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felde eine gezinnte Stadtmauer mit zwei gezinnten spitzbedachten Thürmen, zwischen welchen sich ein breiterer und höherer Thorthurm mit breitem Dache erhebt, vor dessen rundbogig ge. schlossener Thoröffnung ein nach rechts (heraldisch) gelehnter dreieckiger Schild mit dem brandenburgischen (einköpfigen) Adler, darüber ein Topfhelm mit dem Adlerfluge.1) Umschrift (in roma nischen Majuskeln): Sigillum civitatis Gorliz (Abbildg. 1). Der Stempel von diesem Siegel ist nicht mehr vorhanden, wohl aber der des nächstältesten. Dieser lettere, in Messing geschnittene Stempel, von derselben Größe wie das älteste Siegel, zeigt im Wesentlichen dasselbe Siegelbild nebst Umschrift, nur mit dem Unterschiede, daß in dem Wappenschilde anstatt des branden. burgischen Adlers hier der böhmische doppeltgeschwänzte Löwe erscheint) (Abbildg. 2). Allem Vermuthen nach ist dieser Stempel alsbald nach dem Rückfalle der Oberlausitz an Böhmen (1329) angefertigt worden.3)

Im Jahre 1433 begnadete Kaiser Sigismund die Stadt Görlitz, in Anerkennung ihres tapferen Widerstandes gegen die Hussiten, mit einem Wappenbriefe (goldene Bulle) folgenden Inhalts:4)

„Wir Sigmund von gotes gnaden Romischer Keiser zu Allenzeiten Merer des Reichs vnd zu Hungern zu

1) Bekanntlich gehörte zur Zeit der Ausstellung jener Urkunde die (nachmalige) Oberlausitz, damals Land Budissin und Land Görlitz ge. nannt, den Markgrafen von Brandenburg (ca. 1254 bis 1319) und wurde nach dem Tode des Markgrafen Waldemar, nachdem das Land Görlitz kurze Zeit (1319 bis 1329) dem Herzoge Heinrich von Jauer gehört hatte, wieder mit Böhmen, zu welchem sie bereits früher ge. hört hatte, vereinigt.

2) Daß in diesem Siegel von dem Chorthurme des ältesten Siegels nur noch die rundbogige Choröffnung zu sehen, ist offenbar ein Ver sehen des Stempelschneiders.

3) Daß dieses Siegel nicht, wie v. Saurma Jeltsch (Wappenbuch der schlesischen Städte und Städtel, S. 400) angiebt, mit dem von 1298 identisch ist, geht aus vorstehender Beschreibung des letzteren hervor. Von einem kleineren Siegel von 1398, welches derselbe Autor er wähnt (ibid.), ist hier nichts bekannt.

4) Dieser ebenfalls im Görlitzer Raths-Archiv befindlichen Urkunde (abgedruckt in Grosser, Laus. Merkwürdigkeiten I. S. 123 und

Behem Dalmatien Croatien 2c. Kunig Bekennen vnd tun kund offenbar mit disem brieff allen den die In sehen oder horen lesen. Als vormals vnsere lieben ge truen die Ratmanne vnd Stat czu Görlitz von begnadung vnserr vorfarn in Irem wapen vnd schilde langeczeit gefürt haben einen weißen lewen in einem roten felde mit einem weißen stucke vnden an dem schilde. Also haben wir angesehen das Sy von den vordampten Keczern czu Behemen vil Jar bekriget vnd größlich in sulcher anfechtunge der Cristenheit von In beschedigt sein vnd sich doch allezeit an dem heiligen Cristenglouben vnd vns bestentlich und getruelich haben ge. halden, das wir In insunderheit billich gnediclich ge dencken, vnd haben dorumb durch Ir redelichkeit willen zu ewiger gedechtenuß von besundern vnsern keiserlichen gnaden denselben Rathmannen vnd Stat zu Görlitz Sulche Jre wapen vorendert vnd gnediclich also ge bessert vnd von newes gegeben Mitnamen das Sy zu den vorigen Jren wapen in einem Schilde einen Swarten Adeler mit zween haupten in einem gulden ader gelwen felde furen vnd haben. sullen, das der Adeler in demselben felde vff das rechte teil und helfte des schildes steen hal

der weiße lewe mit einem czwefachen czagel mit einer guldin Cronen off dem haupte mit einer blauwen czungen vnd gulden clauwen dorunder am schilde als der lewe steet ein clein

Carpzov, Oberlaus. Ehrentempel I. S. 67), deren Mitte das gemalte Wappen einnimmt, ist an purpurseidener Schnur ein goldenes Münz siegel (Bulle) angehängt, welches auf der Vorderseite den thronenden Kaiser mit der Legende (in gothischen Majuskeln): Sigismundus Dei Gratia Romanorum Imperator Semper Augustus Ac Hungarie Bohemie Dalmacie Croacie etc. Rex, auf der Rückseite aber die Burg Rom mit der im Portal angebrachten Aufschrift: „Aurea Roma“ und mit der Legende: Roma Caput Mundi Regit Orbis Frena Rotundi“ zeigt. Durch diese Urkunde wird übrigens die von v. Saurma Jeltsch (a. a. V. S. 89) ausgesprochene Vermuthung widerlegt, daß das be treffende Wappen schon zur Zeit des Herzogs Johann von Görlitz ent standen sei.

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weiß stucke vfft dem andern teile vnd helfte des schildes, vnd das do czwischen deme Adeler vnd lewen eine Keiserliche Crone ouch steen sal geteilt halb in das guldin ader gelwe feld vnd halb in das Rote vnd das der Adeler in dem munde mit dem houpte kein der Crone dieselbe Crone obene hald in sal vnd der lewe mit dem rechten fuße mit synen clauwen vnden doran greiffen vnd dy haldin, mit einer Raten vnd weißen helmdecken doruffe czweene Rote flogel dy mit guldin ader gelwen flettrichin mitsampt der Helmdecken sein besprengt. In denselben flogeln auch ein weißer lewe mit der Crone vff dem haupte mit der czunge vnd clauwen als im schilde steen sal. Als denn die selben wapen vnd Cleynat in der Mitte diß gegenwärtigen vnsers brieffs gemalet vnd mit varben eygentlicher vsgestrichen sind genediclich gegeben vnd geben In die von neuwes von Romischer Keiserlicher vnd Kuniglicher macht czu Behemen volkomenheit in crafft diß brieffs vnd meinen setzen vnd wollen daß Sy furbaßmer czu ewigen zeiten in allen sachen zu schympf vnd zu ernst in Jren banyeren ingesigeln vnd an andern. steten furen der gebrauchen vnd genießen sullen vnd mogen wo In das notdurfft vnd gefelligsein wirt Ouch von sundern vnsern gnaden. So haben wir den yhgenanten Ratmannen vnd Stat zu Görlitz von der egenanten vnser macht gegunnet vnd erloubet das Sy furbaßmer mit grünem ader gelwen wachs wie In das gefellig sein wirdet, alle Jre brieffe vorsigeln mogen von allermeniglich vngehindert. Vnd wir gebieten dorumb allen vnd yglichen Fursten Geistlichen vnd werntlichen Grauen Fryen Edeln Rittern Knechten Amptluten herolden persevanten vogten richtern. Burgermeistern Reten vnd gemeinden aller vnd yglicher

1) Hier fehlen offenbar die auf den Helm bezüglichen Worte. (S. unten die betreffende Stelle in dem Wappenbriefe von 1536, wo der Helm als ein Stechhelm“ bezeichnet ist.)

Stet Merkte vnd Dorffere vnd sust allen andern vnsern vnd des heiligen Reichs vnd vnser Cron zu Behem vndertanen vnd getruen von keiserlicher vnd kuniglicher macht ernstlich vnd vesticlich mit disem brieff das Sy die vorgenanten Rathman vnd Stat zu Görlitz an den vorgenanten wapen vnd vnsern gnaden nicht hindern oder Irren in dheinweis Sunder Sy der gerulich gebrauchen lassen. Als lieb In sey vnser vnd des Reichs swer vngnad czuuermeyden. Mit vrkund diß brieffs versigelt mit vnsert Keiserlichen Maiestat Gulden Bullen Geben zu Peruß nach Crists geburd vyrzzehenhundert Jar vnd dornach in dem Drewunddrißigstem Jare An fandt Johanns tag Decollationis. Unser Reiche des Hungrischen 2c. Im Sibenvndviertzigisten des Romischen Im vyrondzweyntzigisten des Behemischen Im Viergehenden vnd des Keisertumbs Im Ersten Jaren.")

Wenn im Eingange dieser Urkunde von einem der Stadt verliehenen älteren Wappen die Rede ist, so muß dahingestellt bleiben, ob ein solches älteres Stadtwappen, über welches eine Verleihungsurkunde nicht vorhanden noch bekannt ist, und für dessen Existenz außer den betreffenden Worten des obigen Wappenbriefes, soviel bekannt, nur die von Knothe2) erwähnte Beschreibung des von den Abgeordneten des „Landes von Görlitz" bei dem feierlichen Leichenbegängniß Kaiser Karls IV. zu Prag getragenen Banners sprechen dürfte, wirklich eristirt hat: soviel aber steht fest, daß bisher ein solches Wappen, als besonderes Stadtwappen, d. h. als ein besonderes städtisches Abzeichen in heraldischer Form, also im Schilde, mit oder ohne Helm, im Stadtsiegel nicht geführt worden ist. Denn daß die bisher dort ersichtlichen Wappen nichts anderes sind und vorstellen sollen als die Wappen der jeweiligen Landesherren, dürfte aus dem Obengesagten klar genug erhellen.3)

1) 29. August 1433.

2) Knothe, Das Landeswappen der Oberlausitz. Neues Archiv für Sächs. Geschichte und Alterthumskunde. Bd. III Heft 2. 3) Aehnlich verhält es sich mit vielen anderen Stadtsiegeln. So

Wiewohl es nun in der Bürgerschaft, ja selbst im Rathe, nicht an Mißvergnügten gefehlt zu haben scheint, welche sich einen besseren Dank vom Kaiser versprochen hatten,1) so verfehlte man doch nicht, von dem verliehenen Wappen (Abbildg. 3) allenthalben Gebrauch zu machen. Insbesondere wurde das. selbe auch alsbald in das Stadtsiegel an Stelle des früheren vorbeschriebenen Siegelbildes aufgenommen.

Die demzufolge angefertigten, sehr schön und stilvoll ge. schnittenen zwei gleich großen Siegelstempel, ein silberner und ein stählerner, beide noch vorhanden,2) zeigen beide im runden Siegelfelde den oben beschriebenen Wappenschild, ohne Helm,3)

zeigt das älteste Siegel der Stadt Zittau (an einer im Königl. Sächf. Staats-Archiv zu Dresden befindlichen Urkunde von 1312) das Wappen der Herren von Leipa, denen damals die Stadt gehörte, während später (seit 1319) der böhmische Löwe dort erscheint. Die Stadt Frankenstein i. Schl. hat im Jahre 133) in ihrem Stadtsiegel den Schild mit dem schlesischen Adler, im Jahre 1353 aber, nachdem sie an Böhmen verkauft worden, einen Schild mit dem böhmischen Löwen. Das Stadtsiegel von Gr. Glogau von 1490 zeigt einen Schild mit dem Raben des Corvinus'schen Wappens, während auf früheren Siegeln (1349, 1400 2c.) der schlesische Adlerschild dort erscheint. (S. v. Saurma Jeltsch a. a. M. Abbildungen Taf. 2 und 3.)

1) Bürgermeister Haß erzählt in seinen Görlitzer Raths-Annalen (abgedruckt in Script. rec. Lusat. n. Folge IV B S. 131), wie zu dem Stadtschreiber Laurentius Ehrenberg, welcher der Stadt die betreffende goldene Bulle überbrachte, eine andere „Rathsperson“ geäußert habe: "Ey liebir statschreiber hettet jr gebrocht einen esel mit gulden hoden, als ein backoffen groß, der were vns viel angenemer gewest, den das wappen." Der wackere Bürgermeister, dem die Ehre seiner Stadt am Herzen lag, kann aber nicht umhin, hinzuzufügen: „Oho, quanta grossitudo, dixissem ingratitudo. Aber mancher man kann bedencken der stat nutz, abir nicht jr ehre, vnd der sein viel mehr. Jß ist aber nicht erbar noch gut, nutz fur ehre zu setzen."

2) Die sämmtlichen noch vorhandenen, nicht mehr gebrauchten Siegelstempel, früher im Raths-Archiv aufbewahrt, befinden sich jetzt im städtischen Museum für Alterthum und Kunst.

3) Eine ursprünglich über dem alten Frauenthore und nach dessen Abbruch am Frauenthurm angebrachte, höchst kunstvolle Steinmetzarbeit zeigt das ganze Stadtwappen (mit Schild und Helm) unter einem

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