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Hatte nun Bischof Georg von Metz im pfälzischen Kriege eine Rolle gespielt als Bundesgenosse des Kaisers gegen Wittelsbach, so finden wir ihn 13 Jahre später 1475 wiederum im Felde zum Schutze des Reiches gegen fremde Anmassung im sogenannten Kölner Kriege. Wie ja bekannt, hatte der stolze Herzog Karl der Kühne von Burgund, nachdem er auf der Zusammenkunft mit dem Kaiser Friedrich III. in Trier seine Pläne in Betreff der Königskrone nicht hatte verwirklichen können, versucht, sich in die deutschen Streitigkeiten und Händel einzumischen, und mit Freuden benutzte er den Kampf des Kölner Kurfürsten mit seinem Domkapitel, um Deutschland arge Verlegenheiten zu bereiten. Hätte ihm das feste Neuss nicht so erfolgreichen Widerstand geleistet, wer weiss, wie sich die Geschichte unseres Vaterlandes weiterhin abgespielt haben würde. Der Kaiser erklärte den Reichskrieg gegen ihn, und zahlreiche Fürsten, unter diesen die Bischöfe von Strassburg und Metz, eilten unter seine Fahnen. Ein historisches Volkslied meldet darüber1):

Von Österreich herzog Sigmund
schickt frome leute zů stund

dem kaiser in die pletz.

Da kom bischof Jörg von Metz

dem kaiser auf den plan,

von Strassburg der bischof lobesan
hielt an fürstlichen siten,

er was gehorsam oben und niden.

Wichtiger aber noch war das Bündnis, welches zwischen dem Kaiser, Frankreich, der Eidgenossenschaft und dem Herzoge Reinhard II. von Lothringen gegen den stolzen Burgunder zu Stande kam. Solchen Gegnern nicht gewachsen, suchte Karl auf geschickte Weise sich aus der Schlinge zu ziehen; er schloss Frieden mit den drei Erstgenannten und überfiel nun den alleinstehenden Herzog, den er besiegte und aus dem Lande vertrieb, sodass dieser in Frankreich eine Zufluchtstätte suchen musste. Das schöne Lothringen mit seiner Hauptstadt Nanzig verleibte Karl seinen Ländern ein. Darauf eilte er zum Rachezuge gegen die Eidgenossenschaft, erlitt aber wider alles Erwarten im Jahre 1475 eine vollständige Niederlage bei Granson. Da nun der Herzog fürchten musste, es würden jetzt alle von ihm unterjochten Staaten und Länder sich erheben, so rüstete er, unterstützt von dem Grafen von Savoyen, ein neues Heer, um eine grause Abrechnung zu halten mit den Eidgenossen. Er lagerte sich bei Murten, um nach

1) Liliencron 2, 50.

Eroberung dieser Veste sofort auf Bern loszugehen. Doch die Eidgenossen verzagten nicht; sie rafften ihre Heerhaufen zusammen, und da sie von allen Seiten Hülfe erhielten, so gelang es ihnen auch diesmal im Jahre 1476 siegreich aus dem Kampfe hervorzugehen. Unter den Bundesgenossen der Schweizer befand sich der fünfundzwanzigjährige Herzog Reinhard von Lothringen 1),

der wil nach grossen ern ringen,
im ist gross gwalt geschechen,
man hat im stet und burg genon;
er wolt es nit ungerochen lon,
das hat man wol gesechen.

Er stiess mit einigen elsässischen Rittern und 300 Pferden zum Heere der Schweizer, und auf dem Marsche in den Murtener Bannwald gelangt, wurde er vor Beginn der Schlacht als erster von 300 Edlen zum Ritter geschlagen. Das erste Lied von dem strit von Murten < singt von ihm 2):

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Und das grosse Murtenlied meldet 1):

Herzog Reinhart von Lutering

wolt ab sim pferd nit sitzen,
vil ritter schlug er so ze ring.

Man macht gar bald die spitzen,

die ritter für, die fůssknecht an der siten,
do fieng man an ze striten.

Als aber die Schlacht vorüber war:

Harnach do zoch man in das her,

lag dri tag da in grosser er

nach keiserlichen rechten.

von Burgund in her Karlus hus

lept herzog von Lutring im sus
mit vil der sinen knechten.

Die erste Folge der entscheidenden Niederlage bei Murten war, dass Herzog Reinhard sich wieder in den Besitz Lothringens setzte und auch seine Hauptstadt Nanzig zurückgewann. Karl der Kühne, für den jetzt alles auf dem Spiele stand, wollte Lothringen um keinen. Preis fahren lassen, und so rüstete er denn von neuem und zog vor Nanzig. Hier aber ereilte ihn sein Geschick; der Herzog, unterstützt von einer Schar Eidgenossen, brachte ihm eine neue Niederlage bei, und auf der Flucht fand Karl, wie bekannt, auf elende Weise seinen Tod. Das Volkslied berichtet darüber 2):

Nun wend wir aber heben an

das best, das ich gelernet han

und wie es ist ergangen

zů Nansen zů,

da hatends all ein verlangen.

Herzog von Lutringen, das edel blüt
er schreib den pundgenossen güt,

ja wie er wer gelegen

vor Nansen zů

mit manchem künen degen.

Der pund der gab vil lüte dar

der eidgenossen ein grosse schar

mit werhaftigen handen,

die fürt er mit im

wol in das welsche lande.

1) ib. 2, 101-102.
2) ib. 2, 105-106.

Und nach der Schlacht:

Man leit den herzogen uf ein bar,
man fürte in gen Nansen zwar,

ze tod ward er erschlagen;

herzog Reinhart

hat in zů Nansen begraben.

Ausführlicher berichtet über dieselbe Angelegenheit das Lied vom Strit von Nanse, welches beginnt 1):

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Carolus von Burgunn ward gewar,
wie der stark pund zoch dahar,
er brach sin her in sneller il
und zog gen in ein halbe mil.
Der strit vieng an als ritterlich,
kein man gesach nie desgelich....

Der strit der wert wol fünfthalb mil,
man zoch im nach in sneller il,
der graf von Lüningen so gůt,
darzů ein Franzos wolgemůt;

der graf von Bitsch 1) der nam ir war.
zwölf herren bliben an der schar ...

Do man zalt sibenzig siben jar,
am zwölften abend, das ist war,
do volendet sich der strit,
das dunket mengen menschen zit,
der von Carolus leid grosse not,
darumb in got liess slachen tot.

Sit geboren ward herr Jesus Christ,
grösser sach nie beschechen ist,
er war der vorchtsamst fürst genant,
den man in der welte vand.

Der stark pund und herzog Reinhart
hand in geleit in sneller fart.

Gar billich sol man loben dich!

uf erden lebt din nit gelich

von fürsten iez in diser zit,

der gestanden si zwen herter strit
und darzů ilt in sneller vart,
von Lotringen herzog Reinhart!

Kein man lebt nit uf erden hie,
der solichs hab gesehen nie,
dri grösser strit in einem jar
mit gotes hilf ganz offenbar,
zů Granson, Murten und Nanse;

des danken gote iemerme!

Wir kommen nunmehr zu den letzten deutschen Volksliedern, in denen die Herzöge von Lothringen eine Rolle spielen; sie betreffen die tapferen Thaten des Herzogs Anton im elsässischen Bauernkriege. Im

1) Auch in dem Lied auf die Schlacht von Dorneck (1499) wird ein Graf

von Bitsch erwähnt (ib. 2, 405):

Graf Heinrich von Fürstenberg, wol erboren,

din leben hast vor Dorneck verloren,

Der Graf von Pitsch und der her von Castelwarte.

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