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Beiträge zur Geschichte des Stifts und der Stadt Waldkirch.

I.

Wer den mit Recht gesteigerten Anforderungen genügen wollte, welche man, in Rücksicht auf Zuverläßigkeit und Unbefangenheit, jetzt an die Special- und Localgeschichte zu stellen pflegt, der würde, als Historiker der im Elzthale gelegenen Stadt Waldkirch, keine leichte aber eine lohnende Aufgabe haben. Noch ist, zu einer exacten Darlegung der im Allgemeinen zwar gedeihlichen, im Einzelnen aber doch nicht immer völlig ungetrübten Beziehungen, zwischen der erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit erringenden dortigen Bürgerschaft und dem ungleich älteren St. Margarethenstifte, mancherlei zu erforschen. Und auch das sich auf territorialrechtliche Fragen beziehende Verhältniß, sowohl des Stiftes als auch der Stadt, zu den Freiherrn von Schwarzenberg und von Staufen, späterhin zum Erzhause Oesterreich, wird sich nur auf Grundlage des zwar noch vorhandenen, aber noch nicht gehörig benützten, sehr zersplitterten Urkunden- und Aktenmaterials verschiedener, mehr oder minder reiche Ausbeute versprechenden Archive und Registraturen völlig klarlegen lassen. Es muß, bevor von einer wirklich instructiven Darstellung die Rede sein kann, zuerst noch und zwar an verschiedenen Orten, systematisch gesammelt werden, was sich noch an echten urkundlichen und sonstigen Quellen erhalten hat.

Zur allgemeinen Orientierung dienen der in Kolb Lexicon III, 342 stehende Artikel, für welchen hauptsächlich das jetzt im Generallandesarchiv befindliche, ungemein fleißig gearbeitete Repertorium des St. Margarethenstifts (Compilatore P. Wunibaldo

1 Zu den mit Dank anzuerkennenden, neuesten Leistungen, auf diesem, einer sorgfältigen Pflege noch recht bedürftigen Gebiete, kann die viele lehrreiche Einzelheiten enthaltende Geschichte der Stadt Philippsburg von Nopp gerechnet werden. Es wurde dazu das Archiv der genannten Stadt mit Fleiss und Umsicht benützt.

ex Zusamzell Capucino Concionatore Provinciae Anterioris Austriae) von 1760 benützt worden ist, sowie auch die kulturhistorische Skizze, welche J. Bader, Badenia, 1862, Neue Folge II, 584 ff. gegeben hat.

Als Stifter des zur Zeit des Basler Concils in ein Collegiatstift umgewandelten, sehr alten Frauenklosters, gilt Herzog Burkhard I. von Alemannien 917-926, doch fehlen urkundliche Beweismittel. 1

Die hier folgenden urkundlichen Beiträge sind alle unserer Section: Alte Urkunden St. Margarethenstift Waldkirch ent

In anderen, ebenfalls Waldkircher Urkunden enthaltenden Sectionen des Generallandesarchivs Umschau zu halten, war nicht möglich. Ebensowenig konnte hier auf die Nachweisung bereits ganz abgedruckter oder doch, ihrem Hauptinhalte nach in Druckwerken erwähnter Stücke, die erforderliche Zeit verwendet werden, weil die in unserer Zeitschrift stehenden Arbeiten anderen Aufgaben der Anstalt dienstbar bleiben müssen. Es handelte sich für den Unterzeichneten zunächst um die in Angriff genommene Repertorisierung, der,

vermöge eines von Leichtlin 1819 abgeschlossenen, 1822 und 1824 mit einigen Nachträgen versehenen Verzeichnisses,

in 46 Convoluten 687 Nummern enthaltenden Abtheilung. Die Zahl der Nummern ist jedoch kleiner als jene der einzelnen Urkunden, weil bisweilen 2 bis 3, selbst mehrere Stücke verwandten Inhalts im Verzeichnisse zusammengefaßt worden sind. Als Anhaltspunkt mag dienen, daß in den Convoluten 1 bis 8 incl. 109 Urkunden liegen. Was nun die Reihenfolge der hier theils in Extenso, theils in Regestenform publicierten Stücke betrifft, so war es aus Gründen, die in der Beschaffenheit der Arbeit liegen, welche in ihrer Progression durch die Art der Einlegung der Urkunden bedingt wird, nicht möglich, die ältesten Urkunden zuerst zu geben. Da aber die Repertorisierung nicht unterbrochen werden wird, so werden mir nach und nach alle bei uns aufbewahrten Urkunden

1 Dass das Kloster zu dieser Zeit schon bestand, wird durch eine mehrfach abgedruckte Urkunde von 926 nachgewiesen; wer der Gründer war, wird wohl fraglich bleiben müssen. Vergl Neugart Cod. Alem. I, 580 und die dort angegebene ältere Literatur, besonders Gerbert Hist. Nigr. Silv. I, 200, 302, 469 ff. Chr. Fr. v. Stälin, der in seiner Wirtb. Gesch. I, 427 ff. ausführlich über Burkhard spricht, erwähnt eine ihm zuzuschreibende Stiftung in Waldkirch nicht.

des St. Margarethenstifts zur Hand kommen und ich werde. dann nicht verfehlen, Alles mitzutheilen, was sich mir als Berücksichtigung verdienendes historisches Detail darbietet.

Der hier folgenden ersten Serie erlaube ich mir Einiges über die Siegel der Stadt und des Stifts voraus zu schicken, um beim Abdrucke der einzelnen Urkunden die Siegelbeschreibung möglichst kurz fassen zu können.

Stadtsiegel kenne ich bisher vier verschiedene. Das älteste, von welchem Bader a. a. O. S. 595 spricht', war zu Anfang des 15. Jahrhunderts noch in Gebrauch (1401). Es ist dreieckig und stellt eine auf felsartigem Untergrunde, oder wenn man will einem Berge, zwischen einer Eiche und einer Linde stehende Kirche dar. Also ein redendes Wappen, denn die beiden Bäume, die ich deßhalb nicht als Zweige bezeichnen möchte, weil sie hiefür zu groß sind, repräsentieren den Wald. Ob der der Kirche zur Unterlage dienende Berg eine Anspielung auf das Wappenbild der Freiherrn von Schwarzenberg enthalte, muß dahin gestellt bleiben. Die Umschrift ist: †. SIGILLVM. CIVIVM. DE. WALTKILCH. Die drei folgenden Stadtsiegel sind rund. Das Wappenbild ist immer das gleiche, nur die Stylisierung eine verschiedene, dem Geschmacke der Zeit entsprechende. Im zweiten stehen die Figuren im Siegelfelde, nicht in einem Schilde, wie das auch beim ältesten Siegel der Fall ist. Die Umschrift ist: S'. CIUITATIS. WALTKILCH. Ich fand es an Urkunden der Jahre 1442-1528. Das dritte Siegel hat die Umschrift:* SIGILLVM * CIVITATIS * WALDKIRCHEN. * anno 1577. Es ist sehr gut gearbeitet; reicher Renaissance-Barroco-Rahmen-Schild. Etwas minder gelungen ist das Siegel von 1634, welche Jahreszahl in der Umschrift steht, wenn ich die kleinen arabischen Zahlen ganz richtig gelesen habe. Ich fand es erstmals an einer Urkunde von 1668. Vom Collegiatstifte Waldkirch kenne ich bisher ebenfalls vier Siegel. Das älteste ist parabolisch (zweispitzig) und ich fand es bisher an Urkunden von 1451-1507. In gothischer, reicher Architektur zwei Heilige, in Nischen über einander gestellt. Oben die Muttergottes mit dem Christuskinde, sitzend; unten die heilige Margarethe mit der Kreuzfahne und dem Drachen. Die Umschrift scheint: „S. ecclesie collegiate et capituli S. Marie in Waltkirch" gelesen werden 1 Er kennt es durch Urkunden von 1299 und 1390.

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zu müssen, doch ist mir bisher noch kein besonders scharf ausgeprägter Abdruck zu Handen gewesen. Das zweite, dritte und vierte sind Rundsiegel: die mit Nimbus und Krone versehene heilige Margarethe, die dem Drachen eine oben in ein Kreuz endigende Lanze in den Rachen stößt, als Kniestück darstellend. S'. S. MARGRETE. IN. WALDKILCH. Das dritte und vierte sind ganz ähnlich, nur viel weniger gut stylisiert. Sie sind mit den Jahreszahlen 1644 und 1688 versehen.

Endlich mag noch das dem Style nach erst im 18. Jahrhunderte gefertigte Siegel des k. k. Obervogteyamts derer Herrschaften Castel- und Schwarzenberg genannt werden. Ich fand es an einer Urkunde von 1783. Drei 1 und 2 gestellte, durch zopfige Arabesken verbundene, runde Schilde. Oben unter dem Herzogshute das Stammwappen von Oesterreich (Balken); darunter rechts eine Burg, links das bekannte Wappenbild der Freiherrn von Schwarzenberg, ein aus 6 wie Bienenkörbe aussehenden 1, 2, 3 gestellten Theilen geformter Berg, ganz ähnlich wie ihn auch die von Grünenberg und andere Familien, jedoch unter anderen Farben im Wappen führen.

1301. Jan. 20. Waldkirch. Der Ritter Egenolf Küchelin trifft sein vor der Stadt Waldkirch gelegenes Haus (wohl die später Küchlinsburg genannte Veste) belangende Bestimmungen, zu Gunsten seiner Ehegattin.

1

1.

Allen die disen brief sehent ôder hôrent lesin, kunde ich her Egenolf Küchelin, ein ritter, das min || hûs usserhalb der stetten ze Waltkilch gelegen ist, das ich umbe den erbern ritter.. hern Johansen || den Anman kôfte, in der friheit und in der satzùnge, so den stetten und den lùten ze Waltkilch von den || herren von Swarzenberg.. hern Johansen und hern Wilnhelme gen ist, nùt ist, noch das hûs nùt ane gât und nach lantrehte gelegen ist und von alter her also herkommen und gelêgen. Und da von so han ich, als ich wol môhte nach rehte, miner elichen wirtinne, Willeburge. . der Walpotten swester von Lâre, gen, swenne ich enbin, luterklich ane alles wider tůn und an alles wider zihen, alles das unsere2 gut, an getregede, an geschirre und an cleinotere, swas varnde gůt heiset, das nù und hienach so ich enbin in dem hùse ist, 2 Das Wort ist etwas undeutlich geschrieben und corrigiert.

1 So.

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ane alle geverde, das si daran nieman sol becrenken noch beswêren mit dùkeiner slâhte rehte noch geverden, von der friheit und der satzùnge, die den stetten und den lùten ze Waltkilch gen ist, wan dis hùs usserhalb gelegen ist, nôch anders mit dùkeiner slahte rehte sol man si hieran irren, wann ich nach des hùses gelegenheit ihr dis und nach rehte wol gen môhte. Und harùber, zu eime ewigen ùrkunde aller devorgescribenen dinge, han ich ir miner wirtinne diesen brief gen mit minem ingesigel und gebetten mit miner herren von Swarzenberg, hern Johanses und herrn Wilnhelmes ingesigeln besigeln. Wir Ŏch die vorgenanten herren von Swarzenberg, her Johannes und her Wilhelm, voriehen, das dis hûs in der friheit, so wir gen hant den stetten und den búrgern ze Waltkilch, noch1 in der sazunge nùt gelegen ist und darin nùt hôret, und nù und von alters her wissentlich nach luter lant reht lit und gelegen ist. Und darumbe ze eime rehten ùrkunde, das es also gelegen ist, und öch ze ùrkunde das her Egenolf der vorgenante siner elichen frowen der vorgenanten gen und gemachet het lideclich als das varnde gůt, das in dem vorgenanten hûse und hove ist, nu und hienach swenne er nùt ist, ze hande und ze niessende, ane alle widerrede, ze eime rehte ùrkunde der vorgescriben dinge aller, so han wir, dûr sine hern Egelolfes bêtte, unserù ingesigele an diesen brief gen und gehenket und wart dirre brief gen ze Waltkilch, da dis geschach in dem jare da man zalte von gottes geburte druzehenhundert und ein jar, an dem nehesten fritage nach sante Hylarientage.

Perg. Orig. mit 3 Siegeln. 1. Ziemlich grosses Rundsiegel. Das bekannte Wappenbild im Dreieckschilde. †. S'. JOHANNIS. NOBILIS. DE. SWARZENBERG. 2. Dreiecksiegel, ebenfalls mit dem Wappenbilde im Schilde. †. S'. WILLNHELMI. NOBILIS. DE. SWARZANBERG. 3. Rundsiegel. Im Dreieckschilde ein sechsspeichiges Rad. Die Umschrift ist zum Theile abgebröckelt, dürfte aber †. S'. AGELOLFI. MILITIS. DCI. KUCHELIN zu lesen sein. Die Küchelin oder Küchlin sind ein sehr bekanntes Breisgauer Geschlecht, von denen, außer der Küchlinsburg bei Waldkirch (vergl. unten) auch das Dorf Küchlinsbergen bei Königsschaffhausen seinen Namen hat.

1 Ganz abgeriebenes Wort.

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