DIE FÜNF SINNE. Beim durchlesen der zwanzigsten abhandlung in Lobecks rhematicon, de vocabulis sensuum eorumque confusione, kam mir doch wieder vor, dafs die scholiasten und kritiker oft ohne alle noth die tiefsten und natürlichsten ausdrücke der dichter und des sprachgebrauchs anfechten. denn der poesie ist es verliehen geheime bezüge der dinge plötzlich zu ahnen, q und dem volk, welches jenen brauch lenkt, sie unschuldig zu bestätigen. mir scheint das aeschylische zτúлоv dédоoxa ganz vortrefflich und sünde wäre, es anders nur zu wünschen; Virgils mugire videbis sub pedibus terram muss jedem höchst angemefsen scheinen der erwägt dafs auf gesicht und gehör zusammen, in demselben augenblick (oder soll ich sagen mit éinem schlag, ¿oлn?) eingewirkt werde. den Bentley beschleicht also krittelei, wenn er zu der unverbefserlichen horazischen stelle 'nonne vides ut nudum remigio latus antennaeque gemant' anmerkt 'placetne illud vides ut gemant? oculisne percipi poterit gemitus? crediderim gemitum auribus potius sentiri.' unsere eigne, hierin feststehende alte sprache soll bezeugen wie überflüfsig dieser tadel war; ich hebe nur beispiele des soloecismus aus, wie sie mir zu handen sind: es wird noch andere genug geben. Maria 154, 1 sie sach an einem aste die sperchen schrien vaste. Freidank 47, 20 der diep ist gar án angest niht Heinrichs von Freiberg Michelsberg 120 die helde só nitliche daz man daz ertriche sach biben von ir orse louf. Z. F. D. A. VI. 1 |