baut, 1) entbehrt also jeden Grundes. Es ist nicht ein einziges Ornament im ganzen Kreuzgange, das ausschliesslich dem spätromanischen Baustil angehörte. Da sind keine vasenförmige oder kelchförmige Capitelle, kein hohlgearbeitetes Blätterwerk, keine Ueberladung mit Rundstäben und Wülsten an Thür- und Fensterbögen, wie sie der Bau der Abtei und der Abtskapelle aufweisen. Die Pfeilerhallen des Kreuzganges sind also zwischen 1137 und 1140 gleichzeitig mit der alten Rundbogenkirche erbaut und zeigen in ihrer ganzen Architektonik und Ornamentik dieselben Formen des älteren und strengeren romanischen Baustils, wie sie sich auch in andern gleichzeitigen und älteren kirchlichen Bauwerken der thüringischen und meissnischen Lande finden. Dass der Kreuzgang einst bunt bemalt und mit Heiligenbildern geschmückt war, ist eine völlig glaubliche Ueberlieferung. 2) Wie oben erwähnt ist, haben sich ja auch an dem Portal, das vom nördlichen Kreuzflügel der alten Rundbogenkirche in die St. Peter-Paulskapelle führte, die Spuren rother und blauer Farbe gefunden; die Rundbogen und Capitelle an Portalen und Fenstern der Abtei und der Abtskapelle erscheinen noch heute in rother, blauer und gelber Farbe, die jetzige Bemalung an den Kreuzgewölben, Gewölberippen, Schlusssteinen, Kragsteinen und Capitellen der Spitzbogenkirche ist nur aufgefrischt, wie sie sich bei der letzten Restauration derselben im Jahre 1855 bis 1856 unter der Mauertünche vorgefunden hat. Der Kreuzgang des Klosters Walkenried schimmert noch jetzt rosaroth, und auch an anderen Kreuzgängen nimmt man die Reste ehemaliger Bemalung wahr. In der westlichen Halle des Kreuzganges zur Pforte sah man noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die Grabsteine von Aebten und Edelen aus dem vierzehnten und funfzehnten Jahrhundert. 3) 1) Diese Behauptung findet sich bei Lotz, Kunsttopographie Deutschlands, Bd. I, S. 547. 2) Nach einer handschriftlichen Bemerkung Wolffs, die ich in einem Exemplar von Bertuchs Chronicon Portense gelesen habe, geht dieselbe auf eine Aussage D. Ilgens zurück. Da nach dem Einsturz der Decke des Cenakels am 25. November 1802 an der Nordseite des Kreuzganges gebaut wurde, so kann Ilgen bei seinem Amtsantritt 1803 während dieses Baues noch die Spuren alter Bemalung wahrgenommen haben. 3) Mscr. Fundation der Schulen u. s. w. vom J. 1506, S. 134 f. Schamel, Bert. Chron. Port. I, 197. ॐ Dass schon in Klosterzeiten einmal eine Herstellung oder ein Umbau der östlichen Façade des Kreuzganges statt gefunden hat, muss man daraus schliessen, dass man noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts dort gegenüber der Bibliothek, also dem heutigen Obertertianerauditorium, eine Inschrift las, in der ein Ritter Witicho von Franckleben als Erbauer derselben genannt wird. 1) Mit dem Anfange des achtzehnten Jahrhunderts beginnt eine Anzahl von Reparaturen, Umbauten und Ueberbauten an den Gebäuden aus Klosterzeiten, die den Kreuzgang umschlossen. Bereits im Jahre 1706 hat an der Nordseite eine Reparatur oder ein Umbau statt gefunden, wie man aus der Aufschrift dieser Jahreszahl auf der Wandfläche sieht, die dem nordwestlichen Eckpfeiler des Kreuzganges schräg gegenüberliegt. Da im Jahre 1715, wie schon oben erwähnt ist, vier Schülerzellen in das Remter hinabstürzten, und 1724 das Cenakel und das Schlafhaus renoviert worden sind, so darf man schliessen, dass in dieser Zeit die plumpen Strebepfeiler gegen die Wand des alten Schulhauses gestämmt und die viereckigen Stützen unter die Bögen des Kreuzganges an dieser Seite gestellt wurden, um dem baufälligen Gebäude Halt zu geben. An der Westseite ist derselbe verstümmelt worden unge 1) Schamel hat aus dem Briefe des Rectors Dan. Müller vom J. 1701 über die Denkmäler und Grabschriften zu Pforte folgende Notiz entnommen, Bert. Chron. Port. I, 197: „In pariete, quo hortus interior versus septentrionem ex adverso bibliothecae clauditur, conservatur memoria illius, qui parietem exstruxit: Witicho parietem hanc comparavit, retribuat ei dominus in vita aeterna. Fuit Witicho miles de Franckleben, ministrans obedientiarius capellae in Teuchern, cuius iusta die emortuali XXV Maii celebrantur." Die ersten Worte dieser Notiz über die Stelle der Inschrift kann man doch nur so verstehen, dass sich dieselbe am nördlichen Ende der der Bibliothek gegenüberliegenden Wand des Kreuzganges befand. Die nach der Inschrift folgenden Worte müssen aus einem Mortuologium der Cisterzienser zur Pforte entnommen sein. Zum Dank für den auf seine Kosten unternommenen Bau haben dieselben dem Ritter Witicho von Franckleben die obige Inschrift gesetzt und jährlich an seinem Todestage, am 25. Mai, für ihn Seelenmessen gelesen. Da die Mortuologien nur die Todestage, nicht die Todesjahre zu bezeichnen pflegen, so lässt sich die Zeit des Ritters und seines Baues nicht ermitteln; jedenfalls aber ist nicht an den ursprünglichen Bau bei der Gründung des Klosters zu denken, da bei derselben nicht ein Edeler oder Ministerial den Bau einer Wand übernommen haben würde, während der ganze Bau doch aus der Schenkung des Grafen Bruno im Pleissner Lande bestritten wurde, für welche die Mönche das Areal an der Pforte im Saalthal eingetauscht hatten. fähr um dieselbe Zeit, da 1711 die Bibliothek repariert und 1724 die Auditorien renoviert und wahrscheinlich gewölbt worden sind, wie dies oben nachgewiesen ist. Doch hat sich an dieser Seite noch das Meiste von dem alten Bau erhalten. Als in den Jahren von 1725 bis 1727 ein Stockwerk auf die Südseite des Kreuzganges gesetzt, und das mathematische Auditorium gebaut wurde, sind aller Wahrscheinlichkeit nach die runden Säulen, auf welche sich die Gewölbe in der mittleren Längendurchschnittslinie der Halle stützten, weggerissen worden, wohl weil man sie nicht für stark genug hielt, das aufgesetzte Stockwerk zu tragen, und durch geschmacklose, viereckige Pfeiler ersetzt worden, die zu den alten Capitellgesimsen wie die Faust auf's Auge passen. Um dieselbe Zeit wurde auf die östliche Halle des Kreuzganges ein Stockwerk mit hohem Bodenraum aufgesetzt, um Wohnungsraum für den Mathematicus und zwei Maîtres zu gewinnen. Dabei ward die ganze Façade der Halle mit ihren Rundbogen und Pfeilern mit Ausnahme der beiden Eckpfeiler zerstört und das Gewölbe weggerissen. Um die nöthige Breite für den Wohnungsraum im ersten Stockwerk zu gewinnen, ward der ehemalige Hallenraum darunter um mehrere Fuss verbreitert, an die Stelle der Façade desselben trat eine durchbrochene Mauer mit rohen fensterartigen Oeffnungen und an die Stelle des Rundbogengewölbes eine flache Balkendecke. Die nützlichen Mauermeister im Zeitalter der Aufklärung haben hier wie an anderen Stellen mit Erfolg gearbeitet, die Kunstbauten zu verderben und zu zerstören, welche die Bauhütten des Mittelalters geschaffen haben. Trotz alle dem macht der Blick in die westliche Halle des Kreuzganges zur Pforte, wenn einzelne Sonnenstrahlen sich durch die Rundbogen hinein stehlen und der Wind mit den Epheuranken spielt, die über die edelen Capitelle herabhängen, immer noch auf den Beschauer einen bedeutenden Eindruck. 3. Die St. Maria - Magdalenenkapelle. Bertuch erzählt in dem lateinischen wie in dem deutschen Chronikon, dass der vorletzte Abt Petrus, der im Jahre 1533 starb, in der St. Maria-Magdalenenkapelle beigesetzt worden sei. In dem letzteren heisst es: „Dieser Abt Petrus ist gestorben ao 1533 Sabbatho post Assumtionis Mariae früh zwischen fünf und sechs Uhr, im Jahr seiner Abtey im siebzehnden, und in der St. Marien-Magdalenenkapelle bei dem Remtorio begraben worden. "1) Die südliche Wand dieser Kapelle mit einem halb vermauerten Spitzbogenfenster sieht man noch heute am Remter, linker Hand, wenn man aus dem Kreuzgange in das sogenannte Wasserhöfchen tritt. In das Innere derselben gelangt man von der Nordseite her durch den Eingang zur Küche, welche der Pächterwohnung gegenüberliegt. Von der St. Maria-Magdalenenkapelle ist jetzt noch ein Rundbogengewölbe zu sehen. Die massiven polygonen Rippen auf den Graten des Kreuzgewölbes schneiden sich in der Kuppe des Gewölbes ohne Schlusssteine und stützen sich in den vier Ecken auf viereckige Pfeiler mit einfachen Gesimsen. Die ganze Nordseite dieses Kreuzgewölbes bildet ein Rundbogen, der, wie die nach aussen herumlaufenden Gesimse der Pfeiler zeigen, immer offen gewesen ist. Er war also niemals der Schildbogen einer Wand, sondern der Scheidebogen zwischen dem noch vorhandenen Kreuzgewölbe der St. Maria-Magdalenenkapelle und einem gleichen nördlich daranstossenden, das jetzt verschwunden ist. Hätte aber die Kapelle nur diese zwei Rundbogengewölbe gehabt, dann würde ihre Länge die Richtung von Norden nach Süden gehabt haben, 2) statt, wie zu erwarten war, von Westen nach Osten. Man darf daraus den Schluss ziehen, dass neben den beiden genannten Kreuzgewölben ursprünglich an der Ostseite noch zwei von derselben Grösse bestanden haben, dass also die vollständige St. Maria-Magdalenenkapelle ehemals aus vier gleichen Rundbogengewölben bestand, deren Scheidebögen und Kreuzbögen sich in der Mitte auf einen viereckigen Pfeiler stützten, dass also die Kapelle eine ähnliche Gewölbeconstruction hatte wie das dicht dabei gelegene Remter. Auch in dem Mutterkloster von SO 1) Teutsch. Pfört. Chron. S. 84. vergl. S. 193. Unklar ist die Angabe, Chron. Port. I, 184: In circuitu prope calefactorium in capella Mariae Magdalenae sepultus; eben so bei Schamel, Bert. Chron. Port. I, 197: In peristylio eique adiuncto sacello vel conclavi sunt monumenta abbatis Henrici, Cyriaci, Petri etc. W. Schorcht sagt, Merkwürdigk. d. Pfört. Kirch. S. 7: Mariae Magdalenae im sogenannten Remptorio oder Refectorio, wo jetzo die Speisen durch getragen werden; daselbst hat der 23. Abt Petrus seine Grabstätte. 2) Diese Richtung von Kapellen findet sich nur selten in Burgkapellen, wo dieselbe durch die beengte Räumlichkeit bedingt war. Für die Maria-Magdalenenkapelle zu Pforte war aber für die Richtung von Westen nach Osten Platz genug vorhanden. |