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ausserordentlich viele Archivalien den öffentlichen Beständen entzogen worden. Ich erinnere nur an die wertvolle Sammlung Clouet, in welcher sich eine Reihe deutscher Kaiserurkunden vorfindet.

Aber selbst wenn die französischen Gerichte in höherer Instanz sich dieser Auffassung über die Eigentumsrechte des Staates nicht anschliessen sollten, so wird das für den schliesslichen Ausgang des Prozesses ohne Einfluss sein; denn Dufresnes Behauptung, dass die Archivalien schon vor 1790 den Kirchen- und Klosterarchiven entfremdet seien, lässt sich schlagend widerlegen.

Im Jahre 1848 hat gleichzeitig mit Dufresne der Baron de Salis die Metzer Archive durchforscht. Wie die französischen Experten festgestellt haben, ist das in der Weise geschehen, dass die einzelnen Urkunden erst die Hand Dufresnes passierten, qui ne prenait aucune note et se bornait à parcourir les cartons. Dann kamen sie an den Herrn v. Salis, der von sämtlichen Urkunden mehr oder weniger genaue Notizen in sein Notizbuch eintrug. Dufresne hatte im Arbeitszimmer einen Platz am Stehpulte, sodass seine Manipulationen weder vom Archivar noch vom Baron de Salis gesehen werden konnten. So hat zwar Salis im allgemeinen nur diejenigen Urkunden aufzeichnen können, die Dufresnes Händen entgangen waren; eine Reihe von Diplomen hat aber der Präfekturrat doch noch nachträglich an sich genommen, nachdem sie sein Gefährte registrirt hatte. Das Notizbuch des Herrn v. Salis war in Prosts Besitz gekommen und nach dessen Tode ist es mit dem gesamten übrigen Nachlass an die Nationalbibliothek in Paris übergegangen.

Die Experten haben dieses Heft jetzt einsehen können, und wenn sie auch bei der grossen Fülle der Regesten nicht jedes mit dem Verzeichnis der beschlagnahmten Urkunden verglichen haben, so genügt es jedenfalls, dass die Untersuchung für eine Reihe der wichtigsten Urkunden vorgenommen ist.

Seite 25 des Notizbuches steht:

>Confirmation de l'église de Saint-Thiébaut; grande et belle pièce avec plomb. Victor ep. serv. serv. Dei . . . avec rota et signat. Dat. Metis..... 6 kal. nov. indic. II inc. Dom. ao. 1163 pontif. vero domini Victoris pp. IV a° 4.<

Diese Urkunde befindet sich heute unter den bei dem Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Stücken.

Seite 47 des Notizbuches:

>> Folmarus Dei grâ comes de Castel dilecto fratri Isembaldo abbati Gorz.... audivi quod Becelinus de Asinantia pro tribus carratis vini

quae in curia vestra de monte Ruronis per sing. annos injuste exigit sententiam anathematis incurrerit. ... testes: Henricus Tullensis eps. Henricus comes de Salmes... avec un sceau plaqué en cire pareille à une terre d'un brun rouge, équestre et circulaire de six centimètres de diamètre: Folmarus comes de Castrch ..

Diese Urkunde befindet sich heute unter den bei dem Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Stücken.

Seite 46 des Notizbuches:

>Confirmation de la donation de la dîme de 57 vignes faite à l'abbaye de Gorze par Etienne évêque de Metz: In nom. s. et ind. Tr. Ego Adalbero permissione divina Treverorum humilis minister. ... avec monogramme et grand sceau ogival en cire grise... Acta sunt hec Treveri 8 kl. decemb. a° inc. D. 1137 ind. 1 presidente sce. romane sedi domino Innocentio pp. II a ordin. ejus 9, regnante Conrado rege II, a regni ejus Io, ordin. dni Adelb. 7.

Autre original de la confirm. précédente avec monogr. et de plus souscription de la main même d'Adalbéron. Date identique, plus de sceau. < Diese beiden Urkunden befinden sich heute unter den beim Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Stücken.

Seite 28 des Notizbuches unter der Aufzählung der aus VillersBettnach herrührenden Stücke:

> Titre de 1287 avec le sceau bien conservé.«

Die Experten identifizieren diese Notiz mit der Urkunde Herzog Friedrichs III. von Lothringen von 1287 für Villers-Bettnach, die sich heute unter den beim Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Stücken findet. Seite 30 des Notizbuches unter der Aufzählung der aus Ste. Glossinde stammenden Stücke:

> Bulle de Nicolas III de 1279 avec plomb.<

Die Experten identifizieren diese Notiz mit einer Bulle Nikolaus III. für Ste. Glossinde vom Jahre 1278. Zwar differiert das Jahr. Bei päpstlichen Bullen kann aber ein derartiger Irrtum sehr leicht unterlaufen, da bei der Datierung nur das Pontifikatsjahr genannt wird. Unsere Bulle ist datiert: 2 nov. apr. a pontif. 1.

Diese Bulle des Papstes Nikolaus befindet sich heute unter den beim Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Stücken.

Seite 90 des Notizbuches:

> Accord entre Pierre de Bourmont et l'abhé de Saint-Arnould, mai 1235, en français.<<

Die Experten identifizieren diese Urkunde mit einem Vergleich zwischen Pierre de Bourmont und der Abtei St. Arnulf. Derselbe ist

abgefasst in französischer Sprache, trägt jedoch das Datum 1245. Sie nehmen an, dass beim Lesen des Datums eine X übersehen worden ist.

Diese Urkunde befindet sich heute unter den beim Ehrennotar

Dufresne beschlagnahmten Stücken.

Das sind die sieben Urkundennotizen, welche die drei Sachverständigen aus dem Notizbuche des Herrn v. Salis herausgegriffen und mit Urkunden der Collection Dufresne identifiziert haben.

Doch auch für andere Stücke ist mittlerweile der Beweis erbracht, dass sie dem Bezirksarchiv thatsächlich angehört haben: So notiert v. Salis in einem Inventaire des archives de la Moselle, das er leider nicht weit geführt hat:

1148. Confirmation par le pape Eugène III (de la fondation de N. D. la Ronde). An den Rand aber hat er mit Bleistift geschrieben: » J'ai vu cet original chez M. Dufresne le 16 août 1878.<

Sodann: Après 1189: Confirmation par le donateur Henri de Salm (du patronage de la cure de Retonfait à l'église de N. D. la Ronde), original vu par moi à la préfecture en 1848 et que je n'y ai pas retrouvé en 1878. Le sceau en était magnifique.<

Und am Rande: >Cette pièce fait actuellement partie de la collection Dufresne (sic) où je l'ai vue le 16 août 1878.<

Endlich 1202: Original de l'empereur Philippe. Original vu par moi à la préfecture en 1848 et que je n'ai pas revu en 1878.<

Das Original dieses Kaiserdiploms findet sich heute unter den beim Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Urkunden.

Aber so überzeugend diese Feststellungen auch erscheinen mögen, Dufresne hat einen weiteren Einwand erhoben, mit dem man sich jedenfalls abfinden muss.

Im Jahre 1825, 1849 und 1850 wurde in Metz der Nachlass eines Grafen Emmery verkauft, der wertvolle Bücher und Manuskripte in grosser Zahl enthielt. Emmery hatte seiner Zeit in naher Verbindung mit den Verfassern der »Histoire de Metz« Tabouillot und François gestanden und vor allem die Kopien zu erwerben gewusst, deren sich die beiden Benediktiner bei Herausgabe ihrer > Preuves<< bedient hatten. 1823 war Emmery gestorben und seitdem war seine. Sammlung naturgemäss nicht mehr erweitert worden.

Auf zahlreichen Urkunden der Collection Dufresne findet sich nun von Dufresne des Aelteren Hand der Vermerk Vente Emmery«. Dahinter steht dann regelmässig der Erwerbspreis 3 fr., sept francs soixante-quinze centimes u. s. w.

Sollte es nicht möglich sein, dass die betreffenden Urkunden bereits der Comte Emmery erworben und dass Dufresne Vater diese Stücke in gutem Glauben und für sein gutes Geld an sich gebracht hat? Nun, die Experten sind dieser Frage nachgegangen und sie geben uns Aufschlüsse, die geradezu schmachvoll für das Andenken Dufresnes sind. Man wird angesichts dieser Enthüllungen nur schwer begreifen können, wie der Ehrennotar Dufresne nur noch einen Augenblick zaudern kann, die gestohlenen Dokumente sofort ihrem rechtmässigen Besitzer zurückzugeben.

Zunächst haben die Experten die Auktionskataloge, die beim Verkauf des Emmeryschen Nachlasses aufgestellt worden sind, durchgeprüft und dabei hat sich ergeben, dass nicht eines der von Dufresne mit Ursprungszeugnis versehenen Stücke in den Katalogen aufgeführt war. Doch wir müssen korrekt sein. Ein Stück findet sich allerdings im Kataloge erwähnt, es ist dies die Bulle Leos IX. von 1049 für das Arnulfskloster. Und wirklich steht auch auf dem Originalexemplar der Collection Dufresne »Vente Emmery 9 fr.« Aber leider ist der Auktionskatalog zu korrekt, als dass sich auf Grund desselben die Identifizierung der beiden Stücke ermöglichen liesse. Was der Katalog angiebt, ist eine Kopie dieser Bulle von der Hand des Benediktiners François und sie ist mit 71 andern Kopien für 28 fr. verkauft worden.

Die schweren Bedenken, die mit dieser Feststellung gegen die Richtigkeit der Dufresneschen Ursprungszeugnisse entstehen müssen, finden ihre volle Bekräftigung durch eine Reihe anderer Urkunden mit dem typischen Vermerke vente Emmery. Unglücklicherweise hat nämlich Dufresne gerade solchen Stücken seine Notiz beigesetzt, von denen soeben nachgewiesen worden ist, dass sie der Baron v. Salis noch 1848 im Bezirksarchive gesehen hat.

So trägt die Urkunde Philipps von Schwaben den Vermerk Vente Emmery 3 fr. 50, die Urkunde des Grafen Folmar ist bezeichnet. >Vente Emmery 7 fr. 50 c., diejenige des Erzbischofs Adalbero Vente Emmery 7 fr. 75 c...

Auf Grund dieser Thatsachen wird man unbedenklich das Urteil der französischen Gelehrten unterschreiben dürfen: que ces mentions au crayon paraissent n'être que de faux certificats d'origine au moyen desquels on aurait essayé de masquer la véritable provenance des documents auquels on les ajoutait. «

Fügen wir hinzu, dass es Dufresne für gut befunden hat, gerade den wertvollsten Urkunden seiner Sammlung diese Notiz aufzusetzen. Man wird sich angesichts dieser erdrückenden Beweise ohne weiteres der Folgerung der französischen Gelehrten anschliessen dürfen,

welche erklären: que les constatations faites à propos de ces documents et notamment la preuve que certaines pièces faisant actuellement ou ayant fait partie de la collection Dufresne se trouvaient en 1848 aux archives départementales de la Moselle semblent suffisantes pour faire présumer que tous les documents de cette provenance qui nous ont été soumis ont été distraits de ce dépôt vers cette époque et que par conséquent peuvent être considérés comme faisant partie du domaine. public imprescriptible et inaliénable les documents désignés dans le présent rapport sous les

§ 2. Evêché de Metz.

§ 3. Chapitre de la cathédrale de Metz.

§ 4. Eglise collégiale de Mars-la-Tour.

§ 5. Eglise collégiale de Saint-Sauveur de Metz.

§ 6. Abbaye de Gorze.

§ 7. Abbaye de St-Vincent de Metz.

§ 8. Abbaye de St-Arnould de Metz.

$ 9. Abbaye de St-Pierremont.

§ 10. Abbaye de St-Clément de Metz.

11. Abbaye de St-Symphorien de Metz.

§ 12. Abbave de Villers-Bettnach.

§ 13. Abbaye de Bouzonville.

14. Abbaye de Ste-Glossinde de Metz.

15. Abbaye de St-Pierre-aux-Nonains de Metz.
15bis. Abbaye de Ste-Croix de Metz.

§ 16. Etablissements ecclésiastiques divers de l'ancien département
de la Moselle.<
Wolfram.

Zu dem Aufsatze über Bischof Bertram von Metz (Ib. IV, 2. H., S. 1 ff.) bemerke ich ergänzend, dass in P. Joerres, Urkundenbuch von St. Gereon, Bonn, Hanstein 1893, auf S. 20 f. eine Urkunde abgedruckt ist, in welcher Bertram unter seinem ursprünglichen Namen Bertolf, als Kanonicus von St. Gereon Zeuge ist. Die Urkunde ist zwar nicht datiert; aber wegen des Zeugen Bruno, Propst von St. Georg, kann sie nicht vor 1157 und wegen des Propstes Godefrid von St. Gereon nicht später als 1164 entstanden sein. Dr. Korth, der die Urkunde schon vorher in Zeitschr. des Berg. Geschichtsv. 20, 59 regestiert hatte, setzt dieselbe wegen der Zeugen und wegen anderer datierten Urkunden mit Recht in c. 1160. - Es könnte auffallen, dass Bertolf nicht noch einmal später als Zeuge in Urkunden von St. Gereon auftritt; dies ist aber deswegen unmöglich, weil aus der Zeit zwischen 1159 und 1178 sonst keine aus St. Gereon stammende Urkunde bekannt ist. Dr. Joerres.

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