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Bildung des Chinesen aus den bisher ganz natürlich jener Einengung entsprechenden Schranken gehoben sein wird. Die einfache christliche Mission wird solches nicht vermögen, vielmehr könnten ihre Resultate nach der Analogie der habessinischen Kirchengeschichte in dem chinesischen Geiste sich bedenklich nationalisieren und trüben. Man hat daher mit Recht die intellectuelle Bildung zugleich ins Auge gefasst. In Peking ist ein englisches Institut gegründet worden und in Kanton geben seit 1865 die englischen Missionäre ein Pfennigwochenblatt "The Chinese and Foreign Weekly Newspaper' heraus 914); welche Wirkungen Lobscheid's bedeutende Bemühungen um die Einführung fremder, besonders englischer Steuerbeamter besonders in den Küstenlandschaften haben werden, steht noch dahin. Auch hier wird das Erfolgreichste nur von der Kindheit und der Jugend aus geschehen können. Die Erziehung, welche uns Bowring 15) charakterisiert, und die allen Charakter tödtende Examentyrannei, wie sie uns Keer 16) für Kanton schildert, werden vorher andere Bahnen finden müssen. Die Mittheilungen, welche Hanspach 17) von den Volksschulen seines Districts macht, erlauben einige Hoffnung.

Vielleicht kann dann das Volk sich auch wieder zur Religion heranbilden, welche es fast moderner als die modernsten unter uns seit lange nicht mehr hat. In volksthümlichen Anschauungen und Sprüchen 18) begegnen wir noch religiösen Anklängen. Und wieder ist es eine gründliche Untersuchung von Plath 19), welche aus dem Leben und der Litteratur der alten Zeit authentische Nachrichten sammelt und eine beachtenswerthe Reihe von religiösen Ideen in dem altchinesischen Gemüthsleben nachweist: je stärker ein Aberglaube, um so energischer muss daneben das Verlangen nach einem Gottesglauben sein, wenn auch der Begriff 'Gott' sich

914) Vgl. Mag. f. d. Litt. d. Ausl. 1865 no. 31 p. 433 f.

15) Education in China. By Sir John Bowring, Shilling Magazine No. 2 (1865 June) Art. 8, No. 4 (1865 Aug.) Art. 6, u. No. 5 (1865 Sept.) Art. 5.

16) Description of the Great Examination Hall af Canton. By J. G. Keer, Journal of the North China Branch of the Roy. As. Soc. New Ser. No. III. Dec 1866 (Shanghai 1866 gr. 8.) p. 63-70 nebst Plan.

17) Report for the years 1863 and 1864 of the Chinese Vernacular Shools, established in the Sinon, Kiushen, Fayuen, and Conglok districts of the Quangtang province. Superintended by the Rev. Aug. Hanspach. Hongkong 1865, 16 S. 8.

18) Chinese Cosmogony and Sententious Sayings, Chinese and Japanese Repository by Summers Vol. II (1864) p. 210-212.

19) Die Religion und der Cultus der alten Chinesen. Von Joh. Heinr Plath. Zwei Abth. (1, Die Religion der alten Chinesen. Mit 23 lith Tff. LV u. 108 S. 2, Der Cultus der alten Chinesen. Mit lith, Tf. 133 S.) Chinesische Texte. (Aus d. Abhh. der kgl. Bay. Ak. der Wiss.) Ebend. 1864, 46 S. 4. lithogr. (n. 2 R 20 Ngr) München, Franz in Comm. 1862 gr. 4. (2 Thlr. 4 Ngr. u. 1 Thir.) Vgl. Lit. Centralbl. 1864 no. 5 p. 100 f.

noch schwächer ausspräche, als es bei den alten Chinesen der Fall gewesen zu sein scheint. Eine sehr werthvolle religiöse Idee fehlt indess den activen Chinesen dem Anschein nach vollständig, die Idee der persönlichen Unsterblichkeit. Wie wir aus einer andern ebenfalls trefflichen Untersuchung Plath's 920) lernen, ist wenigstens bei ihnen die Anschauung einer unbedingten Fortdauer und des Bewusstseins nach dem Tode nicht nachweisbar. Die viel discutierte Frage über den chinesischen Monotheismus ist auf Grund von Aufzeichnungen Premare's, welche Pauthier 21) bearbeitet und herausgegeben hat, von neuem angeregt worden ohne vorläufig zu irgend einem Abschluss zu kommen. Die objective Toleranz, welche sich auch in dem von Severini 22) behandelten siebenten Kapitel des heiligen Edicts vom Kaiser Kang-hi ausspricht, ist das Ergebniss einer langen praktischen Abschwächung dogmatischscharfer Anschauungen. Vieles beweist den fortdauernden Zug des chinesischen Geistes nach dem Uebersinnlichen: die magischen Spiegel, von denen Brewster 23) redet, ebenso gut als die culturgeschichtlich hochwichtige Herübernahme des Buddhismus mit seiner massenhaften Uebersetzungslitteratur, wie dem bei Indien zu erwähnenden Amitabha u. A., mit seinen zahlreichen Mönchen, von denen uns Bigandet 24) die auch in Hinterindien bekannten von ihrem Talablatt-Sonnenschirm benannten wieder vorführt.

Man freut sich, religiöse Züge zu entdecken, welche dem Abendlande verwandt sind. Stanislas Julien möchte die Tu-kiu gradezu für chinesische Christen halten 25); noch lieber und wie man glaubt sicherer freut man sich der weitausgebreiteten Freimaurerei 26). Die Einführung und Befestigung des Christenthums stösst in dem polizeilich wohleingerichteten und seiner Traditionen stolz bewussten Staate auf die grössten Schwierigkeiten, wenn man

920) Die Unsterblichkeitslehre der alten Chinesen. ZdDmG. XX (1866) p. 471-484.

Von Dr. J. H. Plath,

21) Lettre inédite du P. de Prémare sur le monothéisme des Chinois, publiée avec la plupart des textes originaux, accompagnés de la transcription d'un mot-à-mot et de notes explicatives par G. Pauthier. (Extr. des Annales de philos. chrétienne Ve série, T. III Févr. et Mai.) Paris, Duprat 1862, 54 S. 8.

22) Tre religioni giudicate da un Cinese. Da Anselmo Severini, Rivista Orientale I (Firenze 1867, 8.) p. 130–147.

23) Chinese magic mirrors. With observations by Sir D. Brewster, Scientific Review No. 2 Art. 1.

24) On the Phongies, a Section of the Buddhists, also called Talapoins. By Dr. Paul Bigandet, Chinese and Japanese Repository by Summers Vol. III (1865) p. 353-360, 409-416, 453-461. Translation of the Amitâbha Sutra from Chinese. By the Rev. Sam. Beal, Journal of the Roy. As. Soc. of Great Brit. New Series. Vol. II (1866) p. 136–144.

25) Stanislas Julien über die Tu-kiu, Ausland 1866 No. 12 p. 283 f. 26) Sa-ling-tohouen-fo-in. (Evangile traditionnel de Jérusalem, rédigé par Ting-tun-ling: Manuel élémentaire de franc-maçonnerie chinoise, en Chinois.) Paris 1864, 16. Vgl. L. de Rosny im Bulletin du Grand Orient de France 1864 Sept. no. 8.

sie nicht mit der klugen Accommodation der früheren jesuitischen Mission beseitigen will. Das Hauptinstrument aller evangelischen Mission, die Bibel, ist, abgesehen von allen Schwierigkeiten der Uebersetzung, welche zum Theil Hudson 927) berührt, bei der Art der chinesischen Schrift den weiteren Kreisen nur mit besonderer Mühe zugänglich zu machen. Der Nutzen, welchen die Missionare der Wissenschaft bringen, ist hier häufig bedeutender als der unmittelbar praktische: wenigstens gilt das in hobem Grade von der russischen Mission in Peking, deren Arbeiten bereits oben hervorgehoben worden sind, und von den englisch-amerikanischen Sendboten, die sogleich bei der Erwähnung der Arbeiten über chinesische Sprache und Litteratur zu rühmen sein werden. Die Arbeiten der romanisch-katholischen Mission sind besonders von dem Glanze des Martyriums umstrahlt, welches politischer und nationaler Hass in scheusslicher Weise herbeiführte 28). Denn nicht zufällig sind es französische Missionäre, die hier den Tod fanden, u. A.: Mabileau 29), Beaulieu 30) und Cambier 31). Solche Schicksale der katholischen Missionen mussten auch die Theilnahme der evangelischen Christen erregen 32).

Eigenthümlich ist neben dem Christenthum die Stellung des Judenthums und des Islam in China. Ueber das Judenthum berichtet Wylie 33) mit zu Grundelegung einer früheren Schrift von James Finn aus dem J. 1843, mit welcher die Ergebnisse einer Expedition nach der jüdischen Synagoge von Khai-fu-fu 1850 und die Mittheilungen zweier Juden aus dieser Stadt verarbeitet worden sind. Man sieht, dass China, welches diese Einwanderer in seine nördlichen Binnenprovinzen zuliess, menschlicher war als das gleichzeitig christliche Europa: jetzt freilich ist das alte Gotteshaus verfallen und der Gemeinde fehlt der Rabbiner.

927) Important Considerations relative to English translations, in reply to the proposal for a new version of the Sacred Scriptures into the Chinese language. By Th. H. Hudson. Shanghai 1866, 36 S. 8.

28) Missions de l'extrême orient, ou coup d'oeil sur les persécutions de la Chine, de la Cochinchine, du Tong-king et de la Corée. Par l'abbé Camille Lenfant. Paris, Bureaux du commiss. du clergé 1865, 129 S. 12.

29) Vie de François Mabileau, missionnaire apostolique et pro-vicaire au Su-Tehuen oriental, mis à mort en haine de la religion catholique dans la ville de Yeou Yang-Tchéou, le 29 août 1865. Par l'abbé P. Gaborit. Nantes, Mazeau 1867, 151 S. 12.

30) Panégyrique de l'abbé Louis Beaulieu, missionnaire en Corée, martyrisé le 8 mars 1866, prononcé dans l'église de Langon, le 2 mai 1867, par l'abbé Félix Laprie. Bordeaux, Impr. Dupuy 1867, 47 S. 8. (1 fr.)

31) Notice biographique sur l'abbé Cambier, ancien élève de l'Ecole normale et missionnaire apostolique, mort en Chine le 12 juin 1866. Par le R. P. Adolphe Perrand. Lille, Béhague; Paris, Douniol 1867, 35 S. 8.

32) Die Leiden der römischen Christen in Anam u. Korea, Neue Ev. K. Zeitung 1863, nr. 32-33.

33) Israelites in China. By Alexander Wylie, Chinese and Japanese Repository by Summers, Vol. I (1863) p. 13–22, 43–52.

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