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Vier Tage wurde ich in Mucapanda, einem ihm zugehörigen Schembe oder Landgut, aufgehalten und, als wir am fünften Tage endlich aufbrachen, behauptete er, wir könnten nicht den directen Weg gehen, da auf diesem in dieser Jahreszeit kein Wasser zu finden sei, sondern müssten aus diesem Grunde eine andere Strafse einschlagen. Ich fügte mich dem, denn er mufste das Land kennen und ich hatte bis dahin auch keine Ursache zum Mifstrauen. Wir zogen so über Mnasi, Mpuemu, Namissu nach Nahigongo, die Matum bi- und Kiluendama - Berge nördlich liegen lassend (beides sind mehr Landrücken als Berge und erheben sich wohl kaum über einige hundert Fufs). In Nahigongo [nach der Karte etwa 52 geogr. Meilen südwestlich vom Fufse des Kilole am Flusse Lucose] ruhten wir zwei Tage, da mich die benachbarten Felsformationen und Berge interessirten. Die merkwürdigsten Erscheinungen waren der Kilole und Nandanga, beides steil aus der Ebene aufsteigende Hügel. Sie bestehen aus einer Masse wild durch einander geworfener und über einander gestürzter Basaltstücke [? hier Felsstücke, unten aber bestimmt als Basalt angegeben], oft von enormer Gröfse und wunderbar grotesker Gestalt. Ein Bindemittel zwischen den einzelnen Felsstücken bestand nicht; sie waren wie künstlich auf einander gelegt. Ein Gleiches war mit den südlich von Nahigongo liegenden Bergen der Fall und ebenso, so weit ich es mit dem Fernrohr unterscheiden konnte, mit den Nanguala - Bergen. Die kleinen Berge südlich von Nahigongo waren noch dadurch interessant, dafs ich dort eine Menge Scheiterhaufen fand, und auf einem derselben, der wahrscheinlich durch Regen ausgelöscht war, ein vollkommenes weibliches Skelett. Ich frug die Leute im Dorfe darüber aus, ob sie die Todten gleich den Banians [den diese Gegenden besuchenden indischen Kaufleuten] verbrennten, doch erhielt ich keine rechte Antwort und wollte auch Niemand von den Scheiterhaufen etwas wissen. Das Volk ist gegen den Weissen, von dem sie noch nie ein Exemplar gesehen haben, zu misstrauisch, um ihm über irgend Etwas Auskunft zu geben.

Die von mir durchzogene Gegend bestand aus Wald und nichts als Wald; dann und wann an dem Pfade ein Dorf. Der Wald besteht meist aus 6- bis 9-zölligen, niedrigen Bäumen; Platanen [?] oft von bedeutender Höhe und enormem Umfange, Akazien, Farne [baumartige?] und andere Arten Bäume mehr bilden ihn. Schlingpflanzen sind wenige da, dagegen ist beinahe jeder Baum, jeder Strauch mit Stacheln versehen, um das Vorschreiten des Eindringlings möglichst schwer zu machen.

Von Nahigongo zogen wir zwei Tage bis Muira durch eine allerliebste Gebirgsgegend '); die Berge erheben sich nicht über 300 bis 400 Fufs, aber in Folge der enormen Felsstücke, die auf ihnen zerstreut liegen, erhalten sie ein romantisches Aussehen.

Von hier bis an den Flufs Ruhuhu ist mit Ausnahme der Berge bei Tohu und Kiangara Alles Hochebene 2), abwechselnd mit Wald oder Dörfern bedeckt;

1) Lucose, die höchste Station auf der Reisestrafse, 1432 Fufs hoch. Das Ansteigen von 770 Fufs dahin von Nahigongo auf der Karte nicht angegeben. H. B.

2) So erklärt es sich, dafs die beiden weit aus einander gelegenen Stationen Kinianira (auf dem südlichen Rückweg) und Nangunguru beide als genau von derselben Höhe 1334 Fufs angegeben werden. H. B.

denn das Land fängt hier an, viel stärker bevölkert zu werden, und ich habe oft 1 bis 2 Stunden lang fortwährend Hütten passirt und wenn Leute hier über Entvölkerung durch den Sklavenhandel klagen, so ist dies die gröfste Unwahrheit. Freilich kommen alle Jahre mehrere Tausende nach Kiloa zum Verkauf, dies sind aber insgesammt Bisé's oder Jao's [also aus dem ferneren Inneren und nicht aus dieser Landschaft]. Die Sklaven bei den Mgindo's und Mgaus, durch deren Gebiet ich gekommen bin, sind meist Haussklaven, die eigentlich einen Theil der Familie bilden und welche von ihren Herren nur sehr ungern verkauft werden. Ich machte einen Versuch und liefs durch einen meiner Leute für einen Jungen von etwa 8 Jahren 40 Thaler bieten (hier in Zanzibar zahlt man vielleicht 8 bis 10 Thlr.) und erhielt eine abschlägige Antwort.

Der Ruhuhu, da wo ich ihn passirte, etwa 20 Schritt breit, mit 1 Fufs Wassertiefe, nimmt die meisten kleinen Flüsse in seiner Nähe auf; er hat immer Wasser. Ueber die Richtung seines Laufes jedoch stimmten die Eingeborenen nicht überein; Viele behaupten, er flösse in einen anderen, grofsen Flufs. Dies müfste schon der Ruvumo sein, aber ich kann diese Ansicht nicht theilen, sondern schliefse mich eher der Ansicht der andern Partei an, die behauptete, dafs er südlich von Kiloa Kissuani in's Meer fliefse. Er ist übrigens nicht einmal für Kanoes schiff bar, da oft grofse Felsstücke und Steine ihn verengen und zur Bildung von kleinen Wasserfällen nöthigen.

Mpumbe, wo ich observirte, ist ein ungeheurer alter Baum, wohl 30 Fuss im Umfang und verhältnifsmässig hoch. Ich fand es besser, seinen Stand durch eine Beobachtung festzustellen, als die Lage eines Dorfes zu bestimmen, welches mit dem ganzen umliegenden Landstrich und vielleicht sogar mit dem benachbarten Flusse Einen Namen trägt.

Der Berg Lucunde hat eine ähnliche Formation, wie der Kilole, nur dafs die Felsstücke gröfser sind und der Berg höher und steiler ist. Ich dachte oft, dafs es unmöglich sei, den Gipfel zu erreichen, so steil schien er mir, doch fand sich noch immer wieder ein Felsstück, an dem man weiter klimmen konnte, und nach 1 Stunden erreichte ich den Gipfel. Meine Mühe wurde übrigens belohnt, denn erstens übersah ich eine bedeutende Strecke Landes und dann hatte ich die Mbaha- und Macandue - Berge klar vor mir liegen und sie nehmen sich aufserordentlich grotesk aus. Sie scheinen ähnlicher Formation zu sein [wie die oben beschriebenen] und bilden die merkwürdigsten Figuren; umgestürzte, ungeheure Kegel, Hörner und Spitzen, die Aehnlichkeit mit Kirchthürmen hatten, wechselten mit einander ab. Von Weitem hatten die Berge Aehnlichkeit mit den seltsamen Sandsteinfelsen der sächsischen Schweiz oder vielleicht der Adelsbacher und Artökelsdorfer Felsen in Böhmen.

Messule ist der weiteste Punkt, den ich erreichte; es ist ein aufserordentlich reicher Landstrich. Zuckerrohr, Reis, Bohnen, Erbsen, süfse Kartoffeln, Baumwolle, Bananen, Mangos, Alles war in Fülle vorhanden. Auf meinem Rückwege schlug ich von Kiangara [nach der Karte in 38° 6' O. L. und 9° 6' S. Br.] aus eine andere kürzere [südlichere] Strafse ein. Die Lucoser Berge erstrecken ihre Ausläufer bis hierher; sämmtliche auf dem Hinwege getroffenen kleinen Flüsse und Bäche fand ich hier wieder, oft mit demselben Namen, dann und wann aber wieder mit dem Namen des neuen Landstriches oder Dorfes behaftet,

so den Mavuji, den ich für denselben Flufs wie den Lucose halte und der südlich von Kiloa in den Kesima Fugo gehen soll.

Der Grund meiner Rückkehr war folgender. Schon auf der Hinreise suchte mich Abd-Allah ben Saïd fortwährend aufzuhalten, indem er behauptete, dafs auf dem kürzeren und directeren Wege kein Wasser zu treffen sei und ich deshalb eine andere Strafse einschlagen müfste. Tag für Tag gab es Streitigkeiten, indem er den vor dem Gouverneur und Kadi gemachten Contract überschritt oder unberechtigte Forderungen stellte. Endlich verweigerte er in Nangungulu gänzlich den Gehorsam, indem er erklärte, er und seine sämmtlichen Sklaven gingen nicht weiter, falls ich nicht auf einen anderen Araber Salem ben Abd-Allah warten wolle. Dies ist derselbe Mann, mit dem Roscher ging und der wohl die Hauptursache seines Todes war. Dafs ich in diese Forderung nicht einwilligen konnte und wollte, lag auf der Hand; denn, wenn ich mich dieser Karawane anschlofs, die aus über 1500 Leuten bestand, so hätte ich mich bei der Unzuverlässigkeit meiner Soldaten ganz in die Hände desselben Schurken gegeben, der Roscher's Tod herbeiführte. Ich gab ihm eine Stunde sich zu bedenken, aber, als ich ihn nach Verlauf dieser Zeit holen lassen wollte, war er entflohen und die meisten seiner Sklaven mit ihm. Ich folgte seiner Spur doch gab ich nach mehreren Stunden die Verfolgung auf, da ich einsah, dafs es in der mir unbekannten Gegend umsonst sei.

Ich ging nun mit meinen Beludschen und Dienern allein eine Tagereise weiter und schickte ein Paar zuverlässige Leute aus, um den Flüchtling wo möglich aufzusuchen und Versuche zu machen, ihn sowie die Träger zu bewegen, weiter zu gehen; doch umsonst. Er liefs mir sagen, er sei bereit, den Sklaven zu befehlen, mein Gepäck nach Kiloa zurückzubringen, vorwärts dagegen ginge weder er, noch Einer seiner Leute, und dafs es aufserdem nutzlos sei, auf ihn zu fahnden, denn er würde sich dem nicht aussetzen, mit mir wieder zusammen zu kommen. Auch die entlaufenen Träger konnte ich nicht wieder einfangen und meinen Beludschen konnte ich gar nicht trauen. Was blieb mir also übrig, als umzukehren? Es war ein harter und schwerer Entschlufs, nach Aussage der Leute nur noch 9 Tage vom Ruwumo entfernt, umzukehren, Strapazen, Aerger, Geldopfer, Alles umsonst und ohne gröfseres Resultat wieder in Zanzibar anzukommen.

Die Rückreise ging schneller vor sich, da ich den kürzeren Weg nahm und gröfsere Märsche machte. In Kiguruka mufste ich meinen Europäer zurücklassen, da er wegen zu heftigen Fiebers nicht weiter konnte. Ich selbst eilte mit der Hälfte der Beludschen voraus nach Kiloa, um von hier aus Leute nebst Tragbahre zu schicken, um den Kranken auf diese Weise weiter zu transportiren; meine Träger nahm ich mit. In der Nacht (ich marschirte auf diesem Rückwege meist in der Nacht, da die Sonne zu heifs war) wurde Einer von den Beludschen von einer Schlange gebissen, und während ich beschäftigt war, die Wunde auszuschneiden und zu brennen, benutzten sämmtliche Träger die Zeit, um sich nebst ihren Msigos zu entfernen. Wie ich nachher in Kiloa erfuhr, hatten sie den Weg nach Mucapanda eingeschlagen, aus Furcht, dass ich sie für den Fehler ihres Herrn bestrafen würde. So kam ich denn am 1. Januar ohne Gepäck wieder in Kiloa an. Fünf Tage darauf hatte ich auch meinen weifsen Diener wieder

bei mir. Zwar hörte ich nach wenigen Tagen, dafs der gröfste Theil meines Gepäckes auf der Schembe Abd- Allah's war, doch verhinderte mich vor Allem Unwohlsein, vor dem 18ten wieder in ihren Besitz zu gelangen. Die meisten der Msigos waren geöffnet und eine Menge Stoff aus jedem herausgenommen, bei einigen über 40 Ellen Zeug, bei anderen 10 Pfd. Pulver, bei dem dritten Lebensmittel, einige Gepäckstücke fehlten ganz; ebenso sämmtliche den Trägern gelieferte Gewehre. Doch war ich froh, wenigstens wieder in den Besitz meiner Medicinkiste und der meisten meiner Instrumente zu sein. Erstere hatte ich aufserordentlich vermifst; denn ich war in Kiloa von einem heftigen Küstenfieber heimgesucht, was mich derartig geschwächt hatte, dass ich bei der geringsten Anstrengung fortwährend Ohnmachten bekam, die oft längere Zeit anhielten.

Am 25. Januar endlich waren meine Geschäfte und Anordnungen beendigt und ich schiffte mich nach Zanzibar ein, freilich in höchst schwachem Zustande. Nach achttägiger Fahrt war das Ziel erreicht, die nöthigen Schritte gethan, um den Sultan zu bewegen, Abd-Allah ben S'aïd einzufangen und zur Bestrafung zu ziehen. Dann überlieferte ich mich den Händen des hiesigen Arztes Mr. Frast, und es waren keine schlechten Hände; denn unter seiner Leitung bin ich aus meinem höchst traurigen Zustande so weit wieder hergestellt, dafs ich täglich eine halbstündige Promenade machen kann, und auch meine Augen, an denen ich eine Zeit lang fast blind war, schmerzen nicht mehr sehr.

In Folge dieser eingetretenen Besserung habe ich heute schon wieder ein Boot gemiethet, um in den nächsten Tagen nach Mombas zu gehen. Ich halte eine Besprechung mit dem Herrn Rebmann für sehr nützlich, wenn nicht nothwendig für mich, da ich mit ihm die Tour nach den Schneebergen in Berathung ziehen will, um dann nach der Regenzeit zwischen dieser Reise und einem zweiten Versuch nach dem Nyassa zu wählen. Die Reise nach dem letzteren ist natürlich enorm erschwert durch den schon gemachten misslungenen Versuch. Denn, wird Abd-Allah jetzt streng bestraft, so mache ich mir eine grofse Menge Feinde; wird er dagegen nicht bestraft, so wird das Volk noch unerträglicher und glaubt ungestraft jede Niederträchtigkeit begehen zu können u. s. w. Jedenfalls soll er mir die 1000 Thaler zurückzahlen, die ich ihm im Voraus habe bezahlen müssen.

Von Roscher habe ich so gut wie gar nichts erfahren. Bis Merui nahm ich beide Male einen von ihm verschiedenen Weg, und frug ich auf der späteren Strecke (wo unser Weg zusammenfiel) nach ihm, so wufsten die Leute wohl, dass vor einem Jahre ein Weifser krank und in einer Art Hängematte getragen mit der grofsen Karawane durchgekommen sei, weiter aber wufsten sie nichts.

Das Klima ist augenblicklich entsetzlich unangenehm, der Nordostmonsun bläst mit einer fürchterlichen Gewalt, was leider meiner Fahrt nach Mombas sehr hinderlich ist.

Hoffentlich kann ich Ihnen, mein verehrtester Herr Doctor, im nächsten Briefe bessere und interessantere Nachrichten mittheilen.

Ihr ergebener

C. v. Decken.

Ich füge noch einige Notizen bei, die für Sie vielleicht von Interesse sind: Thermometerstand in Zanzibar im Mittel vom 1. August bis 28. Sep

tember 1860:

Morgens 6 Uhr 221° R.,

Mittags 12 Uhr 23° R.,

Abends 6 Uhr 22° R.

Regen während des bezeichneten Zeitabschnittes 2,9 Zoll (engl.).

Thermometerstand in Kiloa im Mittel vom 5. October bis 23. No

vember:

Morgens 6 Uhr 231° R.,

Mittags 12 Uhr 25° R.,

Abends 6 Uhr 234° R.

(Trinkwasser zweimal unterwegs gemessen 24° und 251° R.)

NB. Ein Wolkenbruch in Merui 34 Minuten dauernd zeigte im Regenmesser 5,2 Zoll.

Gewitterregen in Mucapanda in 24 Stunden 5,1 Zoll.

Der Wind war bis Namissu Ost, reiner Seewind, nachher Windstille.

Miscellen.

Die für die Mitglieder der École française d'Athène für das Jahr 1860-61 gestellten Aufgaben.

Nachstehende Aufgaben hat die Commission der Académie des inscription et belles lettres den Mitgliedern der École française d'Athène für das Jahr 1860–61 gestellt: 1. Eine allgemeine Beschreibung von Phocis und speciell eine Topographie von Delphi, dem Parnafs und seinen Umgebungen, wobei vorzugsweise auf die Inschriften Rücksicht genommen werden soll. 2. Eine physikalisch-topographisch - archäologische Beschreibung Aetoliens, als Fortsetzung der im Jahre 1857-58 veranstalteten Untersuchungen Akarnaniens durch Herrn Heuzey, dessen Arbeit demnächst im Druck erscheinen soll. 3. Im Anschlufs an die Arbeit Delacoulonche's über das untere Macedonien, eine Untersuchung des südlichen Theiles dieses Landes vom Axius bis zum Strymon, wobei besonders auf das Bassin des Echodorus, die Gegend der Seen, das Pangeus-Gebirge, die Ebenen von Seres, Drama und des unteren Nestus Rücksicht genommen werden soll. 4. Untersuchung der physikalischen Geographie einer der drei Inseln Lemnos, Imbros und Samothrace, in derselben Weise, wie bereits im Jahre 1858 Perrot die Insel Thasos beschrieben hat. 5. Untersuchung desjenigen Theils der Peloponnes, welcher von dem Sumpf von Lerna bis zum Cap Malea, also auf der Ostseite vom ägäischen Meere, auf der Westseite vom Eurotas-Thal begrenzt wird. 6. Untersuchung des Systems, welches die Athenienser angewandt haben, um Attica sowohl im Norden als längs der Küste zu vertheidigen; Aufnahme aller Befestigungen, deren Reste noch erhalten sind, von Eleutherae bis Rhamnus und Oropus und von Rhamnus bis zum Piraeus. Besonders soll auf Decelia Rücksicht genommen

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