Beilage V. Eine Notiz aus einer Walkenrieder Kloster handschrift über den Tag der Gründung des Klosters zur Pforte, den 30. October 1137. Heinrich Eckstorm, Prior und Parochus zu Walkenried und Rector der Schule daselbst, erzählt zuerst die Geschichte des Klosters Pforte nach Bertuch und fährt dann weiter fort, Chronicon Walkenredense, Helmstad. 1617. p. 46: Fundamenta Portae prima iacta sunt a. C. 1137 die 30. Octobris Alberto Abbate primum saxum ponente. De fundatione hac ita notatum est a monachis nostratibus: Henricus abbas et fratres Walkenredenses a domino benedicuntur et dominum Albertum abbatem ex se eligentes cum religioso exercitu mittunt ad Portam aedificandam prope urbem Numburck. Eckstorm führt wiederholt in seinem Chronicon Worte aus handschriftlichen Büchern der Mönche an, unter denen man nur Copialbücher, Exordien oder Annalen verstehen kann (p. 10. 12. 46. 55), einmal auch Leoninische Verse aus einem Walkenrieder Missale über die Gründung des Klosters: Anno milleno centum septemque vigeno Er führt diese und andere Stellen aus Mönchsschriften in dem Tone an, dass man schliessen muss, er hat sie selber vor Augen gehabt, was bei seiner amtlichen Stellung zu Walkenried ja sehr glaublich ist. Die Behauptung von J. H. Hoffmann, dass Eckstorm lediglich aus dem deutschen Manuscript von Lezner über das Kloster Walkenried geschöpft habe (Antiquitates Walckenredenses. J. G. Leuckfeld. Leipz. u. Nordhaus. 1706. Vorr. S. 4), ist nichts weniger als erwiesen; aber auch wenn sie erwiesen wäre, so würde daraus nur folgen, dass Lezner jene Worte aus den bezeichneten Mönchsschriften copiert habe. Die obigen Worte des Walkenrieder Mönches führt Leuckfeld ebenfalls an und zwar aus Eckstorm und aus einem Manuscript von EINE NOTIZ AUS EINER WALKENRIEDER KLOSTERHANDSCHRIFT. ॐ 87 Hoffmann betitelt: Rerum sive Antiquitatum Walkenredensium libri X, dem ein Copialbuch auf Pergament von den Walkenrieder Klosterurkunden und andere Klosterschriften zu Gebote standen (Antiq. Walkenr. S. 51. Anm. h.). Jedenfalls ist also die obige Notiz von der Wahl des ersten Abtes zur Pforte Albertus durch den Abt Heinrich und die Sammung der Brüder von Walkenried wörtlich aus Klosterannalen oder einem ähnlichen Buch entnommen. Man muss also schliessen, dass die Angabe, Abt Adelbert habe am 30. October den Grundstein zum Kloster Pforte gelegt, die sich sonst nirgends findet, aus derselben Quelle geschöpft ist. Die Walkenrieder Mönche konnten von dem Tage der Grundsteinlegung genaue Kunde haben. Von dieser Feierlichkeit musste nämlich der Abt des Mutterklosters, der Visitator von Kloster Schmöllen und nachher von Pforte, durch den Abt des Tochterklosters Adelbert officiell benachrichtigt sein; er war sogar wahrscheinlich selber dabei zugegen, da er bei der allgemeinen Versammlung der Cisterzienseraebte dafür einzustehen hatte, dass das neue Kloster der Ordensregel gemäss an einsamer Stätte einfach ohne Schmuck erbaut wurde. Wenn Leuckfeld vom Abte Adelbert sagt, Antiq. Walk. p. 51: „So erwehlet er in selbiger an der Saalbrücke denjenigen Ort, ehemals Cusna genannt, wo noch itzo die berühmte Schulpforte zu sehen ist, und wurde daselbst auf Begehren des Walckenredischen Convents im November des 1137. Jahres der erste Stein geleget," so ist seiner Angabe über den Monat der Grundsteinlegung aus mehreren Gründen kein Gewicht beizulegen. Er beruft sich für seine Behauptung über Ort und Zeit der Gründung des Klosters Pforte erstens auf Sagittarius angebliche Schrift,,Antiquitates Numburgenses." Eine solche Schrift ist sonst nicht bekannt, findet sich auch weder in Jöchers allgemeinem Gelehrtenlexicon unter Sagittarius zahlreichen Schriften erwähnt (T. IV, S. 24 f.) noch von Lepsius unter den Schriften desselben über die Geschichte des Naumburger Bisthums (Gesch. d. Bisch. d. Hochst. Naumb. Th. I. Vorber. S. 6. f.). Leuckfeld meinte wohl mit jenem Citat die „Historia Episcoporum Numburgensium a prima episcopatus origine. Jen. 1683 (neuste Ausg. Halle. 1836). " Sagittarius aber schöpft seine Nachrichten über die Gründung des Klosters Pforte vorzüglich aus Bertuch, weist aber auch auf Eckstorms Bericht hin (p. 19 f.). Ueber den Gründungstag sagt er nichts. Ausserdem citiert Leuckfeld für seine Notiz über Ort und Zeit der Gründung ebenfalls Eckstorm und sein Manuscript von Hoffmann. Da der erstere den 30. October als Gründungstag angiebt, so kann Leuckfeld seine Angabe, dass derselbe in den November falle, nur aus Hoffmann entlehnt haben. Weiter unten wird nachgewiesen werden, dass der Eisenacher Mönch Johannes Rohte den Bau des Klosters zur Pforte irrthümlich im Jahre 1132 beginnen lässt, und den 8. oder 10. November als den Tag der Grundsteinlegung angiebt. Daher stammte vielleicht die Notiz bei Hoffmann, dass das Kloster im November gegründet worden sei. Da überdies Leuckfeld weder einen bestimmten Tag des November angiebt noch Eckstorms Angabe, dass der 30. October der Tag der Grundsteinlegung gewesen sei, widerlegt, so kann man seiner Behauptung über den Monat der Gründung kein Gewicht beilegen. Man ist hiernach berechtigt zu dem Schlusse, dass in den Walkenrieder Klosterannalen oder ähnlichen Mönchsbüchern, die Eckstorm unmittelbar oder mittelbar benutzte, als Gründungstag des Klosters zur Pforte der 30. October 1137 angegeben war, dass Leuckfelds Angabe über denselben ungenau und irrig ist, dass kein Grund vorhanden ist an der Richtigkeit jener Datierung zu zweifeln. Was nun die von Eckstorm wörtlich aus den Walkenrieder Annalen entnommene Stelle betrifft, so sagt dieselbe, der Abt Heinrich und die Walkenrieder Brüder hätten den Abt Albertus gewählt „ad Portam aedificandam." Diese Angabe ist ungenau. Sie hatten den Abt gewählt, um dem neu zu gründenden Convent zu Schmöllen vorzustehen, und das geschah schon 1132, wie sich oben ergeben hat. Den Bau des Klosters zur Pforte konnten sie bei ihrer Wahl unmöglich schon wissen. Jene Notiz kann also erst von einem Walkenrieder Mönch oder Abt niedergeschrieben worden sein, nachdem zu diesem Bau der Grundstein gelegt, oder nachdem derselbe schon vollendet war. Da überging der Schreiber den kurzen und erfolglosen Aufenthalt der Cisterzienser von Walkenried zu Schmöllen in seiner Aufzeichnung. Die Zeit derselben näher zu bestimmen, sind keine Kriterien vorhanden. Beilage VI. Bericht Johann Eisenharts von Eisenach, Decans des Domkapitels zu Naumburg von 1452 bis 1462, über die Gründung des Klosters. Johannes Eisenhart von Eisenach, gewöhnlich Johannes Isenacensis genannt, Decan des Domkapitels zu Naumburg von 1452 bis 1462, verfasste eine kurze Schrift über die Geschichte der Bischöfe von Naumburg betitelt, Acta et facta praesulum Numborgensium" (Paullini, Rer. et antiquitat. Germanicar. syntagma, p. 129), indem er aus der reichen Urkundensammlung des Naumburger Domkapitels schöpfte (Lepsius, Gesch. d. Bischöfe d. Naumb. Hochst. I, Vorber. S. 5. Paullini, praef. p. 126 f.). Derselbe berichtet über die Gründung des Klosters zu Pforte folgendes: Undecimus Udo I, Landgravii Thuringiae filius, electus anno domini MCXXVI et ordinatus a Routhardo Magdeborgensi. Sequente anno Bruno comes terrae Plysnensis cum Wylla sua, Oethwino filio ab apro in silva occiso, monasterium sanctimonialium in Smollen fundavit totumque fere pagum Plysnensem liberaliter contulit eique filiam suam Garburgim in abatissam dedit. Cum vero sorores illae mundo magis quam deo placere vellent, amovit et substituit monachos ordinis sancti Benedicti. Sed quia hi etiam nihilo meliores, et totum monasterium nunc in spiritualibus et temporalibus valde depravatum erat, Bruno comes desuper lacrymasse dicitur, et nunc in mortis agone positus Udonem, Nuenborgensem episcopum, ad se venire iussit rogans propter deum, ut ipse auctoritate pontificali locum deo dicatum conservaret amotisque monachis ordinis Benedicti Cistercienses fratres induceret totumque monasterium cum omnibus rebus et bonis suis sub defensionem suam susciperet. Moritur Bruno comes, et Udo noster fecit, quod promiserat illi. Interim episcopus ad spectationem translationis Sancti Godehardi, episcopi Hilledeshemensis, eo abiit devotionis gratia et in itinere divertit apud fratres in Walkenred, cum quibus in reditu venit eosque 1) aliquos in Smolle posuit iisque abbatem dedit Athelbertum e conventu Walkenredensi. Strenue famulabantur deo. Sed cum Slavus quidam, diabolus in 1) Zu lesen: eorumque. ! carne ambulans, divitiis tamen et potentia praefulgens, amicum suum ob multa crimina sub anathematizatione mortuum in templo Smolnensi humari mandasset, totus conventus cum praelato pro ignominia et violatione sancti loci id reputans effodi iussit et subito extra monasterium poni. Ille vero Slavus velut rabida bestia monasterium adortus eique undam et ignem, rotam et crucem minatus est. Itaque abbas Athelbertus ab Udone licentiam petit cum fratribus suis revertendi ad proprium monasterium. Episcopus vero denegat, dans potius facultatem commodiorem et tutiorem locum in parochia sua eligendi; turpe enim et nefas esse ob infamiam unius hominis servitium dei negligere in gratiam diaboli. Variis igitur locis lustratis placet tandem Cusna ad fluvium Salam, quem locum Udo plenaria libertate confert et sacrat pro novo monasterio ibi construendo, quod Porta Mariae vocatum est. Sed bona ac possessiones fratrum in Smollen valore et numero praeponderabant Cusnanis. Igitur Udo cum consensu Capituli sui de bonis ecclesiae Nuenborgensis monasterio alia dedit, donec aequivalentia viderentur1) iustitia sic exigente, uti ad longum singula dicuntur in literis Udonis Episcopi desuper confectis. Quod concambium Innocentius II papa et Kunradus rex II confirmarunt. Wichtig ist in dieser Erzählung des Johannes Eisenhart, die das Wesentliche des Exordium Portense und der Leoninischen Verse wiedergiebt, zuerst die Angabe, dass im Jahre 1126 Bischof Udo gewählt worden sei, und dass im folgenden Jahre 1127 Graf Bruno das Kloster bei Schmöllen gestiftet habe. Man muss annehmen, dass der Naumburger Domherr diese chronologischen Bestimmungen, die sich in Pförtner Schriften nirgends finden, aus Naumburger archivalischen Quellen geschöpft hat. Demnach sind folgende Zeitbestimmungen für die Chronologie der Gründungsgeschichte des Klosters zur Pforte als gesichert anzusehn. Im Jahre 1127 ward das Kloster bei Schmöllen gegründet nach der Aussage des Naumburger Decans, im Jahre 1132 wurden die Cisterziensermönche von Walkenried in dasselbe eingeführt nach der Inschrift von Alten-Zelle und der Angabe des Annalista Saxo über die Heiligsprechung des Bischofs Godehard von Hildesheim im Jahre 1132, das Jahr der Uebertragung des Klosters nach der Stelle von Pforte ist nach der Urkunde des Papstes Innocenz II 1137, der Tag der Grundsteinlegung des Klosters zur Pforte nach der Walkenrieder Klosterhandschrift der 30. October 1137. Die Bestätigung des neuen Klosters nach der Vollendung des Baues fällt nach der Urkunde des Bischofs Udo von Naumburg in das Jahr 1140. Wenn es in der obigen Erzählung des Johannes Eisenhart heisst: ,, placet tandem Cusna ad fluvium Salam," so nennt derselbe das neue Klostergebiet nach der einzigen benannten Ortschaft auf derselben, die es zu seiner Zeit in der Nähe des Klosters gab und die vor Erbauung desselben schon bestand; von einer ersten Gründung desselben an der Kösener Brücke und von einer späteren Verlegung desselben nach der Stätte, wo es zu seiner Zeit stand, weiss er ebenso wenig etwas wie irgend ein früherer Bericht. 1) Verschrieben: videretur. |