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tigere Vorgebirge der Inseln sich in ihrer Direction gegenseitig bedingen. Südlich von der Gruppe kleiner Inselchen, welche den Archipel beginnen, communicirt Lanzarote mit dem gegenüber liegenden Graciosa durch das Cap Farion, mit Fuertaventura vermöge seiner Südseite. Hier liegen die Spitzen Pechiguera und La Punta del Papagayo den nördlichsten Punkten Fuertaventura's Corralejo und Punta gorda gerade vis-à-vis, nur durch die schmale Meerenge der Bocayna getrennt, über welche noch dazu die Isleta de Lobos den Beginn einer Brücke bildet. Die Berge Fuertaventura's erscheinen als eine Fortsetzung derer Lanzarote's; sie verlängern sich vom Norden an in südsüdwestlicher Richtung und verschwinden auf dem Sand-Isthmus de la Pared nur einen Augenblick, um als gedrängte und höher ansteigende Kette die Halbinsel Handia bis zu ihrem westlichsten Cap hin zu durchziehen. Dies Vorgebirge ist einer anderen Halbinsel, der Isleta von Canaria, am nächsten und unter gleicher Breite mit ihr gelegen. Wiederum parallel mit dieser läuft Teneriffa's nördliches Vorland Anaga, dessen Endpunkt ziemlich dieselbe Richtung wie die Isleta hat. Eine Fortsetzung dieses Gebirgssystems waltet längs der ganzen Nordküste von Teneriffa vor. Es verlängert sich dasselbe, jenseits des Piks, bis zu den Puntas de Teno und de la Aguja, die, allein durch einen Meeresarm von dem benachbarten Gomera geschieden, demselben die Hand zu reichen scheinen. Auf beiden Seiten treten hier an den Küsten dieselben prismatischen Basalte auf. Auch Hierro verleugnet, hinsichtlich seiner Nachbarinsel, diese geographische Analogie nicht ganz, während das seitwärts etwas aus dem Wege gelegene Palma von Nord nach Süd von einem Gebirge durchzogen wird, dessen Endpunkte sich wiederum bei Fuencaliente Hierro am meisten nähern.

Das die canarischen Inseln umgebende Meer ist von sehr grofser Tiefe und stürzt zu einer solchen vom Lande aus jäh ab. Schon in geringer Entfernung von der Küste findet man eine Tiefe von 80 bis 85 Klaftern; dabei ist der Meeresgrund grade so uneben und felsig, als die Oberfläche des Landes; Korallenbildung in gröfserem Mafsstabe findet nicht statt. Nirgend hindern, der Küste nicht allzunah, Felsen oder Sandbänke die Schifffahrt; auf der im Ganzen ruhigen und einen lebhaften Verkehr begünstigenden Meeresfläche nehmen die gröfsten Fahrzeuge ihren Weg zwischen den Inseln hindurch, wie es ihnen gefällt. Der frequenteste Canal dürfte jedoch der zwischen Teneriffa und Canaria sein, und ist dies auch die Strafse, welche von den südwärts fahrenden oder von dort her nach Europa zurückkehrenden Dämpfern eingeschlagen zu werden pflegt. Der Golfstrom trifft von Madeira her auf die canarischen Inseln: er spült westindische Gesäme an ihren Strand, ohne dass jedoch die Flora auf diesem Wege eine Bereicherung

erlangt zu haben scheint. Wir haben selbst die thalergrofsen Samen der Entada Gigalobium D. C. (Mimosa scandens L.), einer riesigen Leguminose der Antillen, am Strande der Isleta von Canaria aufgelesen. Man unterscheidet die Strömung an ihrer erhöhten Temperatur, am bedeutenderen Salzgehalt des Wassers, an ihrer etwas in's Grüne spielenden Färbung mitten im tiefblauen Meere und an den Tangen und Seealgen, welche sie bisweilen auf ihrer Oberfläche mit sich führt. Seitwärts nimmt sie ihre Richtung auf das Cabo blanco der Sahara zu, um von dort aus als grofser westlicher Tropenstrom ihren Kreislauf zu vollenden. Vermöge dieser Aequinoctialströmung ist die Schifffahrt von Spanien nach den Canaren und von diesen nach den Antillen und der Tierra firma Süd-Amerika's eine der sichersten und bequemsten in der Welt. Ebbe und Fluth finden mit derselben Regelmässigkeit wie überall am atlantischen Meere statt, ohne eine sehr beträchtliche Höhe zu erreichen. Dieselbe variirt von 6 bis 12 Fufs und ist an den westlichen Küsten etwas weniger merklich als an den östlichen. Sehr selten kommen Springfluthen vor: eine solche ist an der Südwestecke Canaria's, bei Arguineguin, in der Mitte der vierziger Jahre dieses Jahrhunderts, an einem S. Pedrotage, bei vollkommen ruhigem Wetter beobachtet worden; sie schwoll bis zur Höhe des Vorgebirges Taozo an und lebt im Gedächtnifs des Volkes als ein grauenvolles Phänomen fort. Die südöstlichen Küsten werden von einem ruhigeren Meere bespült; hier finden sich auch ausschliesslich die wenigen guten Häfen des Archipels. An den zerrissenen, von Lavafelsen schroffer starrenden Nord- und Westgestaden, Costa de Barlovento genannt, pflegt zu allen Zeiten das Meer mit starkem Wellenschlag zu branden und einen weifsen Schaumstreifen um das Land zu ziehen, welches hier nur an wenigen Stellen unsichere Rheden darbietet. Ganz im Süden der Inseln wird das Meer seiner Windstillen (Calmas del Sul) halber von den Schiffern gefürchtet. Eine eigentliche Strandbildung findet sich auf den westlicheren Inseln nur an äusserst wenigen Orten; sie ist auch da meist auf einen Streifen schwarzen basaltischen Sandes, der sich am Fußse der steilen Uferhöhen hinzieht, beschränkt. Viel ausgedehnter dagegen tritt eine solche auf Lanzarote, Fuertaventura und Canaria auf. Dafs das Meer um die Canaren herum auffallend fischarm sei, wie Gumprecht in seinem „Afrika" behauptet, weil die Fische in dem tiefen Wasser ihren Laich nicht abzusetzen vermöchten, gehört in's Reich der Erfindungen: im Gegentheil ist die See rings umher so fischreich, dafs jeder nur einigermafsen ansehnliche Ort seine Pescaderia oder Fischhalle besitzt, und der Fischfang, wie er ein Haupterwerbszweig der Küstenbewohner ist, so den Einwohnern überhaupt einen wesentlichen und beliebten Beitrag zu ihrem täglichen Brode liefert.

Obwohl ein gemeinsamer vulkanischer Ursprung sämmtlichen Canaren seinen Stempel aufgeprägt hat und sie als Glieder eines grofsen Ganzen erscheinen läfst, so zerfallen sie dennoch in zwei Gruppen, eine östliche kleinere und eine westliche gröfsere, jene Lanzarote, Fuertaventura und die Islotes, diese die übrigen Eilande umfassend. Fast wäre man versucht, für diese Gliederung ein Paar dem Alterthum entnommene Namen, die der Purpurarien und Hesperiden, wieder aufzufrischen. Der Gegensatz ist in der That ein so bedeutender, dafs man sich des Gedankens einer organischen Verlängerung, dort der Sahara mit ihren Oasen, hier der kühleren Atlasthäler und des fruchtreichen Tell, nicht erwehren kann. Während die hohen Waldinseln des Westens, um den wolkenumgürteten Pik von Teneriffa gelagert, auf ihren im Winter schneebedeckten Bergen und in den tiefen, wasserreichen Schluchten ihrer Barrancos die ganze Fülle der eigenthümlich canarischen Natur entfalten, sind ihre östlichen Schwestern niedriger, ein fast baumloses dürres Steppenland, das in den Depressionen zwischen seinen Hügelgruppen einen durchweg libyschen Typus zur Schau trägt. Derselbe Contrast zwischen Ost und West wiederholt sich auf den Capverden, ja wir finden ihn, wenn auch in viel beschränkterem Mafse, auf Porto-Santo im Gegensatz zu Madeira wieder.

Die Canaren sind vorzugsweis basaltische Inseln: Teneriffa und Canaria jedoch mit trachytischem Kern, der in den Centralgebirgen und Erhebungskratern, namentlich im Pico de Teyde, ausschliesslich vorherrscht und sich von Massen von Bimsstein und Trachyttuffen durchsetzt zeigt. In der Hochregion des Piks von Teneriffa ist auch der Obsidian häufig. Die Küsten werden, mit wenigen Ausnahmen, ganz von schwarzen und dunkelgrünen Basalten, in welche Hornblende und Olivin eingesprengt sind, gebildet. Nur selten tritt jedoch dies Gestein in prismatischer Form auf; fast überall aber sieht man es durchzogen von rothen und weifsen, vielfach über einander gelagerten Tuffsteinschichten, die, wenn sie sich an der Oberfläche ausbreiten, den Namen Toscales führen und sich durch grofse Sterilität kennzeichnen. Die Tuffe, aus denen sie bestehen, sind weich, zerreiblich und ungemein geneigt zur Höhlenbildung. Auch giebt es kaum ein grottenreicheres Land. An vielen Stellen erscheinen die Felsmassen dadurch wie Bienenzellen durchlöchert. Bereits die alten Guanchen waren ein vorzugsweis troglodytischer Volksstamm und noch jetzt liebt es der Landmann, sich und sein Vieh in Höhlen einzuquartiren, die im Sommer kühl, im Winter warm sind; ja selbst in den Vorstädten einiger grösserer Orte findet man ganze Strafsen aus diesen primitiven Wohnungen, zum Theil allerdings künstlich in den Felsen gesprengt oder wenigstens erweitert, gebildet. Das Vorkommen von Urgestein auf Go

mera ist behauptet worden, ohne jedoch bisher nachgewiesen zu sein. Die Gebirge Handia's haben, über dem Basalt lagernd, festen, marmorharten Sandstein, in welchen vielfache Gerölle eingekittet sind und der Ueberreste von Meeresschnecken, Echinusstacheln etc. enthält. Kalkstein wird in weitverbreiteten Schichten, jedoch nur auf den östlichen Inseln, angetroffen und exploitirt; zu dieser Formation gehören auch die auf Canaria ausgebeuteten submarinen Bildungen, welche die den Bewohnern zur Kühlung des Trinkwassers unentbehrlichen Pilas oder Filtrirsteine liefern.

Die vulkanische Thätigkeit wird durch vielfache, über die Oberfläche des Bodens zerstreute erloschene Aschenkegel, mit weit geöffneten Kratern, die sich nach einmaligem Ausbruch für immer schlossen, sowie durch eine zahllose Menge von Lavaströmen bezeugt. Das trockene Klima begünstigt die Zersetzung der Laven auffallend wenig und erhält sie Jahrhunderte lang in vegetationsleerem Zustande. Man nennt die Lavafelder Volcanes oder Malpais. Sie werden nur dann fruchtbar, wenn vulkanischer Sand oder Asche sich in starken Schichten über sie gelagert haben; diese bewahren nämlich die Feuchtigkeit auch während der dürren Jahreszeit in ihrem Innern und bieten, vermittelst des Gesetzes der Capillarität, den Wurzeln der Gewächse eine sich stets gleich bleibende Frische dar. Die physikalische Beschaffenheit des Landes beweist die Häufigkeit der Eruptionen in den vorgeschichtlichen Perioden. In den auf die Eroberung folgenden Jahrhunderten dauerten dieselben mit ziemlicher Intensität fort; sie sind seitdem, sowie die Erdbeben (temblores), seltener geworden und nun ruht die vulkanische Action, Lanzarote allein ausgenommen, überall bereits seit langen Jahren und hat aufgehört Besorgnisse einzuflössen. Am frühesten ist sie auf Gomera, Canaria und Fuertaventura erloschen, über welche in Bezug auf Ausbrüche feuerspeiender Berge keine Daten aus historischer Zeit vorliegen. Auf Palma fand die letzte Eruption 1677 und 1678 und zwar mit furchtbarer Heftigkeit statt; auf Teneriffa 1798, auf Lanzarote 1824. Hier schwelt die Montaña del Fuego noch fortdauernd, während der Krater des Piks von Teneriffa im Verlauf der Zeiten zu einer nur schwache Dämpfe aushauchenden Solfatare umgewandelt worden ist.

Die Canaren besitzen keine Seen, indem der, welcher noch im sechszehnten Jahrhundert einen Theil der Hochebene von Laguna anfüllte und ihr den Namen verlieh, jetzt ausgetrocknet ist. Sümpfe sind nur auf den östlichen Inseln in der unmittelbaren Nachbarschaft des Meeres vorhanden, so der Charco von Maspalomas auf Canaria und die mit Tamarisken bewachsenen Salzmoräste von Gran Tarajal auf Fuertaventura. Die Thäler werden von wasserreichen Bächen durch

strömt, die vielfache Ueberbrückungen nothwendig machen und meist in der Waldregion ihren Ursprung aus Quellen, Madres del Agua oder Nacimientos genannt, nehmen. Zur heifsen Sommerszeit versiegen diese Bäche im unteren Theile ihres Laufes, so dafs sie nicht bis zum Meere gelangen und man ihre Mündungen trockenen Fußses überschreiten kann; sie lassen auch wohl eine Reihe von Lachen und hie und da von tieferen Felsenkesseln (Chupaderos) zurück, in denen das befruchtende Nafs der Verdunstung trotzt. Diese Bäche werden durch ein überaus künstliches und bewundernswürdiges System von Wasserleitungen über Felder und Ackerland verbreitet, in Teichen gesammelt, und zur Berieselung der Culturen verwendet. Die Aquäducte (Tajeas) laufen meilenweit an den Flanken des Gebirges entlang, von einem Thal in's andere, wölben sich über Schluchten und durchbrechen in unterirdischen Gallerien ganze Berge; sie sind es auch, welche den Küstenstädten Trinkwasser, oft aus weiter Ferne, zuführen. Ausserdem sammelt man das Regenwasser in Cisternen oder Algiben. Fuertaventura und Lanzarote befriedigen ihren Trinkwasserbedarf fast nur auf diese Weise, da beide Inseln, sowie Hierro, Mangel an fliefsendem Wasser leiden. Dagegen gelten Gomera und Canaria für die wasserreichsten unter den Inseln. Mineralquellen sind zwar in einiger Anzahl vorhanden und die berühmteste derselben, die Fuente Santa auf Palma, wurde zu ihrer Zeit sogar von Badegästen aus Europa besucht; sie ward jedoch schon im 17ten Jahrhundert durch einen vulkanischen Ausbruch vernichtet. Jetzt werden zwar einige Quellen, z. B. die von Ucanca und der Sauerbrunnen von Teror, noch zum Trinken oder Baden benutzt, indefs ist keine mit Kurgebäuden oder sonstigen, den Gebrauch erleichternden und verschönernden Bequemlichkeiten versehen.

Der physiognomische Charakter der Landschaft, wie verschieden er sich auch innerhalb der Grenzen des Archipels darstellen möge, zeigt ein Bild jener gepriesenen Schönheit, welches die Reisenden in ihren Schilderungen nicht übertrieben, nur selten veranschaulicht haben. Er beruht auf einer der atlantischen Inselwelt eigenthümlichen, wunderbar gezackten Form der Bergkämme, auf dem Contraste pflanzenloser, rother und schwarzer Felsmassen mit der schwellenden Ueppigkeit einer subtropischen Vegetation, endlich auf dem feuchten Schmelz der immergrünen Lorbeerforsten. Die Durchsichtigkeit der gleichsam in Licht getauchten Atmosphäre, die Allgegenwart des Meeres und eine fast überall zerstreut auftretende ländliche Cultur vermischen, in ihren Eindrücken auf das Gemüth, die Erhabenheit der Elemente und den Frieden rein menschlicher Zustände mit der starren Grösse der unorganischen Natur. Von dem Volksgewühl der Häfen, von den stillen Basaltgestaden, schweift das Auge hinauf zu dem allbe

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