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Vorwort.

In den Ringmauern der Landesschule Pforte finden

sich auf engem Raume beisammen die Denkmale und Urkunden von acht Jahrhunderten; denn seit den Zeiten des ersten Hohenstaufen hat das Geläute der Kirchenglocken von St. Marien zur Pforte an dem grünen Waldhange des Saalthales die Stunde des Gottesdienstes verkündet, vier Jahrhunderte lang einer Sammung von Mönchen, dann einer Gemeinde von Lehrern und Schülern, ununterbrochen einem Geschlecht nach dem andern, und der Rasen des Kirchhofes am Fusse des Gotteshauses deckt Gebeine von fünf und zwanzig Generationen. Wenn irgend wo, so reden an dieser dem Gottesdienst und der Wissenschaft geweihten Stätte die Steine für den, der Sinn hat der Sprache dieser starren, altersgrauen Zeugen vergangener Jahrhunderte zu lauschen. Während meiner zwanzigjährigen Wirksamkeit als Lehrer an der Landesschule habe ich aufmerksam auf diese Sprache geachtet. Ich bin bemüht gewesen die Urkunden und Denkmale der Pforte aufzusuchen, kennen zu lernen, vor Verfall und Zerstörung zu behüten und der Vergessenheit zu entreissen. Im Geschichtsunterricht habe ich Gelegenheit genommen, meine Schüler hinzuweisen auf die Geschichte ihrer Bildungsstätte und an den Bau

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denkmalen und Bildwerken derselben ihnen die Hauptepochen der vaterländischen Kunst des Mittelalters zu veranschaulichen, lange vorher, ehe von der Bedeutung der Denkmalkunde für den Geschichtsunterricht in Lehrerversammlungen die Rede gewesen ist. Ich fand bei meinen Schülern für die Sache nicht bloss rege Theilnahme, sondern auch thätige Beihülfe. Nicht selten sind sie mir mit rüstiger Hand und scharfem Auge förderlich gewesen, wo es galt ein altes Bildwerk von Tünche, Staub und Schmutz zu säubern, eine verblichene oder verstümmelte Inschrift zu lesen und herzustellen.

Diese Bestrebungen fanden neue Anregung und reichliche Nahrung, als zu Anfang der funfziger Jahre auf Anordnung König Friedrich Wilhelms des vierten die Kirche der Landesschule, deren Grundbau aus dem zwölften Jahrhundert herrührt, nach Ausräumung des Holzwerkes und der Emporen, durch welche dieselbe entstellt war, im alten Stil wiederhergestellt wurde, und infolge dessen Baulichkeiten, Bildwerke, Alterthümer, Grabdenkmale und Inschriften an das Licht traten, die lange Jahre übertüncht und überbaut in Dunkel und Vergessenheit begraben gelegen hatten. Durch diese Fürsorge des kunstsinnigen Königs, der seine landesväterliche Huld der Landesschule auch sonst in reichem Maasse hat zu Theil werden lassen, ist die Kunde der Alterthümer und Kunstdenkmale dieser Stätte wesentlich gefördert und der Gedanke an eine Darstellung derselben in Bild und Wort erweckt und belebt worden.

Was so angeregt wurde, ist allmählich im Laufe der Zeit gereift; zwischen dem Gedanken und der Aus

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führung desselben ist mancher Tropfen der Saale an den Mauern der Pforte vorübergeflossen, und selbst, als der Stoff des Werkes gesammelt, gesichtet und gestaltet war, galt es manche äussere Schwierigkeiten zu überwinden, damit dasselbe an das Licht treten könne.

Ursprünglich bezweckte ich nur ein Gedenkbuch der Alterthümer und Kunstdenkmale des Cisterzienserklosters St. Marien zur Pforte mit einer geschichtlichen Einleitung über die Stiftung desselben auf Grund des reichen urkundlichen Materials, das für diesen Zweck zu Gebote stand, mit bildlichen Darstellungen von sachverständiger und kunstgeübter Hand. Erst der mehrseitig und entschieden ausgesprochene Wunsch, dass auch die Geschichte der Landesschule in dem Buche behandelt und so ein Gedenkbuch für die Schüler und Freunde derselben geschaffen würde, ein Wunsch, an dessen Erfüllung das Zustandekommen des lange gehegten Werkes geknüpft schien, hat mich bewogen den Abschnitt über die Gründung der Landesschule zur Pforte und die Hauptepochen ihrer Entwicklungsgeschichte hinzuzufügen.

Das urkundliche Material zu dem Buche hat mir zu Gebote gestanden vor allen aus dem Archiv der Landesschule und den Acten des Rentamtes zu Pforte und daneben aus dem königlich sächsischen Hauptstaatsarchive zu Dresden, wie aus dem Archiv des Domkapitels zu Naumburg und aus dem städtischen Rathsarchive daselbst. Auch aus meinen eigenen Sammlungen von Handschriften und Merkwürdigkeiten zur Geschichte der Pforte, in welche namentlich Vieles aus dem Nachlasse meiner verstorbenen Collegen, des Rectors Dr. C. Kirchner und der Professoren G. A. B. Wolff und C. Keil gesegneten Angedenkens übergegangen ist, habe ich mancherlei für die vorliegende Arbeit benutzen und verwerthen können.

Der Zweck des Buches bedingte die Behandlung und Anordnung des Stoffes. Dem gemäss sind die Ergebnisse der urkundlichen Forschung in zusammenfassender und fortlaufender Darstellung zum Haupttext verarbeitet worden, um dem Leser in möglichst bequemer und ansprechender Form die Frucht der Arbeit zu bieten, ohne ihn die Dornen derselben mit kosten zu lassen. Andrerseits sind in den Beilagen die Urkunden, Actenstücke, Sonderuntersuchungen und umständlicheren Beweisführungen niedergelegt, die dem Sachkenner alle Mittel an die Hand geben sollen, um zu beurtheilen, ob er hier ehrliche Arbeit und zuverlässige Ergebnisse vor sich hat, oder nicht. Der Text der Urkunden ist hergestellt nach den Grundsätzen, die in neuerer Zeit für die Herausgabe von Urkunden überhaupt aufgestellt und in Anwendung gebracht worden sind, nach Grundsätzen, wie ich sie bei der Textkritik jedes Lateinischen und Griechischen Schriftstellers befolgen würde. Die mitgetheilten Inschriften, mit denen Wände und Grabsteine in Pforte bedeckt sind, habe ich mit eigenem Auge vielfach geprüft und eigenhändig abgeschrieben mit der misstrauischen und kleinlichen Sorgfalt, welche die neuere Epigraphik für die Herstellung inschriftlicher Texte als nothwendig erkannt hat. Mit wenigen Ausnahmen sind in dem vorliegenden Buche nur solche Baudenkmale und Bildwerke dargestellt und beschrieben, die noch vorhanden sind, da auf die älteren Abbildungen und Beschreibungen zu Grunde

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