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Weitere Bemerkungen zu den von Herrn Dr. E. Holub dem Hofmuseum im Vorjahre gespendeten südafrikanischen Säugethieren.')

Von

Dr. Ludwig von Lorenz- Liburnau.

(Mit zwei Abbildungen im Texte.)

Zunächst wäre zu erwähnen, dass Dr. Holub seine Schenkung noch durch ein Paar Schopfantilopen (Ducker) ergänzt hat:

Cephalophus grimmi.

Nr. 488, ♂, ad. Körperlänge 96, Schwanz 18, Schulterhöhe 62, Vorderlauf 41, Hinterlauf 30, Ohren 12, Hörner 10 Cm. Fundort: Gazungula, zwischen dem

Tschobe- und Leschumothale.

Nr. 489, Q, ad. Körperlänge 99, Schwanz 18, Schulterhöhe 62.5, Vorderlauf 40, Hinterlauf 30, Ohren 11 Cm. - Ebendaher.

Dieses Paar weicht von den dem Hofmuseum bereits früher übergebenen Exemplaren (Nr. 287-289) derselben Art in der Färbung mehrfach ab und gebe ich daher eine genauere Beschreibung desselben, ohne aber zugleich einen neuen Namen einzuführen, da mir ein grösseres Vergleichsmateriale fehlt und die bestehenden Unterschiede doch nur individuelle sein dürften. Beide Thiere sind im Ganzen etwas kleiner und von röthlich-gelbbrauner Färbung, gegenüber den als typisch geltenden Exemplaren. Die einzelnen Haare sind bei jenen auf dem Rücken nur an der äussersten Spitze dunkel, während Nr. 287–289 hell graubraun melirt erscheinen, indem die Haare unter der dunklen Spitze einen hellen Ring haben und dann wieder dunkel sind, um erst gegen die Wurzel nochmals heller zu werden. An den Körperseiten sind bei dem Paare die Haare fast ganz ohne dunkle Spitzen, wogegen bei den anderen, früher gespendeten drei Exemplaren solche daselbst noch zahlreich auftreten. Der Bauch und die Innenseite der Extremitäten bis zu den Hand-, beziehungsweise Fussgelenken rein weiss. Scheitelgegend rothbraun, bei Nr. 287-289 dagegen mehr gelbbraun. Der Schopf kurz, ganz aus schwarzbraunen Haaren bestehend. Die dunkle Färbung, welche die Fesseln umgibt, zieht sich vorne an den Läufen nur einige Centimeter weit hinauf, während sie bei den anderen Exemplaren bis über die Hand- und Fussgelenke hinaufreicht.

In meiner ursprünglichen Notiz über die von Dr. Holub dem Hofmuseum gespendeten Säugethiere habe ich einen jungen Ducker (Nr. 290) aufgeführt, welcher

1) Siehe diese »Annalen«, 1894, Notizen, pag. 59.

gleichfalls in der Färbung von den typischen alten und jungen Exemplaren dieser Art abweicht, und nannte ich diese Form, das Vorkommen einer localen Varietät in den Gegenden des Zambesi für möglich haltend, C. grimmia flavescens. Sclater und Thomas unterscheiden in dem » Book of Antelopes « bei Cephalophus grimmi keinerlei Unterarten, indem nach ihren Erfahrungen die bei dieser Art vorkommenden Varietäten verschiedentlich in ein und derselben Gegend beobachtet wurden, und ziehen dieselben demnach meine, übrigens unter Beifügung eines ? in Anwendung gebrachte, Bezeichnung ein. Bei dem reichen Vergleichsmateriale, welches den genannten Herren Autoren zur Verfügung steht, sind dieselben wohl in der Lage, den Fall richtiger zu beurtheilen. Zu einigen anderen in meiner Notiz aufgeführten Arten wäre zu bemerken:

Nr. 302 ist Cobus vardoni und nicht, wie irrthümlich angegeben, Cobus lechee. Nr. 311. Zu Aepiceros melampus holubi bemerkte Herr Dr. Matschie gelegentlich eines Besuches, dass er die von mir unter obigem Namen angeführte Form für die von ihm als » Strepsiceros« suara beschriebene Art halte. 1)

Nr. 317-319. Tragelaphus scriptus. Die beiden alten Exemplare (Nr. 317 und 318) würden der Färbung nach der Subspecies Tr. scriptus roualeyni Gord. Cumm. angehören, da nur drei undeutliche Querstreifen am Rumpfe sichtbar sind und die Zahl der Flecken am Hintertheile eine geringe ist. Das Männchen ist viel dunkler als das Weibchen. Das Junge (Nr. 319), von derselben Gegend stammend, hat dagegen eine Zeichnung, welche der des Tr. scriptus typicus entspricht: sieben deutliche Querstreifen und auf dem Rücken von der Schultergegend an nach hinten einen weissen Längsstreif; an den Seiten des Körpers stehen die weissen Flecken in einer Reihe dicht beisammen, so dass sie einen Längsstreifen andeuten.

Nr. 334. Das von mir als Equus chapmanni bezeichnete Tigerpferd hat Dr. Matschie als sein Equus böhmi angesprochen. Dasselbe hat aber einen kaffeebraunen Fleck über den Nüstern und die Beine bis zu den Hufen vollständig gebändert, welche Merkmale Matschie als für E. chapmanni charakteristisch aufführt.) Die Grundfarbe ist allerdings nicht gelbbraun, sondern weiss mit einem Stich in Chamois, und auch die Zwischenbinden am Hintertheile sind nur schwach hervortretend.

Das Hofmuseum gelangte schon früher in den Besitz eines anderen Tigerpferdes, das ich auch für Equus chapmanni halte und das Matschie gleichfalls für E. böhmi ansah. Dasselbe hat den braunen Fleck über den Nüstern, die Beine wohl bis zu den Hufen, aber unvollständig gebändert, ähnlich wie auf der Abbildung des E. chapmanni in Proc. Zool. Soc., 1865, t. XXII. Die Zwischenbinden sind deutlicher als bei dem Holub'schen Exemplare, die Grundfarbe auf der hinteren Rumpfhälfte ist auch dunkler als bei diesem und von einem ähnlichen Tone wie auf der eben erwähnten Abbildung; nach vorne zu verblasst sie allerdings und wird weisslich.

Nr. 429. Canis holubi. In meiner Notiz führte ich dieses Exemplar unter dem Namen Canis adustus Sundev. auf, indem ich dazu bemerkte, dass die von Sundevall beschriebene Art von der durch spätere Autoren3) als Canis adustus bezeichneten und meist mit dem Canis lateralis Sclat. identificirten Art verschieden sein dürfte. Weitere Verfolgung des Gegenstandes erweckte aber in mir die Ueberzeugung, dass der von Holub gespendete Hund doch auch von dem C. audustus Sundevall's verschieden

1) Mitth. Naturf. Freunde, Berlin 1892, pag. 135.

2) Der zool. Garten, 1894, pag. 69.

3) Peters, Gray, Sclater, Huxley, Trouessart, Mivart, Schäff.

sei. Ich habe daher den ersteren unter Wiederholung der von ihm in diesen »Annalen « gegebenen Beschreibung in den Verh. der k. k. zool.-bot. Ges., Wien, März 1895, Canis holubi benannt.

Dass dieser jedenfalls von dem Canis adustus (= lateralis) der Autoren nach Sundevall verschieden sei, ergab sich mir aus der Vergleichung dreier Schädel des C. holubi, welche mir nachträglich von Herrn Dr. Holub übergeben worden waren, mit einem Schädel, den ich durch die Güte des Herrn Prof. Noack erhielt und der vollkommen identisch mit dem von Schäff abgebildeten und ausführlich beschriebenen des C. adustus (= lateralis) ist.') Ich will im Nachstehenden die auf den ersten Blick in die Augen springenden Unterschiede der beiden Schädelformen näher behandeln, vorher aber noch einige andere Bemerkungen über die von mir für neu gehaltene Art machen. Was mich zunächst veranlasste, diese als C. adustus Sundev. zu bestimmen, war nebst dem Bedenken, dass in einem schon mehr durchforschten Gebiete eine Art unerkannt geblieben sein könnte, der Umstand, dass mir ursprünglich von C. adustus Sundev. nur die Diagnose allein vorlag, die auf den von Holub erbeuteten Hund passte, während die vollständige Beschreibung, die Sundevall von C. adustus gibt und die ich mir erst später verschaffte, verschiedene Punkte enthält, welche mit den Merkmalen des Holub'schen Hundes nicht übereinstimmen;2) ich habe dieselben in dem folgenden Citate durch den Druck hervorgehoben: »Canis adustus griseus, variegatus, pilis dorsi crassis, ante apicem nigrum late albis (curvatis); cauda nigricante apice alba, pilis terram attingentibus; auriculis extus fuscis. Affinis C. mesomelae et praesertim C. antho Crzm. Sat gracilis, capite angustato, elongato (fere ut in C. familiari grajo), linea faciali recta. Dentes ut in C. variegato et affinibus, sat vulpini; tubere alto interno in d. ferino superiore. Pili dorsi et laterum fere ut in C. variegato colorati, sed in adultis, quos habemus, parte alba sat crassa, curvata, apiculo nigro hic illic amisso, indeque speciem pilorum igne adustorum praebentes. Cauda basi pallida, dein vero pilis pallidis, apice longe nigris. Apex caudae pilis totis albis. Pulluli habent pilos corporis tenues, simplices, minos albos, caudam vero ut in adultis coloratam. Adultus 785 mm.; cauda 330 (c. pilis 430); planta c. u. 170. Altitudo dorsi 450. Caput 185. Habitat in Caffraria interiore (Mons Maccali).<<

In dieser Beschreibung Sundevall's finden sich wohl einige Bemerkungen, welche auch auf Canis holubi bezogen werden könnten, wie: »Affinis . . . . praesertim C. antho Crzm. <, die ja stimmen würde, aber wieder aufgehoben erscheint durch die unmittelbar vorhergehende Bemerkung »Affinis C. mesomelaes und dann weiter >Dentes ut in C. variegato, was aber auch wieder im Widerspruche steht mit dem Zusatze »sat vulpini«. Der Canis holubi ist wohl dem C. anthus ähnlich und auch dem C. variegatus (wenn diese beiden identisch sind), er ist aber wesentlich verschieden in Gestalt, sowie Schädel- und Zahnbildung vom C. mesomelas und hat gar nichts fuchsartiges in seinem Gebisse. Die Stelle: »Pili dorsi et laterum... in adultis parte alba sat crassa, curvata, apiculo nigro hic illic amisso, indeque speciem pilorum igne adustorum praebentes<< weist wohl vielleicht auf einen Seitenstreifen wie bei C. lateralis Sclat. hin. Wenn ein solcher aber bei den Originalexemplaren von C. adustus Sundev. so deutlich ausgeprägt gewesen wäre, so hätte der

1) Zool. Jahrbuch, 1891/92, pag. 523, Taf. 25.
2) Overs. k. Vet. Acad. Forh., 1846, pag. 121.

Autor dies wahrscheinlich präciser ausgedrückt; eine Andeutung eines Seitenstreifens ist ja allerdings auch bei C. holubi zu erkennen. Dieser steht entschieden höher auf den Beinen als der C. adustus Sundev. und hat einen kürzeren Schwanz, der den Boden nicht erreicht, wie sich aus einer Vergleichung der Masse ergibt. Die wesentlichsten Unterschiede bietet aber der Kopf, der bei C. holubi im Gegensatze zu C. adustus kurz und dick ist.

Herr Dr. Holub hatte die Freundlichkeit, mich die bereits in meiner ersten Notiz kurz erwähnten, vorläufig in seinem Besitze verbliebenen gestopften Exemplare von C. holubi nochmals vergleichen zu lassen, und will ich als einige nur individuelle Unterschiede von dem dem Hofmuseum gespendeten Exemplare hervorheben, dass bei dem einen, welchem der Schwanz fehlt, die Beimengung von Schwarz im ganzen Colorite eine geringere ist, so dass die Zeichnung noch undeutlicher erscheint als bei Nr. 429; dagegen ist bei dem anderen Exemplare die schwarze Färbung der im Ganzen etwas längeren Grannenhaare mehr hervortretend und bildet dieselbe einen deutlichen, von der Schwanzwurzel gegen das Knie hinziehenden schiefen Streifen an den Oberschenkeln und einen wenn auch weniger deutlichen Streifen an jeder Körperseite; besonders dunkel ist die Färbung auf dem Vorderrücken über den Schultern. Die Färbung an der Aussenseite der Ohren ist bei beiden Exemplaren gegen das Ende eine feine graue (schwarz und weisse) Sprenkelung, gegen die Basis die Farbe rein crême.

Ausserdem übergab mir Dr. Holub ein sehr defectes Fell mit fehlenden Ohren und Füssen, das den dunklen Streifen an den Seiten des Körpers deutlich erkennen lässt, über welchem parallel auch ein undeutlich begrenzter heller weisslicher Streifen hinzieht; das Wollhaar ist mehr röthlich, und zwar am Schwanze nach der ganzen Länge, während bei den gestopften Exemplaren das Wollhaar nur an der Basis des Schwanzes röthlich ist; auch fällt mir bei dem Felle auf, dass die Region hinter den Ohren dunkel röthlichbraun gefärbt ist. Ich bin nicht überzeugt, dass dasselbe auch von einem C. holubi stammt.

Die Verschiedenheit des Schädels von C. holubi und C. adustus (= lateralis) zeigt ein Blick auf beistehende Abbildungen. Die von mir untersuchten drei Schädel der ersteren Art gehören verschiedenen Altersstadien an. Der eine (I) einem sehr alten Individuum, wahrscheinlich Männchen, der zweite (II) einem gleichfalls erwachsenen, aber doch etwas jüngeren Exemplare, wahrscheinlich Weibchen, der dritte (III) stammt von einem jungen, erst halbwüchsigen Thiere. Diese Schädel, von denen die Abbildung den mittleren (II) darstellt, sind durch ihre Kürze und Höhe im Allgemeinen und den stumpfen Gesichtstheil im Besonderen ausgezeichnet, wodurch sie sich ihrem Habitus nach schon etwas dem Schädel des C. pictus nähern; die meiste Uebereinstimmung zeigen sie aber mit dem Schädel von C. anthus (lupaster). Wenn man die von Huxley1) für die von ihm gebildeten Gruppen der Hunde hervorgehobenen Merkmale in Vergleich zieht, tragen die Schädel von C. holubi den Charakter der Thooiden, der sich auch ohne ein Auseinandersägen der Schädel erkennen lässt. Von einem Fuchsschädel sind dieselben ganz verschieden, noch mehr als die des C. mesomelas und C. aureus, sie nähern sich vielmehr dem Schädel eines Wolfes, am meisten, wie erwähnt, dem Schädel des C. anthus, von dem sie an Grösse etwas übertroffen werden. Die Nasenöffnung steht viel weniger schief als bei den eben vergleichsweise erwähnten Arten; der Körper des Zwischenkiefers ragt wenig vor, die nasalen Fortsätze des letzteren steigen steil an und entsprechend auch die Vorderränder der Oberkiefer. Der Nasenrücken ist nicht

1) Proc. Zool. Soc. London, 1880.

gerade, sondern die Nasenbeine und die frontalen Fortsätze des Oberkiefers nehmen. über dem zweiten oberen Prämolaren eine stärkere Steigung an. Die Stirnbeine sind stark vorgewölbt und bilden eine sagittale Fossa. Der obere Orbitalrand und der Processus zygomaticus desselben sind nicht so scharf wie bei C. mesomelas oder C. adustus (= lateralis), sondern mehr abgerundet; ebenso die auf jeder Seite von der wenig entwickelten Crista sagittalis ausgehende Linea semicircularis. Nur der Processus interparietalis des Hinterhauptbeines und die Linea nuchalis superior ragen stärker hervor.

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Am Unterkiefer ist das Corpus mandibulare verhältnissmässig kurz und wenig zurückspringend. Die Unterkieferäste sind breit und massiv.

Die Zähne sind kräftig, insbesondere die Caninen durch ihre Breite und relative Kürze gegenüber jenen von C. mesomelas und C. adustus (= lateralis) auffallend an die des Wolfes erinnernd; die Lücken- und Backenzähne sind auch verhältnissmässig breit.

Als individuelle Merkmale wären bei den drei Schädeln des C. holubi hervor

zuheben: I hat im Vergleich zu den beiden anderen einen relativ etwas dickeren Gesichtstheil, die frontalen Fortsätze der Nasenbeine reichen 6 Mm. über die entsprechenden Fortsätze der Oberkiefer hinaus, die Crista sagittalis und der Processus interparietalis

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