasayinaḥ. vaicitrya wird englisch meist mit 'strikingness' wiedergegeben.

2) Ueber das Wort vicchitti und seine mannigfachen Bedeutungen hat Zachariae gehandelt: GGA 1885 S. 381 f. Bezzenbergers Beitr. XIII S. 93-110.... Zu vicchitti „strikingness" bemerkt er noch folgendes: „Aehnlich wie vicchitti werden im Sahityadarpana, wenigstens in der englischen Uebersetzung ähnlich wiedergegeben die Ausdrücke camatkāra, camatkāritva (Staunen, Ueberraschung) und vaicitrya, vaicitryaviseşa (Mannigfaltigkeit, Verschiedenartigkeit, Seltsamkeit)". Nach Zachariae's Ansicht wäre diese Bedeutung von vicchitti mit viccheda, vicchedana (Unterschied, das Unterscheiden) auf eine Linie zu stellen. Vergl. noch Sahṛdayalila II 20“.

3) vicchittiviseṣa wird schon Al. Sarv. p. 112 als das genannt, was zwei poetische Figuren von einander unterscheidet.

Dichters ihr einen vicchitticiseṣa verleiht. Daher sagt Jayaratha p. 147 : kavikarmaṇa evā 'lamkāranibandhanatveno 'ktatvāt „die Tätigkeit des Dichters ist das, was den alamkara bedingt". Und zwei Zeilen weiter bezeichnet er alamkaratva als kavipratibhanirvartitatva 1).

Es erübrigt zur Vervollständigung der Definition von alamkara der genaue Begriff von vicchitti. Diesen findet man im Rasagangadhara p. 466 folgendermaßen definiert: alaṇkārāṇām parasparaviccheda(ka)sya vailakṣanyasya hetubhuta janyatāsamsargeņa kāvyaniṣṭhā kavipratibhā, tajjanyatvaprayukta camatkāritā vā vicchittiḥ. „Unter vicchitti, welche die die einzelnen Alamkāras von einander unterscheidende Besonderheit begründet, versteht man den Akt der produktiven Einbildungskraft des Dichters, sofern er in dem Gedichte als das es erzeugende liegt, oder: das ästhetische Wohlgefallen, das dadurch bedingt ist, daß es durch jenen (Akt der Einbildungskraft) erzeugt wird". Ich übersetze camatkarita mit ästhetischem Wohlgefallen; die Berechtigung ergibt sich aus folgendem. Im Rasagangadhara p. 4 wird kavya, Gedicht, definiert als eine sprachliche Komposition, die einen schönen Gedanken zum Ausdruck bringt: ramaniyārthapratipadakaḥ śabdaḥ kāvyam. Schön ist, was Gegenstand einer Vorstellung ist, die uninteressiertes Wohlgefallen erzeugt: ramaniyata ca lokottarāhlādajanakajñānagocarată. Uninteressiertheit als jenem Wohlgefallen inne wohnend, auch synonym als camatkaratva bezeichnet, ist ein spezifisches Genusmerkmal, dessen wir uns unmittelbar bewußt werden: lokottaratram că "hladagataś camatkāratvāparaparyāyo 'nubhavasākṣiko jātiviseṣaḥ. Und die Ursache (des Wohlgefallens) ist eine bestimmte Art des Vorstellens, bestehend in einem fortgesetzten Ueberdenken, desjenigen, dem jenes (spezifische Merkmal) eigentümlich ist: kāranam ca tadavacchinne bhavanaviseṣaḥ punaḥpunaranusamdhānātmā. Nicht uninteressiert ist also ein Gefallen, welches durch Vorstellung eines Satzinhaltes wie „Dir ist ein Sohn geboren", „ich werde Dir Geld geben" entsteht: 'putras te jataḥ, dhanam te dasyāmi' iti vākyarthadhijanyasya "hladasya na lokottaratvam. Also camatkara ist ein uninteressiertes Wohlgefallen, wie auch Kant, Kritik der Urteilskraft I§ 2 ff. es bezeichnet hat; camatkarin ist, was dieses Wohlgefallen erweckt, also das Schöne; synonym damit ist hṛdya.

1) Dieses Element ist bei denjenigen Figuren maßgebend, bei denen der Reiz nicht in der Form, sondern in der Behandlung des Stoffes liegt wie bei srabhavokti etc. Siehe Al. Sarv. p. 177 f. und Jagannathas Bemerkung: vastuvṛttasya lokasiddhatvenā 'lamkāratvāyogāt; yato bahir asantaḥ kavipratibhāmātrakalpitā arthāḥ kāvye ‘lamkārapadāspadam. Rasag. p. 448. cf. p. 460 na hi lokasiddho 'rthaḥ kāvyālaṇkārāspadam bhavitum arhati.

So heißt es Rasagangadhara p. 424: camatkāritvum cā 'lamkārasāmānyalakṣaṇaprāptam eva und gleichbedeutend p. 357: hṛdyatvam cā 'lamkārasāmānyalakṣaṇāgatam sarvālaṇkārasādhāraṇam 1).

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Unsere Untersuchung hat uns also gezeigt, was unter vicchittiviśeşa verstanden wird: es ist, wenn alamkāra definiert werden soll, die differentia specifica. Wir müssen noch das genus nennen; dies ist vägvikalpa. In der oben übersetzten Stelle aus Anandavardhana p. 210 hieß es: zahllos sind die Formen der Rede und die Figuren sind Arten der Redeformen": anantā hi vägvikalpās tatprakārā eva că 'lamkārāḥ (cf. p. 8). Statt vägvikalpa gebraucht Rasag. p. 362 vacanabhangi. Es sind darunter „Redewendungen“ verstanden, und zwar dürfte dem vikalpa, noch mehr dem bhangì, der Begriff des Künstlichen anhängen 2). Ohne diesen Nebenbegriff lautet die dem Vakroktijīvitakāra in den Mund gelegte Definition: „die poetischen Figuren sind besondere Arten des Ausdrucks" abhidhānaprakāraviśeṣā eva alaṇkārāḥ (Al. Sarv. p. 8). Eine poetische Figur wäre also: eine unser uninteressiertes Gefallen erweckende Redewendung, die des Dichters Phantasie zu diesem Zwecke zur Einkleidung seines Gedankens schuf. Zwei Figuren unterscheiden sich von einander durch die Eigenart ihrer Wendung (vicchittiviśeṣa) (was wir füglich mit besonderer Reiz" oder „Colorit, übersetzen können), die aber immer in der produktiven Einbildungskraft des Dichters ihre Entstehung haben muß. Wenn also eine Figur dieses Elementes ermangelt, wie z. B. das Yathāsankhya, da wird ihre Berechtigung als alamkāra zu gelten bestritten, was in genanntem Falle zuerst der Vakroktijīvitakāra, siehe Vimarśinī p. 150, und nach ihm Jayaratha 1. c. und Jagannatha p. 478 und andere getan haben. In einem solchen Falle liegt also nur eine Redeform vor,

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1) Hier möge eine Bemerkung Appayyadikṣitas ihre Stelle finden, die allerdings recht äußerlicher Natur ist: sarvo 'py alaṇkāraḥ kavisamayaprasiddhyanurodhena hrdyatayā kāryaśobhakara eva lamkatāratām bhajate. Citramimāmsā p. 6.

2) So gebraucht in diesem Sinne Hemacandra für vāgvikalpa p. 273 uktivaicitrya, indem er den Gedanken Anandavardhanas folgendermaßen wiedergibt: uktivaicitryamäträd bhede ca lakṣaṇakarane lamkaranantyaprasangaḥ; Jagannatha aber sagt ausdrücklich Rasag. p. 326: vicchittivailakṣanyasyaivā 'lamkāravibhāgahetutvät. Offenbar hat Hemacandra uktivaicitrya mit vägvikalpa zusammengeworfen, um seine Behauptung zu beweisen, daß vibhāvanā viseṣokti asamgati viṣama adhika vyāghāta atadguna nicht verschiedene Alaṇkāras seien, sondern nur verschiedene Arten der einen Figur Virodha. (Vergl. hierüber Rasag. p. 461). Den von Hemacandra beabsichtigten Gedanken drückt Jagannatha genauer SO aus: kimcidvailakṣaṇyamātreṇaivā 'lamkārabhede vacanabhangīnām anantyäd alamkārānantyaprasangāt. Rasag. 362.

deren Schema fest steht und durch den objektiven Gedanken gegeben ist, ohne daß der Dichter dabei ein anderes Verdienst hätte, als eine falsche Ausdrucksweise vermieden zu haben. Es gibt aber auch Figuren dieser Art, die an sich, soweit ihr Schema in Betracht kommt, durchaus unpoetisch sind, wie die Alternative (vikalpa) und der Syllogismus (anumāna); aber wenn solche Figuren mit einem anderen figürlichen Element verquickt sind, wie erstere mit einem Vergleich 1), oder sonstwie einen Reiz bekommen, wie die letztere 2), so werden sie zu poetischen Figuren. Ueber solche Fälle, wo ein anderes Element hinzukommen muß, um eine Redefigur zu einer poetischen Figur zu machen, enthält der Rasagangādhara, p. 470 folgende Auseinandersetzung, die allerdings in einem Referat über eine fremde Ansicht vorkommt: „Wo der Reiz des ausstattenden Elements von dem Reiz des dadurch Ausgestatteten verschieden ist, da möge meinetwegen das Ausgestattete besonders neben dem Ausstattenden als Alamkara gelten, wie Hetu- und Phala-Utprekṣā neben Atiśayokti. Wo es aber bei dem Reiz des Ausstattenden sein endgiltiges Bewenden hat, da ist das Ausgestattete keine besondere Figur, wie beim vorliegenden (i. e. kāvyalinga). Wenn das zur Folge hat, daß dann viele von den Alten anerkannte Figuren geleugnet werden müßten, so geben wir das zu; aber was liegt daran? Darum ist kavyalinga (keine poetische Figur), sondern die Abwesenheit eines Fehlers, nämlich der mangelnden Begründung 3). “

Ich glaube in der vorausstehenden Zusammenstellung nichts Wesentliches übersehen zu haben. Man ersieht daraus, daß die Poetiker sehr eindringend über das Wesen der poetischen Figur nachgedacht und den Kern der Sache durchaus richtig erfaßt haben. Wie kommt es nun, daß diese Darlegungen nebenher und zerstreut in den Kommentaren beigebracht, statt, wie es sich bei ihrer prinzipiellen Wichtigkeit eigentlich gehörte, im Anfang der Lehre von den poetischen Figuren als grundlegender Lehrsatz gegeben zu werden? Diese Frage wollen wir jetzt zu beantworten suchen.

1) Al. Sarv. p. 158: aupamyagarbhaṭvāc că 'tra cărutvam.

2) ib. p. 146 vicchittiviseṣaś că 'trā 'rthāśrayaṇiyaḥ; aber Rasag. p. 475 asga ca kavipratibhollikhitatvena camatkaritve kävyālamkāratā.

3) yatra tu 'paskārakavaicitryād vilakṣaṇam tadupaskaryavaicitryam, tatrā 'stu nāmo 'paskārakād upaskāryasya pṛthagalamkāratvam, yathā 'tiśayokter hetuphalotprekṣayoḥ, yatra tū 'paskārakavaicitrya eva viśrantis, tatro 'paskāryam analamkāra eva, yathā prakṛte. evam tarhi bahūnām alaṇkāratvena prācīnair ūrīkṛtānām analaṇkāratāpatṭir iti cet, astu, kim naś chinnam? tasmān nirheturupadoṣābhāraḥ kavyalingam ity api vadanti.

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