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von C, die sogar mit B A gegenüber eine gruppe gebildet zu haben scheint (oben s. 203), nicht mehr enthielt. Schon daraus würde folgen, dass C 35-43 ein zusatz sind. Eine eingehendere betrachtung der strophen bestätigt diesen schluss. Sie enthalten den auftritt mit den ochsenhäuten und den Hvenildabschnitt. Diese aber sind beide direct von der Hvenischen chronik abhängig. Das ergibt sich daraus, dass C nirgends der chronik gegenüber etwas ursprünglicheres bewahrt hat, sondern dass ihre darstellung ganz auf der der chronik beruht, zum teil eine weiterbildung von dieser ist. Auf eine solche stelle habe ich schon Arkiv 20, 188 aufmerksam gemacht. In der Hvenischen chronik findet sich die wunderliche auffassung der bedeutung der ochsenhäute, dass Hagen durch eine fügung des schicksals nicht sterben kann, so lange er nicht gefallen ist, hingegen wenn es gelingt, ihn fallen zu lassen, sterben muss, obgleich er nicht verwundet ist. Diese vorstellung ist das eigentum der chronik; sie geht auf eine bessere im Högniliede erhaltene zurück (vgl. darüber § 14). C aber geht von der chronik aus und überbietet die unwahrscheinlichkeit dieser quelle. Hier muss Hagen versprechen, dass er, wenn er einmal fallen sollte, nicht wider aufstehen wird. Grimhild lässt ihn dann auf die ochsenhäute fallen und bittet ihn darauf, seinem worte gemäss, nicht aufzustehen 1), und nun lässt der held sich totschlagen! Nichtsdestoweniger steht er danach auf, besucht den schatz seines vaters und gewinnt bei Hvenild einen sohn!

Aus der Hvenischen chronik stammen ferner die Hvenildepisode und die localisierung auf Hven, die, wie unten § 21 näher ausgeführt werden wird, niemals in poetischer tradition bestanden hat. Eine folge davon ist, dass auch in dem ersten teil des gedichtes neuerungen angebracht sind, die den zweck haben, die episode vorzubereiten und die localisierung durchzuführen. 5, 3. 9, 3. 10, 3 reden von Hvenilds Land, Hveno Land, 18, 1 nennt Norberg, lauter namen aus der chronik. AB wissen davon nichts; das land der Kremolt heisst nicht Heenilts land, sondern det hedenske, henske land, was gewiss aus hunske entstanden ist (Unters. 2, 210 f.). Eine ganz andere

1) Ueber Vedels einleitung, die dasselbe berichtet, s. § 22.

frage ist es, ob eine irrtümliche auffassung von henske als hvenske einen grund zu der ersten localisierung auf Hven abgegeben haben kann; s. darüber § 21. Str. 26 veranlasst die angehängte Hvenildepisode die törichte mitteilung, dass Grimhild den brüdern zwei jungfrauen anbietet (oben s. 202).

Die abhängigkeit des gedichtes von der chronik wird ferner dadurch bewiesen, dass hier dinge stehen, die zwar in einer gelehrten schrift, aber keineswegs in einem volksliede am platze sind. Str. 42. 43, die auch stilistisch ganz aus der weise der folkeviser herausfallen, bestehen ganz aus dergleichen mitteilungen; Ranche man beachte den sonst nur der chronik bekannten namen reist til Bern i Lombardi; in der chronik reist er igiennem Tyskland og Italien til de Gother som da der regierede. Seine mutter bleibt zurück, und nach ihr ist Hyen benannt, was gleichfalls aus der chronik stammt, wo nur in der allein erhaltenen dänischen übersetzung Hvenild ein leicht zu berichtigender schreibfehler für Hven ist. Auch die schlussverse Blandt Riddere oc blandt Kemper gaa der saa vijt aff saffn verraten sich selbst als die mache eines gelehrten dichters.

Wenn nun str. 35-39 eine schlechte widergabe der darstellung der chronik sind, wenn ferner 42. 43 aus berichten der chronik, die in einer folkevise nicht am platze sind, zusammengereimt sind, was steht denn in str. 40. 41, das dazu berechtigen würde, diese strophen für eine unabhängige quelle von C in anspruch zu nehmen? Auch diese strophen enthalten nur eine trockene widergabe von ereignissen, die gleichfalls in der chronik an der entsprechenden stelle ausführlich berichtet werden: End vaar Lycken hannem saa blid, hand fick den Jomfruis effn: Det vaar stolten Huenild, hand afflet med hende en Son. Rancke hede den kempe, hand heffnde sin Faders Død: Grimild qualdis aff Hungers quide hoss Nidings Skat wden Brød. Wahrlich, das sieht nicht aus wie der nachklang einer guten vise, die auch in der chronik einen niederschlag gefunden hätte, sondern wie eine dürre inhaltsangabe anderwärts erzählter ereignisse.

Damit können wir von C abschied nehmen und die erwartung aussprechen, dass man hinfürder, wo es sich um die echte tradition handelt, sich nicht mehr auf diese redaction berufen wird. C ist eine zuletzt von Vedel bearbeitete schlechte

redaction eines mit B nahe verwanten, aber auch züge von A enthaltenden, sehr selten und niemals sicher über AB hinausgehenden gedichtes, das sich viele verstümmelungen und andere entstellungen hat müssen gefallen lassen und dann mit einem schlusse versehen ist, dessen stoff der Hvenischen chronik entlehnt und gerade so willkürlich wie der hauptteil des gedichtes behandelt worden ist.1)

II. Die erzählung von Attilas tode in der

þiðrekssaga.

§ 3. Die in der überschrift dieses capitels genannte frage bedarf im anschluss an meine Untersuchungen über die Nibelungensage einer neuen erörterung.

Es sei mir erlaubt, die entwicklung meiner ansichten über diese frage, wie sie nacheinander in meinen aufsätzen in der Zs. fdph. 25, 465 ff. (1893), Arkiv f. n. fil. 20, 185 ff. (1903) und in den genannten Untersuchungen (1906/07) zum ausdruck gekommen sind, in einer kurzen übersicht darzustellen, damit das, was hier darüber neues gesagt werden wird, in dem rechten lichte als die consequenz einer zusammenhängenden gedankenreihe erscheine.

Wir müssen zwischen der stellung des stückes in der saga und der beschaffenheit und dem dialect der quelle unterscheiden. In 1893 musste ich annehmen, dass die geschichte von dem zweiten interpolator, dessen tätigkeit in demselben aufsatz ausführlich nachgewiesen war, in die saga aufgenommen sei. Der grund dieser ansicht war, dass die erzählung sich mit der Niflunga saga als ganzes, so wie diese in der saga mitgeteilt wird, nicht verträgt. Sie konnte also, wie es scheinen musste,

1) Wie bei str. 1-34, so ist es auch bei str. 35-43 nicht wol tunlich, Vedels anteil von dem eines früheren bearbeiters zu trennen. Ich habe an der oben s. 196 citierten stelle Arkiv 20, 180 angenommen, dass str. 35-39 von Vedel stammen, und neige noch zu der ansicht hin, dass er der dichter der ganzen schlusspartie ist. Indessen glaubt Klockhoff aus dem namen Niding (str. 45), wo die chronik Negling hat, schliessen zu dürfen, dass diese stelle nicht Vedel gehört. Das kann vielleicht richtig sein, obgleich es nicht wahrscheinlich ist. Aber daraus würde noch nicht folgen, dass C dann eine unabhängige quelle repräsentierte, sondern nur, dass ein früherer umdichter Negling zu Niding entstellt hätte. Vgl. über die stelle § 22.

nicht demselben verfasser gehören. Aber da sie eine fortsetzung der NS bildete, konnte sie auch nicht älter als diese sein. Also blieb, da die Niflunga saga damals nur dem ersten interpolator zugeschrieben werden konnte, kein anderer ausweg übrig, als Attilas tod dem zweiten interpolator zuzuweisen. Was die quelle des stückes betrifft, so wurde (s. 468) auf grund der namensform Sigisfroð und des märchens vom Simeliberge geschlossen, dass sie eine deutsche, und zwar eine niederdeutsche sei. Ein ferner zusammenhang zwischen Hognis sohn, Aldrian II., und dem Hniflungr der Atlamál wurde zweifelnd angedeutet.

In 1903 hatte sich meine auffassung der bearbeitungen der saga in keiner hinsicht geändert. c. 423 ff. galten noch für die arbeit des zweiten interpolators. Aber in bezug auf das verhältnis zwischen dem zweiten Aldrian und Hniflungr war ich zu bestimmteren resultaten gelangt. Ich glaube dort mit so grosser sicherheit, als mit dem überlieferten materiale erreicht werden kann, bewiesen zu haben, dass die beiden namen dieselbe gestalt bezeichnen, einen sohn Hagens und der Grímhild', der ursprünglich, wie Atlamál erzählt, zusammen mit seiner mutter seinen vater an Attila rächt. Aber die quellenfrage erschien unter diesen umständen weniger leicht zu beurteilen, als sie früher erschienen war. Aufgewachsen, wie wir sind, in dem dogma, dass eine ungeheure kluft die deutsche tradition von der skandinavischen trenne, schien es unmöglich, diesen sohn Hognis, den Atlamál unwiderleglich als eine skandinavische gestalt erwies, zugleich für die deutsche überlieferung in anspruch zu nehmen, zumal da es wenigstens gewagt war, anzunehmen, dass er schon zu der ältesten sagenform gehört habe. Da nun die erzählung der saga für die arbeit des zweiten interpolators galt, dem ich eine grössere willkür als dem sagaschreiber und dem ersten interpolator zumuten zu dürfen glaubte, wurde ich damals zu dem schlusse geführt, dass das stück von seinem verfasser aus skandinavischen und deutschen elementen zusammengeschweisst sei. Für skandinavisch hielt ich auf grund von Atlamál den sohn Hagens und die rache an Attila, für deutsch das märchen vom Simeliberg und den Sigisfroð kjallari. Es kam mir wahrscheinlich vor, dass dieser verfasser das märchen vom Simeliberg auf Attila übertragen hatte.

Die resultate meiner Untersuchungen über die NS stellen. sowol die verfasserfrage wie die quellenfrage in ein neues licht und fordern zu einer erneuten besprechung derselben auf. Als es mir aufgegangen war, dass die Niflungasaga nicht einheitlich, sondern die arbeit zweier verfasser ist, die abweichende quellen benutzt haben, und dass diese verfasser der sagaschreiber und der erste interpolator gewesen sind, da folgte daraus, dass die fortsetzung, die Attilas tod berichtet, wenn sie nicht dem ersten interpolator gehört, deshalb noch nicht das eigentum des zweiten interpolators zu sein brauchte; sie konnte nun auch der ursprünglichen saga angehören. Einzelne anspielungen auf Attilas habsucht in dem älteren teile der Niflungasaga (IQ) machten das wahrscheinlich. Die verteilung der stücke, die von den Nibelungen handeln, über die verschiedenen bearbeiter, wurde durch eine solche auffassung auch einfacher; wir brauchten dann nicht anzunehmen, dass drei verfasser daran beteiligt gewesen seien; das ganze konnte zwischen dem sagaschreiber und seinem nachfolger verteilt werden, wie früher zwischen zwei interpolatoren.

Aber daraus folgte direct, dass das stück unmöglich länger für eine combination seines verfassers gelten konnte. Die gewissenhaftigkeit des sagaschreibers, der überall, wo controle möglich ist, seine quelle sehr genau, sogar wörtlich widergibt und sich nirgends auf einer willkürlichkeit ertappen lässt, hatte sich so glänzend bewährt, dass es nicht länger angieng, ihn für das, was wir nicht verstehen, verantwortlich zu machen. Das stück war also ein einheitliches, und zwar als ganzes ein niederdeutsches, wie überhaupt die quellen des sagaschreibers niederdeutsch sind. Der einwand, dass der zusammenhang Aldrians mit Hniflungr nach Skandinavien weise, war kraftlos geworden, nachdem es aus denselben Untersuchungen klar geworden war, dass die deutsche und die nordische tradition nicht durch eine breite kluft getrennt sind, sondern zusammen in enger nachbarschaft aufgewachsen sind und einander fortwährend beeinflusst haben.

Weiter bin ich damals nicht gekommen. Die frage, die uns hier beschäftigen wird, habe ich bd. 1, s. 172 in einer fussnote erwähnt und die richtung angedeutet, in der die lösung zu suchen sein wird, aber die zweifel überwogen und im texte

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