Neue JAHRBÜCHER für Philologie und Paedagogik. Zweite Abtheilung. Herausgegeben von Rudolph Dietsch. SIEBENTER JAHRGANG 1861 oder der Jahnschen Jahrbücher für Philologie und Paedagogik @Leipzig Druck und Verlag von B. G. Teubner. Zweite Abteilung: für Gymnasialpädagogik und die übrigen Lehrfächer, mit Ausschlusz der classischen Philologie, herausgegeben von Rudolph Dietsch. 1. Schulfragen. (Fortsetzung von Bd LXXXII S. 163 #f.) 9. Es gab eine Zeit, und diese Zeit liegt noch nicht so weit hinter uns, wo die Schulen, resp. die Gymnasien, sich einer Verborgenheit vor der Welt erfreuten, wie sie heutzutage kaum noch irgendwo gefunden wird. Der Unterricht und seine Methode, die Handhabung der Disciplin, das collegialische Leben der Lehrer, ihre Harmonie oder Disharmonie unter einander, die Prüfungen waren den Blicken des groszen Publicums entzogen. Wie hätte man, wie jetzt, in den Zeitungen Nachrichten über den Ausfall der Abiturientenprüfungen, über Schulfeierlichkeiten u. dgl. gefunden? Wie hätten nicht die alten Ephorate, Scholarchate oder Patronate sich innerlich geschämt, die ihnen angehörenden Anstalten in einer so indiscreten, marktschreierischen Weise anzupreisen, wie dies jetzt, namentlich wenn ein neues Gymnasium seine Geburt ankündigt, so oft geschieht? Was hätten die alten würdigen Rectoren dazu gesagt, wenn ein Curatorium sich ihres Namens als eines Aushängeschildes hätte bedienen wollen, um möglichst viele Schüler herbeizulocken? Gar nicht davon zu sprechen, dasz auch die Christlichkeit oder Confessionalität als ein sehr erlaubtes und vortheilhaftes Mittel kleinstädtischer Speculation gilt. Noch weiter: Verfügungen der Schulbehörden werden, noch ehe sie officiell publiciert sind, durch die Zeitungen verbreitet und von unberufenen Personen in Zeitungen kritisiert. In wie ärgerlicher Weise ist neulich die Nichtbestätigung eines Directors breit getreten worden? Politische Aeuszerungen eines Oberlehrers sind in den Kammern discutiert worden. Kurz unser Schulleben ist aus seiner Verborgenheit und Stille herausgerissen und den profanen Blicken wie dem profanen Urteil preisgegeben, - wie ich nöthig habe hinzuzusetzen, zum groszen Schaden und zu groszer Unehre für die Schulen und für die Schüler. Oeffentlichkeit ist nun einmal das Stichwort des Tages. Mag sie doch meinetwegen gepflegt und gewahrt werden, wo es sich schickt und paszt: nur masze sie sich nicht ein Recht auf Verhältnisse an, N. Jahrb. f. Phil. u. Päd. II. Abt. 1861. Hft 1. 1 |