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Außer diesen Humanisten, die dem Kreise des Glareanus angehörten, ist im Sommersemester der berühmte Magister Urbanus Regius aus Lindau, wie Glarean gekrönter Poet, hier immatriculiert worden.69) Er wandte sich aber gleich dem Studium der Theologie zu und wurde im Herbst desselben Jahres zum Lesen der Sentenzen zugelassen. Von einer Thätigkeit desselben in der Artistenfacultät wird nichts berichtet. Ueberdieß hat er wahrscheinlich schon im folgenden Jahre Basel wieder verlassen.

Dieß sind nun die bekannteren Männer, die an der Universität selbst als Lehrer des Humanismus gewirkt haben, die zahlreichen ausgezeichneten Schüler, welche hier gebildet wurden zu nennen, würde uns zu weit führen. Aber auf die Universität beschränkte sich der humanistische Kreis nicht, vielmehr hatte derselbe während längerer Zeit sogar seinen Mittelpunkt außerhalb dieser in dem berühmtesten Gelehrten der Zeit, in Erasmus von Rotterdam. Es würde weit über die Gränzen dieser Arbeit hinausgehen, auch nur eine kurze Darstellung der Bedeutung des Erasmus zu versuchen. Er war nie ein Glied der Universität; aber er war lange eine Zierde von Basel und ein sprechendes Zeugniß für das geistige Leben, das hier herrschte. Was ihn zunächst hieher brachte, war die Sorge für den Druck seiner eigenen Werke und der Schriftsteller, die er herausgab. Aber die Buchdruckerei in Basel hat ihre in den deutschen Landen einzige Blüthe eben der Universität verdankt und von dieser wieder vorzüglich den Männern des ältern Humanismus, einem Heynlin und Brant. Sie zog nun am Ende des fünfzehnten und Anfang des sechzehnten Jahrhunderts eine ganze Reihe Gelehrter hieher, welche auf ver

nichts gefunden. Die Regenz macht von den beiden Magistern keine sehr liebenswürdige Schilderung und wirft ihnen vor im Collegium die Studenten schlecht gehalten und überfordert zu haben, und überdieß früher immer unter sich in Streit und Hader gewesen zu sein.

69) Dns Urbanus Regius arcium liberalium mgr. orator et poeta laureatus ex Lindow dioc. Constan.

schiedene Weise bei den Druckereien, besonders den beiden bedeutendsten der Amerbach'schen und Froben'schen, beschäftigt waren.70) Joh. Amerbach und Joh. Froben selbst waren gründlich gebildete Männer, auf dem Höhenpunkte ihrer Zeit stehend, die dem Humanismus mit reichen Zinsen zurückerstatteten, was sie von ihm empfangen hatten, und Amerbachs drei Söhne, Bruno, Basilius und Bonifacius nicht weniger durch Gelehrsamkeit als Liebenswürdigkeit ausgezeichnet. Um sie sammelten sich nun zahlreiche Gelehrte, wie der Friesländer Augustinus Dodo, Canonicus zu St. Leonhard, Johannes Cono von Nürnberg, in der griechischen Sprache wohl bewandert, Gerardus Lystrius, Konrad Pellicanus (Kürschner) von Ruffach, später Professor in Basel und Zürich, Beatus Rhenanus von Schlettstat, der ausgezeichnete Philologe, vor Allen aber Desiderius Erasmus, der 1514 zum ersten Mal in Basel einen vorübergehenden Besuch machte. Das Leben daselbst, der Kreis der Gelehrten, die er fand, die Verehrung, mit der man ihm entgegen kam, gefielen ihm so, daß er bald wiederkehrte und von 1521 an bis zu seinem Abgange nach Freiburg in Folge der Reformation 1529 nun ununterbrochen daselbst im Froben'schen Hause lebte, den Mittelpunkt des humanistischen Lebens in der Stadt bildend und von Gelehrten und Ungelehrten, von der Universität und der Regierung gleich geehrt und gefeiert. Obgleich seine Thätigkeit sich nie unmittelbar auf die Universität erstreckte, so hat er doch einen großen Einfluß auf sie und ihre bedeutendsten Lehrer geübt. Neben dem Theologen Ludwig Bär und dem ihm kindlich anhängenden Juristen Bonifacius Amerbach war es eben der Hauptvertreter des Humanismus an derselben, Glareanus, der mit ausschweifender Verehrung dem Meister sich anschloß und unterordnete. Freilich wurde, während der Zeit wo Glareanus in Paris lebte, nach einem Besuch, den er dem eben in Löwen weilenden Erasmus gemacht hatte, das Verhältniß wesentlich gestört, und wenn auch Erasmus

10) Vgl. Stockmeyer und Reber, Beiträge zur Basler Buchdruckergeschichte 1840.

den jungen Freund bei seiner Rückkehr nach Basel sehr freundlich aufnahm, so ward doch bei diesem die frühere unbefangene, ungetrübte Liebe nicht mehr hergestellt. Aber dennoch hat, bei aller Verschiedenheit der beiden Naturen, des Erasmus Einfluß und Beispiel des Glarean Verhalten zur Reformation wesentlich bestimmt und auf das Benehmen der ganzen Universität eingewirkt. Dem Erasmus war eben, wenn irgend Jemanden, der Humanismus, das rein litterarische Leben das Höchste, und so unschätzbar seine Verdienste gewesen sind, so sehr er durch Bekämpfung der Mißbräuche in Wissenschaft und Kirche, in Schule und Leben und durch seine philologischen und theologischen Arbeiten der Reformation vorgearbeitet hat, sie durchzuführen fehlte ihm nicht nur die Energie des Charakters, sondern auch die Tiefe des Gemüthes, der sittliche Ernst, und der unerschütterliche Glaube. Aber schraf er auch vor den Consequenzen seines frühern Wirkens zurück, die er nicht geahnt und nicht gewollt hatte, so darf die Nachwelt darüber nicht vergessen, was er Unvergängliches geleistet hat, und vor allem gebührt es der Stadt, die er aufrichtig und warm geliebt und gepriesen, der er glänzenden litterarischen Ruhm gebracht hat, seiner in Dankbarkeit zu gedenken.

Wir haben die philosophische Facultät in ihrer Einrichtung und ihrem wissenschaftlichen Entwicklungsgang von der Gründung bis zur Reformation darzustellen versucht, haben die Kämpfe der Scholastik bei ihrem letzten Aufflammen und ihr endliches Ersterben be= trachtet, dann den Humanismus von den ersten vereinzelten Spuren durch die erste und zweite Periode seiner Blüthe bis dahin verfolgt, wo auch er in seiner Einseitigkeit einem andern Prinzipe weichen mußte, und sind überall einem überaus reichen Leben begegnet; in dieser Facultät hat sich am kräftigsten die ganze geistige Bewegung der Zeit geäußert und wenn auch dem Range nach die niederste ist sie doch an Bedeutung die erste gewesen, denn auch das größte Ereigniß der Zeit, die Reformation ist zum größten Theil durch die Studien vorbereitet worden, die ihr angehören. Wir gehen jetzt zu den soge= nannten höhern Facultäten über, bei denen wir uns kürzer fassen können.

VI.

Die theologische Facultät.

Leber die ersten Anfänge der theologischen Facultät sind wir nur

mangelhaft unterrichtet. Die sogenannte theologische Matrikel, eine Art Protocoll, worin besonders die Promotionen und was dazu gehörte, meist genau verzeichnet sind, fängt erst mit dem Herbst 1462 an, also zwei und ein halbes Jahr nach der Eröffnung der Universität1). Am Lucastag (18. October) jenes Jahres wurde zum Decan erwählt der Professor Caspar Maner vom Predigerorden, der ge= wöhnlich als der erste theologische Decan angeführt wird. Mit ihm bildeten die Facultät die Doctoren Mgr. Johannes Crüßer, den wir als den ersten Decan der Artistenfacultät haben kennen lernen, und Mgr. Wilhelm Textoris aus Aachen. Aber man darf darum nicht glauben, daß die Facultät erst jezt besezt und eröffnet worden sei, da ja schon im Briefe des Rathes an den Pabst vom 7. April 1460 und dem Einladungsschreiben des Rectors Georg von Andlo gesagt ist, daß die Vorlesungen in allen vier Facultäten begonnen worden seien.2) Durch wen das in der theologischen geschah, wissen wir freilich nicht und ebenso wenig, ob schon damals ein Decan bestellt

1) Die Theologice Facultatis Matricula, ein Kleinfolioband auf Papier geschrieben, enthält die Promotionen bis 1674, am Ende die Statuten verschiedener Zeiten und ein Verzeichniß von Legaten für die Facultät. Auf der ersten Seite ist der heilige Augustinus als Schutzpatron der Theologie gemalt.

2) Vergleiche oben S. 36.

wurde. Aber im zweiten Halbjahr der Universität, unter Nector Caspar ze Rhin, erscheint Caspar Maner in der Matrikel als ordent= licher Professor der Theologie eingeschrieben,3) und gleichzeitig und zum Theil schon früher finden wir den Nath beschäftigt tüchtige Männer für die Facultät zu gewinnen.4) Es legt ein günstiges Zeugniß für die Behörde und ihre Rathgeber ab, daß sie ihr Auge auf Dr. Johannes Rücherad von Wesel warfen, der nach längerer erfolgreicher Wirksamkeit an der Universität Erfurt, damals als Domherr in Worms lebte. Wir haben bereits erwähnt, wie es nach längeren Unterhandlungen, vermuthlich im Frühjahr 1461, gelang, ihn nach Basel zu ziehen. Johannes von Wesel war also im Sommerhalbjahr 1461 mit Caspar Maner und wahrscheinlich auch schon mit Joh. Crüger, der im Herbste als Professor der Theologie angeführt wird, Ordinarius. Wie der Versuch des Rathes und Rectors ihm ein Canonicat zu St. Peter zu verschaffen, beim Bischof auf Widerstand stieß, ist auch bereits oben erzählt. Dieser Widerstand scheint übrigens nur in der Absicht des Bischofs, seinem Official Laurencius Kron die Präbende zu geben, begründet und nicht etwa mit Wesels kirchlicher Richtung im Zusammenhang zu stehen. Was diesen bewog, nachdem er kaum in Basel angestellt war, es wieder zu verlassen, erfahren wir nicht; wahrscheinlich war es die Berufung zum Domprediger nach Worms. Denn dahin kehrte er im Jahre 1462 zurück.) So wenig wir von seiner kurzen hiesigen Wirksamkeit

3) Caspar Man (sic) sacre theologie professor ordinarius predicatorum. *) Vergleiche oben S. 65 und 69.

5) Vgl. über Wesel Ullmann, Reformatoren vor der Reformation. Erster Band. Johann von Goch und Johann von Wesel. Der Aufenthalt in Basel ist ihm, wie allen Kirchenhistorikern, die sich mit Wesel beschäftigt haben, unbekannt geblieben. Da Wesel im Herbst 1462 nicht mehr in der Facultät in Basel war und da er bei seinem Proceß 1479 fiebzehn Jahre als Domprediger in Worms gewesen war, kann man seinen Abgang von Basel mit Sicherheit in das Jahr 1462 vor dem Herbste seßen. In der Rectoratsmatrikel unter Peter zem Lufft, Sommersemester 1461 ist er eingeschrieben: Johannes Rücherad de Wesalia sacre scripture professor.

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