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geschlagene Lokalbahn braucht Masuren eine solche von Korschen über Rössel, den Wallfahrtsort Heilige Linde, Sensburg und Nikolaiken nach Rudeanny an der Linie Allenstein-Lyck. Es würde durch dieselbe der große leere Raum zwischen den Linien Lyck-Korschen, Korschen-Allenstein und Allenstein-Lyck gerade halbiert werden. Sollten diese beiden masurischen Querbahnen aber nicht zustande kommen, so würde eine Längsbahn Stürlack (Lötzen) - Wartenburg über Rhein, Sensburg, Sorquitten und Bischofsburg einen notdürftigen Ersatz bieten können.

Anschlüsse der preußischen Eisenbahnen an diejenigen des baltischen Rußland sind sowohl bei Memel wie bei Tilsit anzustreben. Da die Luftlinie Königsberg-Riga nicht Memel sondern Tilsit trifft, so sollte so sollte letzterem die Verbindung mit einem zwischen den Einmündungen der von Riga und Kalkuhnen (Dünaburg) kommenden Bahnen gelegenen Punkte der Linie Libau-Koschedary aufbewahrt werden. Gegen den vielfach befürworteten Plan einer Eisenbahn Moscheiki-Memel muß ich

mich dagegen um so entschiedener aussprechen, als die von Königsberg mit der Libau - Romnyer Gesellschaft gemachten Erfahrungen es als kaum glaublich erscheinen lassen, daß Memel durch seine Verwirklichung in den Stand gesetzt werden könnte, mit Libau zu konkurrieren. Will die russische Regierung eine Verbindung Memels mit ihren Ostseeprovinzen zulassen, so kann füglich nur die Linie Memel-Libau in betracht kommen.

Erfolgversprechender als die Verbindung mit Moscheiki erscheint mir für Memel eine solche mit Grodno. Zu diesem Zwecke wäre außer der Tilsit-Stallupöner eine das Gouvernement Suwalki von Nord nach Süd durchschneidende, eben deshalb aber auch im Interesse der russischen Regierung gelegene Bahn Wilkowiszki-Kalwarya-Grodno notwendig und dies um so mehr, als die verhältnismäßig kurze Verbindung Grodnos mit Grajewo (also auch mit Königsberg) nur eine Frage der Zeit sein kann.

Zur Beurtheilung von Kant's Kritik der reinen Vernunft und Kant's Prolegomena.

Von

Emil Arnoldt.

III. Abhandlung.

Die äussere Entstehung und die Abfassungszeit der Kritik
der reinen Vernunft.

Von den Sätzen des Kant'schen

Briefes an

Garve

(7. August 1783), die ich in meiner vorangehenden Abhandlung übergangen habe, um sie theils nunmehr, theils späterhin in Erwägung zu ziehen, lauten die ersten:

„Auch gestehe ich frey, daß ich auf eine geschwinde gün„stige Aufnahme meiner Schrift" [der Kritik der reinen Vernunft] gleich zu Anfangs nicht gerechnet habe; denn zu diesem Zwecke war der Vortrag der Materien, die ich mehr als 12 Jahre hinter einander sorgfältig durchgedacht hatte, nicht der allge„meinen Faßlichkeit gnugsam angemessen ausgearbeitet worden, als wozu noch wohl einige Jahre erforderlich gewesen wären, „da ich hingegen ihn in etwa 4 bis 5 Monathen zu Stande brachte, „aus Furcht, ein so weitläuftiges Geschäfte würde mir, bey längerer Zögerung, endlich selber zur Last werden und meine „zunehmende Jahre (da ich jetzt schon im 60sten bin) möchten „es mir, der ich jetzt noch das ganze System im Kopfe habe, zuletzt vielleicht unmöglich machen. Auch bin ich mit dieser meiner Entschließung, selbst so wie das Werk da liegt, noch jetzt „gar wohl zufrieden, dermaßen daß ich, um wer weiß welchen Preis, es nicht ungeschrieben wissen möchte, aber auch um keinen Preis die lange Reihe von Bemühungen, die dazu gehöret haben, noch einmal übernehmen möchte."

Eben so äußert sich Kant eilf Tage später

in seinem

Briefe an Mendelssohn v. 18. Aug. 1783: „das Product des Nach„denkens von einem Zeitraume von wenigstens zwölf Jahren „hatte ich innerhalb etwa 4 bis 5 Monaten, gleichsam im Fluge, zwar mit der größten Aufmerksamkeit auf den Inhalt, aber mit. weniger Fleiß auf den Vortrag und Beförderung der leichteren „Einsicht für den Leser, zu Stande gebracht, eine Entschließung, „die mir auch jetzt noch nicht leid thut, weil ohne dies und „bei längerem Aufschube, um Popularität hineinzubringen, das Werk vermuthlich ganz unterblieben wäre, da doch dem letzten „Fehler nach und nach abgeholfen werden kann, wenn nur das Product seiner rohen Bearbeitung nach erst da ist." u. s. w. (R. XI, 1 A., 13 u. 14.)

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Diese Erklärungen Kant's geben Anlaß zu zwei Fragen: 1. Von welcher Art und Beschaffenheit waren die etwaigen schriftlichen Vorarbeiten, die er seinem,,Vortrage" der in der Kritik der reinen Vernunft behandelten Materien zu Grunde legte? 2. In welches Jahr fallen die etwa vier oder fünf Monate", in denen er den Vortrag jener Materien" zu Stande brachte? in das Jahr 1779 oder 1780?

Zur Beantwortung der ersten Frage ist nicht viel Entscheidendes beizubringen, und dieses Wenige ist wenig entscheidend. Es eröffnen sich hier drei Möglichkeiten: Hatte er, als er zum Vortrag der Materien für den Druck schritt, einen Entwurf der ganzen Kritik der reinen Vernunft mit weitläufiger Ausführung ihrer Hauptstücke schriftlich vor sich liegen? oder nur einen Plan des Werkes mit theils längeren, theils kürzeren, aber doch das Ganze beinahe umfassenden und schon möglichst ausgefertigten, wenn auch mannigfacher Ergänzung bedürftigen Darlegungen? oder gar blos den Plan des Werkes mit vielen im Gedankengange zusammenhängenden, aber im Wortlaut abgerissenen Notizen? Von diesen drei Möglichkeiten ist mir die letzte am wahrscheinlichsten.

Die erste wird durch Kant's briefliche Erklärung an Garve so wohl wie besonders an Mendelssohn ausgeschlossen. Denn Kant hätte wahrheitsgemäß nicht sagen können, er habe das Product des Nachdenkens von wenigstens zwölf Jahren innerhalb

etwa 4 bis 5 Monaten, gleichsam im Fluge, zu Stande gebracht", wenn er einen weitläufig ausgeführten, Jahre lang ausgearbeiteten Entwurf des ganzen Werkes in jenen vier oder fünf Monaten nur überarbeitet hatte. Gegen die zweite Möglichkeit*) spricht, daß Kant wohl zu Anfang des April 1778, nämlich an dem Tage, an dem er den v. 28. März 1778 datirten, wiederholten Antrag des Ministers v. Zedlitz zur Uebernahme einer Professur in Halle (R. XI, Biogr. S. 64) erhielt, in einem Briefe an Herz die Arbeit, die er unter Händen" hatte, als eine Schrift" bezeichnet, ,,die an Bogenzahl nicht viel austragen wird“ (R. XI, 1. A., 42 u. 43). Denn, wenn er damals bereits viele Stücke des Werkes, mochten sie auch noch so sehr Bruchstücke sein, in längerer Ausführung vor sich hatte, so würde er vorausgesehen haben, daß seine „Schrift" im Druck „an Bogenzahl nicht nicht viel", sondern recht viel austragen" mußte. Vermuthungen, welche auf die Abfassung längerer Abschnitte des Werkes zu ganz verschiedener Zeit aus angeblichen Widersprüchen zwischen Begriffsbestimmungen in verschiedenen Abtheilungen desselben schließen wollen, sind mißlich, weil unter den Interpreten Einigkeit weder hergestellt ist, noch schwerlich je herstellbar sein wird darüber, ob, viel weniger: wo, am wenigsten: wie jene Widersprüche als hebbare, oder als nicht hebbare? - in der Kritik der reinen Vernunft vorhanden sind. Mithin bleibt nur die dritte Möglichkeit übrig, bei welcher immerhin die Annahme zulässig ist, daß Kant, als er zur Abfassung des Werkes schritt, bereits einige wenige, besonders schwierige Auseinandersetzungen, z. B. die Deduction der Kategorien, in einer mehr oder weniger vollständigen, schriftlichen Ansführung fertig unter seinen Papieren hatte. Den in der Vorrede zur Kritik der reinen Vernunft (R. II, 12) erwähnten ersten Entwurf" werde ich bei Beantwortung der zweiten Frage

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*) Diese zweite Möglichkeit

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W. Windelband in seiner Abhandlung:,,Ueber die verschiedenen Phasen der Kantischen Lehre vom Ding-an-sich" (Vierteljahrsschr. für wissensch. Philos. I. Jahrg. 1877. S. 224-266.) statuirt (S. 230, 231 u. 232).

berücksichtigen. Ganz unzulässig erscheint mir die Annahme, daß er bis zu dem Jahre, in welchem er den Vortrag der Materien für den Druck unternahm sei dieses nun das Jahr 1779, oder 1780 gewesen gar nichts für die Kritik der reinen Vernunft niedergeschrieben hatte. Denn, wenn seine Vermuthung aus dem Jahre 1778 über den voraussichtlichen Umfang seiner unter Händen habenden Arbeit" nicht so sehr wenig dem späteren wirklichen Umfange derselben entspräche, so würden die Mittheilungen, die sich in seinen Briefen an Herz über sie finden, obschon keine einzige von ihnen bis gegen Ende des Jahres 1778 ausdrücklich und zweifellos schriftliche Aufzeichnungen bekundet, doch auf ziemlich umfängliche, schriftliche Aufzeichnungen schließen lassen.

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Die ausführliche Uebersicht jener Mittheilungen in Kant's Briefen an Herz zwischen den Jahren 1771 und 1781, welche die lange Reihe von Bemühungen", die er um keinen Preis noch einmal übernehmen" wollte, mindestens zum größten Theile vergegenwärtigt denn der Anfang der Reihe geht bis in das Jahr 1766 oder 1765 zurück ist zur Beantwortung der zweiten Frage erforderlich: in welchem Jahre brachte Kant den „Vortrag“ der Kritik der reinen Vernunft für den Druck zu Stande?

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Sie

und die Berücksichtigung von Kant's Brief an Engel wird, meine ich, die Wahrscheinlichkeit ergeben, daß er das Werk im Jahre 1779, und zwar vom April oder Mai bis zum August oder September dieses Jahres für den Druck niedergeschrieben hat.

Schon die Dissertation vom Jahre 1770: De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis hatte ihren Ursprung in hier für die 1760er Jahre nicht zu erwägenden Meditationen, aus denen sich nachmals und zuletzt die Kritik der reinen Vernunft entwickelte, und gleich nach Veröffentlichung der Dissertation beabsichtigte Kant, den Gedankenbau, von dem er dort nur einen Abriß gegeben hatte, in einem größern Werke auszugestalten.

Die folgende Darstellung soll dem Excurse Vaihinger's über die äußere Entstehungsgeschichte der Kritik der reinen Vernunft

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