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der Urenkel Tinerfe's, der Sohn Imobach's, so lange der „grofse König" von Taoro, ward, nachdem die Schaulust der Spanier sich an ihm satt gesehen, wie ein staunenswerthes Monstrum, nach einander dem Papste es war Alexander VI. Borgia und den Dogen von Genua und Venedig vorgeführt. In einem vergessnen Winkel der Lagunenstadt hat er geendet.

Von nun an sind die Annalen der Canaren nur noch die Chronik einer Provinz, welche willenlos den Schicksalen der spanischen Monarchie folgt. Der Raum, den diese Blätter gewähren, erlaubt uns nicht, sie in den Kreis unserer Betrachtungen zu ziehen; nur wenige Momente kurz hervorzuheben, möge uns noch gestattet sein. Die Zeit verflofs dem Archipele, bald im glücklichen Genufs einer gewissen municipalen Selbstständigkeit, bald unter schlimmen Vögten. Man erschrickt, den Schatten des Despoten Philipp II. auf dem schönen Insellande zu erblicken; jene Berge, die bisher nur der Flammenschein der Vulkane oder des gerodeten Waldes beleuchtet, von den schauerlicheren Feuern der von diesem Fanatiker angezündeten Scheiterhaufen roth gefärbt zu sehen. Nur allzu oft, wenn Spanien unangreifbar schien, rächten sich seine zahlreichen Feinde, zugleich die des Katholicismus, an den fast wehrlosen Küsten der insularen Provinz. Diese fürchtete die Schiffe der „Lutheraner“, wie man sie nannte, obwohl sie reformirten Glaubens waren, kaum minder als die Flotten der sie heimsuchenden Barbaresken. Der holländische Admiral van der Does bombardirte und verbrannte im Jahre 1599 die Ciudad de las Palmas, aber der Versuch einer Eroberung Gran-Canaria's mifslang ihm. Die Hugonotten, die Engländer machten sich furchtbar. Der Name Cromwells, in Caramuel verstümmelt, schreckte die sieben Inseln; unter ihm verbrannte der Admiral Blake, 1657, die heimkehrende Silberflotte im Hafen von Sta. Cruz de Tenerife. Nichts desto weniger entfaltete das mit unerschöpflicher Fruchtbarkeit gesegnete Land damals einen fabelhaften Reichthum. Hundert Jahre nach der Conquista, soll es in Teneriffa Majorate gegeben haben, welche bis 250,000 Ducaten jährlich einbrachten. Anfangs war es der Ertrag der Zuckerplantagen, später Kornerndten und Weinlesen, aus denen solche Summen flossen. Schon zu Shakespeare's Zeit gehörten die canarischen Weine zu den unentbehrlichsten Wollüsten Englands.

Nach dem Aussterben des in Spanien berrschenden älteren Zweiges des Hauses Habsburg, mit Carl II., waren die Canaren unter den Ersten, welche den Bourbons zufielen. Die letzte Invasion der Barbaresken fand 1749 in Lanzarote statt. Napoleons Heere haben die Inseln nicht betreten; sie wurden, so lange König Joseph in Madrid regierte, von einer hauptsächlich aus Priestern zusammengesetzten Junta verwaltet.

Der Anfang des 18ten Jahrhunderts hatte die guanchische Sprache, in den Thälern Guimar's, wo sie ihren letzten Zufluchtsort gefunden, unbeachtet, und noch ehe die Wissenschaft auf sie aufmerksam geworden, erlöschen sehen.

(Fortsetzung folgt.)

IX.

Aufnahme und Erforschung des Stromlaufes des
Rio São Francisco in Brasilien.

Mitgetheilt vom Oberlieutenant Woldemar Schultz in Dresden.
Mit einem Nachtrage vom Prof. Dr. Kiepert.

(Hierzu eine Karte, Tafel II.)

Die brasilianische Regierung, welche in den letzten Jahren viel zur Verbindung der Küstenpunkte des Reiches, in ihrer ganzen Ausdehnung, durch die Errichtung regelmässiger Küstendampfschifffahrten gethan, hat in neuerer Zeit ihr Augenmerk den grofsen Wasserstrafsen des Binnenlandes zugewandt. Einzelne derselben sind erforscht und aufgenommen; da, wo der Schifffahrt leicht zu beseitigende Hindernisse in den Weg traten, diese weggeräumt worden; Dampfschiffe verbinden heute deren Uferpunkte und vermitteln den Verkehr. Im Norden auf dem Amazonenstrom, dem Rio dos Tocantins, dem Rio Doce, im Süden auf dem Jacuhy und dem Oberlaufe des Uruguay.

Zu den neuerdings aufgenommenen Stromläufen gehört auch der Rio S. Francisco. Aus dem Centrum des Alpenlandes der Provinz Minas Geraes trägt er seine Gewässer dem Becken des atlantischen Oceans zu, ein Wegweiser durch das Gewirr von Gebirgen, die in ihrer Richtung als Parallelzüge der Küste des grofsen Südcontinentes folgen und gleich einer Mauer das Binnenland verschliefsen. An den Abhängen des Querjoches der Serra de Canastra sammelt der Franciscostrom seine Quellwässer und durchzieht im nördlichen Laufe eines jener Riesenthäler, die in ihrer Längenausdehnung den grofsartigen Raumverhältnissen der neuen Welt entsprechen. Die Grenzen des Stromgebietes werden somit gebildet von Parallelketten von Gebirgen, die dem Stromlaufe östlich und westlich in einer Entfernung von ungefähr 25 Legoas (21 Meilen) folgen, im Norden aber das grofse Stromthal verengend, näher an einander treten.

Die östliche dieser Gebirgsketten führt von Süden nach Norden

folgende Namen: Serra da Lappa oder Itambe, S. Branca, S. das Almas, S. Chapada, S. Tiuba und endigt nahe der Strommündung mit der Serra Trabang; die westliche: Serra Marcella, S. dos Cristaes, S. Araras, S. Tabatinga, S. Gurgea, S. Piauhy, S. dois Irmãos, S. Vermelha, S. Cayriris tritt mit der Serra Jabitaca ans Meer. Von den Abfällen jener beiden Wasserscheiden fliefsen dem Bette des Stromes zahlreiche Wasserläufe zu. So durchzieht derselbe in seinem 382 Legoas (320 deutsche Meilen) langen Laufe die Provinz Minas Geraes und bildet einen Theil der Grenze einmal zwischen den Provinzen Bahia und Pernambuco, dann zwischen Sergipe und Alagoas. Um ein Drittel grösser als unser deutscher Rhein, verdient der Rio São Francisco unter den bedeutendsten Strömen Südamerikas genannt zu werden.

Dem Relatorio, welches die trefflichen graphischen Arbeiten der detaillirten Flufsaufnahme begleitet, die im Auftrage der kaiserlich brasilianischen Regierung in den Jahren 1852, 53 und 54 vom Ingenieur Halfeld unternommen und ausgeführt wurde, entnehmen wir auszugsweise Nachstehendes:

Die Schifffahrt wird mit Fahrzeugen von verschiedener Grösse auf dem Strome betrieben.

1) Canôas von 100 Palmen ') Länge und 5 Palmen Breite, gewöhnlich aus einem Stamme gearbeitet. Die hierzu verwendbaren Hölzer liefern die üppigen Wälder, die das Ufer des Stromes besäumen, in reicher Zahl und vorzüglicher Güte, als: Tamboril, Vinhatico, Paróba, zähe und leicht, und Gequitibá.

2) Ajoyos (Maschinen) von zwei oder drei vereinigten Canôas mit Brettern überdeckt.

3) Barken von 60-105 Palmen Länge und 12-16 Palmen Breite mit 34-6 Palmen Tiefgang.

Die Ersteren benutzen selten die Segel, da auf dem Oberlaufe während des gröfseren Theiles des Jahres widrige und heftige Winde wehen, während die Barken, die zumeist zwischen Paranhas und der Mündung in Gebrauch, beinahe beständig von SW. und NO. Winden begünstigt, die Segel im Gebrauch haben.

Die Ladung wird nach Rapaduras, einem Gewicht von 4-5 Pfund berechnet. Um ein Beispiel von der Tragfähigkeit der gröfseren Fahrzeuge zu geben, sei angeführt, dafs es dergleichen giebt, die, aufser der Mannschaft und dem Vorrath an Nahrungsmitteln für diese, 12,000 Rapaduras, also 60,000 Pfund 600 Zoll Centner laden.

Die Schiffer theilen den Strom nach Travessien von circa 30 Legoas Länge ein und accordiren von Strecke zu Strecke.

1) 3 Palmen = 2 Fufs; 1 Palmo 0,222 Meter 8 Pollegadas oder Zoll.

1) Travessia von der Cachoeira (Stromschnelle) da Pi

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Bis hierher gehen die Barken. Auf der letzten Travessia bis zur Vargem Redonda ist es schwer Barqueiros für Ajoyos und Canôas zu finden, da eine Legoa von dem genannten Orte stromab, die Stromschnellen beginnen.

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11) Travessia von Boa Vista bis Vargem Redonda. 38 Legoas. Während der Nacht wird die Fahrt nicht fortgesetzt, sondern an Punkten angelegt, welche Schutz gegen die oft plötzlich einbrechenden heftigen Winde gewähren. Das rechte Stromufer, die sogenannte „Banda da Bahia", verleiht diesen Schutz fast immer.

Der zwischen dem Wasserfall Pirapóra und Sobradinho gelegene Theil des Stromlaufes, von 239 Legoas Länge, ist zu allen Zeiten des Jahres sanft fliefsend und ohne Schwierigkeit zu befahren..

Das Relatorio fährt nun fort Legoa für Legoa den Stromlauf und dessen Ufer zu beschreiben. Wir geben davon nur folgende Probe:

1 Legoa

beginnt unterhalb des Wasserfalles von Pirapóra. Dieser hat eine absolute Höhe über dem Meeresspiegel von 2416,8 Palmen (1650 Pariser Fufs), der Unterschied des Wasserstandes am oberen Rande des Falles und am Fußse desselben beträgt in senkrechter Höhe 25 Palmen und das Gestein, über welches das Wasser hier strömt, ist ein dichter harter Grauwacken-Sandstein von feinem Korn und röthlich brauner Farbe, der horizontal geschichtet in Parallelpipeden von 3-6 Palmen Dicke und 20-30 Palmen Länge einer von der Natur hierher gelegten grossen Rampe gleicht (Streichen 4-10 N. zu S.). Der Strom hat am Beginn des Falles eine Breite von 2532 Palmen (1730 Par. Fuss), theilt sich in viele Arme, welche in mannichfachen Windungen, in einer Länge von 5000 Palmen sich durch Felsmassen drängen und in solchem mühsamen Lauf den Fufs des Falles und den Wiedervereini

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gungspunkt erreichen. Dieser liegt gegenüber vom Hafen von Pirapóra, hier beträgt die Breite des verengten Hauptcanales nur 450— 500 Palmen, mit einer Geschwindigkeit von 10,7 Palmen (7,3 Fufs) in der Secunde. Die kühneren Schiffer befahren diesen Theil stromab mit beladenen Canôas. Mit dem hohen Wasserstande nimmt die Stromgeschwindigkeit ab, unterhalb Pirapóra beträgt das Gefälle auf 1000 Palmen nur 0,32 Pollegadas (1: 0,0004).

Nur 30-35 elende Palmenhütten zählt das Fischerdorf Pirapóra. Unterhalt und Erwerb bietet den Bewohnern der Strom mit seinem Fischreichthum. In derselben einfachen Weise, wie man in diesen Klimaten das Fleisch conservirt, verfährt man mit den Fischen; sie werden aufgeschnitten, ausgenommen und auf langen Querstangen an der Sonne getrocknet. Dieses, unter den Brasilianern so beliebte Gericht, der Peixes, bildet den einzigen Handelsartikel der Bewohner von Pirapóra. Als Käufer stellen sich Tropaführer und Bergarbeiter des Districtes von Diamantina ein.

Von Zeit zu Zeit hat man sich auch hier mit der Diamantenwäsche beschäftigt, indessen nur selten sind in dem sandigen Bette des seichteren Armes des Stromes kleine Diamanten gefunden worden; die Ausbeute war stets aufserordentlich spärlich. Der Verfasser erzählt, er habe solche gewaschene Diamanten von der Gröfse der Erbsen und von 4-5 Octaven Gewicht gesehen; die kleinen Nebenflüsschen Abaeté, Borrachudo, Indaiá, Somno etc. sollen jene werthvollen Sedimente dem Oberlaufe des Stromes zuführen. Auch Gold hat man in früheren Zeiten hier gewaschen, aber auch diesen zweifelhaften Erwerbzweig wegen zu geringer Quantität aufgegeben.

Die mittlere Tiefe dieses Theiles des Stromes beträgt 30, die Breite des schiffbaren Canals 200 Palmen. Das Flufsbett ist mit groben Kieseln und Sand bedeckt und finden sich aufser den wenigen Sandbänken, die aufserhalb des Thalweges liegen, keine Hindernisse vor, die der Schifffahrt hinderlich sein könnten.

6 Legoa.

An deren Beginn liegt die Mündung des Rio das Velhas 2365,6 Palmen (1618 Fufs) über dem Meeresspiegel. Das Hochwasser, welches am 5. Februar 1843 eintrat, das bedeutendste, dessen sich die Bewohner dieser Gegend erinnern, stieg hier bis 45,5 Palmen über den gewöhnlichen Wasserstand.

326 Legoa.

An ihrem Anfangspunkt hören wir das Brausen des nahen Wasserfalles Paulo Affonso, dessen erster Sturz eine senkrechte Höhe von

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