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dieser Verhandlung den königlichen Schutzbrief (litteras regias) 1. Diese erste Ausfertigung war es wahrscheinlich, von welcher Benedict im October 1399 eine Abschrift besass 2. Ohne Zweifel war dieselbe von der unten folgenden zum mindesten durch die Bezugnahme auf jene oben erwähnten Schutzherren verschieden. Allem Anscheine nach benützten die abtrünnigen Cardinäle die Zurückweisung dieser letzteren, um die Uebergabe und Verkündigung dieses ersten königlichen Schutzbriefes zu verhindern.

Die hier unten folgende zweite Ausfertigung hatte, wie ich glaube, der Cardinal Gui de Malsec im Auge, als er am 30. November 1400 in Paris kurz vor seiner Rückkehr nach Avignon in öffentlicher Rede 3 sagte: 'Intellexi tamen, quod dominus rex dedit ipsi domino Benedicto salvam gardiam, quod bene factum fuit.' Diese Rede des Führers der gemässigtern Partei ist das nächste Actenstück, welches uns über den Gang der Ereignisse orientirt.

Von derselben zweiten Fassung ist auch meines Erachtens in Instructionen die Rede, welche im Sommer 1401 für eine von Benedict nach Paris zu entsendende Gesandtschaft aufgesetzt wurden. In ihnen werden die Gesandten angewiesen: 'Quare supplicent, quod vellit ordinare et mandare, quod detur sibi salva gardia, que est expedita per regem et consilium et sigillata et sibi semel fuit tradita et recuperata sub occasione monstrandi dominis cardinalibus, civibus Avinionensibus et cum promissione de restituendo [quod non fuit servatum]; et tamen debet sibi dari. Et ita expresse continetur in capitulis primis, et ita in firmacione illorum fuit sibi promissum.'

Ohne Zweifel bedeutete dieses königliche Schreiben eine empfindliche Niederlage für die vom Herzog von Berri beschützte extreme Partei des Cardinals de Thury und des Patriarchen Simon Cramaud; dies um so mehr, als es dem Herzog von Orléans gelungen war, für die Ausstellung und Unterzeichnung des Briefes die Zustimmung seines grossen Rivalen, des Herzogs von Burgund, zu gewinnen.

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3 S. Martène-Durand, Thesaurus novus anecdot. II, 1229.
S. unten S. 149, Z. 27.

Ueber die Art und Weise, in welcher der Herzog von Orléans seinen Sieg durch Verwerthung und Verwirklichung des königlichen Briefes auszubeuten suchte, kann ich mehrere neue Berichte mittheilen, welche sorgsam zusammengelegt viel neues Licht über diese bisher völlig unbekannten Vorgänge verbreiten.

Den ersten Bericht entnehme ich Curita. Derselbe blieb bisher unbeachtet, da er erst in Verbindung mit den beiden anderen seinen eigentlichen Werth erhält.

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Nachdem dieser Annalist den am 7. November 1400 erfolgten Tod des Cardinals Gaufridus (Joffre) de Boil erwähnt hat, erzählt er, an Weihnachten desselben Jahres seien der Vicomte de Rodi und ein zur Hofhaltung des Herzogs von Orléans gehöriger Ritter, Wilhelm de Laire 2, sowie der Cantor von Bayeux, Johann de Costa, Neffe des Cardinals von Auch, in Avignon eingetroffen. Mit ihnen kehrte Bonifaz Ferrer, Prior von Portaceli, von Paris zurück, wohin er von Benedict zum König, dessen Rath und dem Herzog von Orléans gesandt worden war. Jene Gesandten brachten den königlichen Schutzbrief mit. Doch hatten sie Befehl, denselben erst dann zu übergeben, wenn Benedict alle mit den französischen Gesandten vereinbarten Bedingungen erfüllt haben würde. Im folgenden April begann sodann der Bischof von Huesca, Johann de Bauphes, aus der Normandie gebürtig, im Vereine mit den Gesandten des Königs von Aragonien und des Herzogs von Orléans Verhandlungen, um Benedict mit den Cardinälen und den Bürgern von Avignon auszusöhnen.

Diese Angaben werden durch eine Stelle einer Schrift in ganz wesentlicher Weise ergänzt, welche, wie ich später ausführen werde, aller Wahrscheinlichkeit nach von Benedict selbst im Jahre 1402 verfasst wurde. Von der Nothwendigkeit der Aussöhnung der abtrünnigen Cardinäle mit ihrem Papste sprechend, legt er ersteren folgenden Einwand in den Mund:

'Sed dicent, quod dubitant offendere aliquos principes, qui sunt cum eis in ista materia colligati. Sed hoc constat notorie esse falsum. Nam illi, de quibus hoc dicunt, noviter per suos nuncios persuaserunt eis et rogaverunt, quod velint concordare cum papa per aliquas bonas 1 Anales de la corona de Aragon 1. 10, c. 73; ed. Caragoça 1585, t. II, f. 435a.

2 Vgl. Jarry 1. c. p. 202, 207, 221, 250, 296 s., 300 s., 353.

3 Etwas später von der Sendung Roberts de Bracquemont und Wilhelms de Meulhon sprechend, sagt Çurita (1. c. f. 435): 'Llevaron otra salveguarda del rey de Francia y del duque de Orliens.' Auch er unterscheidet also zwei Fassungen des Briefes.

vias tot malis et periculis fidei occurrere etc., quod eis summe gratum adveniet, et denunciaverunt eis, quod ipsi desauoarunt et desauoant omnem viam facti attemptatam contra papam, scilicet guerram factam et detencionem factam et que nunc fit. Et ut non paralogitzemur in 5 significato vocaboli, est sciendum, quod, sicut in eorum lingua avoare significat laudare, ratum habere seu eciam approbare, ita a contrario desavoare significat non laudare nec ratum habere nec approbare; ymo, ut ex forma ambaxiate apparet, videntur illa tanquam illicita improbare. Que ambaxiata fuit eis simul congregatis exposita virtute credencie ex 10 parte domini ducis Aurelianensis, fratris domini regis Francie, anno domini MCCCC primo XI die mensis februarii per religiosum et discretos viros fratrem Bonifacium, decretorum doctorem, priorem domus Porte Celi in regno Aragonie, ordinis Cartusiensis, et Iohannem Costa, legum doctorem, cantorem Baiocensis ecclesie, nuncios et ambaxiatores 15 eiusdem domini ducis; in quorum ambaxiata inter cetera continentur ad propositum in sui forma tria capitula, que sequntur:

Item ostendere eis salvam guardiam in prima figura et eos rogare et requirere de eius observacione.

Item exponere eis, quod rex et domini regales omnes desauoarunt 20 et desauoant viam facti attemptatam contra dominum nostrum papam, scilicet gueram factam [et detencionem factam] et que nunc fit de presenti.

Item exponere eis, quod domino duci esset summe placibile et scit, quod rex haberet gratum, quod ipsi vel aliqui ex eis tractarent 25 cum papa super unitate ecclesie et reciperent cum eo aliquam bonam et brevem conclusionem; et ipse toto posse suo conabitur, ut adducatur ad effectum.

Et eadem ambaxiata fuit eis reiterata per nobiles Robertum de Bracamont et Guillermum de Medulione milites.'

Der dritte Bericht findet sich in der 'Informacio seriosa' 1. Nach ihr wurde dem Herzog von Orléans, als er sich um die Erlangung des Schutzbriefes bemühte, zu verstehen gegeben, dass, falls Benedict seine Bereitwilligkeit, in gewissen Fällen abzudanken, durch ein besonderes Actenstück verbriefen würde 2, der König, die Herzöge, ja selbst die Cardinäle zufriedengestellt wären; weshalb es alsdann ein leichtes sein würde, nicht nur den Schutzbrief, sondern selbst vollen Frieden und wahre Einigkeit zu erlangen. Zur Erwirkung eines solchen Schreibens sandte in der That der Herzog Bonifaz Ferrer und

1 S. diese Zeitschr. V, 433 f.

2 Dieses Ansinnen war schon 1399 mehrmals gestellt worden; s. diese Zeitschr. VI, 307 und Martène-Durand, Amplissima collectio VII, 669.

Johann de Costa nach Avignon. Dieselben erhielten am 30. März 1401 von Benedict die ersehnte schriftliche Erklärung. Doch hatte dieses weitere Zugeständniss nicht im entferntesten die Wirkungen, welche sich der Herzog von ihm versprochen hatte.

Nur mit grösster Mühe erlangte derselbe den (zweiten) königlichen Schutzbrief, zu dessen Verwirklichung er Robert de Bracquemont und Wilhelm de Meulhon betraute.

Aus diesen Berichten ergibt sich mit voller Sicherheit, dass um die Wende von 1400 und 1401 Bonifaz Ferrer und Johann de Costa als Gesandte des Herzogs von Orléans in Avignon eintrafen. Ihnen standen vielleicht die von Çurita erwähnten Edelleute, der Vicomte de Rodi und Wilhelm de Laire, als Begleiter zur Seite. Die Hauptaufgabe dieser Gesandten war ohne Zweifel, die Verwirklichung des königlichen Schutzbriefes vom 18. November 1400 anzubahnen und somit die Sendung der Schutzherren vorzubereiten, welche der Herzog an seiner Stelle abordnen sollte.

Es war in jener Zeit bei der Geistesumnachtung des armen Königs und der Eifersucht der um die Regentschaft ringenden Herzöge zuweilen leichter, in einem günstigen Augenblick ein königliches Schreiben zu erlangen, als nachher dessen Ausführung gegen den Willen eines mächtigen Rivalen durchzusetzen. Offenbar konnte und wollte der Herzog die ihm anvertraute Bewachung Benedicts von den abtrünnigen Cardinälen und Bürgern von Avignon nicht mit Gewalt erzwingen. Er suchte vielmehr sein Ziel durch Verhandlungen, welchen allerdings eine gewisse diplomatische Pression zur Seite ging, zu erreichen.

In der Audienz am 8. Januar 1401 wurde wahrscheinlich der königliche Schutzbrief zunächst Benedict mitgetheilt und begannen mit ihm die Besprechungen. Am 9. Februar traten die Gesandten vor die Cardinäle. Ihren Instructionen gemäss legten sie ihnen den Schutzbrief vor, theilten ihnen mit, dass der König und die Prinzen die von ihnen in Scene gesetzten Feindseligkeiten gegen Benedict und dessen noch andauernde Gefangenschaft missbilligen, und ermahnten sie im Namen ihres Auftraggebers, sich mit Benedict in betreff der Hebung der Kirchenspaltung zu verständigen.

Allem Anscheine nach zeigten die Cardinäle diesen Eröffnungen gegenüber sehr wenig Entgegenkommen. Es war daher das Bestreben der Gesandten darauf gerichtet, von Benedict eine möglichst bündige und ausdrückliche Verbriefung seiner hauptsächlichsten Zugeständnisse zu erlangen. In der That wurde dieselbe am 30. März 1401 gewährt. Sie sollte das in der gemässigten Partei noch immer fortdauernde Misstrauen verscheuchen und einen Rechtstitel zur Erlangung weiterer Zugeständnisse bilden. Nach der oben mitgetheilten Stelle gewisser Instructionen war das Verhalten der Cardinäle und das Resultat der Verhandlungen mit Benedict derart, dass die Gesandten des Herzogs sich nicht für berechtigt hielten, den Schutzbrief Benedict zurückzustellen.

Bei ihrer Rückkehr nach Paris waren die Gesandten in der Lage, den Herzog über die Stimmung der Parteien in Avignon aufzuklären. Derselbe begann mit einem durch diesen Widerstand verdoppelten Eifer an der Verwirklichung der ihm übertragenen Schutzherrschaft zu arbeiten. Die sich hiermit eröffnende Periode fand mit dem dritten Schutzbrief vom 1. August 1401 ihren Abschluss.

Ich entnehme das Actenstück dem Pariser Nationalarchiv, wo es sich in einer untersiegelten Originalausfertigung findet. Es trägt die Signatur: K. 55. 10.

Karolus dei gratia Francorum universis presentes litteras inspecturis salutem. Innata regie celsitudini nostre benignitas quoscunque vi oppressos seu opprimi metuentes, potissime personas ecclesiasticas, dum ad ipsam recurrunt, pia mansuetudine consuevit suscipere com5 mendatos et eos sub protectionis sue tutela facere securitatis amenitate gaudere. Cum itaque, sicut nobis nuper Benedictus, ultimo in papam electus, asserendo significare curavit, ipse a pluribus sibi malevolis habeat verisimiliter dubitare, nobis instantissime requirens, quatinus sibi de securitatis auxilio tam pro sua quam pro sibi assistentium, fa10 miliar[i]umque et servitorum suorum et sibi obsequentium personis et eorum bonis providere dignaremur; notum igitur facimus, quod nos huiusmodi requeste dicti Benedicti benigniter annuentes, ipsum Benedictum unacum personis omnibus sibi assistentibus, cuiuscunque status, gradus aut conditionis extiterint, ipsiusque et dictarum personarum sibi 15 assistentium familiaribus, servitoribus et eis obsequentibus usque ad numerum centum personarum inermium et eorum bonis quibuscunque

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