! 1 : Fol. 313a. 3. Ein kurtze Historia vonn dem Annfange des Closters Transsumptum a. 1536 (altes Transsumptbuch) Fol. 313 f. Bruno des hochlöblichen Geschlechts der altenn Marggraven zu Meissenn, Graff zu Pleissenn und Her zu Schmollenn, sein Gemahel Fraw Willa vonn edelenn Geschlechte gebornn habenn getzeugett einenn Sohnn Ortuinium, ist vonn einem wildenn Schwein todt gehauenn, unnd eine Tochter Garburgis, welche eine Klosterjungfraw wurdenn. Dieser Her Bruno und sein Gemahell habenn umb das 1127 Jar im erstenn Jare des Romischen Konigs Lottharii, Hertzogenn zu Sachsenn, Grafen zu Suppelinburg, Arnsberg und Her zu Querfurtt, ein Closter zu Schmollen, nicht weit vonn Czeitzs gelegenn, gestiefftett, gebenn dartzu tausent und hundertt Hufen Landes, zum Teil an wildenn Heide unnd zum Theil Arthacker-Landes und daz dritte Teil am Dorffe Pleissen, satzetenn dorein Klosterjungfrawenn und macheten ihre Tochter Garburgis zu einer Eptischin. Do aber das Jungfrawcloster nach seinem Willen nit wolt gerathenn, schaffet er die Nonnen hinweg und gab das Closter Monnichen des Ordens Sancti Benedicti ein, das warenn ein Abt und vier Bruder. Und niemandt mehr wolte des Orts in Ordenn ziehenn, den die Sorbenn theten inenn grossenn Vordrus. Als aber Her Bruno nu wolte sterbenn, erfurdert er seinen Ohmenn, Herrn Udonem Bischoffenn zu Czeitz unnd Naumburg, und befahl ime, die Benedictiner auch hinwegzuthun und Cistercienser Monniche mit einem Abte eintzusetzenn. Den zur selbigenn Zeit war dieser Ordenn in grossem Zunemen und ansehenn. Und Her Udo brachtt einenn Abtt Adalbertum und ettliche Monche vonn Walckenriedt aus dem Closter, setzet dieselbige kegenn Schmollenn ins neue Closter. Do sie aber, wie gehort, auch vonn den Sorbenn-Wendenn im Ostlande bei Schmollenn wurdenn betrubt und hefftig beschweret, seint sie mit dem Bischofe Udone zur Naumburg eins Wechsels einig wurdenn. Und gefiel inen wol die Gelegenheit, do itzund das Furberg Cusana und Lochwitz gelegenn. Und Lochwitz ist ein klein Dorfflein mit einer Mohlenn, under der Angerwiesen kegenn denn Hinderbergen gelegenn, gewest. Fol.3136. Und habenn also die Monche mit dem Bischofe Udone permutieret, das sie mit irem Abte Adalberto von Schmollenn kegenn Cusana, das wirt itzunt Coesenn genant, getzogen. Und trugenn uf ihrenn Ruckenn und Helsenn ire Habe vonn Schmollenn dohin, und aus dieser Ursache, daz sie ihre Habe dohin getragen hettenn, nennet es der Babst Innocentius in seiner Bestetigungsbulla die Porta zu Cusana, das ist Monasterium Portense. Wie wol dan auch andere Ursachenn angetzeigt werdenn, warumb es etwa die Pforta solle genant sein wurdenn. Das ist geschehenn anno domini 1133 sechs Jar nach der erstenn Stifftunge zu Schmollenn. Und vonn dieser Permutacion sagen auch zwene Pfortische des Bischofs Udonis Brife, einer 1140, der ander 1145 datirett. Und Bischoff Udo der nam also zu sich das Closter zu Schmollenn mit seinen ॐ پر 1 zubehorendenn Gutternn und gab denn Monchenn die Porta zu Cusana. Und seint dis die erstenn des Closters Pforta Guttere gewest, nemlich: funfftzig Hufenn Landes an Geholtze und Arthackerrn, als do ist gewesenn das Furberg Coesenn und Lochwitz mit dem Ackerbau und mit der Lochmohlen und der Walt, der sich anfehet bei Cuckelaue uber denn Morthall und furder hinunder bis an den Grunt under dem altenn Schlosberge zu Aldenburg und von danne bis an die Sahla; und gab inenn auch die Fischerei in der Sala. Die Abtei Pforta zu Cusana ward angefangenn zu bauen anno 1133. Solchs bewilligte der Babst Innocentius 3 anno 1137, desgleichenn auch der Keiser Cunradus der dritte anno domini 1140 unnd auch der Bischoff zu Naumburg. Und wiewol die Gutter zu Schmollenn vil besser dan die Pfortischenn gewest, aber die Bischofe zu Naumburg haben dem Abte und Monchenn hernachher Vergleichunge gethan. Es folgen nun einige werthlose Notizen über die Güter, die der erste Abt Aber umb die Zeit des 1175 Jares bei Regirunge Keiser Friderichen Barbarosse Fol.314a. des Namens des erstenn, als Marggraf Otto zu Meissenn gelebt, welcher das reiche Kloster zu Celle in Meissen gestifftet und die Stadt Freiberg gebauet, Leiptzig mit einer Ringmauernn befestiget, hat gemelter Marggraff Otto zu Meissenn das Kloster von Cusana an den Ort, do es itzunt leit, transferiret und viel Kost an die Gebeude gewent, bei Fürsten und Hernn dem Kloster viel Gutter erbetenn, dortzu er den Ebtten, das sie dieselbigen erkaufft, das gelt gegebenn und durch andere Mittel donationis Weise datzu gebracht. Von derselbigen Zeit ahn ist es alhie inn diesem Winkel gestanden und hat durch der Monche Vleis und Geschickligkeit an Gebeuden, Gutternn und Einkomen merglich zugenomen, das es auch einer Grafeschafft an Guttern und Einkomen gleich würde. Und ist solch Kloster inn der Monche Gewalt bis uff das 1541 Jar gebliben. Der letzte Abt ist gewest Her Peter Schederich vonn Froburg, welcher im Jahre, wie gehort, 1541 sampt den Monchen ihre Provision empfingen. Dornoch als im Jare 1543 ists von dem durchlauchtigstenn hochgebornen Fürsten Fol.314b. und Hernn, Hernn Moritz, Hertzogen zu Sachsenn und hernachher des heiligen Rö. Durch Ernestum Brottuff, zur Pforta Verwalternn, anno domini 1552 ! ! 1 1 Diesen Aufsatz hat Brothuf mit einigen Zusätzen, zum Theil aus dem Berichte von der Fundation der Schulen im Erbbuche, abdrucken lassen als Anhang zu seiner Historia von Keyser Heinrich I, Leipzig, 1556, und daraus hat ihn wieder abdrucken lassen Schamelius, Bertuchii Teutsches Pförtisches Chronikon, Leipzig. 1734. S. 161 f. vergl. S. 160. In der handschriftlichen kurzen Historia des Transsumptbuches lässt Brothuf einige Irrthümer und Ausschmückungen seiner ersten Erzählung von der Gründung des Klosters weg, so das Missverständniss hinsichtlich der fines Hollandensium und den unreinen Caelibat der Ordensweiber, erwähnt auch die Benedictiner von Schmöllen, erzählt aber mit derselben Zuversicht wie früher unter Angabe neuer Nebenumstände, doch ohne Berufung auf Briefe und Historien, das Mährchen von der Uebersiedelung des Klosters von Kösen nach der jetzigen Stätte der Klosterkirche. Irrthümlich setzt er wieder die Pensionierung der letzten Mönche desselben in das Jahr 1541 statt 1540, und behauptet, Kurfürst Moritz habe 150 Schüler verordnet wie in der früheren Erzählung, nennt auch Innocenz III statt Innocenz II. Aus dem Gesagten erhellt, wie unzuverlässig auch dieser Bericht Brothufs über die Gründung des Klosters zur Pforte ist. Nichts desto weniger ist derselbe vielfach nachgeschrieben und nachgesprochen worden, einmal, weil er der erste war, der im Druck erschienen ist, dann aber auch, weil man Brothuf als zweitem Schulverwalter Kenntniss der Urkunden, Oertlichkeiten und Verhältnisse des kurz zuvor aufgehobenen Klosters zutraute. P. Lepsius sagt über Brothuf, Kleine Schriften II, 174: „Seine publicierten Schriften zeigen ihn als einen ebenso emsigen als leichtgläubigen Compilator ohne alle historische Kritik, der blind aufnahm und ernsthaft wiedererzählte, was frühere Geschichte, Sage oder Tradition ihm bot, und dem daher nur, wo er als Augenzeuge spricht, oder aus den selbstgelesenen Urkunden referiert, mit Vorsicht einiger Glaube zu schenken ist." Dieses Urtheil über Brothuf ist durch die vorstehende Untersuchung vollkommen bestätigt; hinzuzufügen ist demselben aber noch, dass Brothuf mehrfach die Bedeutung der Worte in den selbstgelesenen Urkunden nicht verstand, also auch den Zusammenhang ganzer Stellen nicht verstehen konnte, und dann in ein fahriges und wirres Gerede verfiel, das zum Theil auch seine Nachfolger in Verwirrung brachte, dass er anderen Dinge hat aufreden wollen, an die er selber nicht geglaubt haben kann. Mag Ernst Brothuf als Schulverwalter und Jurist etwas geleistet haben, als Historiker zeigt er sich ungründ lich, verworren, leichtgläubig, leichtfertig und unwahr, und es wäre nicht der Mühe werth gewesen, seine Erzählungen hier abzudrucken, wenn dieselben nicht vielfach in Kataloge von Schülern und Lehrern der Pforte eingetragen wären (Bertuch, Teutsches Pförtisches Chronicon. ed. Schamel. S. 172 Anm.) und auf ihnen die mündliche Tradition von der Gründung des Klosters beruhte, die Jahrhunderte lang im Munde von Lehrern und Schülern lebendig war. Lebt doch das von Brothuf zuerst dreist in die Welt geschickte Mährchen von dem Kloster in Kösen und dessen späterer Verlegung nach der Stätte von Pforte noch heute im Munde der Leute trotz aller Widerlegungen, wie das Hussitenmährchen zu Naumburg. Beilage IX. Die neueren Geschichtschreiber über die Gründung des Klosters. 1. M. Justinus Bertuch. J. Bertuch, seit 1583 Conrector, von 1601-1617 Rector der Landesschule, benutzt zwar in seinem Chronicon Portense, Lips. 1612, für seine Erzählung von der Gründung des Klosters auch Urkunden und lässt sie abdrucken, aber diese Benutzung ist planlos und sporadisch. Seine Abschriften sind unsorgfältig und voller Fehler. Wer sich davon überzeugen will, vergleiche zum Beispiel den von mir gegebenen Text der Urkunde des Papstes Innocentius II mit dem Abdruck bei Bertuch (α. Ο. ρ. 18 f.). Abgesehen von der Menge orthographischer Ungenauigkeiten desselben finden sich da Lese- und Schreibfehler wie „complecti" für „compleri“, „suscipiant" für,, percipiant", statt „tt", das ist „titulo", der Buchstabe H, der garkeinen Sinn hat. Nach den Worten, illibata consistant" fehlt ein Stück von vier Zeilen der Urkunde, das gerade die wichtigen Bestimmungen über das älteste Klosterareal enthält, ganz. Die Unterschriften der Cardinäle sind in ganz verdorbener Gestalt abgedruckt, statt, sanctorum Sergii" ist gelesen „S. Gregorii", die Unterschriften zweier Cardinäle „Ego Guido diaconus cardinalis sancti Adriani subscripsi. Ego Grisogonus diaconus cardinalis sancte Marie in porticu" sind verschmolzen zu „Ego Guido diaconus cardinalis S. Marie in porticu", ein Fehler, den freilich schon Abt Dietrich im Diplomatarium gemacht hat (Fol. 1a), dessen Abschriften überhaupt an Treue und Genauigkeit hinter den vidimierten Abschriften des Transsumptbuches von 1536 zurückstehen. Die Urkunden versteht Bertuch weder genau zu lesen noch ihren Wortlaut zu erklären und als Prüfstein zu benutzen für spätere Berichte; sie erscheinen bei ihm vielmehr als ein ziemlich müssiges Beiwerk. Seine Erzählung über die Gründung des Klosters entnimmt er fast wörtlich aus dem Exordium monasterii Portensis, das er mit den Worten ex manuscripto (a. O. p.17) bezeichnet. In diese Erzählung mengt er nun aber erstens die Darstellung der Leoninischen Verse und des Wandgemäldes der Abtei hinein; erschmückt dieselbe auch aus mit zahlreichen selbstgemachten Hexametern, in denen er die handelnden Personen redend auftreten lässt in derselben naiven Weise, wie etwa Herodot seinen geschichtlichen Personen selbstgemachte Reden in den Mund legt, und nach ihm so viele andere Grie C 1 ! chische und Lateinische Geschichtschreiber gethan haben. Endlich erzählt er ohne Prü- In dem „Teutschen Pförtischen Chronikon von J. Bertuch", nach einer Copie von Bertuch's Handschrift herausgegeben von J. M. Schamelius, Leipzig 1734, wird im Wesentlichen dasselbe erzählt wie im lateinischen. An die Stelle der lateinischen Hexameter treten Spottverschen über die Kloster Nönnlein" (S. 1. 2). Hinzugekommen ist eine Erörterung über den Namen der Pforte. In dieser behauptet er, Papst Innocentius II habe das Kloster zu Kösen Porta Cusana genannt (S. 15). Dieser Name kommt aber in keiner Urkunde vor, sondern ist eine Erfindung Brothufs. Wie dieser in dem irrigen Glauben befangen, das Kloster habe einst an der Kösener Brücke gelegen, verwirft er die richtige Ableitung des Namens von der Porta Thuringiae und vermuthet, Innocenz II habe mit dem Namen Porta caeli, den er dem Kloster gegeben haben soll, unwissend prophezeit, dass die Schule Pforta einst für die Jugend eine Pforte des Himmels (1. Mos. c. 28, v. 17) sein werde, wie das unter seinem, J. Bertuchs Rectorat der Fall sei. Diese Pforte des Himmels feiert auch F. Balduin den 1. November 1624 an dem ersten Stiftungstage der Schule, den man irrthümlich an diesem Monatstage festlich beging, in einer Kanzelrede (Encaenia Portensia, Wittenberg. 1672, S. 29), desgleichen J. Manitius am 1. November 1669, indem er von einer dreifachen Pforte predigt 1) Porta coeli naturalis, 2) Porta coeli spiritualis, 3) Porta coeli gloriae aeternae (a. S. 287), und am 1. November 1670, wo er die Landesschule als eine Porta precationis et exauditionis betrachtet (a. O. 297). Seitdem ist dasselbe Thema von der Pforte des Himmels in Predigten zum Schulfeste überaus häufig wiederholt, und auch sonst von Lehrern und Schülern der Anstalt zu rhetorischen und poetischen Ergüssen ausgebeutet worden. Auch in neuster Zeit ist Bertuchs irrige Behauptung, das Kloster habe einst Porta coeli, Himmelspforte, geheissen, wieder nachgesprochen worden von E. de Borchgrave, Histoire des Colonies Belges en Allemagne (p. 83) und K. Bornhack, Naumburg, Stadt und Kreis (S. 84). J. Bertuch, der poeta laureatus, hat also in dem lateinischen wie in dem deutschen Chronikon eine rhetorisch und poetisch ausgeschmückte Erzählung von der Gründung des Klosters gegeben; nicht auf die Ermittelung des wahren Thatbestandes ist sein Hauptaugenmerk gerichtet, sondern auf eine Darstellung nach dem Geschmacke seiner Leser selbst auf Kosten der historischen Treue. 2. Jo. Martin. Schamelius. J. M. Schamelius, Oberpfarrer in Naumburg, hat in seiner neuen Ausgabe von Bertuchs Chronicon Portense, Lips. 1738. einen wesentlich verbesserten Text der auf die Stiftung des Klosters bezüglichen Urkunden gegeben, und einzelne brauchbare Anmerkungen zu Bertuchs Erzählung von der Gründung desselben hinzugefügt, lässt aber diese selbst unangetastet stehen (p.6-19). Werthvoll sind in Schamelius' Ausgaben des lateinischen wie des deutschen Chronikon von Bertuch insbesondere seine Mittheilungen über Bauwerke, Denkmäler und Inschriften aus der Kloster f |