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Herzog Albrechts von Preussen und Markgraf Johanns von Brandenburg Anteil am Fürstenbund gegen Karl V.

Teil I. 1547-1550.

Von

Dr. Hans Kiewning.

Kapitel I.

Herzog Albrecht von Preussen und Herzog Otto von Braunschweig. Durch die Niederlage bei Mühlberg am 24. April 1547 war zwar die Hauptmacht der Protestanten vernichtet; aber noch standen ihnen im nördlichen Deutschland, besonders in Niedersachsen, bedeutende Truppen zur Verfügung. Doch fehlte diesen der rechte Mittelpunkt, das Haupt, das sie erfolgreich zu verwenden verstand. Denn es waren nicht bewährte fürstliche Führer, die an der Spitze derselben das Glück der Waffen gegen den Kaiser erprobten: die noch ausharrten, waren mehr oder weniger Abenteurer, und die meisten von ihnen, wie die Grafen von Mansfeld und von Oldenburg, Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg, ferner Hans von Heideck, Sebastian Schärtlin von Burtenbach, Wilhelm von Thomashirn, Heinrich Vogelsberg, Hans von Ruthlingen lagen in des Reiches Acht.1) Scharf ließ der Kaiser auf sie fahnden und befahl jedem seiner Unterthanen, wo auch er einen von ihnen fände, ihm denselben tot oder lebend2) zu überliefern. Auch gelang es ihm, einiger von ihnen, wie Heinrich Vogelsbergs habhaft zu werden. Er ließ dann mit

1) Sleidan de statu religionis et rei publicae Carolo V. Caesare. Argentorati. 1556. p. 579. Stetten: Geschichte Augsburgs. 1743. p. 438. Vita Mauritii in Menken Scriptores rerum Germanicarum. B. II pag. 1211.

2) Volradt von Mansfeld an Herzog Albrecht von Preußen 4. Juni 1549. Königsberger Staats-Archiv [K. St.-A.] III. 29. 22.

ihnen kurzen Prozeß machen.1) Diese Leute, welche daher kaum noch etwas zu verlieren hatten, setzten alles daran, den Widerstand möglichst umfangreich anzulegen und tobten in einer furchtbaren Zügellosigkait ihre Kraft aus.

Die Einsichtigen unter den Protestanten verhehlten sich jedoch nicht, daß damit wenig zu erreichen war. Man mußte darauf denken, auswärtige Hilfe zu gewinnen. Diese bot sich zum teil von selbst dar. Besonders waren es England und Frankreich, die bald nach der Schlacht von Mühlberg in Deutschland zu agitieren begannen.

Bereits im Jahre 1547 drohte zwischen England und Frankreich ein Krieg wegen Schottlands auszubrechen. Beide Staaten suchten daher Bundesgenossen zu gewinnen. Im Dezember 1547 sandte König Eduard VI. einen Bevollmächtigten John Brandt unter dem Namen William Watson nach Deutschland. Die Sendung war von einem gewissen Erfolge gekrönt. Man zeigte sich wenigstens bereit, nichts gegen die englische Regierung zu unternehmen. Ausgiebige Hilfe jedoch konnte man aus Furcht vor dem Kaiser nicht wohl versprechen.2) Später bemühte sich England einzelne von den durch Karl geächteten Männern in seine Dienste zu ziehen. Wie wenig aber England daran dachte, diese Partei seinerseits zu unterstützen, geht daraus hervor, daß es gleichzeitig sich auch des Kaisers Gunst und Freundschaft zu erhalten strebte.) Als es der Hilfe nicht mehr bedurfte, ließ es die Verbündeten deutlich merken, daß es seiner Verpflichtungen enthoben sein wollte.1)

Anders trat König Heinrich von Frankreich auf. Er verwahrte sich nachdrücklich gegen die Absicht, mit dem Kaiser ein Bündnis einzugehen. Das Interesse seines Hauses machte es

1) Buchholtz: Geschichte der Regierung Ferdinands I. Wien. 1838. B. VI. p. 279 fg. Briefe und Akten zur Geschichte des 16. Jahrhunderts. München. 1873 ed. von Druffel. No. 143 u. 148.

2) Calendar of state papers (foreign series) 1547. No. 64. 66. 119. 125. 134. 3) Calendar of state papers No. 191. 100 u. a.

4) Calendar of state papers No. 209.

ihm zur Pflicht, das Vorgehen der Habsburger zu hindern. Wo konnte er aber bessere Bundesgenossen finden als in den protestantischen Kreisen? Nach der Mühlberger Schlacht war Frankreich die einzige Macht, Karl auf seiner Siegeslaufbahn aufzuhalten.') Während er nun selbst in Italien mit Ansprüchen gegen den Kaiser auftrat und in Konstantinopel durch seinen Gesandten mit dem Sultan konspirierte, um den Frieden, den Karl mit den Türken abzuschließen hoffte, zu hintertreiben,2) spann Heinrich II. auch in Deutschland durch geeignete Unterhändler seine Fäden. Bereits im Jahre 1547 hatte er Jean de Fresse, Bischof von Bayonne, einen geschickten und umsichtigen Mann, als geheimen Agenten nach Deutschland abgefertigt. Was dieser ausgerichtet, entzieht sich unserer Kenntnis. Allein, daß er mit seiner Mission zufrieden war, wie er sich einmal gegen Papst Paul III. ausdrückte, beweist, daß seine Thätigkeit nicht fruchtlos verlaufen war.3)

Ferner gewährte Heinrich allen den vom Kaiser Geächteten, die bei ihm Zuflucht suchten, seinen Schutz und verwandte sie je nach ihrer Tüchtigkeit in seinen Diensten. Viele von diesen nannten ihn geradezu ihren Herrn, und er verstand es wohl, sich das zu nutze zu machen. Ein solches Entgegenkommen verfehlte nicht seinen Eindruck. Man faßte zu Frankreich ein größeres Vertrauen als zu England.

Das hat wohl auch Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg veranlaßt, für seine bedrängten Glaubensgenossen sich bei dem Könige zu verwenden. Sein Plan war umfassend genug; zuletzt aber war er selbst nicht der Mann, ein Unternehmen durchzuführen, das vor allem Energie und Ueberzeugung erforderte. Auch Herzog Otto war nur ein Abenteurer, der sein Schicksal einem glücklichen Zufalle anheimgab.

1) Mauris an Karl. 6. Januar 1548. Druffel: a. a. O. No. 128.
2) Heinrich an d'Aramon. 15. Januar 1548. Ribier: lettres et

mémoires d'estat des roys etc. Paris. 1666. B. II. p. 103.

3) Gyé an Heinrich 29. Februar 1548. Druffel: a. a. O. No. 139.

Herzog Otto hatte schon im Dienst Franz I. von Frankreich gestanden. Für seinen Abfall vom Kaiser hatte ihn dieser mit einer Pension belohnt.1) Auch hatte der Herzog seinen Sohn Otto nicht in Deutschland eine Hochschule besuchen, sondern einige Jahre in Orléans seine Studien betreiben lassen.2)

Herzog Otto nun fühlte sich berufen, bei Heinrich II., dem neuen Könige von Frankreich, die Verbindungen wieder anzuknüpfen, die durch den Tod Franz I. jählings unterbrochen waren. Noch im November 15473) sandte er den Grafen Volradt von Mansfeld, den Sohn Albrechts von Mansfeld1), zugleich mit seinem eigenen Sohn Otto an diesen. Beide wurden auf das freundlichste empfangen und während ihres Aufenthaltes mit

1) Schwendi an Karl 19. März 1548. Druffel: a. a. O. No. 145. 2) Mauris an Karl 17. November 1547. Druffel: a. a. O. No. 117. 3) Voigt: Fürstenbund gegen Karl V. in Raumers Historischem Taschenbuch. Leipzig 1857 p. 19 setzt die Absendung in den Anfang des Jahres 1548. Er hat diese Notiz willkürlich aus dem. Briefe Herzog Ottos an Herzog Albrecht von Preußen 5. Februar 1548. (K. St.-A. III. 16. 57) entnommen, wozu ihn allerdings die uns fast unverständliche Bemerkung Herzog Ottos, daß er den Brief ,,in gantzer eill" geschrieben hätte, verleiten könnte. Aus der Beilage zu dem Briefe geht hervor, daß das Schreiben Kaufleuten die sich nach Preußen begaben, übergeben wurde. Es ist möglich, daß die Abreise dieser Kaufleute die Veranlassung zur schnellen Abfassung des Briefes war.

4) So allein verstehe ich den Brief Herzog Ottos an Herzog Albrecht. Damit allerdings würde das Schreiben St. Mauris an Karl Druffel: a. a. 0. No. 117 nicht übereinstimmen. Denn St. Mauris erwähnt, daß Albrecht von Mansfeld in Paris anwesend war. Es ließe sich annehmen, daß St. Mauris aus Unkenntnis vielleicht eine Verwechselung der Namen vorgenommen hat. Jedenfalls ist es höchst unwahrscheinlich, daß Albrecht von Mansfeld, der 1547 und 48 die größte Thätigkeit in Norddeutschland entfaltete, seine Truppen, die als Söldner nur durch seine Persönlichkeit zusammengehalten wurden, im Stich gelassen haben sollte. Sein Sohn Volradt, der in seine Pläne eingeweiht war und seinen Haß gegen den Kaiser teilte, war zu einer solchen Mission ebenso geeignet. Daß gar beide Mansfeld abgefertigt und auch noch von andern begleitet worden sind, wie Voigt schreibt und mit ihm Schirrmacher: Johann Albrecht I., Herzog von Mecklenburg, Wismar 1885 B. I. p. 72, geht aus dem Briefe nicht hervor und läßt sich auch wohl wegen der Gefährlichkeit und Heimlichkeit des Unternehmens kaum annehmen.

allen Ehren behandelt. Mit beredten Worten schilderten sie dem Könige das Unglück ihres Vaterlandes und erbaten von ihm Hilfe gegen das gewaltthätige Regiment des Kaisers.

Der König zeigte sich nicht abgeneigt, wollte aber zunächst genau wissen, wie viele und welche von den Fürsten, Ständen. und Städten an diesem Bündnis sich zu beteiligen gedachten. Für gewisse Personen und Stände wollten die Abgesandten gutstehen. Sie waren überzeugt, dass die norddeutschen Städte, besonders Magdeburg und Bremen, dazu auch die Grafen von Mansfeld und von Oldenburg u. a. bereit sein würden, sich dem Kaiser hartnäckig entgegenzusetzen. Schon das zeigt, wie wenig Herzog Otto mit den thatsächlichen Verhältnissen vertraut war; denn gerade Bremen war es, das sich im Gegensatz zu der französischen Politik am meisten für ein englisches Bündnis interessierte. Dem Könige konnten diese Bundesgenossen begreiflicherweise nicht genügen. Er schlug vor, noch andere heranzuziehen und wies dabei auch auf die Herzöge von Pommern und Preußen und auf den König von Polen hin. Wollte man sich dann wieder an ihn wenden, so würde er seine Unterstützung nicht versagen.

Was König Heinrich mit Recht beanspruchen konnte, war, daß die Hilfe erst einen Namen haben sollte. Das Unternehmen sah sonst in seiner Anlage zu abenteuerlich und zwecklos aus. Herzog Otto aber hatte sicherlich die Erklärung erwartet, der König werde seinerseits den ersten Schritt der Feindseligkeit gegen den Kaiser thun. Gerade das Gegenteil setzte Heinrich voraus. Er wollte abwarten, ob und welche Erfolge die deutschen Protestanten zu erringen imstande waren.') Auch gab es Gründe genug, die ihm einen Krieg mit dem Kaiser vorläufig verleiden mussten. Schwebten doch eben Streitigkeiten mit England wegen Schottlands. Zudem hätte ein französischer Angriff Karl V. nicht ganz unvorbereitet getroffen. Voraussichtlich waren

1) Bellay an Montmorency 26. Januar 1548. Druffel: a. a. O. No. 133. Altpr. Monatsschrift Bd. XXVI. Hft. 7 u. 8.

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