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Art Bann über die Stätte der Burg aus, dass sie öde bleiben soll, wie dies später durch Aufpflanzung der Reichsfahne auf den Trümmern solcher Burgen bezeichnet zu werden pflegte, die im Namen von Kaiser und Reich zerstört worden waren, nachdem ihre Besitzer zuvor der Reichsacht verfallen waren. Daraus folgt, dass der Dynast oder Burgherr von Altenburg einst dem Bischof von Naumburg oder Freunden und Bundesgenossen desselben feindlich gegenüber gestanden hatte.

In dieser Zeit ragte auch auf dem Nordrande des Saalthales, also auf dem linken Saalufer eine Burg empor, die Heuneburg oder Heunenburg genannt, und zwar auf der vorspringenden Bergplatte einer Wüstung, die früher „uff der Heide" genannt wurde, jetzt der Heidenberg heisst, und sich über den Weinbergen Weisberg, Pfortner und Sanctorum hinzieht zwischen dem Schenkenholz und dem Lasen. Dort auf der vorspringenden Kante des Berges über Sanctorum, der nach drei Seiten hin schroff abfällt, dem Fischhause und der Schulpforte gegenüber muss die Heuneburg gestanden haben. 1) Da weder die Urkunden des Klosters zur Pforte, noch des Naumburger Domkapitels dieser Heuneburg jemals erwähnen, so ist der Schluss gerechtfertigt, dass diese Feste schon eher zerstört ward, als Urkunden von speciellen Oertlichkeiten und Ereignissen dieser Gegend zu reden anfangen, das heisst vor der Verlegung des Bisthums nach Naumburg.

Die Schwesterburgen Ruteleibisberg (Rutleibisberg) und Saleke, jetzt Rudelsburg und Saaleck genannt, werden zwar erst seit 1140 in den Urkunden des Klosters zur Pforte genannt, indem die Rudelsburg als eine unmittelbare Besitzung der Wettinischen Mark

1) Erbbuch, Bd. I, Fol. 468: Uff der Heide ist eine Wustunge zum Teil Artacker, leit im Mittel zwuschen Schenkenholz und dem Flur Lason und Niedermollern gegen der Sala nach dem Berge, do die Heuneburg gelegen, und gehoret diese Wustung zum Forwerg Frenkenau; a. 0. Bd. II, 414: Holz vor den Weisbergen, nicht ferne von der Heunenburgk. Stosset an die alten Berge. Die Weinberge der Pforte unter diesem Thalrand zählt das Erbbuch von Westen nach Osten in folgender Reihenfolge auf, Bd. II, Fol. 84: Forderberge, Hinderberge, Weissberg, Pforttener, Sanctorum u. s. w. Lepsius, dem diese Stellen des Erbbuches nicht zur Hand waren, sagt, Kl. Schr. Bd. II, S. 119: Die Heuneburg. So heisst noch jetzt ein District an dem Holze über den Saalhäusern, und beruft sich auf Erbbücher der wüsten Mark Tauschwitz, in denen der Platz diesen Namen führe. Hier ist die Bestimmung

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über den Saalhäusern" unrichtig, da die wüste Mark Tauschwiz zwischen der Almericher Fähre und dem Weinberg Sanctorum unter dem Heideberg liegt.

grafen von Meissen erscheint, und Saaleck im Besitz von Vasallen und Vögten derselben Markgrafen. Aber diese Burgen sind sicher älteren Ursprungs. 1) Die jetzt verkehrt stehende Säule eines Fensters in der nach Saaleck zugewandten Seite der Rudelsburg zeigt ein vasenförmiges Capitell, dem korinthischen ähnlich, wie solche an den Bauwerken dieser Gegend aus dem zwölften Jahrhundert nicht mehr vorkommen, die durchgehends aus dem Würfel geschnittene Capitelle zeigen. Dieses Capitell weist jedenfalls also die Erbauung der Rudelsburg in das elfte Jahrhundert, in das Zeitalter der Verlegung des Bisthums nach Naumburg zurück.

Die Zeit also, wo freie Sorben in ihren Dörfern Rostevice, Tuswiz, Tesniz, Lochewice und Cusne hausten, war vorüber, denn die Zinnen einer bischöflichen Kathedrale und zweier Klöster schauten auf das Saalthal hin, die Wartthürme von mächtigen Burgen der deutschen Herren ragten über ihren Häuptern empor und schon zog der Naumburger Kaufmann seines Weges mit Ladungen von Tuch und Wait.

Aber von der Kösener Brücke führte noch keine Landstrasse durch das Thal nach Almerich. Die von Eckartsberga kommende Landstrasse theilte sich vielmehr auf der Höhe vor der Kösener Brücke in zwei Arme. Der eine derselben ging über die Brücke, verfolgte von da an rechter Hand den alten Mühlweg über das Ackerfeld und die Kohlenstrasse durch den Wald die Höhe hinauf bis Flemmingen und führte von da nach Naumburg. Der andere Zweig der Landstrasse ging von der Kösener Brücke am linken Saalufer auf dem nördlichen Thalrande über Fränkenau bei dem Schenkenholze vorüber, stieg bei Almerich in das Thal herab, durchschritt die Saale auf der Almericher Fuhrt, stieg den südlichen Thalrand hinauf und gelangte so nach Naumburg. Daher gehörte noch im sechzehnten Jahrhundert der sogenannte Unterweg von Kösen an der Pforte vorüber nach Almerich nicht zur Landstrasse, das Amt Eisenberg hatte auf demselben weder zu geleiten noch Zollgerechtigkeit, und die Schule konnte ihn nach Belieben durch Schlagbäume sperren oder offen lassen.2)

1) Lepsius, die Ruinen der Schlösser Rudelsburg und Saaleck. Kl. Schr. Bd. II, S. 7 ff. 10. f. 12 f. Verf. die Rudelsburg, S. 4. 5.

2) Erbbuch, Bd. II, Fol. 542. „Landtstrassen. Von Eckersberga und Sulza. Die gehet über dem Kreisgraben vor die Koesener Brücke; die eine gehet über die Brücke zu Koesen durch den Mühlwegk uf Flemingen gegen der Naumburgk. Die ander

Wenn somit die Strecke von Kösen bis Almerich ein stilles, abgelegenes Thal war, so war vollends die Stätte, wo jetzt die Landesschule Pforte liegt, mit den fruchtbaren Ackerflächen in ihrer unmittelbaren Nähe im elften und Anfang des zwölften Jahrhunderts, als noch keine Dämme die Saale einengten, und keine Abzugsgräben den sumpfigen Wiesenboden trocken gelegt hatten, nichts als eine wasserreiche, waldumkränzte Aue, unwegsam und nach allen Seiten abgeschlossen. Nach Norden hin war dieselbe begränzt durch die Saale, die jährlich weit und breit den Wiesengrund überschwemmte, im Süden durch den Waldabhang, der jetzt Knabenberg heisst, im Osten nach Almerich zu durch Wald, Teiche und sumpfige Wiese; im Westen nach Kösen zu senkt sich vom Platten her ein niedriger Höhenzug herab, und schiebt sich nach Norden zu gegen die Saale hin wie ein Riegel quer vor das Saalthal vor, einst wie der Platten und der Knabenberg mit Wald bewachsen, ehe die Pförtner Mönche am Südwestabhange desselben einen Weinberg anlegten. 1) In dem Waldwinkel, den dieser Höhenzug mit dem Waldhange des Knabenberges bildet, wo der Boden von der Thalsohle allmählich gegen den Thalrand ansteigt und für Mauerwerk festen Untergrund bietet, ist der Grundstein der Pforte gelegt worden. Noch zu Anfang des zwölften Jahrhunderts war die Stätte eine stille Waldwüste. Der Waldabhang des Knabenberges, in Klosterzeiten der Klosterberg genannt, hiess damals das Wolfsgeschlinge, 2) und dieser Name beweist, dass aus diesem Waldesdickicht einst der Wolf in kalten Winternächten gegen die Viehställe der verschneiten Sorbendörfer hervorbrach.

Die erste Spur menschlicher Cultur drang, so viel wir wissen, in diese abgelegene Waldecke, als im Jahre 1103 die Benedictiner Mönche von

gehet uber Frenkenau bey Schenkenholze abe durch den Aldenburgischen Fort durch die Sala uff Naumburgk. Daraus volget, das der Wegk uber und neben der Pfortten nicht zur Landstrassen gehorigk, unnd magk sie weren oder faren lassen. Unnd hat das Ampt Eisenbergk umb die Pfortta nach Koesen uffm Underwege nicht zu geleiten noch einige Gerechtigkeit."

1) Dieser Weinberg ist schon von dem ersten Abte des Klosters Adelbert vor 1148 angelegt (Wolff, Chron. I, 116).

2) Erbbuch, Bd. II, Fol. 411: „Holtz der Klosterbergk oder Wolffsgeschlinge genandt uber der Pfortten nach Flemmingen gelegenn." Auch die Ortsnamen Wolfsgruben bei Rehhausen (Erbb. Bd. I, Fol. 419) und Wolfsberg bei Schönburg (Lepsius, Kl. Schr. Bd. II, S. 85) zeigen, dass der Wolf einst auch in diesen Gegenden ein einheimisches Thier war, nicht bloss der lupus in fabula.

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St. Georg zu Naumburg mit Erlaubniss des Bischofs Walram von
Naumburg aus der Saale dicht über dem Kösener Wehr einen Mühl-
graben: aqueductum ableiteten, denselben nördlich um den Höhen-
zug der Windlücke herumführten und von da am Wolfsgeschlinge
entlang bis unterhalb Almerich, WO er wieder in die Saale mün-
dete, um an dieser Stelle eine Mühle anzulegen. 1) Der Name kleine
Saale für diesen Mühlgraben findet sich noch nicht in den Kloster-
urkunden; erst im Erbbuche vom Jahre 1550 erscheint derselbe neben
der älteren Benennung Mohlgraben. Dieser Mühlgraben war die
erste Culturader durch die Wildniss unter dem Wolfsgeschlinge, er
bot die Möglichkeit einer Ansiedelung an dieser Stätte. Die kleine Saale
ist die älteste und treuste Wohlthäterin der Pforte geworden, denn seit
sieben Jahrhunderten hat sie ihr Wasser und Mehl verschafft und über-

1) Lepsius, Gesch. d. Bisch. S. 235. In der Urkunde Nr. 38 sagt Bischof Walram: Ad eorundem fratrum subsidium per terras ecclesie nostre aqueductum fieri concessimus, ut in eo videlicet molendinum statuant. Wolff versteht unter dem anzulegenden Mühlgraben, indem er der früheren Ansicht von Lepsius (Gesch. des Moritzklosters S. 24) folgt, die kleine Saale (Chron. I, 88), Lepsius später den Bach Mausa zu Naumburg. Der Ausdruck der Urkunde: aqueductum fieri kann nur von einer künstlich anzulegenden Wasserleitung verstanden werden; die Mausa war aber ein natürlicher längst vorhandener Bach, dessen Quellen von der Höhe des Buchholzes entspringen. Das beweist der Name Mausa, den auch der oben erwähnte Bach bei Kösen führt. Dieser Name ist ein Compositum, dessen zweiter Bestandtheil - a aus Althochdeutsch aha, Wasser" zusammengezogen ist, wie in den Flussnamen Sala, Weta, Schwarza, Orla u.a. und, Fluss, Bach" bedeutet; maus aber ist dasselbe Wort wie Althochdeutsch mos ,, Sumpf", Fanzösisch mousse ,, Schaum " (Schade, Altdeutsch. Wörterb. S. 408); maus-a bedeutet also, Sumpf-Bach" wie der Ortsname Moosbach. Diesen natürlichen längst vorhandenen Bach kann Bischof Walram unmöglich als Wasserleitung bezeichnen, die erst angelegt werden soll. Ueberdies spricht der Ausdruck: per terras ecclesie nostre dafür, dass der neue Graben durch eine weitere Strecke des bischöflichen Gebietes geführt werden sollte, nicht bloss durch die kurze Strecke vom Georgenkloster bis zur Saale, die damals dicht unter dem Georgenberge hinfloss. Unter jenem aqueductus kann also nur die sogenannte kleine Saale verstanden werden, an der die Mönche von St. Georg in der That später im Besitz einer Mühle bei Almerich erscheinen. Im Jahre 1204 einigen sie sich wegen der Reinigung dieses Mühlgrabens mit den Mönchen von Pforte und von St. Moritz (vergl. Wolff, Pers. u. Sachreg. z. Chron. S. 4). Noch im Erbbuche vom Jahre 1550 findet sich die alte Benennung desselben, Bd. II, Fol. 325 a: „An der einen Wiesenn nechst der Badestubenn am Mohlgraben seint Weidenn und Erlenn;" aber auch schon der heutige Name, a. O. Fol. 418 b: „Weidenwachs an der kleinen Sala inwendigk der Mauer hinder der Badtstuben."

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flüssige Stoffe abgeführt, und noch täglich bewährt sie diese ihre nährende und reinigende Kraft.

Erklärt man nun aber die Stiftungsurkunden des Klosters zur Pforte in der Weise, wie man jeden alten Schriftsteller auslegen muss, dass man nämlich den Worten desselben den eigentlichen Sinn beilegt, den sie auch sonst im Sprachgebrauch haben, und dass man voraussetzt, derselbe habe etwas vernünftiges gesagt und sich klar ausgedrückt, solange bis das Gegentheil schlagend erwiesen ist, wendet man diese Methode der Erklärung auch auf jene Urkunden an, was bei dieser geschichtlichen Untersuchung nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten und unumgänglich nothwendig ist, so lässt sich der urkundliche Beweis führen, dass vor der Gründung des Klosters an dem Mühlgraben der Mönche von St. Georg unter dem Hange des Wolfsgeschlinges innerhalb der Stätte, die noch jetzt die Umfassungsmauer der Landesschule Pforte einschliesst, eine Wassermühle bestand. In der Bestätigungsurkunde des Papstes Innocenz II. werden als Besitzungen des Klosters nach einander angeführt: ein Meierhof in Lochewice, ein Wirthschaftshof in Cusne mit Zubehör und Zehnten, fünf Hufen in Rostewice, ein Stück Wald, eine Mühle mit dem Wasserrinnsal: aque decursu. Daraus erhellt zweierlei: erstens, dass mit diesem Wasserrinnsal nicht die Saale gemeint sein kann, da diese in derselben Urkunde Fluss Sala genannt wird, sondern der Mühlgraben der Mönche von St. Georg bezeichnet ist, den Bischof Walram aqueductum nennt, zweitens, dass die genannte Mühle nicht bei Kösen gelegen haben kann, da sie nicht unmittelbar nach dem Meierhof bei Kösen genannt wird, sondern erst nach den fünf Hufen in Rostewice und nach dem Stück Wald, dass sie also anderswo an dem Mühlgraben lag, der jetzt kleine Saale heisst. In der Stiftungsurkunde des Bischofs Uto von Naumburg vom Jahre 1140 werden die Besitzungen des Klosters in folgender Reihenfolge angeführt: der Meierhof Lochwiz, der Wirthschaftshof Cusne, der angrenzende Wald, eine Mühle mit dem Rinnsal und dem Graben desselben: molendinum cum aque decursu et alveo ipsius, 1) wodurch die aus der obigen Urkunde gezogenen Schlussfolgerungen volle Bestätigung erhalten. Genau denselben Sinn haben die Worte einer späteren Bestätigungsurkunde des Bichofs Wichmann von Naumburg vom Jahre 1153: eine Mühle mit der Leitung

1) Vergl. Beilage I, Urk. 1. 2.

ہو۔

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