die vormalige allgemeine Achtung für dieselben verlor sich, wie man aus den Begriffen dieser Zeit schliefsen kann. Die Sophisten schrieen, wider alles, was nicht gelehrt war, und ein geschickter Künstler war in ihren Augen wie ein Handwerker. So wurde an jungen Leuten schon der Wunsch, ein Phidias zu werden, für Niederträchtigkeit erklärt. Unter und nach dem Commodus, dem Sohne und Nachfolger Mark Aurels, näherte sich die letzte Schule der Kunst, die von Hadrian' so viel als gestiftet war, und die Kunst selbst ihrem Verfalle; ob schon noch immer einzelne schöne Werke von Künstlern zum Vorschein kamen, welche durch Nachahmung der Alten aus dem Verderbniss ihrer Zeit das Haupt erhoben. Indessen erhielt sich die Baukunst ungleich länger. Da sich die Bildhauerkunst und Mahlerey ihrem Untergange näherten, blühte noch die erstere in gewissem Mafse; und es wurden Werke in Rom aufge führt, von einer Gröfse und Pracht, welche Griechenland in seinem schönsten Zustande nicht sah. Zur Zeit, da es wenige Künstler gab, die eine erträgliche Figur zeichnen konnten, haute Caracalla die erstaunenswürdigen Bäder: wovon selbst die Trümmer noch wunderbar scheinen. Diocletian suchte mit den seinigen jene noch zu übertreffen; und man mufs gestehen, dafs jenes, was sich von ihnen erhalten hat, uns mit Erstaunen erfülle. Dieses zu begreifen, mufs man bedenken, dass die Baukunst nach Mafs und Regel arbeitet, und also weniger, als die Kunst der Zeichnung abweichen und verfallen kann. Doch bekennt Plato, dafs selbst in Griechenland ein guter Baumeister zur seltenen Erschei nung geworden." Aus diesen Verhältnissen gehet hervor, dass überhaupt alle schönen Künste, sohin auch der Gebrauch zierlich eingelegter Fufsböden, gleich unter Augusts ersten Thronfolgern, mehr oder weniger Hindernisse gefunden haben. Ungünstig dem nachherigen Wiederaufstreben waren, besonders in den Gränz - Provinzen, die kriegerischen Zeiten, welche mit den Streifereyen und Einfällen teutscher Völker über die Donau seit dem Jahre 162 unter Mark Aurel begannen. Die Römer hielten sich von nun an Vertheidigungsweise, bis das Ende des vierten Jahrhunderts mit der allgemeineu Bewegung aller barbarischen Völker aus dem Norden nach Süden hin den Verfall der Künste und Wissenschaften im ganzen Occident vollendete. Dis Mosaik erhielt sich mit der Mahler- und Schnitzkunst nur noch unter den byzantinischen Griechen, und auch da nicht mehr mit dem Charakter altgriechischer Kunstwerke. In den Occident, wo inzwischen der sogenannte gothische Geschmack', mehr und weniger rein oder verunstaltet, herrschend geworden, kehrte die mosaische Kunst erst spät, am Ende des dreyzehnten Jahrhunderts zurück, wo Apollonius ein griechischer Künstler die Marcuskirche zu Venedig mit mosaischer Arbeit schmückte, und dem Italiener Tassi hierüber Unterricht gab. So ward Italien endlich wieder, doch spät, die Pflegerinn dieser Kunst, welche wir in seinen Tempeln in hoher Vollkommenheit bewundern. Es wird nun hoffentlich entschieden seyn, dafs die schönen eingelegten Böden in den Ruinen bey Taharding, so wie die Vorrichtung mit Rohren, die mit einem Herde unter jenen Böden in Verbindung standen, keinem andern Volke als den Römern zugehören. Das gothische kurze Zeitalter hat nichts ähnliches mehr aufzuweisen, und die Regierung der agilolfingischen Herzoge in Verbindung mit den Franken ist zu weit entfernt von aller Tendenz für alte griechische oder römische Kunst-, Anstalten, als dafs sie - auch nur in Frage kommen könnte; wenigstens ermangeln alle Beweise und Anzeigen. Unter den karolingischen, Regenten Baierns war es der einzige Karlmann, König von Baiern und Italien, auf den allenfalls einige Muthmafsung hinblicken könnte, weil er das nahe Oetting vorzüglich liebgewonnnen, und selbst zu seinem Wohnsitz erwählt hatte. Allein wie sollte ihm eine, seinem Zeitalter so fremdartig gewordene, Baukunst zuzueignen seyn ? und hätte er auch, wie doch nicht, in Italien noch Künstler gefunden, welche nach altrömischem Geschmacke zu arbeiten verstanden, und sich gewöhnt hätten, wie kann man einer so kurzen und unruhigen Regierung von vier Jahren (876 — 880.) die Kultur einer entlegenen Gegend zuschreiben, die eben nicht viel einladendes hat? Karlmann brachte das Jahr 877 auf dem Feldzuge in Italien hin; im folgenden hielt er sich zwar wegen kränklichen Umständen in Baiern auf, verlor aber im dritten durch einen Schlagflufs die Sprache, und starb im Frühlinge des vierten. Die Vermuthung, es könnte bey Taharding eine königliche Villa Karlmanns bestanden haben, ist demnach von allem Grunde entblöfst. Wollte man endlich einwenden, es wäre hier keine Spur einer römischen Station zu finden das Terrain lasse keine militärische Position zu, und man würde diese Gegend im Falle einer Ansiedlung schwerlich den ungleich mehr belebten Situationen im Westen vorgezogen haben, so erwäge man nur, dafs die Römer, wie jedes fremde Volk in einem, noch mit Waldungen und Wildnissen bedeckten, unbekannten Lande thun mufste, dem Laufe der Flüsse folgten. Ansiedlungen konnten eben sowohl zwischen, als unmittelbar an militärischen Punkten statt finden, und hier insbesondere bestättiget es die Geschichte, dafs die Ufer des Alzflusses ungleich früher angebaut und bevölkert waren, als das, mehr westlich gelegene, wenig bewässerte Hügelland. Dieses war vermuthlich noch sehr vernachlässigt, da Taharding, wie im Eingange dieser Schrift gesagt worden, lange schon eine Kirche hatte, die weit umher die herrschende war, ལྟ Für alle Fälle bleibt die Ruine bey Taharding für die alte Geschichte und Geographie des Norikums merkwürdig, und um so interessanter, da sie bey dem Abgange neuerer Nachrichten, und bey der Zusammenstimmung so vieler beweisenden Umstände den Römern zugeschrieben, und in die ersten zwey Jahrhunderte, wenigstens ins dritte, zu setzen ist. Wie hätten auch späterhin römische Edle sich können gereizt finden, in kriegerischer Zeit die üppigen Fluren und den milden Himmel Italiens mit einer so einsamen Gegend unter einem rauhen Klima zu vertauschen, und sich streifenden Barbaren zu exponiren? Oder wie hätte auch ein reicher Eingebohrner, ohnehin mit den Unbilden der Zeit kämpfend, mit römischem Luxus spielen und schwelgen und römische Künstler mit grofsen Kosten beschäftigen mögen ? Ich gebe nur noch zu überlegen, ob nicht auf das alte Daseyn einer römischen Verbindungsstrafse zu schliefsen sey? Wenn die Haupt- oder Heerstrasse von Juvavia nach Augusta vindelicorum, neuern Erörterungen zu folge über Teisendorf, Seeon oder Bidenhart, Pfunzen bey Rosenheim, Helfendorf u. s. w. ihren Zug genommen hat, konnte sie durch jene Nebenstrafse füglich mit der Donau verbunden werden, wohin letztere über den kleinen Ort Dornizen, eigentlich Turnizen (Turnissa) unter Oetting am Innstrome sich mag gerichtet haben. Denn am Flusse Alz abwärts unter Hohenwart am rechten Ufer ist eine Li, nie alter Schanzen zu sehen, welche bis zum genannten Orte Dornizen an den Inn, und von da gleichfalls am rechten Ufer die ses Stromes über den Markt Märkt hinabziehen. Die gemeine Volkssage, dafs bey Taharding vor Alters eine Stadt gestanden habe, welche von Altenmark bis Oetting reichte, mag in so fern nicht ganz ohne Grund seyn, wenn man sich eben nicht eine Stadt nach heutiger Form, sondern eine Reihe ansehnlicher Landhäuser (Villae) vorstellt, welche von Gärten und Fluren unterbrochen, sich in die ganze Gegend theilten. - Die wenigen Orte oder Häuser, welche an der gegenwärtigen Vizinalstrafse von Altenmarkt und Taharding nach Oetting liegen, wo der Bauer auf diese und jene Höhen, welche Burgen sollen getragen haben, hinweiset, diese kleinen Orte sind sehr alt, oder an die Stellen sehr alter Orte getreten. Immer war dieses Revier in der Vorzeit sehr bedeutend, und wichtiger als gegenwärtig. |