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mehr zerstreut waren als heutzutage (vgl. Bd. 10, 145). Es gibt Gegenden, in welchen mehr Orte verschwunden sind als in andern, und namentlich findet man, daß auf der Ebene des Oberrheins mehr Orte ausgegangen sind als im Gebirge. Die Ursachen dieser Erscheinung habe ich oben berührt und ihre nachtheilige Wirkung auf den Landbau bemerkt; es sind aber auch die Folgen zu beachten, welche das Anhäufen der Bevölkerung in wenigeren Wohnorten auf die bürgerlichen und Kulturverhältnisse des Volkes geäußert hat. Denn die Verwaltung des Kirchen- und Schulwesens wurde dadurch mehr cen= tralisirt, während die eigenthümlichen bäuerlichen Güter- und Hofrechte in der größeren Gemeinde allmählig untergiengen. Der Umfang dieser Wirkung läßt sich einigermaßen beurtheilen, wenn man die Anzal der ausgegangenen Orte eines Landes mit jener der noch be= stehenden vergleicht. In Baden gibt es z. B. in runder Zahl 1700 Ortschaften und Wohnorte; ausgegangen sind, so viel bis jezt bekannt, gegen 170, also ein Zehntel der noch vorhandenen Orte.

Man findet in folgendem Verzeichniß Beweise, daß es in der Ortenau mehr Ortsnamen auf -tung gegeben hat, als jezt noch übrig find. Da sie nur in diesem Landstriche zwischen der Rench und Murg häufig, anderwärts aber selten vorkommen, so verrathen sie eine gemeinschaftliche Ansiedlung zu einer bestimmten Zeit. Das Wort Tung oder Dunk hat in unserer Mundart keine Bedeutung, war aber ein Appellativ weiblichen Geschlechts, daher alle Ortsnamen, die damit zusammengesezt sind, weiblich gebraucht werden. Niederteutsch lautet das Wort Donk und kommt an der Niedermaas in Geldern nicht nur in Ortsnamen vor wie Wachtendonk, Winekendonk u. a. sondern auch häufig als Appellativ und bedeutet die flachen Erhöhungen, die sich wenig aus einer tief liegenden feuchten Ebene erheben. Dieselbe Lage haben jene Wohnorte in der Ortenau und man ersicht daraus, daß die eigentliche Bedeutung der Tungen oder Donken Inseln verlassener Flußbette ist, wie sie in der Ebene des Oberrheins häufig vorkommen, aber sonst überall Auen genannt werden. Das niederteutsche Tung kann daher auch nur mit niederteutschen Ansiedlern in die Ortenau gekommen sein und dies führt auf cine Colonisirung durch ribuarische Franken, welche nach der Besiegung der Alemannen durch Chlodowech sich im Laufe des 6ten Jahrhunderts in der Ortenau niederließen, und diesem Landstrich den Namen Mortungau gaben, der seine Naturbeschaffenheit deutlich anzeigt, indem er damals größtentheils aus Sumpfinseln bestand 8.

Von den Ursachen, wodurch die ausgegangenen Wohnorte mit

andern vereinigt wurden, habe ich früher zwei erwähnt: 1) die Zerstörung durch Brand und Krieg, 2) die Auflösung der Orte zum Zwecke großer Gutswirthschaft. Es gab aber noch andere Gründe, die hier nachzuweisen sind, welche im Interesse der Dynasten und Städte lagen und politischer Natur waren. Dynasten, welche Dörfer in der Nähe ihrer Städte besaßen, haben sie hie und da mit den Städten vereinigt, um deren Vertheidigung zu verstärken und ihre Kräfte nicht auf mehrere Orte zugleich zersplittern zu müssen. Zu diesem Zwecke wurde sowol Bergheim mit Heidelberg als auch Frauenweiler mit Wiesloch von den Pfalzgrafen vereinigt. Gleicherweise wurden Selhofen und Vilzbach zu Mainz gezogen. Aus demselben Grunde lösten die Reichsstädte manchmal ihre nachbarlichen Dörfer auf, so Heilbronn das kleine Dorf Beckingen auf dem linken Neckarufer, welches die Stadt erkauft hatte und mit sich vereinigte; ebenso wurde das Dorf Mühlhausen der Stadt Landau einverleibt, die es durch Kauf erworben hatte, wie auch die Orte Euzingen und Brunnheim 9. Von der Auflösung der Wohnorte durch die Klöster, Dynasten und Städte hat man urkundliche Nachrichten, von der Vereinigung der Gemeinden unter sich aber wenige oder keine, denn es war zum Theil nicht nöthig, darüber eine Urkunde aufzunehmen, weil die vereinigten Orte nur eine Gemeinde ausmachten, also nur eine juristische Person waren, theils mögen solche Vereinigungen in eine frühere Zeit gehören, wo die Dörfer noch keine Urkunden ausstellten.

Der

1 Es gibt am Oberrhein nicht nur lateinische und teutsche Wörter, die einen Ort bezeichnen, sondern auch celtische, die eben so wie jene mit Eigennamen verbunden werden. Diese Namenbildung ist schon alt, z. B. Berahtoldestafta (d. h. Bertholds Viehhof), Schannat trad. Fuld. p. 231 von 922. Ortsnamen Bockschaft im Kraichgau wird wohl auch aus Buggonis-tafta entstanden sein. Die Appellativa der Ortsnamen werden hie und da mit einander verwechselt. Gersdorf im Unterelsaß kommt mit drei Namen vor: Gerlaicovillare, Gerleiches-dorf und Gerleihes-haim. Zeuss tradd. Wizenb. p. 45. 55. 97. So kommt auch bei Neugart cod. Alem. 1, 537 vom Jahr 904 vor: villa quae dicitur Liubmanni, und gleich darauf in Liubmanneswilare, was jetzt Lemenschweil heißt.

2 Statt Mark und Bann steht in alten Urkunden auch fines und termini und daneben der Genitiv Plural der Einwohner des Ortes, z. B. in finibus Hohheimono (Schannat ib. p. 201), d. h. in der Gemarkung der Hochheimer ; in terminis Ostheimono (p. 130), in der Gemarkung der Ostheimer. Folgt ein Genitiv-Singular, so bleibt die Ortsbedeutung bestehen, wie beim Plural, 3. B. in marcu Maresfeldes (p. 152), denn gleich darauf heißt es (p. 153): in villa Marahesfelde et in illa marca, que ad illam pertinet villam. Wo

der Tert einer Urkunde nur auf einen Feldnamen geht, da darf man keinen Ortsnamen daraus machen. So ist Metaminpahe bei Neugart cod. 1, 127 nur ein Feldnamen, den er unrichtig durch einen Ortsnamen erklärt.

3 Beweise veränderter Ortsnamen kommen schon früh vor: Villa Hohireod, que a quibusdam Uualtratehus dicitur. Von 867. Schannat tradd. Fuld. p. 204. In Ruotmuothusun seu in Quetbrun, von 930. ibid. 234. Im Elsaß wird erwähnt eine villa, que antiquo vocabulo appellatur Puotrihes-streuua, nunc vero dicitur Uuolfoltes-streuua. von 804. p. 87. In loco, qui suo nomine nuncupatur Theotrihes-hus von 810 S. 100. Jm Jahr 812 heißt aber derselbe Ort Theotrihes-hus et Engilriches. p. 106. Noch andere Belege in meinen Celt. Forschungen S. 173. Walrammes-wilare, quod prius vocabatur Uodalprechtes-wilare. Von 850. Neugart cod. Alem. 1, 272. In loco Pochowa, sed nunc eodem (1. eundem) locum Erphunesreod appellare vulgus consueverat. Von 808. Meichelbeck hist. Fris. dipl. 1, 109. In der bad. Urgesch. 1, 145 habe ich den Ort Richenwilre als eingegangen angegeben; er wird aber in dem Zinsbuch von Ettenheim 1529 immer in der Nähe dieser Stadt genannt, weshalb ich vermuthe, es sei das jezige Dorf Ettenheimweiler. So ist auch das im 10. Jahrh. bei Kippenheim voskommende Langises-Wilare das heutige Kippenheimweiler. Dieses heißt in einem Ettenheimer Zinsb. des 14. Jahrh. Vinkenwilre.

Sowol das erste als das zweite Wort können bei Ortsnamen wegfallen, ohne daß man daraus auf einen verschwundenen Ort schließen darf. Richgaeres-hovestat und Wolfmares-hovastat fommen 774 vor und heißen jezt blos Hofstetten. Neugart cod. Alem. 1, 57. Marcholtin-hova heißt jezt Marchlon, hat also das zweite Wort abgeworfen. Ibid. Ebenso Bodinchova, Bottingen. Ibid. S. 5. So hießen auch die beiden Orte Höchst im Kanton St. Gallen und in Nassau früher Hosstadi. Ibid. 1, 112. Das Dorf Angelthürn bei Borberg hieß im Jahr 1533 Angelthal, Offenheim bei Gundelsheim am Neckar und Thalheim bei Mosbach heißen jezt Offenau und Dallau. Auch der Umlaut verändert manche Ortsnamen, Opplingen heißt jezt Epplingen bei Vorberg, Otelfingen Edelfingen u. dgl. Der Jnsultheimer Hof bei Hockenheim, der noch 1487 ein Dorf war, kommt in dem Wersauer Lagerbach von 1518 in den drei Formen vor: Ynselheim, Eynselheim und Inßlingen. Aus dieser lezten ist die jeßige Form Eisinger Hof entstanden.

Bei manchen Namen wird blos eine Sylbe ausgelassen oder verändert und ihre Form ist nur der Mundart nach von der jeßigen verschieden, wie Rinidela, jezt Rheinthal im Amt Müllheim, welches Dumbeck geograph. pagor. p. 361 irrig als ausgegangen angibt. Eben so wenig ist Litaber ausgegangen, wie er S. 354 behauptet, sondern besteht noch als Lipburg oder Lippurg in demselben Amt, und Maffubach ist Mappach. So scheint mir auch Rincha im Breisgau kein ausgegangener Ort, wie Dumbeck S. 360 angibt', sondern nur eine latinisirte Form für Ringsheim. S. Herrgott dipl. 1, 103. Auch ist Pucohma nicht Buchholz, sondern Buchheim. Darland bei Karlsruhe hieß früher Daherslar. Traditt. Wizenb. et Zeuss p. 308. Kürnbach Quirenbach. ib. p. 293. Lupercheimhaha (1. Lupercheimbaha) kommt 1028 im Breisgau vor, und ist wohl der Lippersbacher Hof im Amt Müllheim. Trouillat 1, 161.

Im Jahr 754 werden im Breisgau angegeben: Warbinbach, Arcio, Vinia, Minsilido und Folchmisuuilare (Goldast script. Alem. 3, 39). Vadianus

hielt sich nur über die Bauernsprache der Urkunde auf, ohne sie zu erklären. Der erste Ort ist Warmbach am Rhein im Amt Lörrach, den Dumbeck pagor. geogr. p. 370 für ausgegangen hält, der zweite Herthen, der dritte ist Minseln und der vierte Wyhlen. Vinia erklärt Neugart 1, 25 für Markhof.

4 Das Thennebacher Güterb. führt f. 336 bei Forchheim im Breisgau an den „Harghein búhel, Wilhein weg und Wishein weg", diese Orte hießen jezt Harderer Hof, Wyhl und Weisweil, find also nicht ausgegangen. In einem Ettenheimer Zinsbuch des 14. Jahrh. lauten die Namen Wizelnheim-Wisselnheim-weg und Wilheim-weg, und der Rüsheim-pfat bezieht sich wol auf den Ort Rust.

5 Capela sive ecclesia inferior s. Margarete in Herbolzhein. 1341. Thennebach. Güterb. f. 120.

6 In einem Urbar des Klosters Marienau zu Breisach aus dem 15. Jahrh. zu Karlsruhe kommen noch zwei Feldnamen auf -tung im Oberelsaß vor, zu Wolfgangsheim: „zúht uff Brunsoltunch", und zu Biesheim „brunnentund.“ Es hängt dieß mit den fränkischen Ortsnamen auf -heim zusammen, die am Rheinufer bis gegen Basel hinauf gehen, und eine fränkische Ansiedlung in den Niederungen verrathen. Bei Wenck, hess. Land. Gesch. 1, 99 kommt ein Ort Buchtung von 1319 vor, der auch in der Ortenau vorhanden ist. S. auch Baur's Urk. zum heff. Archiv S. 156, wo ein Buchdung in der Gegend von Gernsheim angeführt ist. In einem Zinsbuch von 1511 steht bei Jffezheim im Amt Rastatt: „der weg der von der hart uf die cychtung gart." Dies war wol ein Feldnamen. Einige Namen in der Ortenau haben ihre Formen verändert, in der urkundlichen Benennung erkennt man aber ihre Zusammenseßung mit tung. So hieß Leiberstung früher Leibolßdung, Weitenung, Witendung u. dgl. Im 17. Jahrh. wurde das Wort -tung in -umb verdorben, z. B. Weitenumb u. a.

7 Daß die Dunken Erhöhungen im ebenen feuchten Lande bedeuten, ergibt sich auch aus folgender Stelle in einer Zinsrolle von St. Peter des 14. Jahrh., welche Gündlingen im Breisgau betrifft: „ligent gegen dem bühel, dem man da sprichet Brúnhilt-dunke. Gündlingen liegt ganz eben und in alter Zeit floß dort der Rhein. In Belgien gehen die Ortsnamen auf -done bis nach Flandern und Henegau und stehen mit den Moorgegenden in Verbindung, wie folgende Belege beweisen: Sigerus de Nimmendonc, von 1181. Bonaria mori (Moorland) apud Mendunc, von 1196. Sicut limites mori se dividunt usque ad alnetum ultra Cypdunc, von 1201. Johannes de Rammesdunc, von 1225. Alle bei Smet chronic. Fland. 2, 780. 809. 820. 853. Die Stadt S. Ghislain hieß früher Ursidongus.

8 Die Nibuarier hatten ihren Namen von den Flüssen Rhein und Maas, zwischen welchen sie wohnten, von rivus, im Bauernlatein ribus (daher rio, rivière, river in der Bedeutung Fluß), Ribu-arii Flußmänner, Flußleute. Es ist lediglich ein geographischer Namen.

9 S. Ztschr. Bd. 4, 386. 14, 159. 12, 196. Frey, Beschreib. des baier. Rheinkreises 1, 128.

Achein. War ein Ort bei Grezhausen im Breisgau. Günthersthaler Zinsbuch. Zu Oberrimsingen wird in demselben Buch der „ban von Achhein, zem alten Achheim, an der kilchun ze Achhein“ angeführt. Es lag am Rhein. 1344. Cod. Laur. 2, 537.

Adelnhoven führt das Thenneb. Güterbuch 1341 f. 4 im Breisgau an. Es lag in der Gegend von Emmendingen.

Ahabrüch. Der Sedelhof zu Ahabrüch wird bei Sand in der Ortenau angeführt. 1303. Urk. v. Allerheil.

1341.

Algersberg hießen mehrere Bauernhöfe bei dem Kloster Thennebach.

Alzenach. Die Mühle zu Alzenach wird in einem Hanau-Lichtenbergischen Zinsbuch des 16. Jahrh. erwähnt. Sie lag wohl in der Umgegend von Lichtenau.

Ansoldowilare war ein Ort in der Gegend von Lörrach. 806. Neugart cod. Alem. 1, 134.

Aspan war ein casalium sive opidulum bei Thennebach. 1341.

Bättenhofen. Lag bei Bankholzen im Hegau, wo die Bättenhofer Zelg 1517 im Bohlinger Urbar bemerkt wird.

Baldorf. Lag in der Gemarkung Mengen im Breisgau. Ze Baldorf in Menger ban. Günthersthal. Zinsb. 1344.

Beigern war ein Ort oder Hof bei Strobach im Amt Gengenbach. 1314. Urkunden.

Belcheym. Zu Dürrenwettersbach, jezt Hohenwettersbach im Amt Durlach, wird nach dem Lagerbuch von 1532 eine Feldgegend, genannt Belcheymer Grund, angeführt.

Berchtersfeld. War ein Ort im Breisgau. Thenneb. Güterb. Lag, wie es scheint, bei Theningen. Dieser Ort hatte nämlich 2 Kirchen, eine obere und untere, im Jahr 1492. Konstanz. Pfründeregister zu Karlsruhe.

Berchusen war ein Kirchdorf bei Ebringen im Breisgau. 1184. Neugart episc. Const. 2, 593.

Bernstein war ein Hof bei Bühl in der Ortenau. 1533. Landbuch.

Nach dem Biderbach steht als Ort im Thenneb. Güterb. von 1341 f. 24, ohne nähere Angabe.

Billikofen. Wird 1341 sowohl bei Waltershofen als bei Opfingen am Tuniberg im Breisgau angeführt: Wiesen „ze Billikofen." Thenneb. Güterb. Im Jahr 1528 heißt es Pillichofen. Es lag wol in der Gegend bei St. Nifolaus.

Birch a war ein Ort von 5 Bauernlchen im Breisgau. 1341. Thenneb. G. B. Es lag vielleicht auf dem Birkenfeld bei Oberhausen.

Blenzenzell. Lag in der Gemarkung von Hugsweier, bestand aber 1367 nur noch als Feldnamen, ze Blenzenzelle oder Blienzenzelle. Zinsb. f. 1. Boll war ein Hof im Uffhauser Bann bei Freiburg. Güterb. Kommt auch 1409 vor.

1341. Thenneb.

Botternbrunnen. Lag bei Lahr; „ziehent uff den galgen und ze Bot= ternbrunnen." 1367.

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