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DIE BIBLIOTHEK

DES

CHORHERRNSTIFTES ST. FLORIAN.

GESCHICHTE UND BESCHREIBUNG.

VON

ALBIN CZERNY

REGULIRTEM CHORHERRN VON ST. FLORIAN UND BIBLIOTHEKAR.

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Vorrede.

Der Ursprung, das Anwachsen, der gegenwärtige Bestand

eines Bücherschatzes, der ohne alle Frage im Lande Oberösterreich nur einen seines Gleichen hat, ist der Zweck der folgenden Zeilen. Was ein Zeitraum von 800 Jahren an geistigen Bildungsmitteln gesammelt, unter mancherlei Schicksalen bewahrt und dem Wissbegierigen im Lande zur freien Benützung geboten hat und noch immer bietet, soll in geschichtlicher Entwicklung und summarischer Beschreibung dargelegt werden.

Es ist nicht nur für den Bücherliebhaber, sondern für den Vaterlandsfreund überhaupt von Werth, zu wissen, was sein Land an Kostbarkeiten und Schätzen birgt. Zu diesen Schätzen gehört aber nicht zum Wenigsten eine ansehnliche, wohl bestellte Bibliothek, welche mit der Literaturgeschichte im Allgemeinen und mit der des Landes insbesondere gleichen Schritt gehalten hat. Sie wird, wenn sie ihren Ursprung bis ins graue Alterthum verfolgen kann, einerseits zum geistigen Bande, welches die Gegenwart an die Vergangenheit knüpft und das Wissen des Volkes von sich selbst erhält; andererseits für den Gelehrten ein reiches Arsenal, aus welchem er sich fortwährend die Mittel für die geistige Fortentwickelung beschafft. Ihr Bestand erklärt uns, was sie im Laufe der Jahrhunderte gleich einem Magnet aus allen Zweigen der Literatur und aus aller Herren Länder anzuziehen für gut befand, wie nicht minder, welche Bücher einst durch dieses Land wanderten und welche Kenntnisse im Umlauf waren. Wie sich das Grosse stets im Kleinen spiegelt, wird ihre Geschichte lehren, welche Cultur oder geschichtlichen Momente hindernd und fördernd auf ihr Gedeihen eingewirkt haben und von da aus

werden manche Streiflichter auf die Geschichte ähnlicher Anstalten und auf die Culturgeschichte des Landes im Ganzen fallen.

Es wurde im Verlaufe der Arbeit das gesammte Bücherund Schreiberwesen Deutsch-Oesterreichs während des Mittelalters in die Darstellung gezogen, weil diese Theile bisher wenig und unzusammenhängend in vaterländischen culturhistorischen Schriften behandelt wurden und die Bibliotheksgeschichte selbst auf dieser breiten Unterlage ein allgemeineres Interesse gewinnt. Vielleicht haben wir damit ein paar Bausteine für die Culturgeschichte Oesterreichs geliefert, für welche unermesslich reiches und schönes Material in den Urkundenbüchern, Chroniken, der heimischen altdeutschen Literatur, in Gesetzen und Predigten ungehoben liegt. Hier wären zerstreute Züge zu sammeln und in einer Reihe von Bildern zu vereinigen. Nur so können wir inne werden, was wir einst gewesen sind.

In der Beschreibung einer Bibliothek hat es noch Niemand Allen recht gemacht. Es kam mir vorzüglich darauf an, das was den Bibliothekar, der an grosse werthvolle Sammlungen gewöhnt ist, am meisten interessirt, die Verbindung des gegebenen Raumes mit der von der Fachordnung geforderten Eintheilung der Bücher, eingehend darzustellen. Bei der Angabe der vorzüglichen Werke wurde natürlich Vieles erwähnt, was sich in jeder grossen Bibliothek findet; aber es sollte damit dem ferner Stehenden eine Vorstellung von der Kloster bibliothek, speciell von der unseres Hauses gegeben, Vorstände kleinerer Bibliotheken vielleicht auf manche Lücken aufmerksam gemacht werden. Bei der Aufführung des Seltenen und Merkwürdigen war es durchaus nicht auf eine erschöpfende Aufzählung, sondern nur auf eine gelegentliche Erwähnung, wie sie sich auch sonst beim Besuche einer Bibliothek ergibt, abgesehen. Es wäre allerdings bei einer scharfen Durchmusterung der Schränke noch Manches aus ihnen herauszuholen gewesen, was das eine oder andere angeführte Werk an Seltenheit übertrifft.

St. Florian am 2. März des Jahres 1874.

Der Verfasser.

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