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grossen Verkehrstrasse von Erfurt, Eckertsberga und Weimar nach Naumburg bei dem Sorbendorfe Cusne anzubauen. Weder der Abt des Mutterklosters Walkenried noch die Versammlung der Aebte zu Citeaux würde dazu ihre Zustimmung gegeben haben.

Wie die irrige Annahme entstehen konnte, das Kloster habe zuerst an der Kösener Brücke gestanden, das erklärt sich folgendermassen: Im Erbbuche führt der erste Schulverwalter Michael Lämmermann oder dessen Schreiber von steinernen Gebäuden des Vorwerks Kösen an ein Wohnhaus und einen Schaafstall.1) Das Wohnhaus ist der Grundbau des jetzigen Gasthofes zum muthigen Ritter in Kösen, dessen gewaltige steinerne Kellergewölbe, Kellertreppen und Grundmauern das hohe Alter des Gebäudes bezeugen. Der genannte Schaafstall besteht noch unversehrt an der Westseite des jetzigen Schäfereihofes nach der Saale zu und wird heut zu Tage als Scheune benutzt. Seine Rundbogenfenster mit abgeschrägten Blenden gehören dem alten einfachen Rundbogenstil an. Ueber einer jetzt zugemauerten Rundbogenthür sieht man auf einem halbrunden Stein, der den Rundbogen ausfüllt und die Oberschwelle der Thür bildet, ein bischöfliches Kreuz in halberhabener Arbeit ausgehauen. Dieses Kreuz, wie es sich an den alten Wirthschaftsgebäuden des Klosters zu Pforte, die noch erhalten sind, nirgends findet, beweist, dass dieses Gebäude von einem Bischofe zu Naumburg erbaut worden ist wie der ganze bischöfliche Wirthschaftshof in Cusne, nicht erst nach 1137 von den Cisterziensermönchen des Schmöllener Klosters. Dass dieses Gebäude über der Erde niemals kirchlichen Zwecken gedient hat, zeigt sowohl der übrige Bau, in dessen Innern sich keine Spur von Säulen, Pfeilern oder Arkaden findet, als auch die Richtung desselben in die Länge von Norden nach Süden. Aber nach bestimmten Aussagen von zuverlässigen Augenzeugen befand sich unter diesem Gebäude eine unterirdische Kapelle mit Säulen und einem steinernen Becken, die erst in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts auf Befehl eines Pförtner Schulverwalters zugeschüttet worden ist. Man muss also schliessen, dass in dieser schon dem bischöflichen Vorwerk vor 1137 angehörigen Krypte von einem bischöflichen Geistlichen zu gewissen Zeiten Gottesdienste abgehalten, insbesondere für gestorbene Bewohner des Dorfes Cusne und der Umgegend Seelenmessen gehalten worden sind. Dass dasselbe nachher auch noch von

1) Vergl. Beilage VIII, 1.

den Cisterziensern zu Pforte geschehen ist, ergiebt sich aus der Angabe einer Ablassurkunde vom Jahre 1328, dass dieselben auf ihren Vorwerken Predigten zu halten pflegten. 1) So verrichten seit 1330 zwei Mönche den Gottesdienst auch in der Kapelle St. Egidi im Thale neben der Wartburg, die dem Kloster von der Aebtissin des Katharinenklosters bei Eisenach mit dem Patronatsrecht überlassen worden ist. 2) Jedenfalls fand der erste Schulverwalter, als er das Grundbuch der Landesschule anlegte, auf dem Vorwerk Kösen alte Klostergebäude vor, darunter eine Kapelle; er schloss also, dass hier einst eine Wohnstätte der Mönche von Pforte gewesen sei. Das ist auch in so weit richtig, als zu Kösen wie auf anderen Wirthschaftshöfen der Cisterzienser sich nicht bloss Laienbrüder, sondern auch zeitweise Mönche aufhielten, die daselbst als Hofverwalter die Wirthschaft zu leiten oder als Kapellane den Gottesdienst zu versehen hatten. Es liegt ferner in der Natur der Sache, dass die Cisterzienser von Schmöllen, nachdem sie ihr bisheriges Kloster verlassen und zu dem neuen Gotteshause im Saalthale bei der Wassermühle unter dem Waldhange des Wolfsgeschlinges am 30. October 1137 den Grundstein gelegt hatten, vorläufig, bis der Bau der Klostergebäude vollendet war, alle oder zum Theil eine Zeit lang auf dem Wirthschaftshofe zu Cusne wohnten, von wo aus sie einstweilen sowohl das ihnen vom Bischof Uto überwiesene Klostergut verwalten und bewirthschaften, also auch den Neubau desselben leiten und überwachen konnten. Auch das ist also nicht zu bezweifeln, dass der Wirthschaftshof zu Cusne eine Zeit lang eine interimistische Wohnstätte der Cisterzienser von Schmöllen gewesen ist, bevor sie in das neue Kloster an der Porta einzogen. Daraus ist nun aber der irrige Schluss gezogen worden, dass jener Wirthschaftshof, die zeitweilige Wohnstätte derselben, einst ihr Kloster gewesen sei. Ob der Schulverwalter Lämmermann zuerst diesen Fehlschluss machte oder schon vor ihm eine späte Klostersage, lässt sich nicht entscheiden, da der Schluss des Lateinischen Gedichtes an der Abtei, der die Uebersiedelung der Cisterzienser Mönche von Schmöllen nach dem Saalthal erzählte, verloren gegangen ist. Für die letztere Auffassung spricht, dass die Sage, das Kloster derselben habe vor Zeiten in Kösen gestanden, bis auf den heutigen Tag im Munde der Leute lebendig

1) Diplom. Fol. 135. Wolff. Chron. II, 434.

2) Diplom. Fol. 88. Wolff. Chron. II, 435.

geblieben ist. Wenn nun der zweite Schulverwalter Ernst Brothuf aus dieser Ueberlieferung sich einen Klosternamen „Pforta zu Cusana" zu recht macht, der nie existirt hat, und wie eine sichere Thatsache unter Angabe von Gründen und Nebenumständen das Mährchen erzählt, das Kloster sei erst im Jahre 1175 mit Hülfe des Markgrafen Otto des Reichen von Kösen nach der Stätte bei der Windlücke verlegt worden, so mag diesem unzuverlässigen und verworrenen Compilator wohl eine Uebersiedelung von Pförtner Mönchen nach einer anderen Klosterstätte vorgeschwebt haben, die in dieses Jahr fällt. Otto der Reiche siedelte nämlich eine Colonie dieser Mönche in dem von ihm gestifteten FilialKloster Alten-Zella an, dessen Gründung im Jahre 1175 vollendet ward, in demselben Jahre, wo auch eine zweite Sendung von Pförtner Cisterziensern das Kloster Leubus in der Breslauer Diocese gründete. Daraus machte Brothuf eine Uebersiedelung der Mönche von Kösen nach dem Platze, wo noch jetzt die Kirche von Pforte steht. 1)

Das älteste Areal des Klosters war also begrenzt im Norden und Nordwesten durch die Saale, im Westen durch die Schlucht westlich von Cuculau und dem Katzenberge oder Kater, durch die sich einst ein Giessbach in die Saale ergoss, und durch die Feldmark von Cuculau; im Süden durch die Grenze von Flemmingen; im Osten durch die Gärten und Wiesen von Almerich; doch muss sich hier die Grenze des Pförtner Gebiets noch weiter vorgeschoben haben als heut zu Tage, bis an den Bergvorsprung über der Almericher Mühle, wo einst die Feste Altenburg stand, und bis zur Almericher Fähre. An der ganzen Südgrenze dieses Klosterareals zog sich der herrliche Wald hin, der, bis auf den heutigen Tag unversehrt erhalten, in jedem Frühlinge das Saalthal mit frischem Grün schmückt, von dem Katzenberge über die Buchenhalle, das Morthal, den Geiersberg, die Platten und den Knabenberg. Urbares Ackerland war fast nur im westlichen Theile des Klostergebietes bei den bischöflichen Wirthschaftshöfen in Lochewice und Cusne zwischen Saale, Rechenberg, Geiersberg, Platten und dem Höhenzuge der Windlücke. Der Abt Theodorich berechnet das urbare Land bei dem Kloster gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts auf etwa funfzig Hufen,2)

1) Wolff, Chron. I, 77.

2) Beilage II, 1. Exordium m. P.: Tandem occupantes locum, ubi nunc sita est ecclesia, circiter L mansos culte terre continentem appropriabant.

das Erbbuch sagt, dass unmittelbar zur Pforte und zum Vorwerk Kösen in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts kurz nach Aufhebung des Klosters ungefähr vier und vierzig Hufen Landes gehörten, und meint damit, wie die Eintheilung desselben in Winterfeld, Sommerfeld und Brachfeld zeigt, Pflugacker, den bestimmte Dorfschaften mit „Pflügen zur Frohne" gegen den „Zehntenschnitt" zu bestellen haben. 1) Als der Bau des Klosters 1137 begonnen hatte, machten die Mönche natürlich auch das Land innerhalb und unmittelbar ausserhalb der Ringmauern desselben, so weit der Boden von der Thalsohle gegen den Knabenberg und den Höhenzug der Windlücke hin ansteigt, urbar, wo vorher wohl nur das Grundstück der bischöflichen Mühle unter dem Wolfsgeschlinge angebaut war, und im Uebrigen der Wald sich wahrscheinlich vom Knabenberge östlich von der Windlücke längs des Höhenzuges derselben weiter gegen Norden hin vorschob bis zu dem Mühlgraben, der jetzt kleine Saale heisst. Der östliche Theil des Klostergebietes unter dem Waldhange des Knabenberges bis zur Saale zwischen Pforte und Almerich war, ehe der Thalgrund durch Dämme und Abzugskanäle trocken gelegt wurde, nasse, durch Teiche unwegsame Wiese, deren westlicher Theil mit in die Klostermauern hineingezogen wurde und an den Obstgarten und Krautgarten des Klosters stiess.

Das Gotteshaus und die Einsiedelei der Cisterziensermönche an der Porta im Saalthale ist also in den Jahren 1137 bis 1140 erbaut worden auf einsamem Waldgrunde wie das Urgrossmutterkloster Citeaux im fernen Burgund, abgeschlossen gegen Norden durch die Saale, gegen Süden durch den Waldhang des Klosterberges, gegen Westen durch den Höhenzug der Windlücke, gegen Osten durch sumpfige Wiese und Teiche, abgelegen von der Landstrasse, die das unwegsame Thal vermeiden und umgehen musste. Hier konnten sie ungestört von weltlichem Treiben die Hora singen, Messe lesen und den Rosenkranz beten, aber auch Wald- und Weidewirthschaft, Viehzucht und Ackerbau treiben, Weinberge und Gärten anlegen, um Wein, Hopfen, Obst und Gemüse zu gewinnen, die Häute ihrer Rinder zu Schuhwerk verarbeiten, aus der Wolle ihrer Schaafe ihre weissen Röcke und grauen Kutten weben, wie es die burgundische Ordensregel der Aebte Robert und Stephan

1) Erbbuch, II, Fol. 326: XLIIII Hufen Landes ungeferlichen seint zur Pfortenn unnd dem Forwergk Kösen gehorig. Vergl. a. O. Fol. 327. 328.

vorschrieb, und die Klosterurkunden bezeugen. Hier in der unmittelbaren Nähe des bischöflichen Sitzes unter dem Schutze der Neuen Burg und der Sconenburg im Westen, der Rutleibisburg und Salek im Osten, Festen die entweder den Bischöfen von Naumburg oder den Markgrafen von Meissen gehörten, waren sie sicher vor Anfeindungen heidnischer Sorben und anderen Beunruhigungen, denen sie früher bei Smolne ausgesetzt gewesen waren. Diese Sicherheit musste ihnen vorläufig Ersatz bieten für das kleinere und ärmere Klostergebiet, das sie eingetauscht hatten, bis die Naumburger Bischöfe ihr Versprechen erfüllten, dasselbe zu vergrössern.

Es bleibt nun noch der Name des 1137 im Saalthale gegründeten Cisterzienserklosters zu erklären, den die Landesschule Pforte geerbt hat. Portensis locus heisst die Stätte in den ältesten Urkunden, Portensis ecclesia das Gotteshaus daselbst, Portense coenobium das Wohnhaus der Cisterzienser Mönche, Portensis abbas der erste Abt derselben, 1) alumnus Portensis schreibt sich der Knabe noch heute auf dem Deckel seines Heftes, der eben in die Schulgemeinde jener Stätte aufgenommen ist. In der Urkunde des Papstes Innocenz II. vom Jahre 1141 wird das Kloster genannt monasterium Sancte Marie de Porta, in einer Bestätigungsurkunde des Kaisers Otto IV. vom Jahre 1209: monasterium in Porta ordinis Cisterciensis, 2) in dem Ablassbriefe des Erzbischofs Rupert von Magdeburg, der weiter unten abgedruckt ist, vom Jahre 1166: monasterium Cisterciensis ordinis aput Portam, in einer Schenkungsurkunde des Landgrafen Albert von Thüringen vom Jahre 1273: claustrum apud Portam.3) Der verdeutschte Name des Klosters erscheint zuerst in der ältesten deutschen Urkunde der Pförtner Copialbücher vom Jahre

1) So in den Urkunden des Papstes Innocenz II. v. J. 1137, des Bischofs Uto v. J. 1140 und des Königs Conrad III. v. J. 1140. Wenn in der päpstlichen Urkunde neben Portensis abbas geschrieben steht Portuense coenobium, Portuensem locum, so ist das ein Schreibfehler des päpstlichen Schreibers. Portuensis ecclesia hiess nämlich die Kirche zu Porto Romano, lateinisch Portus Romanus, dem Hafenort von Rom, an der Stelle des alten Ostia am Ausfluss des Tiber gelegen (Bulletino di archeologia christiana del C. G. B. de Rossi. Rom. 1866, p. 377). Daher schrieb der römische Schreiber das ihm geläufige Portuensis statt Portensis.

2) Diplomat. Fol. 3. Wolff, Chron. I, 277.

3) Diplomat. Fol. 23. Transsumptb. Fol. 223. Wolff, Chron. II, 187.

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