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es auch nicht an herausfordernden feindlichen Demonstrationen, durch welche sich die Anhänger der österreichischen Partei verletzt fühlen mussten; gingen sie über die Strasse, so bekamen sie häufig Spottverse zu hören, die ihnen den Sieg der Gegner ins Bewusstsein rufen sollten. Einige Fanatiker sprachen öffentlich davon, dass man gegen die bisherigen ADhänger des Erzherzogs ein Inquisitionsgericht eröffnen sollte, und bezeichneten dieselben als staatsgefährliche Rebellen. Diese finden wir daher in sehr gedrückter Stimmung und lebhafter Besorgniss für ihre Sicherheit. Der neue Stadthauptmann sah sich daher auch veranlasst, beim Erzherzog über fortwährende Unruhen der Stadtbevölkerung Klage zu führen, denen gegenüber der zurückgekehrte Cardinal sich ganz,demüthig und eingezogen verhalte. Allein, wie in so vielen anderen ähnlichen Fällen, so brachte auch hier die Zeit nach und nach Beruhi gung in die Gemüther, und das kräftige Auftreten Wolkenstein's trug das Seinige dazu bei, dass auch die Stadt nach einem mehr als zehnjährigen Streite der Bürgerparteien wieder des nothwendigen Friedens geniessen konnte.

Während der letzten Ausgleichsverhandlungen, als man bereits das baldige Ende absehen konnte, suchten übrigens manche hervorragende Anhänger der Madruz mit Ferdinand ihren Frieden zu machen. So suchte z. B. der Deutscheordensritter Claudio von Roccabruno durch Vermittlung des Cardinals Andreas beim Erzherzog um eine Audienz an, damit er sich ,purgiere von dem Verdachte, als ob er in schwebender trientnerischer Handlung über die Mass und ungehorsamlich anhengig gewesen'.2 Selbst Cardinal Christof, dessen Gesinnungen während des Streites bekannt genug waren, versuchte einzulenken. Als Andreas den Cardinalshut empfangen hatte,

1 Solche Spottverse waren z. B.: Al dispetto del Gal (des schon verstorbenen Dr. Gallus) ritorna il cardinal, oder Al dispetto del Tremenello (des Anhängers Ferdinands Tremeno), il cardinale andarà in castello u. del. Noch unbekannt mit den speciellen Modalitäten des Ausgleiches, wollten Manche schon deshalb nicht in den Jubel der Madruzischen Partei einstimmen, percio che non si vuole sedere su due scanni. St.-A. Ferd. 305, 28. Mai 1578.

2 St.-A. Ferd. Miss. und Conc. Nr. 135, 26. März 1577. Die Familie Roccabruno, auch im Domcapitel vertreten, zählte zu den eifrigsten und angesehensten Parteigängern des Cardinals.

beglückwünschte er hiezu den Erzherzog, versicherte ihn seiner grossen Zuneigung zum Hause Oesterreich und gab seinem Bedauern Ausdruck, ,dass wir durch derselb ihr (des Erzherzogs) Untreuen als uns Rebellen und undankbaren falsch dargeben und Einbildnis in ungutlichen Verdacht und Widerwillen unschuldiger Weis geraten sein, gleichwol wir hoffen, es solle und werde noch klerlich an Tag kommen.'1

Christof starb ganz kurze Zeit nach Beendigung des Streites, tief verschuldet, am 5. Juli 1578 in Tivoli. 2

Um auch äusserlich seine Aussöhnung mit Ferdinand zu manifestiren, reiste Ludwig wenige Wochen nach seiner Rückkehr in seine Residenz an dessen Hof nach Innsbruck, zu gleicher Zeit wurde dem Erzherzog der den geleisteten Eid des Bischofs bestätigende Revers eingehändigt.

Nun stand auch nichts mehr im Wege, dass der Cardinal von den Unterthanen des Stiftes die Huldigung entgegennehmen. konnte. 1578 kamen Trient, Pergine, Civezzano, Levico und Selva dieser Pflicht in der dem Vertrage entsprechenden Form nach, sie schwuren dem Bischof, als ihrem Herrn, Treue und Gehorsam reservato a Sua Altezza quelli giuramenti et obligazioni, con li quali sono tenuti a Sua Altezza secondo il tenor delle compatazioni fatte fra Tirol e Trento'. Im nächstfolgenden Jahre 1579 schlossen sich an die Gemeinden das Val di Non und die vier Vicariate. In gleicher Weise machte der Erzherzog von dem ihm vertragsmässig zustehenden Rechte Gebrauch und liess durch dieselben Commissäre, welche in seinem Namen dem Cardinal die Temporalien übergeben hatten,

1 Ibid. 27. November 1576. Die bisherige Stimmung am Innsbrucker Hofe gegen ihn lernt man am besten kennen aus den Verhandlungen über die Rücklösung der bisher an Brixen verpfändeten vier Herrschaften im Pusterthal: Heimfels, Michelsburg, Schöneck und Uttenheim. Als Brixen gegen die Einlösung remonstrirte und dabei unter Anderem auch auf die Verdienste seines Bischofs, des Cardinals Christof, um das Haus Oesterreich hinwies, so meinten die Kammerräthe: von solchen Verdiensten ist uns nichts bekannt; hat er einmal etwas gethan, so war es seine Pflicht und zugleich zu seinem Vortheil, sonst wissen wir von ihm nur, dass er zu Zeiten des Kaisers Ferdinand durch ungebührliche Aufhaltung der Steuern der Kammer grossen Schaden zugefügt hat. St.-A. Miss. an Hof 1569, fol. 628.

2 St.-A. Ferd. Miss. von Sporeno Nr. 83 und 140.

3 St.-A. Trientiner Arch. lat. Abth. C. XVII, 43; C. XVIII, 13. Archiv. Bd. LXIV. II. Hälfte.

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von allen Hauptleuten und Beamten des Stiftes die schuldigen Reverse abfordern. Unweigerlich wurde dieser Pflicht von Allen nachgekommen. So bekannten z. B. Carl von Arz als trientinischer Hauptmann in Fleims, Fortunat von Madruz als solcher von Riva, Stenico, Judicarien, Tenno, Castelmani, Avio und Brentonico, Bernhard Mörl als Pfleger von Tramin, Christof von Heudorf auf dem Nons und im Val de Sol, Simon Botsch als Vormund der Firmianischen Erben in Pergine u. v. A. in eigenhändig unterfertigten Urkunden (1578), den Erzherzog als Landesfürsten zu halten und anzuerkennen.! Und ebenso wurde es auch in den folgenden Jahren gehalten. Die zwei Schlussacte nach vollzogenem Vergleiche waren die Belchnung Ferdinands durch den Cardinal mit den herkömm licher Weise auf den Landesfürsten zu übertragenden Lehen des Stiftes und die fast gleichzeitige feierliche Verleihung der Regalien von Seite des Kaisers an Ludwig. Beides vollzog sich im Jahre 1579. Im December dieses Jahres wurde der Stadthauptmann Caspar von Wolkenstein als Vertreter des Erzherzogs mit den trientinischen Stiftsgütern: Gericht Altenburg in Eppan, Neumarkt, Castelfondo, Nons, Caltern, Greifenstein, Stein unter Pisein, Schloss Firmian (Sigmundskron) und Burg und Stadt Roveredo nebst den umliegenden Orten vom Cardinal als lieben besondern Freund' belehnt.2 Im Juni desselben Jahres erfolgte durch Kaiser Rudolf in Prag, wohin sich Ludwig zu dem Zwecke begeben hatte, die feierliche Belehnung desselben mit den Regalien des Reiches.

1 St.-A. Schatzarch. Rep. VI. 775 ff.

2 St.-A. Miss. Tirol Lib. XI, fol. 264. 3 Barbacovi 1. c. p. 138.

DIE HEIRAT

DER

ERZHERZOGIN MARIE LOUISE

MIT

NAPOLEON I.

NACH UNGEDRUCKTEN QUELLEN

VON

EDUARD WERTHEIMER,

PROFESSOR AN DER KÖNIGL. UNGAR. RECHTS-AKADEMIE IN HERMANNSTADT.

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