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Noch einmal das Lied auf die Danziger Fehde

von 1576.

Von

Johannes Bolte.

Das kräftige kampfesfreudige Lied des jungen Danziger Reiters, welches ich oben Bd. XXV, 333–338 mitgetheilt habe, fand nicht nur in Deutschland weite Verbreitung, sondern rief auch auf polnischer Seite eine erbitterte Gegenschrift hervor.1) Joachim Bielski, der Sohn des bekannten polnischen Chronisten Martin Bielski, dichtete 1577 eine lateinische 'Satyra in quendam Dantiscanum, qui levibus ac ineptis suis quibusdam Germanicis rhythmis multa nefaria de Rege et Regno Poloniae scribere et per Germaniam ubique spargere impudenter ausus est', welche als Anhang zu Johann Lasiczkis 'Clades Dantiscanorum a. d. 1577, 17. Aprilis' zu Frankfurt 1578 gedruckt wurde.) Bielski zieht gegen seinen Feind, der den christlichsten und tapfersten König schmählich verleumde, mit heftigen Schimpfworten als gegen einen Räuber, der den Galgen verdiene, los und vergisst nicht, das Verfahren der Danziger als treulosen Verrat und Rebellion zu bezeichnen. Dann geht er auf einzelne Stellen und Ausdrücke des deutschen Liedes ein; auf Str. 2-7 erwiedert er entrüstet

Ausus Teutonicas passim tam foeda per urbes
Plurima de nostra mendacia spargere gente:

1) Erst nachträglich bin ich durch M. Töppens Hinweis (Altpreuß. Monatsschrift IX, 426 f.) auf dieselbe aufmerksam geworden.

2) Ich benutze den Abdruck bei Joan. Pistorius, Polonicae historiae corpus (Basileae 1582) 3 p. 112-113. Es sind im ganzen 129 Hexameter.

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Besonders kränkt ihn die höhnische Einladung zu einem Gastmahl nach Danzig (Str. 14-16):

Ad coenam et lautae nostros conuiuia mensae
Inuitas? aderunt illi non multa rogati.

Vos modo Dantisci ad uestras uenientibus aedes
Hospitibus uultum laeti exhibeatis amicum.
Quasque dapes secum tulerint, gustate uicissim:
Verum salsa uidebuntur, laesumque palatum
Morderi multo frustra dicetis aceto.

Et choreas ducent, dederint ubi cornua laetos
Rauca sonos: quales choreas? Dantisce, uidebis,
Cum magno pacem nequicquam optaueris emptam.
Nam prae laetitia salient sic acriter illi,
Ediderint ut quot saltus, tot uestra sub undas
Voluantur Stygias capita a ceruice reuulsa.
Vinum uelle tuis apponere dicis adustum1)
Hospitibus. recte: potus placet ille Polonis;
Sed quoties bibitur, misere tractabitur hospes,
Nec propria semper residebit tutus in aede.

Die Kanonen und Feldschlangen der Danziger, die bellenden Hündlein und die singenden Vögel auf den Wällen, (Str. 16-17) fürchtet er nicht:

Custodes, quos tu posuisti in limine primo,
Nec te Sauromatae generosi, Cerbere, curant
Inuenietur enim Alcides, qui, Cerbere, forti
Comprensum dextra superas te educat in auras.
Musica quae resonet, quaeris, sub vallibus imis?
Musica (crede mihi) nostrae est gratissima genti,
Quae Martem accendit mentesque in praelia tollit.

Johann Kostka, der Kastellan 2), wird sich das goldene Schwert auf dem Danziger Rathause nicht entgehen lassen (vgl. Str. 18):

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2) Vgl. über ihn Rich. Fischer, Altpreuß. Monatsschrift XXV, 421.

Aurea magnanimo donari munera Costkae

Dicis ab irato, scriptor uesane, Gedano?

Ferrea iampridem (fauet illi pectore toto)

Magnanimus (munus pro munere) Costka parauit.

Auf Str. 20 und 22 bezieht sich noch das Folgende:
Vestibus incingi suades fulgentibus auro:

Non opus est monitis, mos est gestare Polonis
Intextas auro uestes ostroque superbas,

Sed tamen his uictor minime potietur auarus.

Balnea non curat, patiens est solis et aestus

Sarmata: uos ipsi haec struxistis balnea uobis.

Zu meinen Bemerkungen auf S. 334 trage ich nach, daß die Melodie des Liedes: 'Bombey bombey, ihr Polen' auch von Böhme, Altdeutsches Liederbuch (1877) No. 412 vgl. 334 mitgetheilt worden ist; ein Citat v. J. 1592 bei Goedeke, Grundriß2 2, 277 No. 99. Besonderes Interesse beansprucht eine um 1600 von einem Wormser Juden, Eisak Wallich, gemachte Aufzeichnung dieses Liedes in hebräischen Lettern (13 Str.), welche F. Rosenberg jüngst veröffentlicht hat (Ueber eine Sammlung deutscher Volks- und Gesellschaftslieder in hebräischen Lettern. Diss. Berlin 1888. S. 75-77. Auch in Geigers Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 3,19).

Ein weiteres Lied aus der Danziger Fehde hat M. Töppen in dieser Monatsschrift IX, 422-426 aus einer Handschrift abdrucken lassen: es feiert das glückliche Gefecht der Danziger gegen das Belagerungsheer, welches am 3. Juli 1577 stattfand.

Nachtrag

zu dem Aufsatze,,Ueber die Danzker etc."

(Altpreuß. Monatsschrift XXV, Heft 3/4.)

Von

C. Beckherrn.

In dem genannten Aufsatze wurde bemerkt, daß durch genauere Nachforschung die Anzahl der dort namhaft gemachten mit Danzkern ausgestatteten Burgen wahrscheinlich noch vergrößert werden könnte; diese Vermuthung findet ihre Bestätigung in dem inzwischen erschienenen vortrefflichen Werke Steinbrecht's: Preußen zur Zeit der Landmeister." Darin werden noch Danzkeranlagen nachgewiesen bei den älteren Ordenshäusern Rheden, Straßburg und Gollub, welche sämmtlich in einer von den bereits beschriebenen Anlagen abweichenden Form und zum Theil auch in anderer Lage erscheinen.

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Der Danzker des Ordenshauses Rheden stand ungefähr vor der Mitte des westlichen Flügels der Hauptburg. Hier erhob sich ein ca. 13 Meter langes und um die Dicke der Parchammauer auf der inneren Seite verstärktes Stück dieser Mauer über den übrigen Theil derselben bis ungefähr zur Höhe des Hauptgeschosses des Hauses. Aus diesem Mauerstücke ragten außen in Höhe der Zinnen der Parchammauer in regelmäßigen Abständen von einander vier mächtige 2 Meter lange Granitsteine über den den Parcham umgebenden nassen Graben hinaus. Diese Kragsteine trugen einen Erker, welcher die Latrinen enthielt. Die Verbindung mit dem Hauptgeschosse des Hauses war

Altpr. Monatsschrift Bd. XXVI. Hft. 1 u. 2.

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durch einen, vermuthlich überwölbten, Gang hergestellt, der auf einem den Parcham überbrückenden Bogen von ca. 10 Metern. Spannung ruhte.1) Hier liegt der seltenere Fall vor, daß durch den Dauzker der Unrath des Hauses dem Graben überliefert wurde; die daraus entstehenden Nachtheile wurden aber dadurch verringert, daß der Graben von dem Schloßsee aus mit Wasser gespeist wurde und so eine, wenn auch nur geringe, Spülung stattfand. Ein Nebenzweck in fortificatorischer Hinsicht war bei dieser Art von Danzkern selbstverständlich ausgeschlossen.

Eine der oben beschriebenen ähnliche Einrichtung wird auch der Danzker des Hauses Straßburg gehabt haben, mit dem Unterschiede, daß hier die Parchammauer nicht auf der inneren, sondern auf der äußeren Seite durch einen 7 Meter langen Pfeilerklotz verstärkt war, unter dem in geringer Entfernung die Drewenz vorüberfloß.2)

Bei dem Hause Gollub wird man einen in dem die Hauptburg von der Vorburg trennenden Graben stehenden Mauerbogen als Rest einer Danzkeranlage ansprechen dürfen. Die Verbindung mit dem Hause konnte nicht aufgefunden werden, weil der dazwischen liegende Theil der Burg von einem modernen Hause eingenommen wird. Es scheint, abweichend von andern derartigen Anlagen, dieser Danzker seinen Zugang vom Parcham der Hauptburg aus gehabt zu haben, und zwar neben dem der Südwestecke des Hauses gegenüber im Parcham stehenden Hauptthurme. Der an diesen Thurm sich anlehnende Mauerbogen hat wohl in der Richtung nach der Contrescarpe des Grabens noch einen oder zwei andere Bogen neben sich gehabt. Diese Bogenreihe dürfte den Gang zum Danzker getragen haben, welcher, wie anzunehmen ist, keinen Thurm, sondern eine nach außen, nach dem Abhange des Schloßberges gerichtete, den Danzkern von Rheden und Straßburg ähnliche Einrichtung hatte. Diese

1) Steinbrecht, die Baukunst des Deutschen Ritterordens in Preußen. II. Theil: Preußen zur Zeit der Landmeister S. 72 u. Abbild. 71, 81, 98 u. 100. 2) a. a. O. S. 77.

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