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Die Baudenkmale, Bildwerke, Grabsteine und Inschriften

des

Cisterzienserklosters St. Marien zur Pforte.

I. Ueber die Anlage und die baulichen Einrichtungen des Klosters.

Di ie Quellen, aus denen man über die Räumlichkeiten und baulichen Einrichtungen des Klosters St. Marien zur Pforte Aufschluss gewinnen kann, sind erstens die noch vorhandenen, aus Klosterzeiten stammenden Gebäude, zweitens die ausdrücklichen Angaben über Räumlichkeiten und Bauwerke, die sich in Klosterurkunden, in dem Erbbuche aller Güter und Gerechtigkeiten der Landesschule und in anderen Schriftstücken aus der ältesten Zeit der Schule finden, drittens die Angaben über die wirthschaftlichen und häuslichen Einrichtungen anderer Cisterzienserklöster, namentlich der ältesten französischen, 1) so wie die über dieselben vom Generalcapitel

1) Ueber diese finden sich eingehende Untersuchungen in mehreren neuerdings erschienenen französischen Werken, die hier benutzt sind, nämlich: „Architecture monastique par M. Albert Lenoir. Paris. P. I. 1852. P. II et III. 1856. Abécédaire ou rudiment d'archéologie. M. de Caumont. Paris. 1854. (Architecture religieuse). Dictionaire raisonné de l'architecture Française du XI au XVI siècle par M. Violet - le duc. T. I. Paris. 1858." Für die ältesten östreichischen Cisterzienserklöster ist lehrreich die Einleitung zu der „Beschreibung und Darstellung des Cisterzienserstiftes Heiligenkreuz," in dem Werke : ,, Mittelalterliche Kunstdenkmale des östreichischen Kaiserstaates, herausgegeben von G. Heider, R. v. Eitelberger und J. Hieser. Bd. I." Aus jener Einleitung entnommen ist der Aufsatz Ueber den Bau und die Einrichtung der Cisterzienserklöster und Kirchen" in den „Mittheilungen der kaiserlich-königlichen Central

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der Cisterziensermönche unter dem Vorsitze des Abtes von Citeaux im Jahre
1119 festgesetzten Bestimmungen, endlich selbst die Benennungen der ver-
schiedenen Gebäude und Räumlichkeiten des Klosters in ihrer ursprünglichen
Bedeutung. Das erste Generalcapitel der Cisterzienseräbte, das im Jahre
1119 unter dem Vorsitze des Abtes Stephan von Citeaux abgehalten wurde,
bestimmte, die Klöster des Ordens sollten wo möglich so eingerichtet sein,
dass sie alle zum Leben der Mönche nothwendigen Gegenstände und Räumlich-
keiten innerhalb der Umfassungsmauer einschlössen, also ausser den gottes-
dienstlichen Gebäuden: Wasser, eine Mühle mit Bäckerei, Werkstätten
für die Handwerke und Gärten. Nach dieser Vorschrift sind auch die häus-
lichen und wirthschaftlichen Einrichtungen des Klosters St. Marien zur
Pforte von der in das Saalthal eingewanderten Colonie der Walkenrieder
Cisterzienser angelegt worden, zunächst nach dem Vorbilde von Walken-
ried, das wieder durch sein Mutterkloster Altenkampen die wesentlichen
Einrichtungen von Citeaux und den vier ältesten Tochterklöstern desselben
in Frankreich überkommen hatte, von denen oben die Rede gewesen ist.

Der ganze Plan der Klosteranlage zur Pforte zerfällt demnach in
zwei Haupttheile. Am rechten Ufer des Mühlgrabens, der später
kleine Saale genannt wurde, lag die eigentliche Einsiedelei, das
Monasterium, die einsame, abgelegene Stätte, wo die Einsiedler oder
Mönche zusammen wohnten, lebten und Gott dienten. Die Hauptgebäude
dieser Stätte waren: Das Bethaus, Oratorium, der Cisterzienserbrüder,
erst in späterer Zeit Kirche, Ecclesia, ungenau gelegentlich auch wohl
Monasterium, Münster genannt, mit dem südlich und östlich daran
stossenden Kirchhof, Cimeterium, das Wohnhaus der Mönche
mit dem Bethaus im Viereck um den Kreuzgang abgeschlossen, daher mit
demselben zusammen ursprünglich und im engeren Sinne Claustrum
genannt, wie denn die Benennung Clausur für den Verschluss dieses
Gebäudevierecks im Munde der Lehrer und Schüler zu Pforte bis auf den

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heutigen Tag lebendig geblieben ist. Drittens gehörten zu dem eigentlichen

commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, " Bd. 1, Jahrg. 1856,
S. 254-258. Auch in den bei Eckstorm, Chronicon Walkenredense und Leukfeld,
Antiquitates Walkenredenses, so wie bei Knauth, Vorstellung von Altenzella aufbewahrten
Notizen über die baulichen Einrichtungen und Räumlichkeiten von Walkenried und
Altenzelle findet sich mancherlei brauchbares, da das Kloster zur Pforte in dieser
Hinsicht vielfach mit dem Mutterkloster Walkenried und mit dem Tochterkloster
Altenzelle übereinstimmte.

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Lith v R. Bormann.

GRUNDRISS DER KLOSTER-UND ABTEIGEBÄUDE.

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Monasterium die Abtei, Abbatia, bestehend aus der Abtswohnung mit dem Abtsgarten und der Abtskapelle, und viertens die Haushaltungsgebäude, insbesondere das Vorrathshaus, Promptuarium, und die Kellerei, Cellarium. Dazu kommen einige einzeln stehende Gebäude, von denen weiter unten die Rede sein wird, namentlich das westliche Thorhaus, die Mühle mit der Bäckerei und der Galgenthurm. 1) Auf dem linken Ufer lag das Vorwerk (grangia) oder der Wirthschaftshof des Klosters mit seinen Wirthschaftsgebäuden und Werkstätten für die Handwerker, also Ställen, Scheunen, Schüttböden, Brauhaus, Kelterhaus, Böttcherei, Schmiede, Weberhaus und Badestube. Auf dieser Seite des Mühlgrabens lagen auch der Gefängnissthurm mit dem Marterhause, die Margarethenkapelle und das Gasthaus oder Hospiz des Klosters, wie weiter unten erhellen wird.

Ausser dem eigentlichen Kloster und dem Vorwerk umschloss die Ringmauer des Klosters Gärten, Wiesen, Teiche und Fischbehälter. Es sind nun hier zunächst diejenigen Gebäude und Räumlichkeiten der Klosteranlage in Betracht zu ziehen, die für das Klosterleben etwas charakteristisches und bemerkenswerthes bieten, und deren Stelle sich noch nachweisen lässt, mit Ausnahme der Kirche, der Kapellen, des Kreuzganges und der Abtei, weil dies Kunstbauten aus verschiedenen Perioden des kirchlichen Baustils sind, die als solche erst in den folgenden Abschnitten über die Kunstdenkmale des Klosters eingehend zu untersuchen und zu behandeln sein werden.

Die mit dem Bethaus im Viereck um den Kreuzgang gelegenen Gebäude des Einsiedlerhauses oder Monasterium umfassten folgende Räumlichkeiten und Gemächer, in denen das tägliche Leben der Cisterziensermönche sich bewegte.

1. Der Capitelsaal.

Der Capitelsaal, Capitularium, Capitulum, auch Capitelstube, Capitelhaus, Conventstube genannt, lag in den Klöstern der

1) E. Brothuf berichtet von den Gebäuden des Klosters, Erbbuch, Th. II. Fol. 323a: Pfortha mit seinen notturfftigen Gebeuden an Kirchen, Wonheusern, Stellenn, Scheunen, Schudbodenen, Kellernn, Kuchenn, einer Möhlen mit zweien Gengen, Badestuben, Schmidenn, Back-, Bottiger- und Viheheusernn und was zur Haushaltung an Gebeuden von Nötten im Dach und Fach zimlichen vorwaret, vorsehen. Unnd ist eine starcke Mauer zu rings umbhergefuhrt, dorinnen diese Gebeude gelegenn.

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