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Kaiser Karl VI. war wie bekannt ein leidenschaftlicher Jäger. In Niederösterreich erstreckte sich sein Jagdgehege von Laxenburg aus nach Mödling, Baden, Schönau bis Neustadt und Pütten, von Ebersdorf aus an und über die Donau nach Auhof, Wolkersdorf und Stammersdorf. Im Herbst brachte er gewöhnlich einige Wochen im Schlösschen Halbthurn an der ungarischen Grenze zu. Eines seiner liebsten Jagdgehege war die Gegend von Mannswörth, die Inseln und Gelände der Donau bis Hainburg. Er blieb jedoch selten in Ebersdorf über Nacht, sondern kehrte Abends nach Wien zurück. Mittags wurde irgendwo im Freien ein Zelt aufgeschlagen, gegessen und gerastet. Auf diesen Fahrten und Ritten begleitete den Kaiser ein zahlreiches Gefolge von Hofherren und die ganze Jägerei, vom Oberstjägermeister bis zum Forst- und Rüdenknecht wurde dazu aufgeboten. Jede Jagd war ein Ereigniss fur das Landvolk, aber selten kam ein Bauer oder Bürger in die Nähe oder in ein Gespräch mit dem Kaiser. Einem Augustiner-Frater, der die Neumühle bei Mannswörth verwaltete, ist es jedoch gelungen, die Aufmerksamkeit des Kaisers auf sich zu ziehen. Wenn derselbe in der Nähe mit seinen Cavalieren rastete, kam der Frater mit Brot und Wein und bot seine Gabe als Erfrischung an. Der Kaiser sprach mit ihm, er machte ihn dann zu seinem Forstwart, liess ihn öfter nach Laxenburg oder in die Wiener Burg kommen, und fand immer Gefallen an der frischen derben Redeweise des Klosterknechtes. Dieser hiess Martin Hesch, war seines Zeichens ein Bierbrauer, stammte aus Füssen in Schwaben und hatte im Kloster der Augustiner-Eremiten auf der Landstrasse in Wien als Frater Benignus eine Zuflucht gefunden. In späteren Tagen hat er

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seine Begegnungen mit dem Kaiser aufgezeichnet und die Handschrift hat sich unter dem Titel: Origo Molendini Weissmühl dicti et familiaria colloquia nostri Fr. Benigni cum Carolo VI. Imperatore erhalten. Da wir nur wenig vom Privatleben Kaiser Karls VI. und insbesonders von seinem Verkehr mit dem Volke wissen, so schien mir die Handschrift als ein Beitrag zur Charakteristik des Kaisers der Mittheilung werth.

Von der Mühle selbst berichtet der Frater nur, dass dieselbe 1720 1723 auf dem Gemeindegrund der Mannswörther Bürger neu aufgebaut und dass 1723 für die Armen zum ersten Mal darin gemahlen wurde. Wir können hinzufügen, dass ein Herr Rascher Edler von Waisegg, Oberstproviantmeister in der Armee und k. k. Feldmarschall-Lieutenant unter Kaiser Leopold I., 1663 an der Donau bei Mannswörth zuerst die Neu- oder Weissmühle gebaut hat. Er war zugleich Ehrenritter des Maltheserordens und vermachte in seinem Testamente Grund und Mühle dem Orden. Dieser überliess sie dem Kloster der Augustiner-Eremiten auf der Landstrasse in Wien. Die Donau hat jedoch 1719 einen neuen Arm gebildet und die Mühle mit ihrem Garten in den Fluten begraben. Der Augustiner-Prior P. Georgius Runs kaufte von den Mannswörther Bürgern einen neuen Grund und liess von 1720-1723 die Neumühle mit vier Gängen neu aufbauen. Als Werkmeister verwendete er dafür den Frater Benignus, der sein Geschäft tüchtig verstanden hat, denn die Mühle und das Wohngebäude waren vortrefflich gebaut. Kaiser Joseph II. säcularisirte 1789 dieses geistliche Gut, ohne den Augustinerconvent aufzulösen und ohne den Einspruch des Staatsrathes zu achten. Neumühle kam an die k. k. Staatsgüter-Administration und wurde 1818 für 16.000 Gulden an einen Herrn Hagn verkauft, dessen Sohn sie noch besitzt. 3 Die Wohngebäude blieben un

Die

1 In der k. k. Universitätsbibliothek in Graz, Ms. N. 543, 13 Blätter in Folio. Bl. 1 enthält ein Inhaltsverzeichniss, Bl. 2 die Nachricht vom Wiederaufbau der Mühle, die anderen 11 Blätter berichten die ,familiaria colloquia mit dem Kaiser.

2 Hock-Bidermann, Gesch. des Staatsrathes 441.

3 Franz Hagn, k. k. Rittmeister a. D. Durch Vermittlung des Herrn Pfarrers von Mannswörth Jos. Wenzl, verdanke ich die Angaben über die Neumühle der gefälligen Mittheilung des Herrn Hagn.

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