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Provinz hinziehenden Capitel: das Zeckescher, das Bulkescher, das Bogeschdorfer, weiter das Lassler und am obern Mieresch das Reener; vom Tekendorfer und Schogener wagen wir es nicht zu behaupten, da über die Vergangenheit derselben überaus wenig Daten vorhanden, wiewohl selbst nach diesen die Rechtslage einzelner Orte dem sächsischen Freithum" sehr nahe steht. 1)

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III.

Angriffe auf sächsische Zehnten und Entwicklung des Zehntrechts vor der Reformation.

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„Die Zehnten der sächs. Geistlichkeit“ sagt ein kundiger Berichterstatter schon vor zwei Menschenaltern sind Stoff zu Folianten. Angriffe und Vertheidigungen, Verlust und Wiedereroberung machen dies Feld der Geschichte zu einem kriegerischen Schauplatz. Dakiens fette Erde" fügt Schlözer in seiner treffenden Weise hinzu „hatte seit dem Abzug der Römer um 274 volle 900 Jahre geruht. In diesem langen Zeitraum wurde sie von Goten, Hunnen, Gepiden, Avaren, Petschenegen und Komanern, von wilden und zahmen Thieren, bloss beweidet und bedüngt. Erst in der zweiten Hälfte des 12. Säculums fingen deutsche Hände an sie wieder zu bearbeiten. Die alte Wüste ward aufgebrochen; sie blühte herrlich auf und bald floss Milch und Honig in dem von Natur gebenedeiten Lande. Die Erzeugnisse mehrten sich, in gleichem Masse die Volksmenge und mit beiden wuchs das Corps der Geistlichen, folglich auch ihre Zehnten an. Natürlich war's, dass seitdem sich Leute fanden, welche nach diesen reichlichen fetten Zehnten gelüstete. Woiwoden, Erzbischöfe und Bischöfe,

und Bogeschd. Capitels auf „Königsboden" liegen, so wie andere z. B. die Vierdörfersurrogatie und einige Gemeinden des Schelker Capitels auf Comitats- („Adels“) boden.

1) In des Michael de Zob Freibrief von Thekendorf von 1486: Si plebanum mori contingat plebaniam libere conferant cui voluerint. Bezüglich des Zehntens: Tempore vindemiarum nullus decimatorum nostrorum audeat cellaria ipsorum pauperum intrare et perquirere, sed Grebius cum Juratis Senioribus de plena justitia decimatorum provideant et decimator sit contentus, prout antiqua consuetudo eorum id adprobavit. Eder ad Felmer. 244.

Päpste und der Fiscus streckten ihre resp. heiligen und unheiligen Hände nach dieser reizenden, wenn gleich verbotenen Frucht aus" 1).

Nach dem oben kurz berührten erfolglosen Versuch des siebenbürgischen Bischofs, den Zehnten der neuen deutschen Colonie im Burzenland sich zuzueignen, 2) erscheint nach dem Abzug der Ritter eine lange Reihe von Jahren nichts, was auf eine Gefährdung des vollen und ungetheilten Zehntbezugs der Burzenländer Pfarrer gedeutet werden könnte. Um so zahlreichere Angriffe treten gegen dieselben in kurzer Zeit seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf, die wol schmerzlich von dem damaligen Geschlecht empfunden, dem Geschichtsforscher desto dankbareren Stoff bieten, da das Zehntrecht der Burzenländer Pfarrer in ihnen auf das klarste hervortritt. Vor Stephan, König Ludwigs Bruder, dem Herzog von Siebenbürgen, klagen 1351 im Namen aller Pfarrer des Dechanats von Kronstadt" Nikolaus, Dechant und Pfarrer von Kronstadt und Christian, Pfarrer von Weidenbach, dass Nicolaus, der Königsgraf des Burzenländer Gaues, 3) eine Zehntquarte von den einzelnen Kirchen wider alles Recht an sich gerissen. Der Herzog, da er von der Wahrheit dieses schriftlich von Kronstadt und vom Hermannstädter Gau in Kenntniss gesetzt worden, aber männiglich in Recht und Freiheit schirmen will, gebietet dem Grafen Nicolaus streng und entschieden und allen seinen Nachfolgern, keinen Theil des Zehntens der Burzenländer Kirchen je an sich zu reissen, weil der Zehnten eine Gabe sei der armen Seelen. Wenn ihnen Zehntheile für die königliche Burg oder ihren eignen Vortheil gefielen, sollten sie dieselben von den Pfarrern mit ihrem Geld kaufen und diese würden ihnen sie

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1) Schlözer 626.

2) Honorius Episcopo Vltrasylvano... Tu in ea (im Burzenland) tibi jurisdictionem indebitam usurpare contendens Presbyteros et Clericos ipsius terrae ad synodum tuam vocas et tam ab eis quam a laicis decimas et alia jura episcopalia niteris extorquere was der Papst sofort ernstlich untersagt. Schuller, die deutschen Ritter im Burzenland. Archiv S. 233.

3) Ueber die Stellung des Königsgrafen Teutsch: Beiträge zur Gesch. Siebenbürgens unter Kg. Karl Robert im Arch d. V. f. s. L. II. 50, 234. Vgl. auch Arch. für Kunde österr. Geschichtsquellen. Jahrg. 1850. II. S. 17. 22 des o. a. besond. Abdrucks.

williger überlassen als anderen 1). Auf die neue Klage der Burzenländer Plebane schon im folgenden Jahr vor der Königin Elisabeth, dass ihnen Zehntquarten entrissen würden, ergeht an den Woiwoden der Befehl, jene im Bezug des vollen und ganzen Zehntens zu schützen 2), und in ähnlicher Weise gebietet König Ludwig 1355 dem Woiwoden und daneben dem Grafen der Sekler und des Burzenlandes, die Zehntquarte, die sie allen Kirchen des genannten Gebiets widerrechtlich zu entziehen trachteten, voll und unversehrt den Pfarrern zu lassen 3). Dass dem Befehl nicht Folge geleistet worden, lehrt die neue Klage sechs Jahre später, die Nicolaus, der Erzbischof von Gran und Nikolaus, der Burzenländer Dechant vor den König bringen. Eine Quarte von allen Kirchen und Pfarrern des genannten Capitels sei in unfriedlicher Zeit zu Handen der königlichen Burgen in Siebenbürgen in Beschlag genommen worden und werde jenen widerrechtlich noch immer vorenthalten. Der König mit Einwilligung der Königin so wie auf den Rath seiner Prälaten und Barone verordnet, dass die Burzenländer Pfarrer jenen Zins, den sie seit sechs Jahren zur Erhaltung der königlichen Burgen dem Kronstädter Grafen und seinen Vögten für jene Zehntquarten zu zahlen verpflichtet worden, nur noch zwei Jahre entrichten sollten, nach deren Verfluss ihnen dieselben ganz und unversehrt ohne weitere Leistung zurückgestellt werden sollten, wie der König sie schon von jenem Augenblick an als rechtlich restituirt angesehen wissen will 4). Nach dem Verlust des Reichssiegels während des bosnischen Feldzugs bestätigte Ludwig den Freibrief 1364 und zwanzig Jahre später bedrohte der Cardinal und Graner Erzbischof Emericus, die wirkliche Zurückstellung des Zehntens bezeugend aufs neue Alle mit der göttlichen Ungnade, die jenes Zehntrecht der Burzenländer Plebane verletzen würden 5), das die Gauversammlung des Burzenlandes gleichzeitig in umfassendster Weise anerkannte ). Dass selbst von unfreiem Boden des Burzenlandes,

1) S. Urkundenb. III. 2) Urkundenb. IV. 3) Urkundenb. V.
4) Urkundenb. VI. 5) Urkundenbuch VII.

6) Judex Jurati Consules universi Civitatis et Provinciae Brassov. Villici Seniores et Cives damus ad memoriam. . quod Venerabiles viri et magistri universi domini Rectores ecclesiarum sponte non coacti nec compulsi. unanimiter nobis promiserunt primo Cuilibet ex nostris in omni vero judicio quamlibet justitiam facere. . Simul quemlibet ex eis nobis..

die Kirche den ganzen Zehnten bezog, und die gewohnten Versuche der königlichen Burgvögte, sich mindestens dieses zu bemächtigen, am Recht und Königsschutze scheiterten, davon liegt ein interessantes Zeugniss in der unten angeführten Urkunde vor1). So finden wir die Pfarrer des Burzenlandes durch das ganze 15. Jahrhundert im ungeschmälerten Besitz des ganzen Zehntens und auch die, weiter unten näher zu erörternden Angriffe des Graner Stuhls auf denselben gingen wirkungslos vorüber. Jener Zehnten war es wol, der schon im Jahre 1444 den Beschluss des Capitels ermöglichte, dass in seiner Mitte Keiner Pfarrer werden solle, der nicht eine Hochschule besucht 2), am fernen Ende der Christenheit ein überraschendes Zeichen deutscher Gesittung. Ein Sedecimale des grossen Zehntens fiel bei

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injuriari volentem plena cum justitia. . castigare. Quare e converso. nominatis Dîs ecclesiarum Rectoribus voluntarie una cum consilio promittimus et per praesentes promisimus firmiter volentes quod quilibet ex nostris in Civitate vel in qualibet ipsius villa in omni jure ecclesiastico ipsis dominis nostris ecclesiarum Rectoribus, debet obedire. praecipue ad solutionem omnium decimarum, nec non quarumlibet obventionum ecclesiasticarum de jure ad eosdem spectantium, qualibet occasione procul mota.. debet eisdem satisfacere. . Datum Sabbatho ante festum undecim millium virginum proximo A. D. MCCCLXXX. Kolb. Cod. p. 14. Im Burzenländ. Kapitulararch.

1) Ladislaus Dei gr. Hungariae etc. Rex. . Fidelibus nostris magnificis Comitibus Siculorum et eorum vicecomitibus praesentibus et futuris. . Exposuit nobis.. Dionysius Cardinalis, Episc. Strigoniens. . quod licet alias villas Sz. Mihaly (jetzt Csernatfalu), Nagyfaln, Thurkesten et Bachfalu quidam Valachi schismatici inhabitassent, tamen postea pulsis eisdem Valachis ipsae villae ad manus Christianorum devenissent, qui quidem Christiani decimas suas praediales parochiali ecclesiae S. Michaelis in praefata possessione Sz. Mihaly fundatae jure solvere deberent, quas nunc decimas Vos occupassetis, occupatasque Castro nostro Thurch vocato appropriassetis. . Castellani vestri in dicto Castro commorantes uterentur etiam de praesenti in praejudicium ipsius parochialis ecclesiae.. Et quia decimae jure divino non Secularibus sed Ecclesiasticis dari debent, ideo. . firmiter mandamus, quatenus receptis praesentibus rebusque sic stantibus a modo deinceps de hujusmodi decimis ad ipsam parochialem ecclesiam S. Michaelis ut dicitur spectantibus vos nequaquam intromittatis, sed ipsas plene et integre praefatae ecclesiae administrari faciatis. D. Budae in f. ascensionis domini. anno ejusd, MCCCCLVI. Benkö Milcov. II., 268.

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2) In den Capitularstatuten jenes Jahres: Nisi (plebanus) confirmandus et instituendus sit in aliquo studio generali approbatus ne confirmetur nec instituetur.

dem Tod eines Pfarrers dem Capitel zu, ein Sechszehntel des kleinen Zehntens mit mehreren andern dem Nachfolger 1); der Dechant bekam das beste Ross aus dem Stalle mit Sattel und Zaum 2).

Auch die den Sprengel der Hermannstädter Propstei bildenden Kirchen blieben von Zehntangriffen nicht frei. In Folge der langdauernden Wirren, welche der Ausgang des arpadischen Hauses dem ungrischen Reiche und namentlich Siebenbürgen brachte 3), beeinträchtigte der Propst Nicolaus selbst nicht nur das Patronatsrecht der Hermannstädter Gemeinde, sondern riss auch die Zehnten der Pfarrkirche und andere Einkünfte derselben an sich; nach wiederhergestellter innerer Ruhe legten Rath und Pfarrer Berufung (1321) ein vor den Papst 4), der den Olmützer Bischof mit der Untersuchung und Entscheidung der Sache beauftragte 5). Ob diese den Klagenden ungünstig gefallen, oder ein das Recht des Zehntbezugs des Hermannstädter Pfarrers wahrendes Urtheil von den mächtigen, am königlichen Hof oft

1) Ebendaselbst: Item Capitulum habeat de eodem decedente unum sedecimale majorum decimarum pro conservandis juribus capitulum concernentibus, item successor habeat a defuncto octo florenos pro vigiliis et missis.. item unum sedecimale decimarum minorum, item unam mensam meliorem mensalia duo u. s. w. Die Satzung wird fast gleichzeitig angefochten Benkö Milcovia I., 248.

2) Ebendas. Decanus habeat in laborum suorum recompensum a quolibet decedente plebano meliorem equum cum freno et sella, quia secundum apostolum, qui ad onus eligitur, repelli non debet a mercede.

3) G. D. Teutsch im Vereinsarchiv f. siebenbürg. Landesk. I., 21 ff. 4) Multo tempore malignorum iniquitas praevaluit, videlicet tam invasio Tartarorum, quam etiam tyrannorum terrae oppressio, adeo quod nullus uti potuit suo jure, nec etiam aliquis propter viarum discrimina et statum regni Ungariae intranquillum ardentius suam requirere potuit libertatem, qui status intranquillus cum per . . . domini Caroli regis industriam in melius sit conversus, ita ut . . libere pateat cuilibet requisitio juris etc. im Appellationsinstr. Fejér VIII., 2, 300.

5) Fejér VIII. 2, 376. Darin: Sua nobis plebanus ecclesiae villae Cibiniens. et universitas hominum ejusdem villae, patroni ejusdem ecclesiae petitione monstrarunt, quod licet eadem universitas in eadem ecclesia jus obtineat patronatus, tamen praepositus ruralis Cibiniensis, false asserens, se dictae ecclesiae fore patronum et ad eum pertinere jus hujusmodi patronatus, praetextu juris hujusmodi decimas ad dictam ecclesiam pertinentes . . . contra justitiam occupavit.

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