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die Stelle und trat sie, nachdem er noch die Doctorwürde in Avignon geholt, im Februar des Jahres 1525 an, gleich mitten in die Stürme der Reformation hineingeworfen. Seine Thätigkeit gehört wesentlich in die Zeit nach der Reformation.

Die Facultät aber schleppte sich noch einige Jahre siechend dahin. Dem Mörnach war vom Rathe 1523 seine ordentliche Professur entzogen worden, er blieb aber, wenn auch unbesoldet, in der Facultät und wird 1525, 1526 und 1528 in der Matrikel als Decan bezeichnet, wohl dem Rath zum Troße.

Außer den genannten Lehrern wird 1521 noch ein Dr. Stephanus Verdelet aus Besançon als wirklich lesender Rechtslehrer erwähnt. Als er einen Urlaub von zwei Monaten erhielt, wurde Claudius Cantiuncula beauftragt, für ihn zu lesen.16)

Wir sehen bei der juridischen Facultät einen ähnlichen Gang wie bei der theologischen, anfangs ein frisches, reges Leben, ganz eigenthümlicher, für Deutschland einziger Art, bald aber einen Rückgang, in dem das anregende italienische Element ganz oder doch fast ganz ausscheidet; doch bleiben immerhin einige tüchtige Kräfte. Im letzten Jahrzehnt des fünfzehnten Jahrhunderts folgt ein kurzer Aufschwung, durch die Namen von Brant und besonders von Krafft getragen, nach diesem aber eine völlige Stagnation, die erst in den letzten 12 Jahren durch die humanistischen Juristen Cantiuncula und Amerbach wieder einigermaßen durch frisches Leben ersezt wird. An der Vertretung des bürgerlichen Rechts kann immer der Zustand der Facultät bemessen werden.

16) Lib. Conclus. fol. 33, a.

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Leber die medicinische Facultät können, oder vielmehr müssen wir uns sehr kurz fassen. Denn es sind weder ihre Statuten erhalten, noch irgend welche Aufzeichnungen über ihre Promotionen und sonstigen Vorgänge vorhanden. Wenn für diese Zeit einmal eine Matrikel existiert hat, so ist sie doch sehr früh verloren gegangen, denn sie fehlte schon als die jetzt noch vorhandene im Jahre 1559 vom damaligen Decan Heinrich Pantaleon angelegt wurde, und er hat nur aus der Rectoratsmatrikel und anderen Erinnerungen einige sehr dürftige Nachrichten über das erste Jahrhundert zusammengestellt. Ohne Zweifel haben wir dabei wenig verloren, da das medicinische Studium damals sehr tief stand und in Basel auch verhältnißmäßig, im Vergleich mit andern Wissenschaften, schlecht vertreten gewesen zu sein scheint. Was wir erfahren geht nicht weit über einige Namen. hinaus.

Der erste Lehrer und Decan, schon 1460 im ersten halben Jahre in der Matrikel des Rectors eingetragen, war Wernher Wölflin von Rotenburg, unter dessen Decanat die Facultät ihre Statuten soll erhalten haben. Am Lucastag 1462 wurde er zum Rector gewählt, später hat er das Amt nicht mehr erhalten, da jezt der geistliche Stand und die Ehelosigkeit eine Bedingung desselben wurden, er aber wenigstens später verheirathet war. Bis gegen Ende des Jahrhun

derts ist er als Ordinarius an der Spiße der Facultät geblieben, ') scheint aber vor 1500 gestorben zu sein, in welchem Jahre ein anderer Ordinarius in der Medicin genannt wird. Indessen scheinen seine Verdienste nicht groß gewesen zu sein; denn wir begegnen wiederholt Klagen, daß er nicht genug thue, und Berathungen, ob man ihn nicht entlassen und durch einen andern berühmten Meister ersetzen wolle, und das schon in den ersten Jahren.2) 1472 legte die Universität Fürsprache für ihn ein 3), und es scheint nie zu einer Entfernung von der Professur gekommen zu sein, da er 1492, bei der Wiedervereinigung der beiden philosophischen Parteien, noch als Decan in der Vermittlungscommission war. Die Stelle als Stadtarzt aber, die er anfangs auch versah, ist ihm nicht immer geblieben. Denn 1477 wurde Dr. Joh. Widmann an diese ernannt) und später noch andere.

Daß Peter Medici von Ulm, Peter Luder, und Jacobus Jacobi Publicius aus Florenz von denen wir bei der philosophischen Facultät gehandelt haben auch in der Medicin gelehrt haben, ist nicht wahrscheinlich obgleich sie Mediciner waren.

Dagegen ist offenbar Heinrich de Laccis, wahrscheinlich ein Italiener der unter den Verordneten zur Bearbeitung der Universitätsstatuten 1465 erscheint, und im Wintersemester 1464 auf 1465 immatriculiert worden war, Lehrer der Medicin gewesen. Gleichzeitig ist auch ein Konrad von Emerkingen als Doctor der Medicin in die Matrikel eingeschrieben. 1470 wurde ein Fridericus de Wyringia aus Holland, Doctor der Medicin, in die Matrikel eingeschrieben und zwar gratis, was darauf deutet, daß er lehrte; im

1) 1496 wird seine Frau, nicht Wittwe, in ein Frauencomite zur Beaufsichtigung der Hebammen gewählt. Deffnungsb. 1496 fol. 38. b.

2) Item dem Arzetmeister Wernher urloub geben und einen fürnemen meister bestellen." Deffnungsbuch 1462 fol. 143 a. Aehnliches auf mehreren Blättern aus derselben Zeit.

3) Deffnungsbuch). 1472. fol .81. a.
4) Deffnungsbuch 1477. fol. 187. a.

gleichen Jahre ein Med. Dr. Eberhardus Sleusinger de Gaßmannsdorff, aus der Würzburgerdiöcese, der aber als vornehmer Herr einen Gulden zahlte.

Ob der 1477 zum Stadtarzt ernannte Joh. Widmann von Gundelfingen auch an der Universität thätig war, ist ungewiß. Bei seiner Anstellung wurde er ausdrücklich nicht dazu verpflichtet, sondern dieß seinem guten Willen überlassen.5) Er scheint die gleiche Person zu sein mit dem Tübinger Professor gleichen Namens.")

Im Sommerhalbjahr 1482 wird Med. Dr. Johannes Friewhß aus Haßfurt genannt und im folgenden Jahre 1483 Andreas Ondorp von Alkmar in Holland. Der Lettere blieb längere Zeit an der Universität, und wurde im October 1484 und im Mai 1491 Rector. Während seines zweiten Rectorates ließ er sich zum Baccalaureus der Theologie machen, und, da er dabei die Erlaubniß erhielt, die theologische Doctorwürde in Rom oder Bologna anzunehmen, so müssen wir schließen, daß er bald darauf von Basel abgieng. 1487 ist ein Mgr. Sebastianus Hero aus Friesland eingeschrieben.

Im Jahre 1493 tritt zum erstenmal ein Mann auf, der sich einen Namen gemacht hat, nicht durch medicinische Verdienste sondern durch sein ebenso leidenschaftliches als läppisches Auftreten gegen die Reformation. Es war das Dr. Johannes Romanus Wonecker. Denn es ist nicht daran zu zweifeln, daß er dieselbe Person ist mit dem 1493 in die Matrikel eingeschriebenen Johannes Romanus Windegker de Windegk arcium et medicine doctor Maguntin. dyoc., der im gleichen Jahre vom Rath auf drei Jahre zum Stadtarzt bestellt wurde.") Sein eigentlicher Name scheint Johannes

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5) Doch unverbunden fin soll ze lesen, denn so vil er von guttem willen tun wil." Oeffnungsb. a. a. D.

6) Eisenbach Gesch. der Univ. Tübingen. S. 55.

7) Abgesehen von andern Gründen wird die Identität erwiesen durch das Erkanntnißbuch, in dem er 1493 fol. 127 b. Hanns Windegker heißt und dann der Beisat folgt: Samstag vor dedicat. templi 1495 ist der genannt Doctor Hanns Wunnegter nach Versehung der obigen 3 Jahre für weitere 2 Jahre angestellt.

Rulmann Windecker oder von Windeck, dieß nicht etwa als adelicher Name, sondern nur zur Bezeichnung seiner Heimat, gewesen zu sein. Da nun aber diese Identität sicher ist, so sehen wir weiter, daß er ohne Zweifel zuerst Barbierergeselle gewesen war. Denn 1485 wird ein Hanns von Windegk, Schererknecht erwähnt, der gegen die Schererzunft Klage führt.8) Dieser Laufbahn entspricht denn auch seine ganze Bildung. Er wurde ohne Zweifel Wernher Wölflins Nachfolger; denn 1500 ist er in der Regenz als Ordinarius der Medicin.) Jm October 1519 und zum zweitenmal im October 1522 wurde er zum Rector erwählt. Bald darauf im Jahre 1523 entzog ihm der Rath seine Besoldung.

Um dieselbe Zeit mit Windecker oder Wonecker trat Joh. Tunsel genannt Silberberg in die medicinische Facultät, die er aber bald mit der juridischen vertauschte, und einige Zeit nachher finden wir die Doctoren der Medicin Nicolaus German aus Ruffach, Albert Mulich aus Nürnberg, Matthias Garambus, David Germanus erwähnt, dann Leonhard Camarellus, Oswald Ber aus dem Etschlande (Athesinus), Peter Wölflin, Joh. Tieffenbach, und Berchtold Barter aus Ehingen. Von ihnen hat Barter der Facultät viel Verdruß gemacht, mit der er 1523 in solchen Streit gerieth, daß er ausgeschlossen wurde. Schließlich 1524 nahm man ihn dann in Folge einer Vermittlung der Universität wieder auf. Der bekannteste aber ist Oswald Ber, weil er im Frühling 1529 erwählt, der lezte Rector vor der Schließung der Universität war und 1532 bei der Wiedereröffnung der erste der reorganisierten Anstalt wurde.

Von den Leistungen aller dieser Männer können wir gar nichts berichten, in der Wissenschaft hat keiner unter ihnen einen Namen gehabt. Nicht erwähnt habe ich bisher den einzigen Lehrer der Medicin, der einen europäischen Ruf gewonnen hat, den Theophrastus Paracelsus, dessen Verdiensten um die Medicin sein Charlatanismus

8) Erkanntnißbuch 1486 fol. 55 a.

9) Lib. Conclus. f. 18. a.

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