zweifelhaft sein. Es fragt sich nun aber, ob diese schon vorhanden war an der westlichen Seite des nördlichen Seitenschiffes der alten Rundbogenkirche, und ob sie zugleich mit derselben in den Jahren von 1251 bis 1268 im Spitzbogenstil umgebaut worden ist. In der nördlichen Wand der Moritzkapelle ist noch ein vermauerter Rundbogendurchgang zu sehen mit einfachem Wulst und einer runden Säule, deren Capitell fehlt. Durch diesen trat man einst in das Sprechzimmer oder Refectorium der Cisterziensermönche an der Westseite des Kreuzganges ein. Unbedingt beweist dieser Durchgangsbogen noch nicht das Vorhandensein der Moritzkapelle vor 1251, da er möglicher Weise ein Ausgang aus jenem Gemach in's Freie gewesen sein könnte. Aber als bei der letzten Restauration der Kirche die weisse Tünche von den inneren Kirchenwänden abgeschlagen wurde, waren in der Trennungswand zwischen der Moritzkapelle und dem westlichen Theile des Mittelschiffes der Kirche, dem Baptisterium, die deutlichen Spuren zweier vermauerten Rundbogen wahrzunehmen, die also dem Rundbogendurchgang nach dem Refectorium gegenüber lagen. Diese beweisen unwiderleglich, dass schon vor 1251 ein romanischer Bau der Moritzkapelle am Westende des nördlichen Seitenschiffes der alten Rundbogenkirche vorhanden war, der also vor das westliche Portal derselben ein Stück vorsprang, an seiner Südseite wahrscheinlich ein Fenster und eine Thür hatte und durch das genannte Portal an seiner Nordseite mit dem Refectorium in Verbindung stand. Als die ältere Spitzbogenkirche auf die Grundmauern des ursprünglichen romanischen Bethauses aufgebaut wurde, zog man also drei Kreuzgewölbe in die Moritzkapelle ein, um sie mit derselben in Uebereinstimmung zu setzen, 1) und in dieser Gestalt erschien sie auch ferner noch als ein Anbau an das nördliche Seitenschiff der Kirche neben deren westlichem Portal. Erst als gegen die Mitte des funfzehnten Jahrhunderts dieselbe durch den Anbau des Baptisterium nach Westen hin verlängert wurde, ward die Moritzkapelle in den Neubau hineingezogen und befand sich von dieser Zeit an innerhalb der Kirche, wie dies aus den oben angeführten Worten von Bertuch und Schamel erhellt. 1) Für diesen Umbau spricht auch, dass der ganze Unterbau der Kapelle von Kalkstein ist, wie auch die Ansätze des Rundbogens und die Säule des Portals nach dem Refectorium zu, hingegen die ganze obere Rundung des Bogens, so wie auch die Wandspitze zwischen dem Spitzbogen darüber mit rothen Backsteinen ausgesetzt ist. ॐ Dass die aus Walkenried zuerst nach Schmöllen, dann nach der Stätte an der Pforte im Saalthal gesandten Mönche sich von vorn herein eine Kapelle des heiligen Moritz bauten, hatte seine natürliche Veranlassung darin, dass in dem Mutterkloster Walkenried eine Moritzkapelle vorhanden war. 1) b. Die St. Peter-Paulskapelle. Bei der Ausräumung und Restauration der Kirche zur Pforte in den Jahren 1855 bis 1856 wurden durch das Abschlagen des weissen Putzes an den inneren Wänden derselben die Rundbogen bloss gelegt von den Portalen, die aus den beiden Kreuzflügeln des Querschiffes in zwei Kapellen neben der Fortsetzung der Seitenschiffe über dasselbe nach Osten zu hineinführten. Auf dem Rundbogen des südlichen Kreuzflügels war von einer Inschrift nur noch der Buchstabe a erkennbar; von der Inschrift auf dem Rundbogen des nördlichen Querschiffes sind noch, wie RONI SVNTS PETRV die neben stehende Abbildung zeigt, die Worte lesbar: Patroni sunt S. Petrus.... Da die Kirche der Cisterzienser zur Pforte ur Ein Durchgangsbogen der ältesten Rundbogenkirche mit Inschrift. sprünglich nur der heiligen Maria, in späteren Zeiten da neben auch dem Johannes dem Täufer geweiht war, so ergiebt sich, dass Petrus in der vorstehenden Inschrift nur als Patron der Kapelle genannt sein kann, über deren Portal dieselbe geschrieben steht. Wie der Plural patroni sunt zeigt, muss in derselben ausser dem Petrus wenigstens noch ein zweiter Schutzheiliger in der jetzt verblichenen zweiten Hälfte der Inschrift genannt worden sein. Es fragt sich, wer das gewesen sein kann, und wie demgemäss die Inschrift zu ergänzen ist. Seitdem die römische Kirche den Petrus, den angeblichen ersten Bischof und Papst zu Rom, überall als Mitstifter rein Paulinischer Gemeinden 1) Leuckfeld, Antiqu. Walkenred. p. 43 f. L. Puttrich und W. Lotz kennen die Moritzkapelle gar nicht; siehe Beilage I. eingeschoben hat, erscheinen Petrus und Paulus überall als die gemeinsamen Gründer und Schutzherrn der christlichen Kirche. In diesem Sinne haben sie ihren gemeinsamen Festtag, werden in geistlichen Urkunden zusammen als die Träger aller kirchlichen Autorität genannt, ihre Köpfe zieren das bleierne Siegel der päpstlichen Urkunden, ihre Bildsäulen stehen an den Portalen der Kirchen und Kapellen als Schutzheilige oder Wächter derselben. So standen und stehen sie noch am Westportale der Kirche zur Pforte, und die Cisterziensermönche bewahrten, wie sie meinten, Reliquien von den Leibern der Apostel Petrus und Paulus auf, von denen sie einst einen Theil an Theoderich, Bischof von Naumburg, schenkten. 1) Daher ist die obige Inschrift des Portals der nordöstlichen Kapelle zu ergänzen: Patroni sunt S. Petrus [et S. Paulus], zumal die ergänzten Buchstaben genau in den leeren Raum des Rundbogens hinter dem letzten lesbaren Buchstaben hinein passen. In dieser Kapelle wurden also die Reliquien des Petrus und Paulus von den Cisterziensermönchen verwahrt; sie waren die Patrone und Schutzheiligen, denen dieselbe geweiht war, nach ihnen ist sie also St. Peter-Paulskapelle genannt worden. Das einfache Portal und das Rundbogengewölbe derselben beweisen, dass sie gleichzeitig mit dem ältesten Bethause zwischen 1137 bis 1140 erbaut worden ist. Das bestätigt auch die Form der Buchstaben der Portalinschrift. Diese weichen von den altrömischen Majuskeln fast nur durch die etwas ausgeschweiften Spitzen der Schenkel ab, während die Wandinschriften der älteren Spitzbogenkirche und die Grabschriften aus dem dreizehnten Jahrhundert schon die gerundeten, gebogenen und ausgeschweiften Formen der sogenannten neugothischen Majuskeln in voller Ausbildung zeigen. Demnach ist die Portalinschrift der St. Peter-Paulskapelle das älteste urkundliche Zeugniss über ein kirchliches Bauwerk, zwischen 1137 und 1140 abgefasst, über hundert Jahre vor der ältesten Inschrift der Spitzbogenkirche. Nachdem die Reliquien der beiden Apostel von den Mönchen dem Bischofe von Naumburg geschenkt worden waren, muss der Name der Peter-Paulskapelle in Vergessenheit gerathen sein, denn er wird nirgends in einer Urkunde oder Chronik erwähnt, wie auch 1) Bert., Chron. Port. I, 82. Lepsius, Geschichte der Bischöfe d. Hochst. Naumb. I, 72. ihre Portalinschrift keinem der Inschriftensammler früherer Zeit bekannt gewesen ist. 1) 2. Der Kreuzgang (Circuitus, Porticus, Peristylium). Die an den inneren Seiten des Vierecks der eigentlichen Klostergebäude am Bethause, Capitelsaal, Cenakel und Refectorium rings herum laufende offene Halle wurde Kreuzgang genannt von den Bet-und Bittgängen unter Vortragung des Kreuzes, die dort vom Convente der Mönche abgehalten wurden. Der Kreuzgang mit den Mönchswohnungen lag bald südlich bald nördlich von dem Bethause, je nachdem die Bodenbeschaffenheit der Klosterstätte oder andere Umstände es erheischten; so an der Südseite zu Citeaux und Walkenried, an der Nordseite zu Pontigny, einem der vier ältesten Tochterklöster von Citeaux, und zur Pforte. Dass die Walkenrieder Cisterzienser, abweichend von dem Grundplane des Mutterklosters, in dem Tochterkloster an der Saale das Mönchshaus nördlich von dem Bethause bauten, war wohl dadurch veranlasst, dass sie für ihr massivstes Bauwerk, das Bethaus, den festen Untergrund des höher gelegenen Bodens dicht unter dem Abhange des Wolfsgeschlinges, des heutigen Knabenberges, wählten, also die Südseite desselben für Kreuzgang und Mönchshaus keinen Platz bot. Schon oben ist davon die Rede gewesen, dass der vom Kreuzgang umschlossene viereckige Raum zur Pforte wie in anderen Cisterzienserklöstern wahrscheinlich ursprünglich der Mönchskirchhof war. Später erscheint derselbe in den Klöstern als ein Hofraum nicht selten mit Gartenanlagen verziert, mit Quelle und Brunnenhaus in der Mitte oder an einer der Seiten des Vierecks. Im Jahre 1701 wird dieser Raum zur Pforte der innere 1) Dass sich auch an dem südlichen Kreuzflügel neben der Verlängerung des südlichen Seitenschiffes über das Querschiff hinaus eine der Peter-Paulskapelle entsprechende Kapelle befand, ist nicht unwahrscheinlich. Aber die jetzt in jener Verlängerung und in dem südlich daran stossenden Raum sichtbaren Tonnengewölbe sind erst in neuerer Zeit eingezogen worden. Da auf einem Grundrisse der Kirche aus den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts beide Räume zusammen einen einzigen quadratischen Raum ohne Zwischenwand bilden, überdacht von zwei noch über den jetzigen Tonnengewölben vorhandenen Kreuzgewölben in Rechteckform, so sind Zwischenwand und Tonnengewölbe erst bei der Restauration der Kirche in den Jahren 1836 bis 1838 eingezogen worden nach dem Vorbilde der beiden Zimmer der Sakristei am nördlichen Kreuzflügel, deren hinteres die Peter-Paulskapelle war. |